Live-Druck auf der Formnext 2023: ELEGOO stellt riesigen neuen 3D-Drucker „OrangeStorm Giga“ vor
Wir sind momentan für euch vor Ort auf der Formnext in Frankfurt am Main, einer der weltweit größten Messen für additive Fertigung rund um den 3D-Druck.
Dort haben wir ELEGOO getroffen und den Riesen-Drucker OrangeStorm Giga live in Aktion gesehen (siehe Video). Die Kickstarter-Kampagne ist ein GIGA(ntischer) Erfolg für den Hersteller, der gerade einmal noch 500 Exemplare übrig hat.
Das Aufheizen des Bettes auf 90°C dauert deshalb so lange, weil der Stromverbrauch sonst zu hoch sei. Elegoo denkt zudem über ein Addon in Form eines Einhausungs-Kits nach. Wir haben unser Interesse an einem Test bei Elegoo bekräftigt.
Wer sich schon immer einmal einen eigens kreierten Hocker oder eine Hundehütte ausdrucken wollte, der kann das bald mit dem ELEGOO OrangeStorm Giga tun. Denn dieser 3D-Drucker – ein wahrer Hype auf Kickstarter – sprengt so ziemlich alle Größendimensionen, die man von 3D-Druckern als Privatanwender sonst zuhause gewohnt ist.
- ELEGOO OrangeStorm Giga 3D-Drucker:
- bei Kickstarter ab ~1397€ (Auslieferung Juli 2024)
Inhalt
Technisches: einfach Giga
Hersteller | Modell | ELEGOO | OrangeStorm Giga |
Bauart | Cube |
Drucktechnologie | FDM (Direct Drive) |
Druckgeschwindigkeit | max. 300 mm/s (Standard 150mm/s) |
Bauraum | 800 x 800 x 1000 mm |
Druckbett | beheizbar (bis 90 Grad) |
max. Düsentemperatur | 300 Grad |
Düsendurchmesser | 0,6 mm (optional 0,4 / 0,8 / 1mm) |
Konnektivität | USB-A, RJ45, WiFi |
Features |
|
Gesamtmaß | Gewicht | 1214 x 1050 x 1377 mm | 76,5 kg |
Design: ohne Einhausung
Der ELEGOO OrangeStorm Giga ist vor allem eines: groß. Mit einem Bauraum von brachialen 800 x 800 x 1000 mm ist der auch für den industriellen Einsatz geeignete FDM 3D-Drucker mit seinen 76,5 kg (ohne bis zu zwei jeweils 5 kg Filamentspulen) einfach ein Monster.
Dabei wirkt er durch seine überwiegend in weiß gehaltenen Aluminiumprofile geradezu filigran und insbesondere mit seinem Schleppketteneinsatz sehr aufgeräumt. Hier und da sind in optischer Hinsicht orange Akzente auszumachen, etwa das Gehäuse des 7-Zoll-Touchscreens, welcher sich vom Korpus auch abnehmen lässt. Am Gerät befinden sich ein USB- und ein RJ45-Lananschluss. WiFi ist ebenfalls an Bord.
Anders als die meisten CoreXY-Systeme für den Gebrauch Zuhause handelt es sich hier um eine Cube-Ausführung mit einem fixierten Bett: Der Druckkopf übernimmt damit alle Bewegungen in X-, Y- und Z-Richtung. Für die X- und Y-Achse setzt ELEGOO Linearschinen ein, für die Z-Achse 4 Z-Spindeln.
Das Heizbett besteht dabei aus vier unabhängig voneinander nutzbaren PEI-Federstahlplatten, die simultan auf bis zu 90 °C hochgeheizt werden können. Es handelt sich also um ein 4-Zonen-Heizbett, das je nach Druckmodellgröße eine, zwei, drei oder eben 4 Zonen nutzen kann. Dies ist nicht nur vorwiegend kosten- sondern auch zeitsparend: Die vollen 90° C auf allen vier Federstahlplatten werden nämlich laut ELEGOO erst nach 17 Minuten erreicht.
Ein maximal 90°C aufheizbares Heizbett bedeutet aber auch: Hochtemperaturfilamente wie Nylon-Carbon-Varianten sind kaum druckbar, da sie erst bei Temperaturen ab ca. 100°C gut haften. Außerdem ist keine Einhausung vorhanden, die für solche Filamente eigentlich Pflicht ist. Der Druck mit ABS oder ASA wird damit auch zu einer Herausforderung.
Features: Bis zu 4 Druckköpfe
Der quaderförmige orange Giga-Sturm ist nicht nur groß, sondern für seine Größe eben auch sehr schnell: Maximal 300 mm/s gibt ELEGOO an, wobei 150 mm/s empfohlen werden. Möglich macht das neben einem Direct-Drive-Extruder (5:2 Übersetzungsverhältnis) ein 300°C-Hotend mit 0,6 mm Düse (optional 0,4 oder 0,8 oder 1 mm), welches mit einer vollautomatischen PID-Kalibrierungsfunktion für eine gleichmäßige Drucktemperatur daherkommt. Für die Kühlung setzt ELEGOO gleich auf zwei 5015 Radiallüfter und einen 4010 Axiallüfter.
Neben Filamentsensor und Powerloss-Recovery-Funktion ist natürlich auch Auto-Leveling vorhanden, dass wie beim ELEGOO Neptune 4 auch 121 Punkte auf dem Heizbett berücksichtigt. Aller Voraussicht nach handelt es sich aber nicht um ein vollautomatisches Leveling: Den Z-Offset-Wert muss man höchstwahrscheinlich weiterhin manuell bestimmen („Auxiliary Leveling“).
Unter der Haube des Großformat-Druckers werkelt ein 64bit-Prozessor im Zusammenspiel mit leisen TMC 2209 Treibern und Klipper als Firmware. Wo Klipper ist, ist auch eine softwareseitige Vibrationskompensation (Input Shaping).
Was ELEGOOS neuen Drucker aber neben seiner schieren Größe sonst hauptsächlich ausmacht, ist der Einsatz von bis zu vier gleichzeitig nutzbaren Druckköpfen auf der X-Achse, was gerade bei der Serienproduktion große Zeitvorteile bietet. Multifarben und -materialdruck ist so ebenfalls möglich. Es handelt sich hier allerdings nicht um ein IDEX-System. Die Druckköpfe können also zeitgleich, nicht unabhängig voneinander agieren. Standardmäßig wird der OrangeStorm Giga mit nur einem Druckkopf ausgeliefert.
Erste Überlegungen: Pros & Cons
Endlich einen großen Sternzerstörer drucken – klar, dass die Größe dieses Riesen-Druckers einen Pluspunkt darstellen kann. Das fixierte Heizbett unten ermöglicht zudem einen grundsätzlich niedrig gehaltenen Schwerpunkt und aktiviert sogar automatisch je nach Größe des Druckobjektes die zu beheizende Druckbettzone.
Die Serienproduktion durch insgesamt 4 Druckköpfe auf der X-Achse ist ein weiterer Pluspunkt des Druckers. Allerdings ist standardmäßig nur ein Druckkopf dabei. Jeder weitere Druckkopf schlägt mit umgerechnet ca. 47€ zu Buche. Inwieweit Multi-Color-Printing abseits der Vervielfältigung eines Modells (in einer dann anderen Farbe) möglich ist, bleibt abzuwarten.
Den Hauptkritikpunkt bei diesem Drucker sehe ich in der fehlenden Einhausung. Denn sollte die Umgebungstemperatur nicht ideal und darüber hinaus auch noch schwankend sein, können bei großen Druckmodellen selbst bei PLA Probleme auftreten. Ein solches Monster stellt man sich in der Regel eben nicht ins Wohnzimmer, sondern in den Keller, die Garage, etc. Dort herrschen oftmals nicht unbedingt ideale Druckbedingungen.
Ich zweifele dabei nicht an der Zuverlässigkeit des Druckers an sich, sondern weiß aus Erfahrung: Je länger ein Druck dauert – und bei diesem Bauraum sprechen wir hier unter Umständen von etlichen Stunden – desto mehr Probleme können auftreten. Hier wäre eine (optional erhältliche) Kamera sinnvoll, die via KI Druckfehler erkennen kann und damit Zeit und Material bei Fehldrucken spart.
Die fehlende Einhausung macht das Drucken von ABS oder ASA auch mühselig (Warping, Layer Cracks etc.). Die Nutzung von Hochtemperaturfilament bleibt ebenso außen vor – zumal 90°C Heizbetttemperatur dafür kaum ausreichend sind. Die 17 Minuten Aufheizzeit, bis alle 4 Federstahlplatten 90 Grad erreicht haben, sind mir auch ein wenig zu lang.
Einschätzung: Size matters?
Ohne Frage: Der Wunsch nach größeren CoreXY-Druckern für den Privatgebrauch ist spätestens durch das Erscheinen des Bambu Lab A1 Minis nochmal deutlich geworden. ELEGOO erschließt mit dem OrangeStorm Giga also sicherlich eine recht gefragte Nische. Darauf lässt auch die sehr erfolgreiche Kickstarter-Kampagne zum Großformat-Drucker schließen, bei der sämtliche Early-Bird-Angebote in Windeseile ausverkauft waren. Für die Serienproduktion abseits von ABS, Nylon-Carbon & Co. in möglichst warmen, gleichmäßig temperierten Räumen ist der ELEGOO OrangeStorm Giga sicherlich sehr interessant, zumal er preis-leistungstechnisch allemale unschlagbar ist. Was meint ihr zum OrangeStorm Giga? Sollen wir uns um ein Testexemplar bemühen?
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