8BitDo Mod Kit macht den alten N64 Controller zum Gamepad für die Switch
Als Fan der N64 habe ich das 8Bitdo-Kit natürlich bestellen müssen. Der Umbau ist eine Reise in der Vergangenheit. Eine Zusammenfassung des Aufbaus und ein Fazit zum 8Bitdo Mod Kit gibt es weiter unten im Artikel.
8Bitdo veröffentlicht ein Kit, mit dem ihr eure alten N64-Controller mit modernen Joysticks zu Gamepads für die Nintendo Switch umrüsten könnt. Zusätzlich gibt es ein Rumble Pack, das eine Vibrationsfunktion ermöglicht. Mehr Retro-Feeling als das geht eigentlich nicht.
- Mod Kit für den N64-Controller
- Mod Kit für SNES
- Mod Kit für PS1
Inhalt
Der N64-Controller – Was hat sich Nintendo da nur gedacht?
Der Controller des N64 besaß ein wirklich fragwürdiges, aber auch einzigartiges Design mit seinen drei Griffen. Damit zu spielen war immer etwas seltsam, und der linke Griff mit Steuerkreuz wurde so gut wie nie genutzt. Was man am häufigsten hört, wenn Spieler von dem Controller erzählen, sind die irgendwann sehr ausgeleierten Joysticks und die Brandblasen an den Handflächen vom Rotieren der Sticks beim Mario Party Spielen. Gerade deswegen hat das Design aber einen gewissen Kultstatus erlangt. (Und Nintendo hat es in Sachen ausgefallenes Controller-Design später mit der Wii ja noch weiter auf die Spitze getrieben.)
Wer noch einen oder mehrere der Controller irgendwo in einer Kiste liegen hat, der kann diese aber jetzt zu Controller für die Switch umfunktionieren. 8Bitdo hat dafür ein Kit herausgebracht, das man selbstständig in das Gehäuse des Gamepads einbauen muss. Die Tasten des Controllers werden weiter verwendet, nur die Platine im Inneren wird ausgetauscht. Optional kann das Kit mit einem Hall-Joystick bestellt werden. Das dürfte die vernünftigere Variante sein, denn zumindest bei meinen N64 Controller sind alle Sticks in keinem brauchbaren Zustand mehr.
Zum Kit gehört auch ein „Rumble Pack“, das wie damals beim N64 unten in den Controller gesteckt wurde. Damals teilte sich das Rumble Pack noch den Slot mit dem Memory Pack, sodass man stets wählen musste, ob man extra Speicherplätze oder die Vibrationsfunktion nutzen wollte. Hier befindet sich nun ebenfalls ein Akku im Rumble Pack, der über einen USB-C-Anschluss aufgeladen wird. Damit lässt sich der Controller auch kabellos nutzen.
Ich muss sagen, die Idee gefällt mir unglaublich gut. Braucht man das? Nein, auf gar keinen Fall. Der N64-Controller entspricht längst nicht mehr den Ansprüchen, die man an moderne Gamepads hat, von der Ergonomie bis hin zur Verarbeitung – vom Design mal ganz abgesehen. Und Controller, die an das Design angelehnt sind und auch mit der Switch oder am PC funktionieren, gibt es längst. Aber einfach aus Nostalgie-Gründen fühlt es sich schon nach etwas Besonderem an, mit den Controllern von damals spielen zu können. Das N64 war 1997 meine erste Konsole und hat einen besonderen Platz in meiner Erinnerung. Das Kit habe ich daher selbst bestellt und ausprobiert.
Umbau des N64-Controllers – Der Test
Bestellt habe ich das Kit direkt bei 8Bitdo in deren Online-Store für rund 45€ inklusive Versand. Es dauerte nach der Bestellung etwa zwei Wochen, bis das Paket aus China dann bei mir war. Bei einer normalen Bestellung ohne Express-Versand oder ähnliches durchaus normal. Im Versandkarton findet man dann eine schlichte, braune 8Bitdo-Verpackung.
In der Box liegen dann die verschiedenen Komponenten für den Umbau. Das ist einmal die neue Platine, der Joystick und das „Rumble Pack“, das später unten in den Controller gesteckt wird. Dazu gibt es ein USB-C-Kabel, eine Anleitung und einen kleinen Schraubenzieher.
Mehr Vorbereitung bedarf es nicht, man kann direkt loslegen. Ich habe meine alte N64-Konsole aus dem Keller geholt und dabei neben ein paar Spieleklassikern wie Super Mario 64 und der beiden hervorragenden N64-Zeldas auch drei Controller gefunden. Alle drei Controller (es waren mal vier) haben extrem abgenutzte Joysticks, die wackeln, sobald man das Gamepad bewegt. Jahrelanges Mario-Party-Spielen hat der Hardware zugesetzt. Ich habe mich dann für den grünen Controller für den Umbau entschieden.
Folgt man den Anweisungen der Anleitung, dann geht der Umbau relativ unkompliziert vonstatten. Der Controller ist mit 9 einfachen Kreuzschlitz-Schrauben montiert, die man mit dem beiliegenden Schraubenzieher lösen kann. Dann kann man das Gehäuse einfach öffnen und das Innenleben freilegen. Der Stick ist nochmals mit drei Schrauben befestigt, die Platine kann man aber einfach herausnehmen. Die einzigen Teile, die man weiterverwendet, sind (abgesehen von den Tasten selbst natürlich) die Silikon-Aufsätze, die unter den Schultertasten und dem Z-Trigger Platz finden.
Nun muss man nicht mehr machen, als die neue 8Bitdo-Platine einzusetzen und den neuen Control-Stick festzuschrauben. Der Stick muss außerdem angeschlossen werden, dabei handelt es sich aber um einen einzelnen Stecker. Ein kleiner Silikon-Plug verschließt die Stelle, an der vorher das Kabel aus dem Controller führte. Achtet beim Zusammensetzen darauf, dass die Tasten alle in Position sitzen (besonders an den Schultertasten), dann könnt ihr das Gehäuse einfach wieder verschließen und die Schrauben festziehen.
Anschließend wird das Rumble Pack unten in den Controller gesteckt – genau so, wie damals das Rumble Pack des N64. Hier befinden sich neben dem Anschluss zum Aufladen des Akkus auch einige der Tasten, die man sonst auf den 8Bitdo-Controllern findet. Ein Schalter auf der Unterseite regelt, ob der Controller mit der Switch oder einem Android-Gerät gekoppelt werden soll.
Der Umbau ist damit schon abgeschlossen. Selbst, wenn man sehr vorsichtig vorgeht (weil man z.B. unsicher ist oder einfach kein ruhiges Händchen für sowas hat) dauert alles nicht länger als 20-30 Minuten. Das ist schon großzügig geschätzt; wer weiß, was er tut, ist hier in unter 5 Minuten fertig. Die Anleitung zeigt jeden Schritt mit einem kleinen Bild und englischem Text.
Dann kann man den Controller auch direkt nutzen. Auf der Switch wird er sogar als N64-Controller erkannt (es gab mal einen offiziell von Nintendo für die Switch). Das Koppeln klappt auf Anhieb und je nach Spiel kann man dann sofort loszocken. Alle Titel werden nicht unterstützt, dafür fehlen dem Gamepad dann doch ein paar Tasten im Vergleich zum Pro Controller.
Die Bedienung funktioniert dann sogar sehr gut. Der Stick ist eine krasse Verbesserung gegenüber dem N64-Stick und auf einem Level mit modernen Controllern. Es handelt sich immerhin um einen magnetischen Stick mit Hall-Sensoren. Die Tasten reagieren ebenfalls gut, hier erkenne ich keinen großen Unterschied zur Bedienung vor dem Umbau. Einzige Einschränkung: Die rechte Schultertaste bewegt sich nicht wirklich. Zwar erkennt sie Eingaben korrekt, es gibt aber kaum haptisches Feedback. Ich habe den Controller extra nochmal geöffnet und versucht das zu fixen, bisher aber ohne Erfolg.
Alternativen
8Bitdo bietet bereits ähnliche DIY-Sets auch für andere alte Controller an, etwa den der Playstation 1 oder des Super Nintendo. Die N64-Version ist aber die einzige, die auch über den optionalen neuen Joystick verfügt.
Wer die Sticks der Joy Cons der Nintendo Switch gegen magnetische Hall-Sticks tauschen möchte, der kann sich mal dieses Selbstbau-Kit anschauen, das wir bereits vor einigen Monaten ausprobiert haben.
Fazit – Nostalgie pur
Man muss dieses Kit auf zwei Arten bewerten. Einerseits stellt sich die Frage, ob es eine gute Option ist, wenn man einfach einen zusätzlichen Switch- oder Smartphone-Controller haben möchte. Dann lautet die Antwort nein. Es gibt billigere Controller, die den gleichen Zweck erfüllen und dabei besser geformt sind als das doch sehr eigenwillige N64-Modell.
Es gibt aber eine zweite Betrachtungsweise. Einerseits macht einfach der Umbau Spaß. Ich habe genug Controller und brauche keinen weiteren, trotzdem wollte ich das Kit einfach mal ausprobieren. Hinzu kommt ein Nostalgie-Faktor. Ich habe schon ein paar mal gehört, man könne ja einfach den offiziellen N64-Controller für die Switch kaufen, oder eines der vielen 3rd-Party-Produkte. Aber diese Controller hier sind nicht irgendwelche. Die Konsole auf dem Bild ist die N64, die meine Geschwister und ich 1997 zu Weihnachten geschenkt bekommen haben, als ich 10 Jahre alt war. Mit den Controllern haben wir über Jahre Mario Kart, Mario Party und Super Smash Bros. gespielt, und genau diesen Controller kann ich jetzt, 26 Jahre später, mit der Switch nutzen. Alleine die Konsole nach alle den Jahren nochmal zu sehen hat viele Erinnerungen wachgerufen. Ganz abgesehen davon, dass ich den Controller meinem Neffen zeigen kann, der schon beim Anblick der Konsole große Augen gemacht hat, da er nur seine Switch kennt, aber natürlich nicht weiß, was eine N64 ist.
Insofern lautet mein Fazit auch: Wenn ihr einen extra Switch-Controller sucht, kauf irgend einen anderen. Wenn ihr im Herzen Gamer seid und noch einen N64-Controller irgendwo auf dem Dachboden habt, dann holt euch dieses Kit.
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