Test

Schlimmer statt besser: Redmi Buds 6 In-Ear Kopfhörer mit ANC & Dual-Treibern

Die Redmi Buds 6 sind optisch sowie technisch nur eine kleine Überarbeitung der Redmi Buds 5. Warum Xiaomi den Kopfhörer mit einem Dual-Treiber verschlimmbessert hat, erfahrt ihr in diesem Test.

Redmi Buds 6 in Akkubox

Unspektakulärer Lieferumfang, noch unspektakulärere Verpackung

Die Verpackung der Redmi Buds 6 gleicht der der Vorgängerversion fast bis ins Detail. Das Einzige, was Xiaomi geändert hat, ist die Farbe des abgebildeten Kopfhörers auf der Vorderseite und die Modellbezeichnung: Statt Redmi Buds 5 steht nun Redmi Buds 6. Ansonsten wirkt die Verpackung recycelt – und das nicht nur im ökologischen, sondern auch im kreativen Sinne. Recycling ist etwas, das uns im Laufe des Testberichtes noch öfter begegnen wird.

Redmi Buds 6 Lieferumfang

Im Inneren des Kartons finden sich der Kopfhörer selbst, eine kleine Kunststofftüte mit zwei weiteren Paar Silikon-Ohrpolstern, ein sehr kurzes USB-A-zu-USB-C-Ladekabel sowie eine mehrsprachige Bedienungsanleitung.

Andere Sonderfarbe und eine marginal, aber funktional bedeutende Designänderung

Wenn man die Redmi Buds 6 und die Redmi Buds 5 nebeneinanderlegt, stellt man schnell fest: Es handelt sich optisch um denselben Kopfhörer – zumindest weitestgehend. Gerade in den Standardfarben Schwarz und Weiß ist der Unterschied mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Es wirkt fast so, als hätte Xiaomi beim Design einfach recycelt, was ohnehin schon da war.

Einzige sichtbare Veränderung: die neue Sonderfarbe. Während die Redmi Buds 5 in einem hellen Sky Blue erhältlich waren, bringt Xiaomi die Redmi Buds 6 nun in einem frischen Coral Green auf den Markt – also ein Grünton statt des vorherigen Blautons. Danaben gibt es sie in schwarz und weiß.

Redmi Buds 5 und Redmi Buds 6

Die Hörer wiegen jeweils 5 Gramm und haben die Maße 31,13 x 21,34 x 23,5 mm. Damit sind sie minimal größer als ihre Vorgänger, aber so geringfügig, dass es im Alltag keinerlei Rolle spielt. Auch das Ladecase bleibt im Grundformat gleich, misst jetzt aber 61,01 x 51,71 x 24,80 mm. Im direkten Vergleich wirkt es leicht voluminöser – aber wirklich nur minimal.

Redmi Buds 6 Hoerer

Die einzige nennenswerte Änderung liegt in einem kleinen funktionalen Detail: Auf der Vorderseite der Ladebox befindet sich nun eine LED-Leiste, hinter der vier Segmente angesteuert werden. Diese sind optisch nicht einzeln erkennbar, wirken aber wie ein durchgehender Balken, der je nach Akkustand der Box in seiner Länge abnimmt. Leuchten alle vier Segmente, ist der Akku voll – bei zwei leuchtenden Abschnitten sind es noch etwa 50 Prozent. Das ist praktisch und in dieser Form neu – bei den Redmi Buds 5 gab es lediglich eine einzelne Status-LED.

Die Verarbeitung der Redmi Buds 6 ist insgesamt gut. Das Case schließt sauber, die Hörer sind ordentlich verarbeitet und weisen keine sichtbaren Spaltmaße oder Produktionsmängel auf.

Redmi Buds 6 jetzt mit dualen Treibern – schlimmer statt besser

Die Redmi Buds 6 sind weiterhin einem 12,4 mm großen, titanbeschichteten, dynamischen Treiber ausgestattet, der von den Buds 5 recycelt wurde, aber um eine 5,5 mm piezoelektrische Mikrokeramikeinheit ergänzt ist. In der Theorie sollte das für ein detailreicheres Klangbild im Hoch- und gegebenenfalls oberen Mittelton sorgen. Doch genau das ist im Test leider nicht der Fall.

Stattdessen ist der Redmi Buds 6 klanglich deutlich basslastiger abgestimmt – und das für meinen Geschmack sogar ein gutes Stück drüber. Mich erinnert die Abstimmung spontan an die Soundcore P2-Serie, die ebenfalls mit einem für meinen Geschmack überbetonten Tiefton daherkommt. Der erhoffte Zugewinn an Details im Hochtonbereich bleibt leider aus. Im Gegenteil: Die Redmi Buds 5 wirken im Vergleich sogar aufgeräumter und neutraler abgestimmt.

Redmi Buds 6 Treiber

Die neue Abstimmung der Redmi Buds 6 scheint darauf zu basieren, dass der große 12,4-mm-Treiber sich stärker auf den Tiefton fokussieren kann, während der kleine piezokeramische Treiber die höheren Frequenzen übernehmen soll. In der Praxis funktioniert das aber nur bedingt. Der zweite Treiber scheint im Hoch- und oberen Mittelton schlichtweg zu schwach aufgestellt und kann diese Frequenzbereiche nicht mit der nötigen Präzision abbilden – zumindest ist das mein Eindruck im direkten Vergleich.

So klingen die Redmi Buds 5 für mich insgesamt ausgewogener. Sie liefern zwar weniger Bass, dafür aber ein stimmigeres Klangbild. Die Hoch- und Mitteltöne wirken dort etwas transparenter, da der einzelne dynamische Treiber nicht so einseitig abgestimmt ist. Mehr Details liefern die Redmi Buds 6 nicht – nur mehr Bass. Und den braucht es für mein Empfinden hier nicht.

Ich habe in der App versucht, mit dem Equalizer gegenzusteuern, aber das klappt nur bedingt. Die Redmi Buds 6 lassen keine benutzerdefinierten Presets zu – es stehen lediglich vier vorgefertigte EQ-Modi zur Verfügung. Der Modus „Hochton verstärken“ bringt zwar etwas mehr Klarheit, lässt den Klang bei Live-Mitschnitten aber schnell schrill werden – mitunter so unangenehm, dass es mir beim Hören fast weh tat.

So bleibt unterm Strich festzuhalten: Xiaomi hat die Redmi Buds 6 auf dem Papier mit einem zweiten Treiber ausgestattet und suggeriert damit eine klangliche Verbesserung. In der Praxis aber ist der Klang für meinen Geschmack ein Rückschritt.

Aktive Geräuschunterdrückung ohne spürbare Verbesserung

Auf dem Papier gibt Xiaomi für die Redmi Buds 6 eine Geräuschreduzierung von bis zu 49 Dezibel an – drei Dezibel mehr als bei den Redmi Buds 5, die laut Hersteller auf 46 Dezibel kommen. In der Praxis lässt sich dieser Unterschied allerdings nicht wirklich feststellen. Im direkten Vergleich der beiden Modelle fällt keine spürbare Verbesserung auf.

Wie schon beim Vorgänger funktioniert das ANC bei monotonen, tieffrequenten Geräuschen zuverlässig, beispielsweise bei Klimaanlagen, Bahn- oder Straßenlärm. Hochfrequente und in ihrer Frequenz wechselnde Geräusche werden hingegen kaum bis gar nicht reduziert. Der Effekt ist dennoch vorhanden und sorgt dafür, dass man mit etwas geringerer Musiklautstärke im Alltag auskommt, um Umgebungsgeräusche effektiv auszublenden.

Trotzdem ist klar: Diesen Kopfhörer kauft man nicht wegen der Geräuschunterdrückung – man bekommt sie eher als netten Zusatz. Wer ein echtes ANC-Flagship sucht, wird hier nicht glücklich.

Ähnliches gilt für den integrierten 360° Audio-Effekt, der in der App aktiviert werden kann. Statt Immersion bekommt man hier einen Effekt geliefert, der eher klingt, als würde man die Musik durch ein großes Blechrohr hören. Von räumlicher Tiefe oder echter Klangbühne ist das weit entfernt – mit Eintauchen in eine Klangwelt hat das wirklich nichts zu tun.

Headset und Tragekomfort

Auch das Headset der Redmi Buds 6 wirkt im Vergleich zum Vorgänger irgendwie recycelt. Denn im Audioaufnahmevergleich klingen die Redmi Buds 5 und Redmi Buds 6 nahezu identisch – und das leider nur mittelmäßig. Die Redmi Buds 6 unterdrücken Umgebungsgeräusche nur sehr begrenzt und auch die Stimme klingt insgesamt nicht besonders klar.

Redmi Buds 6 Tragekomfort

In ruhigen Umgebungen kann man damit vielleicht mal ein kurzes privates Telefonat führen. Für berufliche Gespräche oder andere offizielle Kontexte – vor allem, wenn es etwas lauter ist – würde ich die Redmi Buds 6 aber definitiv nicht empfehlen. Das ist allerdings auch ein Kritikpunkt, den sich viele Kopfhörer in dieser Preisklasse gefallen lassen müssen.

Beim Tragekomfort hingegen gibt es nichts zu beanstanden. Da sich am Formfaktor im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert hat, sitzen die Hörer im Test auch weiterhin gut im Ohr. Mit den mittleren Ohrpolstern halten sie bei mir im Test sicher und auch stärkere Kopfbewegungen oder sportliche Aktivität verändern daran nichts.

Bedienung und Handy-App

Die Redmi Buds 6 sind, wie schon die Redmi Buds 5, mit Touchsensoren auf der Rückseite der Hörer ausgestattet. Unterstützt werden die Gesten:

  • 1x antippen (standardmäßig nicht belegt, um Fehlbedienungen zu vermeiden)
  • 2x antippen
  • 3x antippen
  • gedrückt halten

Die Gesten sind in der App individualisierbar. Dabei stehen folgende Funktionen zur Verfügung:

  • Wiedergabe / Pause
  • Nächster Titel
  • Vorheriger Titel
  • Lauter
  • Leiser
  • Foto aufnehmen (z. B. als Fernauslöser für Smartphone-Kamera)
  • Sprachassistent (nur für die „gedrückt halten“-Geste)
  • Wechsel der Geräuschunterdrückungsmodi (ebenfalls nur für „gedrückt halten“ möglich)

Redmi Buds 6 App

Zusätzlich bietet die Xiaomi Earbuds App folgende Optionen:

  • ANC-Modus umschalten bzw. konfigurieren
  • Equalizer mit 4 festen Presets (keine eigene Erstellung möglich)
  • 360° Audio ein-/ausschalten
  • In-Ohr-Erkennung aktivieren/deaktivieren
  • Duale Geräteverbindung aktivieren/deaktivieren
  • Automatische Anrufannahme ein-/ausschalten
  • Kopfhörer über Signalton finden
  • Firmware aktualisieren (nur mit Xiaomi-Konto möglich)
  • Damit bietet der Kopfhörer eigentlich alle gängigen Funktionen. Wie immer bei Xiaomi ist es allerdings schade, dass Firmware-Updates nur mit einem Xiaomi-Konto möglich sind – das hätte man kundenfreundlicher lösen können.

Bluetooth-Reichweite und Laufzeit

Die Redmi Buds 6 sind mit einem Bluetooth 5.4 Modul ausgestattet, das den AAC- und SBC-Standard-Codec unterstützt. Einen hochauflösenden Codec wie LDAC oder aptX gibt es hier nicht – was angesichts des Preises zwar verschmerzbar ist, aber eben trotzdem fehlt. Die Kommunikationsreichweite liegt im Test auf freier Fläche bei rund 12 Metern, in geschlossenen Räumen entsprechend weniger, je nach Wandstärke und Hindernissen.

Jeder Hörer ist mit einem 54 mAh Akku ausgestattet, das Ladecase bringt 475 mAh mit. Damit gibt Xiaomi eine maximale Laufzeit von bis zu 10 Stunden ohne ANC an. Mit aktiviertem ANC konnte ich im Test etwa 6 bis 7 Stunden erreichen – ein solider, aber nicht überragender Wert.

Redmi Buds 6 Akku LEDs

Eine Schnellladefunktion ist ebenfalls vorhanden: Laut Hersteller sollen 10 Minuten im Ladecase bis zu 4 Stunden Musikwiedergabe ermöglichen – bei mir waren es im Test eher 2 Stunden, was immer noch alltagstauglich ist. Die Hörer können in der Akkubox etwa viermal vollständig aufgeladen werden. Aufgeladen wird das Case über USB-C. Eine kabellose Ladefunktion gibt es nicht.

Fazit: Zu nah am Vorgänger und klanglich verschlimmbessert

Die Redmi Buds 6 sind in weiten Teilen weniger Neuerung, sondern mehr recycling des Vorgängers – was grundsätzlich nichts Schlechtes ist, sofern an richtigen Punkten erneuert wurde. Die in der realität einzige echte Neuerung mit Mehrwert ist die LED-Leiste an der Ladebox, die nun auch eine grobe Akkuanzeige erlaubt. Auch der Tragekomfort ist dank des wiederkehrendem Formfaktors weiterhin gut, und die Akkulaufzeit überzeugt mit solider Laufzeit. Positiv hervorzuheben ist zudem die Xiaomi Earbuds App, die einen soliden Funktionsumfang bietet – aber auch hier ein Konto für Firmware-Updates fordert.

  • Design
  • Akkulaufzeit
  • Handy-App
  • Enttäuschendes Dual-Treiber System
  • Wenig Innovation vgl. Vorgänger
  • Konto-Zwang für Firmware-Updates

Weniger gelungen ist jedoch der Versuch, die Klangqualität durch ein duales Treibersystem zu verbessern. Die Redmi Buds 6 klingen für meinen Geschmack basslastiger als nötig, während der Hoch- und Mitteltonbereich an Detailtiefe einbüßt. Im direkten Vergleich gefällt mir das Klangbild der Redmi Buds 5 mit ihrem ausgewogeneren Singletreiber besser. Auch das ANC bleibt auf solidem, aber nicht überragendem Niveau, und das Headset ist insgesamt okay, aber weit entfernt von professioneller Qualität.

Xiaomi hat bei den Redmi Buds 6 so aus meiner Sicht zu viel recycelt und an der falschen Stelle optimieren wollen. Für einen Preisbereich von rund 40 Euro sind sie zwar funktional ordentlich aufgestellt, klanglich aber ein Rückschritt. Wer ein wenig Geduld mitbringt und auf ein gutes Angebot wartet, bekommt mit den Soundcore Liberty 4 NC für kaum mehr Geld einen spürbar besseren Kopfhörer. Die China-Gadgets-App hilft dabei, kein gutes Angebot zu verpassen.

9420f4357d164caa8c8f9e09a6dfc384 Hier geht's zum Gadget

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Tim

Gadget-Nerd bei China-Gadgets seit 2015 und immer auf der Suche nach günstigen, hochwertigen Audio-Alternativen.

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