3D-Drucker im Test: ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 für 414€ (Nicht kaufen!)
Manchmal wird uns ja unterstellt, wir würden hier der Community etwas aufschwatzen, weil wir hier (fast) jedes China-Gadget für „OK“ bis „sehr gut“ bewerten. Der Hintergrund ist aber eigentlich ein ganz anderer: Die meisten China-Schrott-Produkte schaffen es erst gar nicht hier auf CG: Entweder bestellen wir erst gar nicht, oder entscheiden uns während des Testens keinen (Test-)Artikel zu schreiben. Denn unsere Testprozedur ist dann doch relativ aufwändig und auf der anderen Seite gibt es viel zu viele wirklich gute China-Gadgets die einen Testbericht auch wirklich verdient haben. Zeit ist auch bei uns ein wertvolles Gut.
Der ANYCUBIC 4Max Pro 2.0, obwohl er nicht einmal „OK“ ist, soll es trotzdem auf China-Gadgets.de schaffen, quasi als Repräsentant für all die gescheiterten China-Gadgets, oder Gadgets bei denen man sich denkt: „Naja, ist ganz nett, aber irgendwie … ne“ ;-). Alle die gerne einen 3D-Drucker kaufen möchten sollten jetzt z. B. zum Artikel über den Creality3D CR-10 V2 wechseln, alle die nur etwas Unterhaltung suchen, können weiterlesen. Ich präsentiere: Den (kurzen) ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 Test!
- ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 für 414€
- Druckraum: 270mm (L) × 210 (B) × 190mm(H)
- Nozzle-Durchmesser: 0,4mm / 1,75 mm Filament
- Max. Temperaturen: 260°C Hotend / 100°C Hotbed
- „fertig zusammengebaut“: Aufbauzeit etwa 15min
- Extras: Gehäuse, Touchscreen, Filament-Sensor, …
Die Frage die ich mir, auch vom CG-Team, gefallen lassen musste: „Warum hast du dir den ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 überhaupt geordert? So richtig spektakulär ist er jetzt ja nicht?“ Das stimmt. Aber für mich waren zwei Gründe ausschlaggebend: Erstens sind 3D-Drucker im Gehäuse hier eher unterrepräsentiert und zweitens waren die letzten 3D-Drucker von Anycubic so „meh, naja geht so„, so dass ich die Hoffnung hatte: Wir haben hier wieder ein richtig tolles Modell – wie damals der sehr beliebte Anycubic I3 Mega. (Spoiler: Ne).
Inhalt
Die(?) Besonderheit: Das geschlossene Gehäuse
Meist teste ich hier die offenen 3D-Drucker, was rein physikalisch bedingt zwei Nachteile mit sich bringt. Die Wärme des Heizbetts entweicht, insbesondere wenn keine Wärmeisolierung an der Unterseite verwendet wird, schnell (= Kostentreiber beim Stromverbrauch) und die Lautstärke der Stepper ist ungedämmt zu vernehmen. Wer also mit ABS, ASA, etc. drucken möchte ist mit einem eigenen Schrank, Zelt und Co. gut bedacht.
Dennoch möchte ich euch direkt gleich einen Zahn ziehen: Während in meinen Tests durchaus die 260/100 Grad erreicht werden konnten, so war die Drucklautstärke schon recht hoch. Nicht unangenehm hoch, aber für 2020 einfach dann doch zu laut. Der Grund? Keine gut verbauten Steppertreiber (eigentlich sind die beliebten TMC2208 Schrittmotorentreiber am Start) und das Billig-Plastikgehäuse funktioniert, quasi wie eine Gitarre, als Klang- bzw. Resonanzkörper.
Eine weiter Besonderheit des Cubes wäre noch die Architektur: Meist wird die Prusa i3 Bauart verwendet, hier jedoch die Core-Bauart. D.h. das Druckbett wird hoch- bzw. meist runtergefahren und der Druckkopf bleibt in der Höhe. Das hat 1-2 Vorteile, aber auch einige Nachteile. Aber fangen wir jetzt mal vorne an.
Versand, Verpackung & Aufbau
Wer so viel Geld ausgibt, will sein China-Gadget auch gut behütet erhalten. Das etwa 20kg schwere Paket ist nach 17 Tagen bei uns gut verpackt angekommen.
Entfernt man den dicken Schaumstoffpanzer an den Außenseiten, so kommt der eigentliche 3D-Drucker zum Vorschein.
Das Zubehör liegt für den Versand gut gesichert in Schaumstoffummantelungen im Inneren des 3D-Druckers.
Beim Entfernen sollte man definitiv aufpassen, den Schaumstoff nicht zu aggressiv aus dem 3D-Drucker zu reißen. Auf dem Bild unten seht ihr nämlich z. B. schon das erste „herumfliegende“ Kabel.
Die beweglichen Teile, insbesondere der Druckkopf wurde zudem durch diverse Kabelbinder fixiert. Wandert also mit eurem Auge unbedingt alle Achsen ab, damit ihr keine Beschädigungen riskiert.
Das Zubehör ist „klassisch gehalten“. Bisschen Werkzeug, USB-Kabel, Ersatz-PTFE-Schlauch und Hotend (das gibt Bonuspunkte). Das beigelegte weiße Filament (eigentlich nett!) ist qualitativ jedoch leider für die Tonne (schreibe ich später was zu), sodass die Bonuspunkte wieder flöten gegangen sind.
Der eigentliche Aufbau gestaltet sich entspannt. Der Filamentsensor wird mit zwei Schrauben auf die Rückseite geschraubt und die Filamentrollenhalterung in die Rückwand gesteckt.
Ein erster flüchtiger Blick ins Gehäuse lässt, abgesehen von den etwas zu locker liegenden Kabeln, auch auf Spaß hoffen. So weit, so gut.
Also schnell die beigelegte SD-Karte eingelegt und den 3D-Drucker angemacht.
Drucken mit dem ANYCUBIC 4Max Pro 2.0
Sicherlich der wichtigste Part in diesem Bericht und ich kann es mit „naja“ abkürzen. Jetzt nicht wirklich schlimm, aber auch echt nicht toll. Beim ersten Anschalten und Homing (d.h. das Fahren zu den 0,0,0-Koordinaten) wurde ich direkt negativ von der lauten Z-Achse (immerhin 62dB!) überrascht. Einen Autolevel-Sensor gibt es nicht (finde ich nicht „schlimm“, aber erwarte ich irgendwie in einer „Pro 2.0“-Version) und so musste ich händisch leveln.
Immerhin kann man über die Firmware die Nozzle automatisch an die vier Ecken fahren lassen. Da das Heizbett seinen Nullpunkt oben besitzt, ist es etwas fummelig, insbesondere die hinteren Levelräder zu bedienen. Egal. Geschenkt. Der Touchscreen reagiert flüssig und genau, bietet auf englisch die üblichen Menüpunkte. Das Aufheizen geht mit dem 350W Meanwell Netzteil zügig vonstatten.
Nun zum Druck: Die ersten drei Drucke wurden dann mal direkt allesamt beim ersten Layer vom Heizbett gerissen. Warum? Weil der Luftauslass des Bauteilkühlers sich durch die Hitze verformt und durchhängt und den Druck vom Heizbett „schiebt“. WOW. Das erinnert mich an die Glanzleistung von JGAURORA, allerdings vor 3 Jahren, als dort standardmäßig die „Fan Ducts“ weggeschmolzen sind, weil sie zu dicht an der Nozzle waren. Also auch hier noch einmal: 3D-Drucker aus China gibt es jetzt schon seit Jahren, Anycubic ist lange im Spiel und es handelt sich um die „Pro 2.0“-Version. Man ey.
Nachdem ich also einen neuen Fan Duct ausgedruckt habe (aus ABS – GCODE liegt bei) und diesen bisschen mit einer Feile zugeschliffen habe (ist halt nicht optimal designed) habe ich nun die klassische, als GCODE beigelegte Eule gedruckt. Das Resultat ist „OK“, Überhänge sehen allerdings nicht so prall aus.
Und es werden Fäden gezogen. Also direkt mal Benchy gesliced und gedruckt.
Auch hier erkennt man (extrem) die Fäden. Wie sich im späteren Verlauf gezeigt hat, ist das beigelegte Filament leider nicht wirklich geil. Sparen da in letzter Zeit die Hersteller? Gleiches ist mir zumindest auch vor kurzem beim Creality3D CR-6 SE passiert. Immerhin teste ich eh immer mit mehreren Filamenten, aber der Einsteiger wäre vielleicht schon an dieser Stelle frustriert und vermutet den Fehler am 3D-Drucker.
Mittendrin musste ich auch immer wieder Drucke abbrechen und neu starten. Den Fehler habe ich bis jetzt noch nicht gefunden und ehrlich gesagt habe ich auch nicht die Lust dazu. Warum auch? Andere 3D-Drucker sind da einfach besser.
Nach dem Filamentwechsel und der Ermittlung der perfekten Temperatur (über einen Temptower) sah das Druckbild schon besser aus, aber eben halt noch deutlich schlechter als bei anderen 3D-Druckern in der Preisliga. Selbst der Creality3D Ender-3 für ~150€ liefert ein besseres Druckbild ab.
Auch größere Drucke mit entsprechend erhöhter Layerheight sehen leider auch nicht schön aus.
Um meinen Frust hier ein bisschen abzumildern vielleicht noch etwas Positives: Das „Auto Turn Off“-Feature klappt gut und schaltet den 3D-Drucker aus, wenn der 3D-Druck finalisiert wurde. (Aber nicht, wenn z. B. das Filament leer ist und der 3D-Drucker dann stundenlang so da steht. Ach und ja: Die LED-Beleuchtung lässt sich zwar im Userinterface an/aus-schalten, aber nicht während des Drucks. Yaaay!)
Ich könnte jetzt noch auf den Feeder, die Ultrabase, oder den Filter eingehen, aber sind wir mal ehrlich: Runtergebrochen ist der 3D-Drucker einfach zu teuer für die Druckqualität. Man kann einfach einen anderen 3D-Drucker nehmen. Fertig. Dennoch: Falls euch noch ein Detail besonders interessiert, kann ich euch die Infos in den Kommentaren liefern. Jetzt teste ich in meiner knappen Zeit aber erst einmal einen wirklich tollen 3D-Drucker!
Fazit: ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 kaufen?
Wow, du hast immer noch bis hier gelesen? Na was denkste? Kann man den ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 kaufen? Klar kannste das. Ist dann halt nur echt nicht klug. Die Druckqualität ist, gemessen am Preis, einfach zu schlecht. Das Gehäuse hilft zwar beim Erreichen und Halten von hohen Temperaturen (können andere 3D-Drucker auch), allerdings ist er viel zu laut.
Die Bauweise macht es schwierig, im Nachgang Verbesserungen vorzunehmen, bzw. anzubringen. Leider wurden auch keine Aluminiumprofile als Rahmen verwendet. Eine richtige Community hat sich bisher nicht gebildet und wird sich vermutlich auch nicht bilden. (Dennoch lassen sich bei Thingiverse einige, auch wirklich nötige Mods finden). Der Name ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 fühlt sich einfach wie eine kleine Verarsche an, denn viele der o.g. Probleme – oft sind es ja nur Kinderkrankheiten – gab es bereits in den vorherigen Versionen.
Ich kann an dieser Stelle drei Alternativen vorschlagen, auch wenn sie nicht ganz auf den Use-Case des ANYCUBIC 4Max Pro 2.0 zutreffen:
- Creality3D CR-6 SE für ~300€ aus DE. Sehr viele coole Features, sehr gutes Druckbild
- Lotmaxx SC-10 Shark für ~300€. Mit Dual-Extruder- oder Laser-Engraver-Addon.
- Creality CR-10 V2 für ~320€ aus EU. Einfach eine Arbeitsmaschine.
Schade Anycubic. Das war – schon wieder – nichts. Ich wünsche mir die guten alten Anycubic-i3-Mega-Zeiten zurück – so verliert ihr den Anschluss!
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