Test: Anet E10 3D-Drucker (Alurahmen + Bowden-Extruder) für 219€ aus EU (Update: E12 „Kurztest“)
Wenn ihr immer über Updates & Rabatte informiert werden wollt, tretet der Anet E10 Facebook-Gruppe bei. Hier wird schon fleißig diskutiert – Unser Test + Erfahrungen nach ~10 Drucken ist da ;-).
„Wer guckt hier eigentlich bei wem ab“, waren meine ersten Gedanken. Der sehr erfolgreiche Anet A8 und der Anet A6 (mein Low-Cost-Tipp) hatten in letzter Zeit immer mehr Boden an den Creality CR-10 verloren. Die Gründe waren vielfältig: ein Bowden-Extruder für schnellere Druckgeschwindigkeiten, ein stabiler (und entsprechend Vibrationsarmer) Aluminium-Rahmen oder die größere Druckfläche sind nur drei der TOP 10 Gründe.
Mit dem E10 versucht Anet wieder Bo(w)den (bada-bum-tss) gut zu machen. Die Bauart des CR-10 wurde „komplett“ nachempfunden – inkl. ein paar Verbesserungen, aber auch ein paar (unnötigen) Abstrichen. Unser Anet E10 Erfahrungsbericht: Zwischen Frust und positiven Überraschungen.
- Anet E10 3D-Drucker: Alu-Frame & Bowden-Extruder!
- bei Amazon für 269,99€ | TomTop für 297,49€
- Druckfläche: 220 x 270 x 300 mm (Vergleich Anet A6: 220 x 220 x 250 mm / CR-10: 300 x 300 x 400 mm)
- Aluminium-Profile als Frame, aber im Gegensatz zum CR-10 Gleitlager als Führung fürs Hotbed
- Zwei Z-Achsen-Gewinde & Plastikfolie fürs Heatbed
- externes Netzteil mit Metallgehäuse
Alles Fachchinesisch? Du verstehst nur Bahnhof? Wenn dir nicht alle Begriffe im Artikel aus dem Bereich 3D-Druck klar sind und du Fragen dazu hast, schau doch mal in unser 3D-Drucker Lexikon. Dort erklären wir von A bis Z alle Begriffe rund um das spannende Thema.
Inhalt
Anet E10 Aufbau in 30 Minuten?!
Wie inzwischen alle 3D-Drucker aus China, wurde auch der Anet E10 gut verpackt. Ein robuster Karton und passgenaue Schaumstoff-Innereien schützen den 3D-Drucker gut. Da der E10 auch aus einem Aluminiumframe besteht, wird eh kein Acrylbauteil, wie selten beim A8 und A6, beim Transport brechen. Leider fielen mir beim Auspacken direkt ein paar Schrauben entgegen, die man nicht wirklich sofort verorten konnte.
Nach etwas Recherche war dann recht schnell klar: Das Heizbett ist nicht wirklich fest vormontiert, so purzeln die Schrauben durch den Karton und es gibt tatsächlich auch 1-2 Leute im WWW, die dadurch ein kaputtes Heatbed zu beklagen haben. Entweder sitzen die vormontierten Schrauben also zu locker oder viel zu fest (dazu später mehr). Allerdings wurde sich z.B. die Mühe gemacht, den kompletten Druckkopf auf der X-Achse und das Hotbed auf der Y-Achse für den Transport zu fixieren. Es geht doch eigentlich…
Während anfangs zum Release noch nicht feststand, wie viel man selbst zusammenbauen muss, ist inzwischen klar: Der Anet E10 kommt in zwei großen, vormontierten Teilen (Boden + Aufbau) zu euch. Das dritte große Teil ist das Netzteil (+ Board), welches in einem Metallgehäuse steckt. Die Kabel müssen gegen Ende des Aufbaus nur noch angesteckt werden.
Wie schon beim Anet A8 und Anet A6 legt Anet auch beim E10 eine 8GB microSD-Karte bei, mit der man direkt die ersten Drucke starten, sich aber auch die Aufbauanleitungen anschauen kann. Wie haben euch hier die wichtigsten Dateien, nach einem Virencheck, hochgeladen. Somit könnt ihr vorab schon mal reinschauen, oder nach dem Kauf jederzeit noch einmal nachschlagen:
- Schritt 1: Anet-E10-Installation-Guide.pdf (24 Seiten: Teileliste + Aufbau)
- Schritt 2: Anet-E10-Operation-Instruction-1.0.pdf (62 Seiten: Slicer-Konfiguration (Cura) + erste Tests)
- Schritt 3: Anet-E10-Print-Quality-Troubleshooting-Guid.pdf (68 Seiten: Druckverbesserungen)
Daneben liegt noch Cura (Version 14.07) bei – ich würde hingegen die aktuelle Version 2.6+ direkt bei Ultimaker.com herunterladen. Auch die passenden Cura-Einstellungen liegen bei, diese habe ich euch auf einer extra Seite hier eingebunden. Wer noch nicht mit Cura gearbeitet hat: Es ist eine solide Basis – ich habe (s.u.) jedoch meine CR-10 Konfiguration als Basis genommen.
Daneben liegen noch USB-Treiber, ein paar STLs und GCODE-Dateien (leider kein Benchy oder Calibrationcube mit passenden Slicereinstellungen) bei. Soweit so gut. Hey – dann kann der Aufbau ja beginnen!
Da der Anet E10 inzwischen mein 7. (oder 8.?!) 3D-Drucker aus China ist, war die Vorfreue groß: Statt 4-6 Stunden (wie beim Anet A8) alles zusammenzuschrauben, hier nur die vormontierten Teile verbinden. Könnte man wirklich, wie beim CR-10, in etwa 30 Minuten mit dem Aufbau fertig sein?
Long Story short: Nein. Trotz der der guten, knappen, bebilderten, englischsprachigen Bedienungsanleitung, gibt es diverse (unnötige) Stolpersteine, die den Aufbau ausbremsen. Doch der Reihe nach.
Die beigelegte Bedienungsanleitung (8 Schritte) ist völlig ausreichend. Ihr braucht nicht wie beim Anet A6 oder A8 nebenbei ein Tutorial auf YouTube schauen. Dennoch: Der CR-10 kam mit sogar nur vier Schritten aus. Was dann das eigentliche Problem beim Aufbau ist:
Z.B. sind die zwei Stepper (besser als der eine beim CR-10!) um 90 Grad verkehrt herum montiert, sodass der Stromanschluss bei den vorbeifahrenden Hotbedschrauben (könnten eh größer ausfallen) klemmen würde. Die Rahmenhalterung für die Stepper ist allerdings schon so fest vormontiert, dass man diese nicht mit den beigelegten Inbusschlüsseln lösen kann (der Schlüssel ist in 0,005 Sekunden rund).
Natürlich haben wir auch anderes Werkzeug (Vernünftiger Inbusschlüssel + Zange war die Lösung), aber es liegt somit schon mal nicht alles an Werkzeug dabei, was man braucht, bzw. brauchen könnte. Apropos: Warum wurden die Stepper bereits mit den Couplern und dem Gewinde verbunden (siehe Video)? Die Hebelwirkung ist nicht ohne – bzw. den Zusammenbau bekommt man vor Ort in einer Minute selbst hin …
Da in der Bedienungsanleitung die Stepper auch um 90 Grad verdreht eingezeichnet sind, fragt man sich schon: Anet, habt ihr die Bedienungsanleitung gemacht oder zumindest mal gegengelesen? Dennoch sie ist gut und verständlich.
Was mich beim Aufbau dann wirklich gefrustet hat: Einige Schrauben (und eine Umlenkrolle) sind verrostet. 1-2 Kreuzschlitzschraubenköpfe waren schon rund gedreht – wie kann das sein?
(Fast) Gelungen fand ich beim Aufbau die Achsen-Limits: Die Kabelenden werden einfach nur heraufgesteckt.
Besser als beim Anet A6 und A8 ist das allemal. Beim CR-10 bekommt man jedoch richtige Stecker! Zudem erkennt man auf dem Bild recht gut, dass a) ein Schraubenkopf rund ist und b) man das Kabel nicht einfach aufstecken kann … dort sitzt nämlich eine Schraube.
Als ebenfalls nicht sooo gelungen empfinde ich die X-Achsenhalterung des Druckkopfs. Diese wird mit einer Schraube + Mutter in der passenden Höhe auf dem T-Rahmen fixiert.
Anet tut sich damit vermutlich auch ein bisschen schwer – die Mutter sieht ziemlich gequält aus. Übrigens: Ein Maulschlüssel liegt auch nicht bei – dafür aber ein „Filament-Spachtel“ zum Entfernen der Filamentreste auf dem Hotbed. Ähm – OK?
Nun denn, letztlich hat der Aufbau, wegen wirklich unnötigen Gründen, dann doch 60-80 Minuten gedauert und sorgte dafür, dass dieser Artikel entsprechend kritisch klingt. Mich ärgert vor allem daran: Man hätte es einfach besser machen können – das ist wirklich verschenktes Potenzial.
Trotz alledem: der Aufbau ist dennoch einfach und verhältnismäßig schnell gemacht. Die Verarbeitungsqualität, das merkt man schon während des Aufbaus, ist gut. Nicht ausgezeichnet (siehe z.B. die 3D-ausgedruckten Halterungen), aber auch definitiv nicht mangelhaft, wie in manchen YouTube-Videos gemutmaßt wurde.
Der Rahmen ist wirklich stabil und Kleinigkeiten, wie Gummifüße (der Tronxy X3 hat Hartplastikwinkel …) oder ein Zahnriemenspanner sind toll und zeigen: Es wurde mitgedacht. Die solide Basis für einen guten 3D-Druck ist also da …
Bowden Extruder: Der neue Standard
Wir hatten es ja schon bei den anderen 3D-Drucker-Tests orakelt: Der Bowden-Extruder wird mittelfristig fast alle Direkt-Extruder im Consumer-Bereich verdrängen. Der Bowden-Extruder erlaubt einfach wesentlich schnellere Drucke und verlagert die Komplexität/Hardware auf zwei einzelne Bereiche. Mehr über die Vor- und Nachteile gibt es in unserem Extruder-Vergleich. So viel vorab: Der Extruder leistet ganze Arbeit – dazu unten mehr.
Der erste (und zweite) Druck mit dem Anet E10
Im Gegensatz zu diversen YouTubern haben wir uns mit der Wahrsagerei ein bisschen zurückgehalten. Letztlich zählt beim 3D-Drucker was? Richtig – das gedruckte Resultat. Ohne 3D-Drucker kein 3D-Druck – also auch kein vernünftiges Review.
Wir haben nach dem Zusammenbau den Stecker in die Steckdose gesteckt und … es lief. Immer wieder ein cooles Gefühl. Also noch schnell im Menü die Achsen einzeln für den kurzen Funktionstest angesteuert und festgestellt, dass ich den Stopschalter für die Y-Achse falsch angeklemmt habe. Problem gelöst und den Calibration Cube nach einem Leveln per Augenmaß(!) und eine Quick-and-Dirty Cura CR-10 Konfig zum Druck angestoßen.
Eigentlich verwende ich beim CR-10 anderes Filament, die Druckgeschwindigkeit war mit 70mm/s und einer Travel Speed mit 140mm/s (gerade für einen ersten Test/Benchmark) viel zu schnell, aber: Das Druckergebnis kann sich ohne Feintuning, ohne passende Konfig, ohne Mods sehr gut sehen lassen!
Die einzelnen Layer sind kaum zu erkennen, es gibt kaum Ghosting-Effekte, die Layer sind bündig übereinander. Wäre das nicht der Fall, sind das die ersten Anzeichen für eventuelle Vibrationen, etc. Auch die Lautstärke ist in Ordnung. Der Drucker (vor allem das Netzteil) ist leiser als der CR-10, dennoch kann man vermutlich durch einen Austausch des Fans noch einmal ein bisschen leiser drucken. Nach dem ersten Testdruck wurde noch schnell (meine ich wörtlich, dieses mal mit 75mm/s Print Speed) Benchy gedruckt.
Als kleineres Problemchen würde ich hier den Faden (s.o.) in der Tür nennen, das liegt aber def. an einer mangelhaften Konfig (Stichwort: Flow, Retraction & Travelspeed).
Mir gefällt die Gleitlagerlösung für das Hotbed, wie vermutet, auch dieses mal etwas besser als die Radlösung des CR-10. Ebenfalls finde ich die beigelegte Plastikfolie für das Heizbett (Buildtak /Loktak ähnlich) auch klasse. Es passt bündig und die Drucke sind unten glatter als bei Kreppband (nicht so glatt wie bei Glas (CR-10 hat eine Glasplatte beigelegt)). Die Haftung ist, gerade für Einsteiger, besser als auf Glas und dennoch lassen sich die Drucke einfach entfernen.
Nachtrag: Der große Bruder – der Anet E12
Inzwischen druckt er (sehr unregelmäßig) etwa fünf Monate vor sich hin – der größere Bruder Anet E12. Erst wollte ich ihm einen eigenen Artikel widmen, doch dafür sind die Unterschiede zu marginal. Diese wären:
Anet E10 | Anet E12 | |
Druckraum: | 220 x 270 x 300 mm | 300 x 300 x 400 mm |
Zwei Z-Achsen? | ja | ja |
Farbakzente: | grün | orange |
Bedienung: | 12864 LCD-Panel | 12864 LCD-Panel |
Filament: | 1,75mm Durchmesser, 0,4 mm Nozzle, Bowden-Extruder | 1,75mm Durchmesser, 0,4 mm Nozzle, Bowden-Extruder |
Ich habe auch in die Elektronikbox geschaut – es gibt weder beim Netzteil noch dem Board einen Unterschied. Auch die Stepper oder Rahmenbauteile sind die gleichen. D.h. die zwei einzigen Unterschiede sind der Druckraum und die Farbe (also Deko). Es gelten weiterhin die gleichen Kritikpunkte.
Ich denke das Orange hat man sich bewusst ausgesucht, um neben dem exakt identischen Bauraum (30 x 30 x 40 cm) auch die ähnliche Farbwahl wie der beliebte Creality3D CR-10 zu bieten. Inzwischen ist der CR-10 jedoch „nur“ 30-50€ teurer. Darf es noch eine andre Alternative sein, so würde ich den Alfawise U20 (ebenfalls 300 x 300 x 400 mm) oder den großen Bruder, den Alfawise U20, ins Rennen schicken.
Mein klares Fazit: Der Anet E12 lohnt sich für 250€ (Stand Juli 2018) nicht. Versteht mich nicht falsch, der Anet E12 ist „befriedigend“, für den Preis schon fast „gut“, aber es gibt einfach in dem Preissegment (200-250€) bessere 3D-Drucker aus China.
Fazit: Soll ich den Anet E10 kaufen?
Ehrlich gesagt hatte ich gehofft: Entweder verk*ckt es Anet mit dem E10 wirklich (was waren nicht für Unterstellungen im Raum ala „Noch schnell den Hypetrain mitnehmen„) oder Anet baut den Anet A6 Überflieger-Nachfolger. Beides ist nicht der Fall – das Fazit fällt entsprechend durchwachsen aus.
Mich ärgern wirklich die Anfängerfehler, die man definitiv hätte vermeiden können. Es ist nicht der erste 3D-Drucker von Anet, die Kollegen haben Erfahrung und so wirkt es, als ob man tatsächlich „mal schnell“ den CR-10 Hype mitnehmen will. Der Aufbau war ggf. schon fast so „frustig“, wie ein Tronxy X3 oder Tevo Tarantula Aufbau. Das hätte nicht Not getan.
Andererseits ist das Druckbild – inzwischen nach dem zehnten Druck – out-of-the-box wirklich schon sehr gut und die ersten Optimierungen im Slicer verbessern das Druckbild noch einmal. Der Tronxy X3, welcher von den Maßen, eher der entsprechende Konkurrent ist, bekommt diese Resultate nicht hin. Auch die verbaute Hardware ist, meines Erachtens, nicht auf dem E10-Level.
Somit: Kommt es dir wirklich auf den letzten Cent an, dann nimm den Anet A6 (156€) und lebe mit einem langen Aufbau (muss nicht schlecht sein), geringeren Druckgeschwindigkeiten und ein bisschen Bastelei.
Willst du eine große Druckfläche, dann an einigen Stellen doch noch einmal eine stabilere Bauweise … nimm den Creality CR-10 für 340€.
Der Anet E10 siedelt sich sowohl preislich, aber auch von den Features her genau zwischen den beiden Druckern ein. Braucht man die große CR-10 Druckfläche nicht, aber kann/will mehr als 156€ ausgeben – der Anet E10 ist eine gute Wahl!
Ich werde Tipps/Tricks, kleine Videoschnippsel und Gutscheine auch in der Anet E10 3D-Drucker (Deutsch/German) Facebook-Gruppe teilen. Mal gucken, ob die Community genau so aktiv wie beim Anet A6 und A8 wird.
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