Xiaomis unübersichtlicher E-Scooter-Fuhrpark – Kommt da noch jemand mit?
Xiaomi hat zwei neue E-Scooter vorgestellt… schon wieder. Während mehr Auswahl erst mal etwas Gutes zu sein scheint, empfinde ich die unübersichtliche Anzahl an Modellen besonders der Xiaomi-Scooter-4-Reihe auch als sehr verwirrend. Einfacher macht man es Neukunden damit nicht unbedingt, die richtige Entscheidung bei der E-Scooter-Wahl zu treffen. Irgendwie kennen wir das doch von den Smartphones…
Hat noch jemand (außer Thorben) den Überblick bei Xiaomi-Handys?
Es ist ein Witz, den wir uns seit Jahren erzählen, dass Xiaomi ja jede Woche zwei neue Smartphones veröffentlicht. Zählt man die Redmi- und Poco-Smartphones mit dazu (was man tun sollte, wenn man von „Xiaomi-Smartphones“ spricht) und betrachtet dann noch die unterschiedlichen Versionen der einzelnen Modelle, kommt man locker auf eine mittlere, zweistellige Zahl an Neuerscheinungen pro Jahr. Ja, auch Hersteller wie Samsung haben mit den Galaxy A, S und Foldable-Modellen mehrere aktuelle Reihen, aber niemand erreicht den Output von Xiaomi.
Hinzu kommt die Namensgebung der Produkte. Pro, Plus (manchmal nur als Schriftzeichen „+“), Max, Ultra, SE (für „Special Edition“, als ob das bei der Vielfalt noch irgendwas bedeutet), Lite, X und natürlich die immerhin deskriptiven Namenszusätze 4G und 5G kommen in unterschiedlicher Häufigkeit zum Einsatz. Das mag im schlimmsten Fall halt lustig aussehen und sagt ja nichts über die nach wie vor oft gute Qualität der Smartphones aus. Ich verliere hier aber längst den Überblick, und jemand, der nicht beruflich damit zu tun hat sondern einfach nur ein neues Handy kaufen möchte und gehört hat, die von Xiaomi seien gut, muss bei der Auswahl ja verzweifeln.
Ja, man kann dann hier auf CG Thorben fragen (was ich auch tue wenn ich ein neues Handy kaufen möchte), denn der hat – mir völlig unverständlich – scheinbar ein fotografisches Gedächtnis, was Smartphone-Datasheets angeht. Dass das nötig ist, kann aber ja eigentlich nicht in Xiaomis Interesse sein.
Mehr E-Scooter, als man fahren kann
Längst ist der Trend zu mehr Auswahl, mehr Spezialisierung und dem einen Modell für jeden Anwendungsfall auch bei den E-Scootern der Marke angekommen. Fairerweise muss man einräumen, dass Xiaomi auch hier nicht alleine ist und etwa auch Ninebot einen Fuhrpark aus etlichen Modellen hat. Dort gibt es aber noch irgendwie ein System, das die Roller klar nach Größe, Reichweite und Preisregion einteilt. Bei Xiaomi sah das mit dem Erscheinen der Scooter 3 und 4 auch noch so aus, mittlerweile ist davon aber nicht mehr viel übrig. Den Namensanfang „Xiaomi Electric Scooter 4“ teilen sich nach der Ankündigung der 2-Gen-Modelle von Lite und Pro in der vergangenen Wochen nun satte 9 Modelle. Das sind, in Reihenfolge der Ankündigung bzw. Markteinführung:
- Xiaomi Electric Scooter 4 Pro
- Xiaomi Electric Scooter 4
- Xiaomi Electric Scooter 4 Lite
- Xiaomi Electric Scooter 4 Ultra
- Xiaomi Electric Scooter 4 Go
- Xiaomi Electric Scooter 4 Pro Plus
- Xiaomi Electric Scooter 4 Pro Max
- Xiaomi Electric Scooter 4 Pro 2nd Gen
- Xiaomi Electric Scooter 4 Lite 2nd Gen
Die Unterschiede zwischen den Rollern sind alleine anhand der Namen nicht zu erkennen. Gleichzeitig sind sie zwischen den einzelnen Modellen oft auch verschwindend gering. Einen Roller mit nur 25 Kilometer Reichweite zu kaufen, der dafür aber nur 14 Kilo wiegt, das ist eine vertretbare Entscheidung, wenn die Alternative zwar 60 Kilometer weit kommt, aber mit 25 Kilogramm zu schwer ist, um sie zu tragen. Ob ich aber 30 oder 35 Kilometer weit komme und ob mein Roller 17, 18 oder 19 kg wiegt, macht in der Praxis keinen Unterschied. Kaum mehr Abstände liegen aber zwischen einigen der Roller.
Es sei auch noch mal betont, dass das nicht alle E-Scooter von Xiaomi sind. Parallel verkauft man auch einen Scooter 3 und 3 Lite, die gleichzeitig mit dem 4 Pro starteten und dem Namen nach die günstigeren Modelle sein könnten. Der 4 Lite (in nun zwei Versionen) und 4 Go unterbieten die 3er-Modelle aber nochmal in einigen Punkten. Und zumindest bis vor einigen Monaten konnte man auch noch die Vorgängermodelle S1 und 2 Pro kaufen.
In China fahren die Scooter anders
Der Schwerpunkt bei den 4er-Modellen ist in bisschen ironisch, gilt die Vier in China doch als absolute Unglückszahl. Vier (四 si4) klingt ähnlich wie Tod (死 si3) und wird in vielen Situationen auch heute noch möglichst gemieden. Um beim Thema Mobilität zu bleiben: Viele Chinesen vermeiden es bewusst, eine 4 auf dem Nummernschild zu haben. Aber ausgerechnet vom 4er-Modell gibt es jetzt schon 9 Versionen. Die 9 immerhin gilt als Glückszahl und steht für langes Leben – vielleicht gleicht sich das ja aus.
Ebenso interessant ist, dass die E-Scooter in China selbst anscheinend gar nicht verkauft werden. Weder auf der chinesischen mi.com noch auf xiaomiyoupin.com, wo sonst alles verkauft wird, findet man die 4er-Modelle. Überhaupt ist Xiaomis Auswahl an E-Scootern auf dem heimischen Markt deutlich geringer als auf dem internationalen – zumindest bewirbt man sie ganz anders.
Und es kommen nicht mal alle der Roller wirklich „von Xiaomi“. Der Xiaomi Electric Scooter 4 Ultra etwa wird gar nicht von Xiaomi produziert und bekommt nur das Logo und die Einbindung in die eigene App verpasst. Es ist ein sehr guter E-Scooter, den zu fahren mir sehr gut gefallen hat – aber das liegt nicht primär an Xiaomis Ingenieuren.
Und jetzt?
Wo führt das alles hin? Xiaomi erweitert fleißig weiter die eigene Produktpalette. Ähnlich wie bei viele Smartphones muss man aber auch bei den E-Scootern mittlerweile genauer hinschauen und vergleichen. Und das kann sich nach wie vor lohnen.
Die 2. Generation des Xiaomi Scooter 4 Pro klingt bisher nach einer größtenteils sinnvollen Verbesserung, auf die ich sehr gespannt bin. Andererseits ist mit dem Pro Plus erst wenige Wochen vorher ein vergleichbares, neues Modell angekündigt worden. Und der Pro Max soll immerhin eine Federgabel haben, die ich mir bei mehr Rollern wünschen würde.
Eigentlich könnte dem E-Scooter-Markt weiter eine rosige Zukunft blühen. Hindernisse sind da weniger Xiaomis Produktpolitik als Hindernisse, die den E-Scooter hinzulande in den Weg gelegt werden. Zum Beispiel, dass sie seit diesem Monat vielerorts nicht mehr im Öffentlichen Nahverkehr mitgenommen werden dürfen. Aber dazu dann beim nächsten Mal mehr.
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