Das zusätzliche Auge im Straßenverkehr: 70Mai Pro Plus+ Dashcam
Wenn „Pro“ nicht mehr ausreicht, kommt „Plus“ hinzu. Der Dashcam-Hersteller 70Mai setzt dem ganzen mit der 70Mai Pro Plus+ aber noch einmal die Krone auf. Können wir der Dashcam auch in diesem Hands-On die Krone aufsetzen?
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Inhalt
Technisches: 2,5K & ADAS
Hersteller | Modell | 70Mai | Pro Plus+ A500S-1 |
Auflösung | 2,5 K, 2592 x 1944 Pixel |
Sensor | Sony IMX335 mit F1.8 Blende |
Sichtfeld | 140° |
Display | 2 Zoll IPS |
Akku | 500 mAh |
Dualchannel-Recording | ja, falls RC06 Pro Heckkamera installiert |
Features | Loop-Recording, Night Owl Vision, ADAS (Advanced Driver-Assistance Systems), 3D DNR (3D Dynamic Noise Reduction), WDR (Wide Dynamic Range), GPS, Appanbindung, Timelapse, G-Sensor für 24H Parküberwachung (optionales Kabel für Auto-Dauerplus notwendig) |
Rechtliches: erlaubt, aber nur anlassbezogen
Laut ADAC ist der Gebrauch von Dashcams in Deutschland prinzipiell erlaubt, wenngleich ihr Einsatz umstritten bleibt. Das liegt an den strengen Regeln zum Datenschutz. Denn in Deutschland ist ein Filmen von Personen ohne deren Einwilligung nicht erlaubt. Aufnahmen von Personen oder deren Autokennzeichen dürfen zudem nicht ungefragt ins Netz gestellt oder allgemein verbreitet werden. Soll heißen: Wollt ihr bei der Polizei mit euren gemachten Aufnahmen einen Verkehrssünder überführen, kann euch dafür ein Bußgeld aufgebrummt werden.
Auf der sicheren Seite seid ihr, wenn ihr nur anlassbezogen filmt, beispielsweise im Kontext eines Unfalls. Dashcams haben dafür spezielle Modi, mit denen nicht nur das Ereignis an sich, sondern auch die Zeit unmittelbar davor und danach aufgezeichnet wird. Erlaubt ist der Videoeinsatz dann nämlich auch, weil es einem berechtigten Interesse für ein konkret festgelegtes Ziel dient.
Problematisch bleibt der Dashcam-Einsatz aber nicht nur, wenn ihr anlassbezogen Clips aufnehmt, sondern insbesondere dann, wenn ihr permanent filmt („Loop-Recording“). Denn dies stellt einen Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dar. Grund: Während des Fahrens kann der Halter einer Dashcam im Straßenverkehr seinen Informationspflichten gegenüber den Gefilmten nicht nachkommen. Mal eben „runterkurbeln und rüberschreien“ geht nicht.
Trotzdem sind Dashcamaufnahmen in diversen Verfahren als Beweismittel zugelassen worden – selbst dann, wenn dabei dauerhaft gefilmt wurde. Hier nimmt dann das Gericht im Einzelfall immer eine Interessens- und Güterabwägung vor. Eine einheitliche Regelung bleibt der Gesetzgeber aber bis heute schuldig.
Design: zweckdienlich
Die 70Mai Pro Plus+ gefällt mir recht gut. Für meinen Geschmack könnte sie zwar in der Tiefe etwas schlanker ausfallen, aber insgesamt ergibt sich ein recht stimmiges Gesamtbild aus hochwertigem Kunststoff. Nicht ganz so hochwertig wirkt das ebenfalls mitgelieferte Heckkamera-Modul.
Der Dashcam-Körper ist schwarz, das vertikal drehbare Objektiv silbern. An dessen linker, zum Fahrenden gewandten Seite ist eine kleine Status-LED integriert. Leuchtet sie grün, nimmt die Kamera auf, ist sie blau, befindet sich die 70Mai Pro Plus+ entweder im Standby oder im Firmwareupdate-Modus. Ist ein rotes Indikatorlicht zu sehen, zeigt dies einen Fehler an.
Mit vier Tasten unterhalb des 2 Zoll IPS Screens navigiert man durch das sehr einfach gehaltene Menü. Möchte man unabhängig vom in den Einstellungen konfigurierbaren Screensaver den Bildschirm verdunkeln, tut man das über die breite Taste unterhalb der vier Menütasten. Diese bereite Taste ist durch längeres Drücken dann auch zum Ein- und Ausschalten der Dashcam zuständig.
Auf der rechten Seite finden wir einen (Old School) Mikro-USB Anschluss zur Stromversorgung (5V, 2A), darunter den AV-In Port für die Rückfahrkamera und schließlich den MicroSD-Slot.
Features: alles dabei?
70Mai spendiert der Pro Plus+ (ich „liebe“ diese Produktbezeichnung einfach) einen Sony IMX335 Sensor mit F1.8 Blende. Traditionell bei Dashcams fällt der Akku nicht übermäßig aus: 500 mAh stehen hier zu Buche.
2,5 K Aufnahmen (2592 x 1944 Pixel) mit 30 fps sollen nicht nur tagsüber dank 3D DNR (3D Dynamic Noise Reduction) und WDR (Wide Dynamic Range) gut aussehen, sondern dank Night Owl Vision auch nachts kristallklar sein. Ein 140° Sichtfeld deckt das Geschehen vor und um die Motorhaube herum gut ab.
Übliche Funktionen wie Loop-Recording (also das Aufzeichnen kleiner Clips und Überschreiben beim Erreichen des Speicherlimits) oder Timelapse-Aufnahmen sind an Bord. Weniger üblich ist die Integration von ADAS (Advanced Driver-Assistance Systems). Hier übernimmt die Dashcam Funktionen moderner Autos, nämlich akustische Signale beim Übertreten der Fahrbahnmarkierung (Lane Assist) oder beim zu dichten Auffahren auf das Auto vor einem (Abstandskontrolle).
Dank GPS ist die Ortung bei einem Unfall ein Klacks und die zurückgelegte Strecke kann in der 70Mai App bei Bedarf gespeichert werden. Apropos App: Die lässt sich via Wifi mit der Dashcam verbinden und bietet im Wesentlichen dieselben Funktionen, wie auch auf dem Gerät selber, in erster Linie aber die Ansicht von Aufnahmen.
Falls ihr ein separat zu kaufendes Kabel erwerbt, dann kommt ihr dank des eingebauten G-Sensors auch in den Genuss einer 24/7 Parküberwachung. Rüttelt es in eurer Abwesenheit also an eurem Auto, dann zeichnet die 70Mai Dashcam auf. Das ganze hat aber einen Haken: Die Kamera braucht dafür Zugang zum Dauerplus eures Wagens, an dessen Elektronik ihr dafür müsst.
Praxistest: nur angetestet!
Gleich vorweg: Dieser Test ist ein Hands-On. Ich habe die ebenfalls mitgelieferte Heckkamera nicht installiert. Zum einen, weil ich sie dafür an meinen Stoffhimmel hinten im Passat kleben müsste (irgendwie eine permanente Sache); zum anderen, weil ich auf der Fahrt zu meinen Eltern zwei mehr als ungeduldige kleine Passagiere hinten im Auto hatte (zumindest die Väter unter euch werden mich hoffentlich verstehen).
Lieferumfang: mit Rearkamera, ohne Kabel zur Parküberwachung
Der Karton bringt mit den kupferfarbenen Akzenten auf schwarzem Hintergrund schon einige kleine Eyecatcher. Beim Auspacken sieht alles schick und hochwertig aus: Ein Umschlag mit Gebrauchsanweisungen für Haupt- und Heckkamera sowie elektrostatische Sticker zur Anbringung an den jeweiligen Bestimmungsort (Frontscheibe, Dachhimmel hinten).
Darunter kommt Hauptfach Nummer 1 mit Haupt- und Heckkamera (mit klebbarem Halteadapter) zum Vorschein. In Hauptfach Nr. 2 sind dann ein KFZ-Autoadapter mit 2 USB-A Ports vorhanden sowie zwei Kabel. Das erste Kabel ist ein Mikro-USB-Stromkabel für die Dashcam, das zweite dann eines für die Heckkamera. Was ich hier ungewöhnlich finde: Verglichen mit anderen Kabeln für Heckkameras wirkt dieses hier recht kurz. Bei größeren Autos könnte das Verlegen hier knapp werden.
Montage: Easy
Ich platziere also den Sticker für die Dashcam links direkt neben dem mittigen Rückspiegel und installiere dort den Halteadapter samt Dashcam, welche ich vorher mit dem Micro-USB-Kabel verbunden habe.
Letzteres stecke ich in den KFZ-Autoadapter (USB-A). Beim Einstecken des Adapters fällt mir auf: Er ist nicht nur schön kompakt, sondern sitzt auch fest, eigentlich sogar fast schon zu fest.
Sobald ich nun meinen Wagen starte, geht die Dashcam an und begrüßt mich mit einer Startmelodie. Beim Abstellen des Wagens schaltet sie sich automatisch aus und quittiert das ebenfalls mit einer Melodie. Diese Musikbespaßung nervt natürlich auf Dauer, leider lässt sie sich im Menü nicht deaktivieren.
Inbetriebnahme: ebenfalls einfach
Apropos Menü: Das begrüßt mich beim ersten Einschalten mit der Sprachauswahl. Deutsch ist hier leider nicht vorhanden. Spoiler: Mit einem Firmware-Update auf die neueste Version (Stand: Januar 2024) allerdings schon!
Ich lade die 70Mai App herunter, nutze sie aber noch nicht, da die Kamera plug and play bereits mit der Aufzeichnung beginnt. Ich passe noch schnell Datums- und Uhrzeitanzeige an, sehe dann, dass „Emergency Video“ aktiviert und die Empfindlichkeit für dieses Feature auf „Hoch“ eingestellt ist. So weit so gut. Es kann also losgehen mit der Fahrt zu den Eltern.
Anlassbezogener Clip: Emergency Video
Kurz noch getankt und wenig später beim Auffahren auf die Schnellstraße gerate ich in ein tiefes Schlagloch. „Starting Emergency Video“ ertönt und ein 1:19 min Clip wird aufgezeichnet, der erfreulicherweise nicht nur die Schlagloch-Erschütterung, sondern auch genügend Zeit vor und nach dem Ereignis aufzeichnet. Das ist also genau das, was man in Deutschland gebrauchen könnte, denke ich mir.
Aber: Das Blöde an dieser Dashcam ist die Tatsache, dass sie beim Einschalten immer sofort aufzeichnet – und das durchgehend in Form kleiner Clips (Loop-Recording). Ich kann diese dauerhafte Aufnahme nicht deaktivieren. Und genau das könnte beim Einsatz in Deutschland problematisch sein, ist doch nur ein anlassbezogenes Filmen bei einem Unfall erlaubt. Andererseits: Es liegen ebenfalls Urteile vor, bei denen selbst eine dauerhafte Aufnahme vor Gericht als verwertbar eingestuft wurde. Ihr seht also: Eine Grauzone.
Aufnahme bei Tag
Grau ist auch das Stichwort für das Wetter dieser Tage. Hier kann die 70Mai Pro Plus+ sicherlich durch Wide Dynamic Range punkten. Diesen Schluss jedenfalls lässt die recht akkurat wiedergegebene Wolkenformation mit ihren vielen Grautönen auf den Videos bei Tag zu.
Überzeugen kann die Dashcam auch bei abruptem Helligkeitsänderungen, etwa beim Fahren durch einen Tunnel oder auch bei moderatem Regen. Das Bild finde ich gerade für den aufgerufenen Preis wirklich in Ordnung. Auch das 140° Sichtfeld mit Fisheye-Optik ist vollkommen ausreichend.
Aufnahme bei Dämmerung
Auch in der Abenddämmerung auf der Landstraße sind die Aufnahmen trotz nicht optimaler Witterungsverhältnisse absolut zu gebrauchen. In diesem Zusammenhang muss ich auch die Geschwindigkeits- und Positionsanzeige unten rechts lobend erwähnen. Alles funktioniert hier einwandfrei.
Aufnahme bei Nacht
Bei Nachtaufnahmen scheiden sich die (Dashcam-)Geister. Bei der 70Mai Dashcam Pro Plus+ haben wir immerhin Farbnachtsicht. Innerorts sorgt die Zusatzbeleuchtung von außen zumindest noch für ein recht großes Sichtfeld. Leider muss man hier mit großer Artefaktbildung rechnen.
Sobald es außerorts etwas schneller zur Sache geht, kommt es zu einer deutlichen Eingrenzung des Sichtfelds. Dabei wird die Artefaktbildung durch die höhere Fahrtgeschwindigkeit etwas kaschiert. Wundert euch übrigens nicht über die Spiegelung im Bild, in welcher mein Autoradio zu sehen ist. Ich habe die Kamera vor Fahrtantritt einen Ticken zu weit nach unten justiert.
App 70Mai: Das Wesentliche + Firmwareupdate
Das Koppeln der Dashcam mit der 70Mai App klappt zwar problemlos, ich finde das Prozedere aber in Zeiten von schnellem QR-Code Pairing etwas umständlich: Zuerst muss ich auf dem Gerät selbst einen Wifi-Hotspot aktivieren, mit dem ich dann mein Smartphone verbinden kann. Daraufhin kann ich in der App die Dashcam hinzufügen und mich mit ihr verbinden.
Die App gefällt mir ansonsten recht gut. Sie ist übersichtlich aufgebaut und bietet nach der Verbindung zur Dashcam im Wesentlichen zwei Funktionen: Das Ansehen aufgenommener Fotos sowie Videos inklusive Emergency-Clips. Hinzu kann ich alle Einstellungen, die auch via Dashcam selbst einstellbar sind, auch via App vornehmen.
Für das Firmwareupdate jedoch brauche ich zwingend die App. Und dieses Firmwareupdate auf Version 1.4.26ww ist wirklich sinnvoll: Denn damit gibt es nun auch Deutsch als Systemsprache. An Funktionen kommt hier aber leider sonst nichts dazu.
Fazit: gut, aber nicht gut genug?
In einem anderen Land außer der Datenschutzhochburg Deutschland würde ich die 70Mai Pro Plus+ für ihre Ausstattung mit Heckkamera und ihren Funktionsumfang für gut befinden – gut wohlgemerkt, nicht sehr gut. Denn dafür müsste sie nachts für mein Empfinden noch bessere Aufnahmen liefern.
Mehr Sorgen als die Nachtaufnahmen bereitet mir aber die Tatsache, dass ich in den sparsam gehaltenen Einstellungen die Daueraufnahme der Dashcam nicht deaktivieren kann, dabei hätte sie doch mit dem Notfall-Video-Modus genau die anlassbezogene temporäre Aufnahme, die in Deutschland erlaubt ist! Wie seht ihr das Ganze? Und welche Dashcam habt ihr im Einsatz? Gerne her mit euren Empfehlungen!
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