Colmi Ring R02 – Was kann man von einem 20€-Smartring erwarten?
Beim Colmi R02 handelt es sich um einen echten Smartring mit Pulsmessung und Schlafüberwachung. Anders als die großen Namen der Branche, deren Ringe weit über 200€, teils sogar 400€ und mehr kosten, liegt der Preis für den Colmi-Ring bei gerade einmal knapp 20€. Was bekommt man zu diesem Schnäppchen-Preis? Das wollten auch wir wissen und haben den Ring bestellt und ausprobiert.
- Colmi Ring R02
- bei AliExpress
Inhalt
Günstiger Smartring – Colmi maybe?
Zuletzt habe ich im August 2024 den RingConn Gen 2 getestet, der vor allem durch seine umfangreiche Schlafüberwachung und seine hohe Akkulaufzeit überzeugen konnte. Zu den Smartringen von Amazfit, Samsung und Ultrahuman findet ihr Videos auf unserem YouTube-Kanal. Was alle diese (teilweise sehr guten) Ringe gemeinsam haben, ist, dass sie mehrere hundert Euro kosten. Mit dem Colmi R02 haben wir hier daher mal einen der günstigsten Ringe bestellt, die man bei AliExpress finden kann, und schauen uns an, was man für unter 20€ hier bekommt.
Colmi hat neben dem R02 auch noch ein paar weitere Modelle im Sortiment und verkauft außerdem auch einige Smartwatches. Eine Übersicht der Modelle kann man sich auf der Webseite des Herstellers ansehen.
Der Preis bei AliExpress schwankt, je nachdem, ob man ein neuen Account hat oder nicht und welche Gutscheine man benutzt. Wir haben knapp 15€ für den Ring bezahlt.
Design & Verarbeitung
Am Konzept und der Ringform kann man nur bedingt etwas weiterentwickeln oder verändern, auch der Colmi R02 sieht auf den ersten Blick aus wie jeder andere Smartring. Es gibt ihn in Schwarz, Gold und Silber und in den Ringgrößen 8 bis 12. Der Ring bzw. das äußere Gehäuse besteht aus Edelstahl, auch wenn bei AliExpress teilweise von Titan die Rede ist. Wir haben den Ring in Schwarz und in Größe 10 bestellt.
Die Innenseite ist komplett glatt, anders als zum Beispiel der Ringconn Gen 2, der zwei „Noppen“ auf der Innenseite hat. Diese spürt man kaum, sie sorgen aber dafür, dass der Ring sich nicht so leicht dreht und die Sensoren immer unten am Ansatz des Fingers sitzen. Außerdem ist der Ringconn nicht perfekt rund, sondern an den Sensoren leicht abgeflacht. All das fehlt dem Colmi, der sich daher leicht drehen lässt (und die Sensoren dann nicht mehr an der Unterseite des Fingers sitzen), was man nicht unbedingt bemerkt, da es „von außen“ nicht erkennbar ist.
Wichtig ist daher vor allem, dass der Ring gut an den Finger passt und eng genug sitzt. Andernfalls können die Messergebnisse verfälscht werden. Erwähnenswert ist noch die IP68-Zertifizierung, die bedeutet, dass der Ring gegen Wasser geschützt ist; man kann mit ihm Duschen und Schwimmen und muss ihn dabei nicht abnehmen.
Ein Vorteil gegenüber anderen, deutlich teureren Ringen, ist die Touch-Funktion. Der Colmi R02 unterstützt Touch-Gesten, wenn auch sehr simple. So lassen sich durch Antippen des Rings Lieder in der Playlist wechseln oder die Kamera auslösen. Welche dieser Funktionen aktiv ist, lässt sich in der App einstellen. Um nicht versehentlich eine der Touch-Gesten zu aktivieren lässt sich die Funktion auch ausschalten.
Ich bin von der Funktion nicht so wirklich überzeugt, da der Sensor nicht in 100% der Fälle die Berührung erkennt. Da tippe ich dann auch schon zwei oder dreimal auf den Ring, nur um dann ungewollt direkt mehrere Fotos hintereinander zu schießen. Mit nur einer Hand ist der Ring auch etwas schlecht erreichbar und erfordert etwas Fingerakrobatik. Und beide Hände zu benutzen ist auch irgendwie nicht ideal, dann gewinnt man ja nichts dadurch und kann es sich auch sparen. Das Feature ist cool und definitiv nutzbar, aber ich würde auch ohne es auskommen.
Messdaten in der App
Hauptfunktion ist aber auch beim Colmi R02 die Messung verschiedener Gesundheitsdaten. Das sind hier Bewegungsdaten, vor allem in Form eines Schrittzählers; Schlaftracking, das die Dauer des Schlafes sowie die unterschiedlichen Schlafphasen misst; und die Messung des Pulsschlags inklusive der Herzfrequenzvariabilität und des Blutsauerstoffgehalts. Angezeigt werden alle diese Werte in der App „QRing“-App, die man für Android und iOS herunterladen kann. Mein Testgerät war mein Samsung Galaxy Z Flip5, die Erfahrungen mit der App beziehen sich also auf die Android-Version.
Zunächst muss man sich hier einen Account erstellen, der aber nicht viele Informationen und nicht mal eine Verifikation per E-Mail benötigt. Was allerdings direkt zu Beginn auffällt, ist, dass die App wirklich nicht gut übersetzt ist. Immer wieder findet man merkwürdige Formulierungen, was die Nutzung nicht einschränkt aber eben keinen guten Eindruck macht.
Auch die Formatierung mancher Texte ist nicht optimal. Während die Startseite mit ihren großen Kacheln noch gut aussieht, hat man in der Detailanasicht viele Felder, die zu schmal für ihren Text sind, sodass dieser wie ein Spruchband von rechts nach links durchläuft. Das kann man vereinzelt ja so lösen, aber manchmal ist es einfach Overkill, wenn beispielsweise alle Wochentage einzeln als Spruchband nebeneinander herlaufen anstatt sie einfach abzukürzen. Einige Seiten laden auch schlicht nicht, so zeigt der FAQ-Bereich bei mir einfach nichts an.
Die Darstellung der Daten ist sonst „in Ordnung“, mehr aber auch nicht. Es ist nicht die schönste und übersichtlichste App, aber auch nicht die schlechteste, die ich je ausprobiert habe. Die Art, wie Messdaten als Graph dargestellt werden, ist grundsätzlich sehr gut, allerdings stören mich auch viele Dinge. So gibt es keine Wochen- oder Monats-Ansicht und ich kann auch kein Datum gezielt auswählen. Wenn ich meine Herzfrequenz von vor einem Monat wissen möchte, muss ich dreißig Tage einzeln zurück gehen. Es gibt eine optionale Ansicht, in der mit alle Messergebnisse in einer Liste untereinander angezeigt werden, was aber kaum einen Mehrwert bietet.
Und einige Einstellungen sind auch einfach unnötig versteckt. So kann ich meinen Herzschlag etwa einmalig messen oder im Bereich „Pulsschlag“ einstellen, dass diese automatisch alle 30 Minuten geschehen soll. Diesen Intervall kann ich hier aber nicht anpassen, sodass ich zu Beginn dachte, dass 30 Minuten die einzige Möglichkeit sind. In meinem Profil bzw. unter dem Punkt „Mein“ (soviel zur deutschen Übersetzung) kann ich unter „Gesundheitsüberwachung“ dann aber doch die Frequenz auch auf 5 bis 25 Minuten einstellen.
Zu guter Letzt kommen wir auch noch zur Qualität der Messungen. Und die kann mich leider gar nicht überzeugen. Eine einzelne Messung der Herzfrequenz ist zwar annähernd genau. Über den Tag habe ich bei der Pulsmessung aber sehr starke Schwankungen zwischen 50 und 100 Schlägen pro Minuten. Und das teilweise im 5-Minuten-Takt während ich am Schreibtisch sitze oder sogar im Schlaf. Auffällige Spitzen hingegen etwa während Bewegungsphasen werden mir quasi gar nicht angezeigte, stattdessen zieht sich dieser Wechsel zwischen tiefem und hohem Puls durch den ganzen Tag. Beim RingConn Gen 2 hingegen konnte ich sehr gut einen gleichbleibenden niedrigen Puls durch die ganze Nacht feststellen, genauso wie deutliche Spitzen während des Heimwegs, wenn ich längere Strecken zu Fuß gelaufen bin.
Genauso unbefriedigend ist leider die Schlafüberwachung. An fast allen Tagen ist die angezeigte Schlafdauer zu lang, teilweise wird eine ganze Stunde am Morgen auf die Zeit aufgeschlagen, obwohl ich längst aufgestanden bin und sogar das Haus verlassen habe. Das Ergebnis wirkt hier mehr geschätzt als gemessen. Auf die Genauigkeit der Anzeige der verschiedenen Schlafphasen oder die Blutsauerstoffmessung will ich mich da gar nicht verlassen.
Ein kleiner Pluspunkt, der den Ring aber leider auch nicht mehr rettet, ist der Akku. Der hält überraschend lang und selbst bei aktivierter Messung aller Daten war bei mir immer eine Laufzeit von mehr als einer Woche möglich. Zum Laden gibt es keine spezielle Ladeschale, sondern ein kurzes USB-Kabel, das mit einem Magnetkontakt an die Innenseite des Rings gesteckt wird.
Fazit – Selbst für den Preis zu wenig
Der Colmi Ring R02 erfüllt eigentlich alle Erwartungen, die ich an einen Smartring für 20 Euro habe. Das sind leider keine besonders hohen. Ja, er misst den Puls und erfasst auch die Schlafdauer – aber das alles nicht wirklich gut. Keine der angezeigten Informationen kann ich wirklich sinnvoll auswerten und einige erweisen sich bei genauer Betrachtung schlicht als falsch, etwa die Schlafdauer und oft auch der Puls. In komplexere Messungen wie REM-Phasen während des Schlafes oder den Blutsauerstoffgehalt oder errechnete Werte wie den Kalorienverbrauch habe ich da schlicht kein Vertrauen. Hinzu kommt die maximal mittelmäßige App, an der mich zu viele Kleinigkeiten stören.
Einzig die Verarbeitung und die Akkulaufzeit sprechen noch für den Ring. Beides ist für 20€ wirklich gut, aber leider auch nicht viel wert, wenn man sich auf die Messungen nicht verlassen kann. Die Touch-Gesten sind ein nettes Feature, das aber nicht über die anderen Mängel hinwegtäuschen kann.
Ich empfinde Smartringe als viel zu teuer und kaum eines der über 300€ teuren Modelle, sei es RingConn, Amazfit, Samsung oder Oura ist sein Geld meiner Meinung nach wert. Es sind reine Luxusprodukte, die noch sehr im Preis fallen müssen, ehe sie eine ernste Alternative für Fitness-Tracker in Armbändern sind. Mir zeigt der Colmi Ring aber eben auch, dass wir an diesem Punkt noch nicht sind, denn die hier gelieferte Qualität liegt weit unter dem, was die großen in der Branche bieten. Empfehlen kann ich den Colmi Ring R02 nach meinen bisherigen Erfahrungen daher trotz seines niedrigen Preises nicht.
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