Oukitel Y4800: 48 MP Smartphone aus der zweiten Reihe für 184€
Wir haben den Hersteller Oukitel in den letzten Jahren ehrlich gesagt etwas vernachlässigt. Nach unserem OUKITEL K10000-Trauma (Stichwort „Bootloop“) haben wir kein Gerät des Herstellers mehr getestet. Umso mehr hat uns das Oukitel Y4800 auf dem Datenblatt überrascht. Ist das ein kleines Comeback?
- Oukitel Y4800
Inhalt
Technische Daten
Oukitel Y4800 | |
Display | 6,3 Zoll 19,5:9 Full-HD+ (2340 x 1080 Pixel) LC-Display (409 PPI) |
Prozessor | MediaTek Helio P70 @2,1 GHz |
Grafikchip | ARM Mali G72 |
RAM | 6 GB |
Interner Speicher | 128 GB |
Kamera | 48 Megapixel Sensor mit ƒ/1.8 Blende + 5 Megapixel |
Frontkamera | 16 Megapixel |
Akku | 4.000 mAh |
Konnektivität | Bluetooth, Micro-USB, GPS, 3,5 mm Klinke, LTE Band 20 |
Features | Face Unlock, Fingerabdrucksensor |
Betriebssystem | Android 9, AI UI 1.0 Oberfläche |
Maße | Gewicht | 157 x 74,8 x 8,25 mm | 170 g |
Standard-Design
Ist es ein Redmi? Oder ein Lenovo? Oder ein Realme? Auf den ersten Blick ist das schwer zu sagen, das Oukitel Y4800 sieht aus wie fast jedes Smartphone dieser Preisklasse zurzeit. Das 6,3″ Display nimmt den Großteil der Vorderseite ein, das IPS LCD Panel bietet eine Full HD+ Auflösung von 2340 x 1080 Pixeln. Die daraus resultierende Pixeldichte von 409 ppi, also Pixel pro Zoll, bescheinigt uns eine durchschnittlich hohe Schärfe des Touchscreens. Tatsächlich werden Schriften & Icons sehr knackig dargestellt, dafür fällt die maximale Helligkeit des Panels sichtbar geringer aus als bei dem Realme 3 Pro von Oppo. Das ändert sich auch nicht, wenn man die Helligkeit reduziert. Im Alltag hatte ich damit aber trotzdem keine Probleme, da der Kontrast und die Farben für meinen Geschmack passen.
Etwas schade finde ich dagegen, dass die Displayeinstellungen des Betriebssystem rudimentär ausfallen. Neben der automatischen Helligkeit gibt es fast nur noch ein augenschonendes Nachtlicht. Immerhin kann man die Farbtemperatur noch leicht per Schieberegler anpassen. Der Button für das „economical backlight“ ändert gefühlt eigentlich nichts. Input Lags lassen sich bei Eingaben keine feststellen, Verzögerungen treten wenn dann nur aufgrund des Betriebssystems auf.
Über dem Display befindet sich wie bei der Konkurrenz auch eine Waterdrop-Notch, die etwas weicher ausfällt als beispielsweise bei dem Redmi Note 7. Am dicksten fällt auch hier der untere Bildschirmrand aus. Tatsächlich könnte die Frontseite so 1:1 von dem Realme 3 Pro stammen.
Die Schwierigkeiten, das Oukitel Y4800 von anderen Smartphones zu unterscheiden, sind auch auf der Rückseite gegeben. Wie bei der Konkurrenz sitzt das Dual-Kamera Modul oben links in der Ecke und schließt den LED-Blitz mit ein. Darunter ein vertikaler Schriftzug: „48 MP AI Camera“. Auf der Höhe befindet sich auch der Fingerabdrucksensor, der in dem Preissegment natürlich auf der Rückseite sitzt. Einen In-Display Sensor findet man in dem Segment eigentlich nur bei dem Xiaomi Mi A3. Die schwarze Rückseite wird optisch nur durch das unnötig große Oukitel-Logo inklusive Website an der Unterseite gestört.
Verarbeitung & Design
Im Gegensatz zur Konkurrenz ist das Y4800 mit 170 g Gesamtgewicht verhältnismäßig leicht, die Abmessungen betragen aber erwartbare 157 x 74,8 x 8,25 mm. Dafür ist das Oukitel Y4800 leider „nur“ in Schwarz erhältlich. An der Verarbeitung des Oukitel Y4800 lässt sich kaum etwas beanstanden. Die Anschlüsse an der Unterseite sind sauber gefräst, der SIM-Slot ist leichtgängig und die Druckpunkte der Tasten sind gut. Lediglich der Kamera-Bump auf der Rückseite steht soweit heraus, dass das Handy flach auf dem Tisch liegend wackelt, wenn man es so bedienen möchte. Wenn man zusätzlich etwas kritisieren möchte, dann das minimal zu große Spaltmaß am unteren Bildschirmrand zwischen Kunststoffsockel und Displaypanel.
Die Handlichkeit beziehungsweise die Ergonomie ist also insgesamt identisch mit den vergleichbaren Modellen. Der Hersteller benutzt eine abgerundete Kunststoffrückseite, die sich angenehm in der Hand anfühlt.
Moderne CPU & großer Akku
Ob ein Smartphone interessant ist, kann man oft schon mit einem Blick auf das Datenblatt einschätzen. Dass das Oukitel Y4800 bei uns Aufmerksamkeit erregt hat, liegt nicht zuletzt an dem MediaTek Helio P70 Prozessor, der auf der Platine werkelt. Die Octa-Core CPU taktet mit bis zu 2,1 GHz und kommt z.B. auch in dem UMIDIGI S3 Pro zum Einsatz und ist der zweitstärkste Prozessor aus MediaTeks P-Serie. Dazu kommen in dem Oukitel immerhin 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB interner Speicher, der aber sogar erweiterbar ist. Die ARM Mali G72 GPU kommt für grafische Anwendungen zum Einsatz.
Die Performance ist dem Preis auch definitiv gerecht. Ich hatte nicht einmal das Gefühl, dass eine App zu lange lädt oder das Multitasking zu Verzögerungen führt. Trotzdem ist zu erkennen, dass nicht das volle Potenzial der CPU augeschöpft wird. Macht man einen Speed-Test Direktvergleich mit dem Oppo Realme 3 Pro, lassen sich gerade beim Öffnen von Apps „längere“ Ladezeiten erkennen. Die liegen aber jeweils im Millisekunden-Bereich, so dass sie nur durch den Vergleich negativ auffallen. Auch das Zocken von leicht anspruchsvolleren Spielen wie Trial Extreme geht gut von der Hand. Richtige Gamer würden wohl eher zu einem Flagship greifen.
Benchmarkergebnisse
Die Benchmarkergebnisse passen insgesamt in den Gesamteindruck zu der Performance des Telefons. Mit etwas über 8000 Punkten im PCMark ist man sogar etwas über dem Durchschnitt, diese hohe Wert ist aber nicht ganz so repräsentativ für die praktische Leistung. Das bestätigt unseren Eindruck, dass das Betriebssystem zwar flüssig läuft, die mögliche Leistung aber leider leicht ausbremst.
Müssen es denn immer 48 Megapixel sein?
Die Kamera auf der Rückseite bietet die mittlerweile fast schon zum Standard gewordene 48 Megapixel Auflösung. Ob es sich dabei um den Sony IMX586 oder Samsung GM-1 handelt, möchte der Hersteller nicht beantworten, wir rechnen aber mit dem günstigeren Samsung-Sensor. Der bietet eine Blende von ƒ/1.8 Blende und bekommt einen Sekundärsensor mit einer 5 Megapixel Auflösung bereitgestellt. Bei den meisten China-Smartphones kleinerer Hersteller ist gerade die Kamera ein Schwachpunkt, so auch hier. Zum Glück ist sie aber trotzdem um ein gutes Stück besser als die „Triple-Cam“ aus dem Cubot X20 Pro.
Bei guten Lichtverhältnissen sind die Fotos sogar ziemlich scharf, in unserem Studio lässt sich aus einer Entfernung von gut 1,5 m noch die Schrift am Objektivrand gut ablesen. Auch so ist die Belichtung in Ordnung, der Weißabgleich passt, lediglich der Autofokus muss manchmal nachjustiert werden. Dabei ist das Farbprofil eher wärmer als kühler, die Hauttöne gehen ebenfalls in Ordnung.
Leider verwackeln die Fotos relativ schnell und gerade bei Bewegungen oder suboptimalen Lichtverhältnissen wird es schwierig ein scharfes, fokusiertes Foto zu schießen. Auf einen Ultraweitwinkel- oder Telemodus verzichtet Oukitel.
Auf der Vorderseite sitzt eine 16 Megapixel Kamera in der Waterdrop-Notch. Diese unterstützt netterweise auch einen Portrait-Modus, der leider nicht so gut funktioniert wie bei der Konkurrenz von Xiaomi oder Realme. Eine wirkliche Bildtiefe ist bei den Selfies nicht gegeben, auf den ersten Blick wirken die Fotos aber zumindest einigermaßen scharf. Dabei stimmt auch das Farbprofil und zum hin- und her schicken für WhatsApp reicht die Auflösung mehr als aus.
Die Kamera das Oukitel Y4800 ist definitiv in Ordnung, nicht mehr und nicht weniger. Der 48 MP Schwindel greift auch hier wieder, viel mehr kritisieren würde ich aber die Kamera-App, die mir nicht gefällt. Einstellungen sind versteckt, die Modi sind nicht klar voneinander differenziert und die Struktur etwas unübersichtlich.
Ein relativ kurzfristiger Spaß
Für die Stromversorgung sorgt ein 4.000 mAh großer Akku, der leider nur mit Micro-USB, dafür aber mit bis zu 18W schnell geladen werden kann. Das kann und sollte man kritisieren, ändert aber zumindest nicht allzu viel an der Funktionsweise. Man merkt, dass Oukitel im Bereich der Akku-Optimierung nicht sonderlich viel Zeit & Arbeit investiert hat. Auch wenn der Drain im Standby sehr gering ausfällt, sieht das bei Belastung ganz anders aus. Durch den Tag kommt man eigentlich locker, im Benchmark erreicht das Y4800 leider nur 8:30 h.
Neben dem Micro-USB Port bietet das Oukitel einen 3,5 mm Klinkenanschluss, eine OTG-Funktion und einen richtigen Dual-SIM Slot mit zusätzlicher Speichererweiterung. Ihr könnt also gleichzeitig zwei Nano-SIM-Karten und eine microSD-Karte zur Speichererweiterung nutzen. Das ist wohl eines der größten Alleinstellungsmerkmale des Y4800.
Auf NFC müssen wir in dem Oukitel Y4800 verzichten, dafür ist es mit LTE Band 20, ac WiFi, Bluetooth 4.2, GPS und FM-Radio ausgestattet. Das Y4800 hat die O2 SIM-Karte direkt erkannt, es waren keine geänderten APN-Einstellungen nötig und der LTE-Empfang war stets zufriedenstellen, genau wie die Sprachqualität.
Software mit Optimierungsbedarf
Auf dem internen Speicher hat Oukitel ein multilinguales (inkl. Deutsch) Betriebssystem. Die AI UI 1.0 basiert auf Android 9 und ist eine leicht angepasste Oberfläche, die sich hauptsächlich durch eine aufgefrischte Optik und eigene Apps unterscheidet. Dafür sind alle Google Dienste bereits vorinstalliert. Der Google Play Store ist erfreulicherweise auch offiziell zertifiziert. Das Betriebssystem läuft soweit flüssig, bietet auch einige Funktionen, ist aber zum Beispiel nicht perfekt auf Deutsch übersetzt, hin und wieder sieht man sich mit der englischen Sprache konfrontiert. Dazu hat man das Gefühl, dass das OS die Performance des eigentlich guten Helio P70 Prozessors etwas ausbremst. Gerade die eigenen Systemapps booten verhältnismäßig langsam, Drittanbieter Apps öffnen dabei relativ schnell.
Kritisieren muss man aber den etwas veralteten Sicherheitspatch, der noch von Juni 2019 ist. Das ist zwar noch etwas aktuell, Xiaomi und Realme aktualisieren ihre Geräte aber auf einer zwei- bis vierwöchigen Basis. Wir sind deswegen auch leider etwas pessimistisch, dass Oukitel hier regelmäßig Updates liefert. Dabei gäbe es einige kleine Bugs, die behoben werden müssten. Neben der teilweise nicht vorhandenen deutschen Sprache, gibt es vor allem bei dem Abspielen von YouTube-Videos Probleme. Wenn dort eine Werbung läuft, scrollt das Video während der Werbung automatisch vor und das Werbevideo wird nur halb dargestellt.
Fazit: Das bessere unter den Schlechten
Ich versuche es mal so zu sagen: Das Oukitel Y4800 ist eines der besseren China-Smartphones aus der zweiten Reihe. Es hat in eigentlich keinem Belangen eine Chance gegen die immer noch besseren Redmi Note 7 und Realme 3 Pro. Es ist aber zum Beispiel deutlich besser als das Cubot X20 Pro. Ich würde es auf einer Höhe mit dem UMIDIGI F1 sehen. Schließlich ist hier soweit alles in Ordnung, vor einem Jahr wäre das Y4800 dank der Kamera, dem guten Prozessor sowie dem akzeptablen Betriebssystem ein kleiner Geheimtipp gewesen. Aber warum sollte man sich mit Software-Bugs, einer fehlenden Updatepolitik, der komischen Kamera-App und einer unterdurchschnittlichen Akkulaufzeit zufrieden geben?
Trotzdem hat mich das Oukitel Y4800 überrascht und der Hersteller scheint sich in die richtige Richtung zu entwickeln. Aktuell würde ich aber die etablierten Hersteller bevorzugen. Wie unser User Carsten ganz richtig sagt: Es müsste günstiger werden, um interessant zu sein. Für den Preis wird das nichts.
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