Smart Home 2.0: Das ist der aktuelle Stand beim neuen Standard Matter
ZerschMATTERt sollte sie werden, die undurchsichtige Smart Home Welt mit etlichen unterschiedlichen Herstellerstandards. Ein gemeinsamer Standard sollte mit Matter gefunden werden. Der Weg zu diesem barrierefreien Smart Home Standard für die meisten Marken und Systeme gestaltet sich aber langwierig und schwierig. Zeit also für eine kurze Bestandsaufnahme: Wo steht Matter im Frühjahr 2024 und wie geht es weiter?
Inhalt
Was ist Matter?
„Einer für Alle“ lautet die Lösung des Open-Source Projekts Matter. Es handelt sich um einen Verbindungsstandard, der als übergreifender Smart Home-Standard für bisher übliche Protokolle bzw. Verbindungsarten im Smart Home wie etwa ZigBee, Z-Wave, Thread oder WLAN fungieren soll. Matter ersetzt die bestehenden Protokolle damit aber nicht, sondern macht sie untereinander kommunikationsfähig – bringt ihnen also softwareseitig sozusagen eine gemeinsame Sprache bei.
Dem Matter-Standard haben sich mehr als 520 Hersteller in der Connectivity Standards Alliance (CSA) verschrieben. Dazu gehören namhafte Hersteller wie Apple, Google oder Amazon mit einer gewissen Marktmacht. Wie Matter genau funktioniert, was sich damit verändert und wie sich eure „Alt-Geräte“ damit vertragen, erfahrt ihr in unserem entsprechenden Matter-Übersichtsartikel.
Was konnte Matter 1.0?
Im Jahr 2022 erschien Matter 1.0, im Mai des Jahres 2023 dann Matter 1.1 mit Detailverbesserungen. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Unterstützung für Matter acht Produktkategorien: Licht, Strom, Heizung & Klimaanlagen, Jalousien/Rolläden, Sensoren, Türschlösser, Media-Player und Bridges. Matter-Support gab es konkret also insbesondere für Lampen und Schalter, Steckdosen, Thermostate und Bewegungssensoren. Bis auf ganz wenige Hersteller wie beispielsweise SwitchBot oder Aqara hielten sich die Hersteller mit der Matter-Integration noch auffällig zurück.
Was deckt Matter 1.2 aktuell ab?
Wir befinden uns (Stand: 05.04.2024) gerade in der 2. Ausbaustufe des neuen Smart Home Standards. Damit ist Matter 1.2 gemeint, welches im Herbst 2023 erschien und damit nicht mehr ganz taufrisch ist. Matter 1.2 umfasst nunmehr 9 weitere Produktkategorien, die wir euch im Folgenden kurz vorstellen.
- Kühlschränke
Matter 1.2 ermöglicht die Kontrolle und Überwachung der Temperatur von herkömmlichen Kühlschränken über Tiefkühltruhen bis hin zu speziellen Weinkühlern. Die BSH-Gruppe, zu der Marken wie Bosch oder Siemens gehören, hat bereits angekündigt, Matter 1.2 in Kombination mit der hauseigenen „Home Connect“-Technologie in XXL-Kühl-Gefrierkombinationen nutzen zu wollen.
- Geschirrspüler
Moderne Geschirrspüler bieten neben den Grundfunktionen wie Fernstart und Statusmeldungen auch praktische Alarmfunktionen durch die Integration von Matter 1.2. Sie informieren beispielsweise über Probleme beim Wasserzu- und -ablauf oder eine nicht korrekt verschlossene Tür.
- Waschmaschinen
Mit Matter ausgestattete Waschmaschinen halten Nutzer über den Fortschritt des Waschvorgangs auf dem Laufenden, etwa wenn das Programm beendet ist. Die Unterstützung für Wäschetrockner ist jedoch erst für zukünftige Updates geplant.
- Luftreiniger
Luftreiniger nutzen verschiedene Matter-Kategorien, um die Luftqualität zu überwachen und die Gebläsestärke anzupassen. Modelle mit Heizfunktion bieten zusätzlich eine Temperatursteuerung. Der Zustand von HEPA- und Aktivkohlefiltern wird ebenfalls erfasst und kommuniziert.
- Raumklimageräte
In Ergänzung zu herkömmlichen Thermostaten und Systemen zur Klimasteuerung (HVAC) führt Matter 1.2 Klimaanlagen (beispielsweise Monoblock-Klimaanlage) nunmehr als eigenständige Produktkategorie. Klimaanlagen sollen mithilfe von Matter 1.2 also im Hinblick auf Temperatur und Lüftergeschwindigkeit gesteuert werden.
- Saugroboter
Neben der Möglichkeit zum Fernstart und einer Anzeige des Reinigungsfortschritts unterstützt Matter auch die Modi Trockensaugen und Nasswischen. Wichtige Informationen wie Akkustand, Bürstenzustand und Fehlermeldungen werden übermittelt. Beispiel aus der Praxis: Der von uns bereits getestete SwitchBot S10 Saug- und Wischroboter (Beta-Version) soll demnach auch ein Matter-Update erhalten.
- Ventilatoren
Mit Matter 1.2 können Ventilatoren nun offiziell zertifiziert werden. Das dürfte insbesondere unseren Ventilator-Fan Thorben (aKa Ventilathorben) sicher freuen. Funktionen wie oszillierende Bewegungen und die Simulation natürlicher Brisen werden so via Matter ermöglicht. Auch die Umkehrung der Luftstromrichtung und natürlich die stufenweise Anpassung der Geschwindigkeit sind möglich.
- Luftqualitäts-Sensoren
Die aktuelle Matter-Version erfasst und überträgt Daten zu einer Vielzahl von Luftqualitätsparametern, darunter Feinstaub (PM1, PM2.5, PM10), Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO), Stickoxid (NO2), flüchtige organische Verbindungen (VOC), Formaldehyd, Ozon und Radon. Luftreiniger können zudem AQI-Daten bereitstellen, die eine umfassende Bewertung der Luftqualität am Standort ermöglichen.
- Rauch- und Kohlenmonoxid-Alarm
Rauch- und Kohlenmonoxidmelder lassen sich nun ins Matter Smart Home einbinden. Sie bieten Funktionen wie automatische Selbsttests und die Übermittlung des Batteriezustands. Es empfiehlt sich aber dringend, solche Matter-fähigen Geräte als Backup für offiziell zertifizierte Rauchmelder einzusetzen.
Was sonst neu ist
Unter der Haube hat sich mit Matter 1.2 auch so Einiges getan. Zu den größten Änderungen bzw. Neuerungen gehören ein zusätzlicher Schließzustand für Fallen-Schlösser. Außerdem können nun via Matter Farben und Oberflächen von Smart Home Geräten festgelegt werden. Das sorgt dank unterschiedlicher visueller Darstellung im besten Fall für mehr Durchblick auf dem Bildschirm.
Bei komplexeren Geräten wie Leuchten, die aus mehreren Lichtquellen bestehen, oder Schaltern mit mehreren Bedienelementen, bringt Matter eine praktische Lösung: Endpunkte lassen sich hierarchisch ordnen und bündeln. Das Ergebnis: Ein aufgeräumteres Interface und eine intuitivere Steuerung der jeweiligen Smart Home-Umgebung.
Um die Bedienung über verschiedene Plattformen hinweg zu vereinheitlichen, führt Matter 1.2 semantische Tags ein. Diese Tags beschreiben beispielsweise die Position und Funktion von Tasten auf einer Fernbedienung mit mehreren Bedienelementen.
Betriebszustände von Geräten lassen sich nun mit generischen Beschreibungen versehen. Das vereinfacht nicht nur die Entwicklung neuer Gerätetypen für zukünftige Matter-Versionen, sondern gewährleistet auch, dass verschiedene Plattformen oder Clients den Zustand der jeweiligen Geräte problemlos erkennen und unterstützen können.
Was können wir von Matter 1.3 erwarten?
Matter 1.3 soll uns im Frühjahr 2024 beglücken. Im Zentrum sollen die Unterstützung für Router und Kameras einerseits und das allgemeine Energiemanagement inklusive Stromverbrauchsmessung andererseits stehen. Einige Quellen gehen zudem davon aus, dass auch Geräte für die Warmwasseraufbereitung in Matter 1.3 unterstützt werden sollen.
Wie steht’s um die Zukunft des Matter Smart Home?
Die halbjährige Veröffentlichung neuer Matter-Updates steht in keinem Verhältnis zur bisherigen schleppenden Umsetzung durch die jeweiligen Hersteller. Selbst viele in der Connectivity Standards Alliance (CSA) vertretene Unternehmen haben nicht einmal Matter 1.2 eingeführt. Die „Verspätung“ zwischen Matter-Release und ersten Implementierungen durch die Hersteller beträgt in der Regel leider mindestens ein halbes Jahr – und selbst dann sind es nur eine Handvoll Hersteller, die hier abliefern. Bis wir also Matter fähige Smart Home Geräte flächendeckend in unseren 4 Wänden genießen können, werden noch einige Jahre vergehen. Gibt es unter euch schon „Matter-Pioniere“? Wie sind eure Erfahrungen mit dem neuen Standard?
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