LCD vs AMOLED – ist eins wirklich besser als das andere?
Kaum eine Frage wird in den Kommentarspalten unter Smartphone-Neuvorstellungen öfter diskutiert: LCD vs AMOLED-Displays – was ist besser? Beide Display-Typen werden aktuell in Android-Smartphones verbaut, wobei AMOLED-Panels eher den teureren Modellen vorbehalten sind. Ist LCD deswegen unbedingt schlechter oder bietet es sogar ein paar Vorteile? Da eins der heißesten Smartphones zur Zeit, das Poco X3 NFC, zur Zeit auch auf ein LCD Display setzt, wollen wir beide Displaytechnologien miteinander vergleichen.
Inhalt
Was ist LCD?
LCD steht für Liquid crystal display und kann mit „Flüssigkeitskristallanzeige“ ins Deutsche übersetzt werden. Dabei handelt es sich also um Kristalle, die sich in einer Flüssigkeit befinden und beleuchtet werden. Wenn etwas angezeigt werden soll, muss das LC-Display somit immer komplett beleuchtet werden. Dabei kontrollieren die Kristalle in der Flüssigkeit die Beleuchtung, je nachdem wie viel Spannung vorhanden ist.
LCD ist aber nicht gleich LCD. Bei vielen Mittelklasse-Smartphones kommt in der Regel ein IPS LCD zum Einsatz, IPS steht dabei für In-Plane Switching. Das heißt, dass die Elektroden sich auf einer Ebene befinden und parallel zur Oberfläche des Displays angeordnet sind. Sobald Spannung vorhanden ist, drehen sich die Moleküle in der Bildschirmebene. Darüber hinaus gibt es noch TN und VA-LCDs, die zum Beispiel in Gaming-Monitoren zum Einsatz kommen.
Dass LCDs aber längst nicht ausgestorben sind, beweist Apple mit dem iPhone 11. Das meistverkaufte Smartphone 2019/2020 arbeitet ebenfalls mit dieser Display-Technik, in einem sogenannten Liquid Retina-Display, wobei es sich aber nur um einen reinen Marketingbegriff handelt. Apples Retina-DIsplay unterscheidet sich aber nicht von einem handelsüblichen IPS LC-Display.
Die Vorteile von LCD
Nicht nur, dass LCDs in der Produktion etwas günstiger sind, sie bieten darüber hinaus auch eine oft etwas natürlichere Farbdarstellung. Auch ist die Farbgenauigkeit insgesamt etwas höher. Speziell für IPS LCDs gilt außerdem, dass die Blickwinkelstabilität insgesamt besser ist. Das heißt, dass man das Display auch aus spitzeren Betrachtungswinkeln, zum Beispiel wenn das Handy auf dem Tisch liegt, noch gut und ohne starke Farbveränderungen ablesen kann.
Bei einem LC-Display besteht ein Pixel aus drei Sub-Pixeln (Rot, Grün, Blau; RGB), während viele moderne OLED Displays auf eine PenTile-RGBG-Pixel Anordnung setzen. Durch die PenTile-RGBG-Pixel Anordnung teilen sich die einzelnen Pixel quasi die roten und blauen Subpixel, sodass man weniger Subpixel verbauen muss und so Kosten sparen kann. Dadurch fehlen bei der RGBG-Anordnung jedoch auch ein Drittel der Subpixel gegenüber der klassischen RGB-Anordnung, weshalb LCDs im Vergleich zu OLED-Displays bei eigentlich gleicher Auflösung etwas schärfer erscheinen können.
Die Nachteile von LCD
Da man bei LCDs immer eine aktive Hintergrundbeleuchtung benötigt, um etwas anzeigen zu können, kann man mit LCDs nicht so ein perfektes, echtes Schwarz erzeugen wie mit einem AMOLED-Display. So wirkt Schwarz bei LCDs im direkten Vergleich etwas ausgewaschen.
Was ist AMOLED?
Das D in AMOLED steht nicht für „Display“, wie man zunächst vermuten könnte. Die Active Matrix Organic Light Emitting Diode-Technik wurde vor allem von Samsung vorangetrieben, die heute selbst in günstigeren Samsung Galaxy Modellen AMOLED-Displays verbauen. Oft verwenden Hersteller den Begriff AMOLED oder OLED synonym, wobei der ausschlaggebende Punkt hier die Aktivmatrix ist. Über diese TFT-Matrix wird jeder Pixel einzeln angesteuert, wodurch sich der wichtigste Unterschied zwischen einem LC-Display ergibt. Schließlich sind die OLEDs selbstleuchtend, so dass keine zusätzliche Hintergrundbelichtung benötigt wird und jeder Pixel kann einzeln ein und ausgeschaltet werden.
Die Vorteile von AMOLED
AMOLED Displays bieten oft kräftigere und sattere Farben. Natürlich kann das rein subjektiv auch schon ein zu starker Effekt sein, die Hersteller lassen in der Software aber Raum für eigene Farbeinstellungen. Die kräftigen Farben sind möglich durch das starke Kontrastverhältnis von AMOLED Displays. Dadurch, dass die Pixel einzeln ein- und ausgeschaltet werden können, bleiben Pixel, die schwarz sein sollen, einfach aus. Somit spricht man von einem „natürlichen oder echtem Schwarz“. Die meisten OLED-Displays, wie zum Beispiel bei einem Oppo Find X2 Pro, bieten somit ein Kontrastverhältnis von 5.000.000:1, während die LCD-Technik oft nur ein Kontrastverhältnis von 1.500:1 bietet.
Durch die AMOLED-Technik ergeben sich zudem andere technische Möglichkeiten. Viele Smartphones mit AMOLED Panel ermöglichen ein Always-On Display, bei welchem nur einige Informationen wie die Uhrzeit, das Datum und Benachrichtigungs-Icons angezeigt werden. So bekommt man auch relevante Infos, wenn sich das Smartphone im Standby befindet. Außerdem kann aktuell nur mit einem AMOLED Panel der Fingerabdrucksensor im Display umgesetzt werden, den wir z.B. aus dem Poco F2 Pro kennen.
Die Nachteile von AMOLED
Im Gegensatz zu IPS LCD Panels bieten AMOLED Displays oft eine schlechtere Blickwinkelstabilität, zumindest wenn es um die Farbtreue aus spitzeren Blickwinkeln geht – man spricht hier von einem „Color Shift“. Das heißt, dass das Display aus spitzen Blickwinkeln Farben nicht richtig darstellt und zum Beispiel einen Grünstich aufweist. Ein weiterer Nachteil ist die Möglichkeit des Burn-Ins, bei dem sich statische Bilder wie die Icons in der Benachrichtigungszeile oder die Navigationstasten am unteren Bildschirmrand dauerhaft in den Bildschirm „einbrennen“.
Letztlich gibt es noch ein mögliches Problem mit Pulsweitenmodulation oder PWM. Diese Technik wird genutzt, um die Helligkeit des Bildschirms in den bekannten Prozentschritten regulieren zu können. Die einzelnen Dioden werden dafür sehr schnell an und ausgeschaltet, sodass das Display bei 20% Helligkeit quasi auch nur 20% der Zeit wirklich eingeschaltet ist, 80% der Zeit ist es aus. Um nun zu vermeiden, dass man dieses Flackern wahrnimmt, müssen die Dioden über 200-mal pro Sekunde ein und ausgeschaltet werden. Trotzdem nehmen einige Menschen dieses Flackern wahr, entweder da sie sehr empfindlich dafür sind oder weil die hohe Geschwindigkeit vom Display nicht erreicht wird. Bei diesen Menschen kann zu langsame PWM zu Kopfschmerzen, Augenbrennen und sogar Übelkeit führen.
Höhere Bildwiederholrate = höherer Stromverbrauch?
Einer der aktuellen Smartphone-Trends ist eine erhöhte Bildwiederholrate. Diese gibt an, wie oft sich das Displaypanel pro Sekunde aktualisiert und beträgt in den meisten Geräten 60 Hz. Mit dem ersten Razer Phone wurde aber eine erhöhte Bildwiederholrate, in diesem Fall 120 Hz, beliebter und so findet sich mittlerweile kaum noch ein Flagship-Smartphone ohne 90, 120 oder sogar 144 Hz Display. Durch diese erhöhte Bildwiederholrate ergibt sich eine flüssigere Bedienung des Smartphones: Gesten und Eingaben werden schneller umgesetzt, Scrollen ist flüssiger und man hat den subjektiven Eindruck, dass alles etwas „schneller“ ist.
Aber verbraucht ein Handy mit einem 90 oder 120 Hz Display auch automatisch mehr Strom? In der Regel ja wobei der Unterschied oft nicht so gravierend ist. Schließlich bieten Smartphones wie das Poco X3 NFC mit 120 Hz Display eine automatische Anpassung der Bildwiederholrate. Da nicht jede Anwendung die 90 oder 120 Hz Rate unterstützt, kann das Handy per dynamic switch die Rate in eben solchen Situationen anpassen, wodurch man den Energieverbrauch etwas anpassen kann. Der Stromverbrauch hängt zudem von weiteren Faktoren wie der Helligkeit oder dem Displaymodus ab.
Was ist jetzt besser?
Welche Displaytechnologie jetzt besser ist, lässt sich pauschal nicht beantworten, da kommt es auf individuelle Präferenzen an. Mit einem AMOLED Panel hat man insgesamt mehr technische Möglichkeiten und das bessere Kontrastverhältnis, man muss aber mit einer schlechteren Blickwinkelstabilität für Farben und eventuell etwas „unnatürlichen“ Farben leben. Diese kann man in der Regel aber per Software an seine Vorlieben anpassen. Dass LCDs weiterhin relevant sind, beweisen nicht nur das iPhone 11, sondern auch starke Mittelklasse-Smartphones wie das Poco X3 NFC. Schließlich gibt es nicht nur die Unterschiede zwischen den beiden Technologien, sondern auch Qualitätsunterschiede bei dem Display selbst. Und ein gutes LCD Panel ist sicherlich besser als ein schlechtes AMOLED. Letztlich sind LC-Displays auch günstiger in der Produktion. Geht es einem z.B. um höhere Bildwiederholraten, kommt man wesentlich günstiger an ein Smartphone mit einem 120Hz LCD , als an eines mit 120Hz AMOLED-Display.
Wie wichtig ist euch die Displaytechnologie in eurem Smartphone? Ist das ein ausschlaggebendes Kaufkriterium für euch? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Sortierung: Neueste | Älteste
Kommentare (29)