Anycubic Photon D2 – DLP-3D-Drucker für 729€
Anycubic hat mit dem Photon D2 den Nachfolger des Photon Ultra und damit den zweiten DLP-Drucker auf den Markt gebracht. Wir haben den Anycubic Photon D2 schon im Voraus erhalten und konnten ihn ausprobieren.
- Anycubic Photon D2
Inhalt
Technische Daten
Modell: | Anycubic Photon D2 |
Druckverfahren: | DLP |
Druckraum: | 16,5 x 13,1 x 7,3 cm |
Größe (Drucker) | 43,8 x 23,6 x 22,6 cm |
Gewicht (Drucker) | 4 kg |
Was bedeutet DLP?
Der Drucker arbeitet mit der sogenannten DLP-Technologie. Zwar druckt auch er mit Resin, die Lichttechnik ist aber eine andere. Wirkliche SLA-Drucker arbeiten mit einem Laser, der jeden einzelnen Punkt einer Ebene („Layer“) einzeln bestrahlt und damit aushärtet. Die meisten Drucker, die wir bisher getestet haben, und eigentlich alle Modelle im Consumer-Bereich sind sogenannte LCD-Drucker, die auch als mSLA bezeichnet werden. Hier gibt es ein LC-Display, auf dem jeweils alle nötigen Pixel eines Layers beleuchtet werden und so gleichzeitig aushärten.
Bei DLP (Digital Light Processing) schließlich wird das Licht über tausende kleinster Spiegel auf das Display geworfen. Auch hier wird der ganze Layer gleichzeitig ausgehärtet. Ein Vorteil ist die längere Lebensdauer der Leuchtelemente, da man diese erst sehr viele später als bei einem LCD austauschen muss. Außerdem benötigt der DLP-Drucker keine Kühlung, weswegen er deutlich leiser im Betrieb ist.
Verpackung und Zubehör
Der Versand des Druckers erfolgt wie üblich in einem gut mit Schaumstoff gepolsterten Karton. Alles ist so platzsparend wie möglich verstaut, sodass die Verpackung nur unwesentlich größer ist als der Drucker selbst. So weit, so normal. Aufgebaut werden muss hier eigentlich nichts, wenn man mal davon absieht, dass man ein paar Schutzfolien entfernen und natürlich die Druckplattform anbringen muss. Auch leveln sollte man den Drucker einmal, aber dazu gleich mehr.
Das Zubehör besteht aus dem Netzkabel, ein paar Handschuhen und Masken, ein paar Innensechskantschlüsseln und zwei Spachteln (Plastik und Metall), um den Druck später von der Plattform zu entfernen. Auf einem USB-Stick befindet sich eine Version der Slicing-Software sowie bereits eine Testdatei. Das ist in etwa die Standardausstattung eines Resin-Druckers, dank der wir mittlerweile eine kleine Sammlung an Spachteln und Inbusschlüsseln im Büro haben.
Einrichtung vor dem ersten Druck
Selbst für Einsteiger stellt die Einrichtung des Druckers keine Probleme dar. Um den Photon D2 für den ersten Druck vorzubereiten muss man nur wenige Handgriffe tätigen. Als ersten Schritt sollte man aber das Leveling der Druckplattform vornehmen. Das wird auf einem beiliegenden Infoblatt auch kurz beschrieben. Schaltet den Drucker ein und bewegt die Plattform über die Steuerung einige Zentimeter nach oben. Legt ein Blatt Papier – am besten das beiliegenden „Leveling-Paper“ – auf das Display. Lockert die Schrauben der Druckplattform, fahrt diese in die „Home-Position“ und zieht die Schrauben wieder fest, während ihr die Plattform leicht auf das Papier drückt. Legt diese Einstellung als neuen „z=0“-Wert fest und das Leveling ist abgeschlossen.
Die Resin-Wanne wird dann an den vorgesehenen Platz eingesetzt und mit zwei Schrauben befestigt. Die Druckplattform kann jetzt auch beliebig abgenommen werden (muss sie nach jedem Druck ohnehin) und erst wieder neu eingestellt werden, wenn sich irgendwann zeige sollte, dass die Drucke nicht mehr optimal an der Platte haften.
Abmessungen und Ausstattung des Druckers
Der Drucker zählt mit Maßen von 43,8 x 23,6 x 22,6 cm zu den eher kompakteren Druckern. Auch die mögliche Druckgröße von 16,5 x 13,1 x 7,3 cm ist entsprechend gering, was vor allem an der kleinen Druckplatte liegt. Der Stromanschluss befindet sich hinten, ein Schalter sowie der USB-Port an der rechten Seite. Vorne sitzt ein Display, über das wir das schon bekannte Menü aufrufen, das sich eigentlich bei keinem Drucker groß unterscheidet. Im Wesentlichen startet man hier die Drucke oder steuert die Druckplattform manuell nach einem Druck oder vor der Reinigung des Druckers.
Es gibt nur eine Führung der Z-Achse (andere Modelle haben auch mal zwei), was bei der geringen Größe des Druckers aber zu erwarten war. Die zusätzliche Stabilität durch eine doppelte Schiene braucht der Drucker auch nicht.
Da keine Lüfter verbaut sind, sind hier noch zwei Punkte erwähnenswert. Einmal ist der Drucker deutlich leiser als LCD-Drucker. Geräuschlos ist er allerdings nicht; denn den Motor bzw. die sich bewegende Plattform hört man dennoch deutlich, wenn auch leise.
Der zweite Punkt ist die geringere Geruchsentwicklung. Tatsächlich hält die sich bei geschlossener Abdeckung in Grenzen. Mein Problem dabei ist, dass der Resin-Geruch (und der des Isopropanols) relativ lange in der Luft bleibt, nachdem man die Abdeckung beim Start des Drucks abgenommen hat. Selbst in gut gelüfteten Räumen dauert es meiner Erfahrung nach einfach eine Weile, bis sich der Geruch wider verzieht, und da bringt es dann auch nicht so viel, wenn beim Druck selbst kein Geruch entweicht.
Welches Resin benötigt der Drucker?
Für den Drucker kann meines Wissens nach herkömmliches 405nm-Resin benutzt werden, das auch bei LCD-Druckern zum Einsatz kommt. Wir haben für den Test dennoch das Anycubic DLP Craftsman Resin verwendet (hauptsächlich, weil wir eine Flasche zum Drucker dazubekommen haben). Das ist etwas teurer als das übliche Kunstharz, ich bin mit den Ergebnisse bisher aber sehr zufrieden. Es lässt sich gut reinigen und macht auch einen sehr stabilen Eindruck.
Die passende Software: Chitubox oder Photon Workshop
Die Slicing-Software, die ich in der Regel benutze, ist Chitubox. Dort werden die meisten 3D-Drucker verschiedener Marken unterstützt. Die Bedienung ist außerdem sehr einfach sobald man einmal mit der Software warm geworden ist. Zum Testzeitpunkt war der Anycubic Photon D2 dort aber noch nicht zu finden, weshalb ich diesmal Anycubic Photon Workshop verwendet habe.
Der Aufbau ist im Grunde genommen der gleiche; lediglich bei einigen detaillierteren Einstellungen und dem Einfügen von Support-Strukturen gibt es ein paar Unterschiede. Auch diese Software kann man aber problem- und bedenkenlos benutzen.
Wer bereits mit Resin-Druckern (oder auch 3D-Druckern generell) gearbeitet hat, dem erzähle ich hier nichts neues. Für alle anderen nur kurz die Erklärung, wozu es die Software braucht und was man damit machen kann. Die Dateien für den Druck liegen in der Regel im .stl-Format vor. Dieses Dateiformat kann vom Drucker aber nicht verarbeitet werden. Mit einer Slicing-Software wird diese Datei nun verarbeitet und in ein für den Drucker lesbares Format gebracht.
Gleichzeitig kann man das Objekt hier modifizieren. Das beginnt beim Anpassen der Größe, geht aber so weit, dass man es auch verzerren, beschneiden oder auch duplizieren kann, um etwa mehrere Objekte gleichzeitig zu drucken (was besonders LCD-/DLP-Druckern praktisch ist, da die Druckzeit dadurch nicht beeinflusst wird). Auch der Detailgrad wird hier eingestellt. Ein wichtiger Wert hier ist die Layer-Dicke, also wie hoch jede einzelne Schicht ist, die gedruckt wird. Der Standard-Wert sind hier 0,05 mm. Dünnere, und dafür mehr Layer bedeuten einen höheren Detailgrad, aber auch längere Druckzeiten.
Testdrucke mit hohem Detailgrad
Angefangen habe ich mit der beiliegenden Testdatei. Ist ja auch naheliegend, wenn man die schon zum Drucker dazugibt. Es handelt sich dabei um keine wirkliche „Figur“, sondern ein reines Testobjekt von Anycubic, dass die Detailstufe des Druckers verdeutlichen soll. Das gelingt auch sehr gut.
Der Druckvorgang dauert etwas über drei Stunden für das etwa 4,5 cm hohe Objekt. Fairerweise muss man sagen, dass der erste Druck trotz korrektem Leveling fehlschlug, da das Objekt nicht an der Druckplatte haftete. Der zweite Druck erfolgte mit den exakt gleichen Einstellungen, ohne etwas zu ändern, gelang dann aber. Allerdings löste sich der Druck auch hier leicht von der Platte, sodass das Objekt leicht „verzogen“ gedruckt wurde, was man auf den Bildern nicht wirklich erkennt. Das wird aber vermutlich an den Slicing-Einstellungen der Testdatei liegen, bei späteren, selbst geslicten Objekten hatte ich eher das Problem, dass diese zu fest an der Platte hafteten.
Der Detailgrad ist jedenfalls schon hier beeindruckend. Die Blüten sind etwa 7 mm groß, die einzelnen Punkte/Kugeln der geschwungenen „Ketten“ weniger 0,5 mm dick und trotzdem perfekt zu erkennen. Kleinste Details können noch wahrgenommen werden.
Ein „Problem“ sind allerdings die Stützstrukturen, die fast immer sichtbare Spuren hinterlassen, was gerade bei einem so detaillierten Objekt besonders auffällt. Die Unterseite sieht dadurch weniger schön aus.
Es folgten weitere Drucke vor allem bekannter Testdateien wie dem Turm oder dem Anycubic-Gitterwürfel, die allesamt sehr gut gelungen sind. Ein Problem, das mich für mehrere Tage ausbremste, war ein Druck, der so stark auf der Platte haftete, dass er sich nicht mehr lösen ließ. Daher an dieser Stelle nochmal die Erinnerung: Stellt die Belichtungszeit der ersten Layer lieber etwas zu gering ein und tastet euch notfalls nach oben heran. Wenn sich der Druck nicht lösen lässt, ohne die Platte mit dem Metallspachtel zu ruinieren, ist das sehr frustrierend.
Fazit – Sehr gut, aber kostspielig
Der Anycubic Photon D2 macht einen wirklichen guten Job. Der Detailgrad ist beeindruckend und ich bin immer wieder erstaunt, dass man selbst hier noch Fortschritte machen kann, immerhin sahen die Ergebnisse aus Resin-Druckern schon vor vier Jahren sehr gut aus. Der Photon D2 arbeitet zudem aber auch noch schnell, leise und relativ geruchlos, auch wenn selbst er die üblichen Probleme beim Drucken mit Resin nicht los wird. Denn mit dem chemischen, übel riechenden und potentiell gefährlichen Harz zu arbeiten, ist leider immer noch nervig.
Hinzu kommt auch der Preis von über 700€. Es hat einen Grund, warum die meisten anderen Drucker noch nicht auf die DLP-Technologie setzen, denn sie ist deutlich aufwändiger und somit eben auch teurer als LCD-Drucker. Diese bekommt man schon ab 200€, und die Druckergebnisse sind nicht wesentlich schlechter. Zumindest was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, kann der Photon D2 hier nicht mithalten.
Wer aber wirklich den denkbar größten Detailgrad möchte und vor dem Anschaffungspreis nicht zurückschreckt, dem kann ich den Drucker bisher empfehlen. Ich freue mich jedenfalls aktuell daran, mit dem Photon D2 noch eine Weile drucken zu dürfen.
Hier geht's zum GadgetWenn du über einen Link auf dieser Seite ein Produkt kaufst, erhalten wir oftmals eine kleine Provision als Vergütung. Für dich entstehen dabei keinerlei Mehrkosten und dir bleibt frei wo du bestellst. Diese Provisionen haben in keinem Fall Auswirkung auf unsere Beiträge. Zu den Partnerprogrammen und Partnerschaften gehört unter anderem eBay und das Amazon PartnerNet. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
Sortierung: Neueste | Älteste
Kommentare (2)