Test

Reolink Argus PT Ultra im Test: Top-4K-Überwachungssystem mit Solar & Hub statt Cloud?

„Wer schleicht da nachts durchs Beet?“ Diese Frage kann man sich im Idealfall durch den Einsatz passender Überwachungskameras sparen. Diesmal in dieser Hinsicht auf dem Prüftisch: Die Reolink Argus PT Ultra, eine PTZ-Kamera (also schwenk-, neig- und zoombar) mit 4K-Auflösung & Akku. Uns liegt sie im Bundle mit zwei Kameras, zwei Solarpanels und dem Reolink Home Hub vor. Kann das Paket überzeugen?

Reolink Argus PT Ultra

Kurzfazit zur Reolink Argus PT Ultra

Das Bundle liefert eine einfache Inbetriebnahme, gute App-Bedienung und zuverlässige Bewegungserkennung mit ordentlicher 4K-Tagbildqualität. Die lokale Speicherung über den Hub ist ein Plus. Abzüge gibt’s für das fehlende Auto-Tracking, keine Aufnahme vor Ereignissen und die sehr eingeschränkte Smart-Home-Integration. Ein solides Paket für flexible Außenüberwachung ohne Cloud-Zwang, wenn man auf erweiterte smarte Features verzichten kann.

  • Sehr einfache Einrichtung & Bedienung
  • Gute 4K-Bildqualität bei Tag
  • Zuverlässige Personen-/Fahrzeug-/Tiererkennung
  • Lokale Speicherung via Home Hub möglich

  • App-Bug: Home Hub liefert nur Download von Low-Quality-Aufnahmen (obwohl 4K-Aufnahmen vorliegen)
  • Kein automatisches Objekt-Tracking
  • Keine Pre-Roll-Aufnahme (vor Ereignissen)
  • Eingeschränkte Smart Home-Integration (kein NAS/NVR)
  • Home Hub nur per LAN, kein HDD/SSD-Slot

Technisches: Reolink Argus PT Ultra mit 4K & PTZ

Hersteller | ModellReolink | Argus PT Ultra
Auflösung4K 8MP (15 fps)
Sensor1/2,7″ CMOS
ArtPTZ (pan, tilt, zoom)
Sichtfeldhorizontal 355°, vertikal: 140°
Nachtsichtja, IR & farbig (durch Spotlights)
KomprimierungH.265
Akku21,6 Wh (aufladbar via Solar oder USB-C)
KonnektivitätReolink App, Dual-Wi-Fi
SpeicherMicroSD im Hub (bis 128 GB unterstützt, 64 GB inkl.), Reolink Cloud (optional, Abo nötig)
Features
  • Dual-WiFi (2,4 & 5 GHz)
  • IP64
  • App-Anbindung (Android/iOS)
  • Mensch-/Fahrzeug-/Tiererkennung
  • PIR-Bewegungserkennung (10m Distanz)
  • Farbnachtsicht (durch Spotlights)
  • Zwei-Wege-Audio
  • Sprachsteuerung (Google Assistant, Amazon Alexa)
  • 6W Solarpanel
Maße | Gewicht‎122 x 98 mm | 481 g (Kamera)

Unboxing & Lieferumfang: Daumen hoch für die Beigaben

Reolink-typisch kommt das Set im blauen Karton daher. Drinnen ist alles sicher verpackt: Die beiden Argus PT Ultra Kameras, der Home Hub und die zwei 6W-Solarpanels. Im Zubehörkarton finden sich Netzteil für den Hub, passende USB-C-Kabel, ein Ethernetkabel und die obligatorische 64GB microSD-Karte für den Hub – das spart den Extrakauf, sehr löblich! Schrauben, Dübel und sogar vier Zurrgurte für eine bohrfreie Montage liegen ebenfalls bei.

Einrichtung & Installation: Einfach, aber mit kleinen Hürden

Die Inbetriebnahme ist schnell erledigt. Den Hub mit Strom versorgen, die beiliegende microSD-Karte (64GB sind dabei, maximal sind 128GB pro Slot am Hub möglich) einstecken und per LAN-Kabel an den Router anschließen. Ein kleiner Wermutstropfen: Der Hub funktioniert nur per LAN, eine WLAN-Einbindung ist nicht vorgesehen. Das schränkt die Platzwahl etwas ein. Der Hub selbst ist schlicht, die Status-LED unaufdringlich. Zwei microSD-Slots sind vorhanden, aber leider kein Einschub für eine günstige 2,5″-Festplatte, wie man es etwa von eufys HomeBase 2 kennt. Wer viel Speicher braucht, muss also auf große microSD-Karten oder die Cloud setzen.

Die 6W Solarpanels sind fix montiert. Einfach die Halterung hinten anschrauben und natürlich mithilfe von Schrauben und Schablone fest montieren. Diesen Schritt lassen wir aus naheliegenden Gründen weg. 

Die eigentliche Einrichtung via Reolink-App ist dann ein Kinderspiel. Der Hub wird im Netzwerk sofort gefunden. Positiv: Die Option zur Datenverschlüsselung wird direkt angeboten. Dafür muss man ein Passwort wählen, was ich auch mache.

Bei den Kameras heißt es erst Antennen anschrauben, dann die Halterung befestigen. Hier stolpert man kurz: Der QR-Code für die Kopplung sitzt nämlich oben auf der Kamera und damit unter der von mir schon festgeschraubten Halterungsplatte. Also: Platte ab, Code scannen, Platte wieder dran. Nicht optimal, aber lösbar.

Beim Binden der Kameras mit der App bzw. dem heimischen Netzwerk empfinde ich die Frage nach „selbes LAN“ oder „nicht selbes LAN“ etwas verwirrend für den Laien, da die Kameras ja ohnehin per WLAN funken. Mit „Nicht im selben LAN“ klappt das Einbinden problemlos. WLAN-Netz (2,4 oder 5 GHz) auswählen, kurz warten, fertig.

Für den Test haben wir die Kameras mit den mitgelieferten Zurrgurten montiert: eine an einer Lampe in Richtung Gemüsebeet, die andere an einem Geländer in Richtung Teich. Das ging schnell und hielt zuverlässig.

Die Reolink App im Alltag: Übersichtlich, aber nicht perfekt

Die Reolink App (verfügbar für Mobilgeräte und Desktop) ist klar strukturiert. Man kann Szenen definieren (z.B. „Zuhause“, „Abwesend“) und festlegen, wie die Kameras darauf reagieren sollen (Sirene, Licht etc.).

Im Livebild sollte man die Qualität manuell auf „Klar“ (4K) stellen, um die volle Auflösung zu sehen. Die PTZ-Steuerung (Schwenken/Neigen) per App reagiert prompt und angenehm leise. Der Wachpunkt, zu dem die Kamera automatisch zurückkehrt, ist ein nützliches Feature.

Die Einstellungsmöglichkeiten sind umfangreich: Empfindlichkeit der Bewegungserkennung, Auswahl der zu erkennenden Objekte (Personen, Fahrzeuge, Tiere), Privatsphärenmasken (bis zu 3 Bereiche können geschwärzt werden – wichtig für den Datenschutz!) und Aktivitätszonen lassen sich konfigurieren.

Ein oft nachgefragtes Feature fehlt jedoch: Die Argus PT Ultra bietet kein automatisches Objekt-Tracking. Sie erkennt zwar, was sich bewegt (und kann es auch markieren), schwenkt aber nicht automatisch mit dem Objekt mit. Wer das benötigt, muss zu Modellen wie der Reolink Trackmix greifen.

Bildqualität & Erkennung: Tagsüber top, nachts solide

Bei Tageslicht liefert der 8MP-Sensor eine sehr gute 4K-Bildqualität (bei allerdings nur 15 Bildern pro Sekunde). Details sind klar erkennbar, auch bei digitalem Zoom. Die Farben wirken manchmal etwas kühl, aber das ist Geschmackssache. Bei starkem Gegenlicht oder sehr hohem Kontrast hat die Kamera manchmal Probleme mit der Belichtung.

Die IR-Nachtsicht in Schwarz-Weiß ist okay und die Reichweite für die meisten Gärten ausreichend. Die Farbnachtsicht wird durch die integrierten LED-Spotlights ermöglicht. Das funktioniert im Nahbereich und kann bei der Identifizierung helfen, führt aber zu einem verwascheneren Bild und verbraucht deutlich mehr Akku. Für Nachtaufnahmen ist meist der IR-Modus die bessere Wahl (etwas ausführlicher hierzu: siehe weiter unten bei den Videoaufnahmen).

Die KI-gestützte Bewegungserkennung funktioniert sehr gut. Personen und ein (3D-gedruckter) Igel wurden im Test zuverlässig erkannt, während Äste im Wind ignoriert wurden. Nur einmal sorgte eine Hummel für einen versehentlichen Auslöser. Die Benachrichtigungen aufs Handy kommen flott an.

Bei Nacht kann die Bildqualität nicht ganz überzeugen. Das Bild wirkt teils verwaschen, die Farbnachtsicht nur im Nahbereich überzeugend. Hier empfiehlt sich der klassische IR-Schwarz-Weiß-Modus, auch wenn die Erkennungsdistanz (max. 10m, eher weniger) hier höher ausfallen könnte. Insgesamt hat die Reolink Argus PT Ultra bisweilen mit Belichtungsproblemen zu kämpfen, erkennt Bewegungen aber weiterhin zuverlässig.

Ein wesentlicher Kritikpunkt bleibt die Aufnahmefunktion: Die Kamera startet die Aufnahme erst nachdem eine Bewegung erkannt wurde. Die wichtigen Sekunden vor dem Ereignis (Pre-Roll) werden nicht aufgezeichnet. Man kann nur die Dauer nach dem Ereignis (8, 15 oder 30 Sek.) einstellen. Das ist für eine lückenlose Dokumentation im Ernstfall nicht ideal. Fairerweise muss hier betont werden, dass das Feature des Voraufzeichnens aktuell noch längst kein Standard ist. Reolink hat das Feature mit der Altas PT Ultra eingeführt, welche wir im Hands-On hatten.

Akku, Solar & Hub: Lokale Speicherung als Stärke

Der 21,6 Wh Akku soll laut Reolink eine Laufzeit von einer bis vier Wochen ermöglichen. Das hängt natürlich stark von der Anzahl der Auslösungen, der Livestream-Nutzung und der Temperatur ab. Dank des mitgelieferten 6W-Solarpanels sollte die Laufzeit in den sonnigen Monaten aber deutlich verlängert werden, sodass manuelles Laden seltener wird. Im Winter oder bei wenig Sonne ist das Panel aber unserer bisherigen Testerfahrung mit anderen Reolink-Kameras nach oft nicht stark genug, um den Akku dauerhaft voll zu halten.

Reolink Argus PT Ultra Bundle Kamera Spotlights
Für den Akkubetrieb dauerhaft suboptimal: Helle Spotlights

Der Home Hub als lokaler Speicherort ist der große Vorteil dieses Systems – eigentlich (siehe unten). Auf der mitgelieferten 64GB microSD-Karte (bis 128GB werden laut Specs unterstützt) landen die Aufnahmen im Haus, ohne dass ein Cloud-Abo nötig ist. Das schont den Geldbeutel und dient der Privatsphäre. Optional bietet Reolink aber auch ein Cloud-Abo an (Serverstandort: Frankfurt).

Reolink Argus PT Ultra Bundle Reolink Home Hub1

Ganz wichtig aber an dieser Stelle: Reolink muss die App in Bezug auf den Home Hub updaten. Warum? Alle Aufnahmen, die ich über „Ereignisverlauf“ im Hub-Bereich via App oder Desktop-Software herunterlade, sind in absolut niedriger Auflösung (gemäß „Low“-Profil = 896 x 512 Pixel) Es gibt hier keine Möglichkeit auf 4K („Klar“) umzustellen. Hier muss man via App direkt über die Kamera („Wiedergabe“) gehen und kann dort die Auflösung umstellen und Clips herunterladen – das ist ärgerlich und alles andere als nutzerfreundlich.

Reolink Argus PT Ultra Bundle Front Details

Smart Home Integration & Kompatibilität: Hier hapert’s

Kommen wir zur Achillesferse der Argus PT Ultra (und vieler anderer Akku-Kameras von Reolink): Die Smart-Home-Integration ist sehr begrenzt. Man kann die Kamera per Google Assistant und Amazon Alexa sprachsteuern und das Livebild auf kompatiblen Smart Displays anzeigen.

Eine Einbindung in Home Assistant ist nur über den Umweg des Reolink Home Hub möglich. Eine direkte Integration oder die Nutzung von ONVIF, RTSP, NVRs oder NAS-Systemen (z.B. Synology) wird nicht unterstützt. Wer seine Kameras tief ins Smart Home integrieren oder auf einem NAS speichern möchte, muss zu Modellen mit fester Stromversorgung greifen.

Kleiner Tipp: Wenn ihr Kameras wie etwa die „Reolink E1 Outdoor“ mit der Zusatzbezeichnung „PoE“ seht, heißt das „Power-over-Ethernet“ und die jeweilige Kamera bekommt so dauerhaft Strom und Netzwerkanbindung über ein einziges Kabel. Dessen Ende muss an euren Router, der die PoE-Funktion dafür natürlich unterstützen muss. 

Fazit: Flexibel und lokal, aber mit (smarten) Abstrichen

Das Reolink Argus PT Ultra Bundle erweist sich im Test an sich als nutzerfreundliches Paket für die kabellose Außenüberwachung. Stärken sind die leichte Einrichtung, die übersichtliche App und die zuverlässige Objekterkennung. Die 4K-Bildqualität (bei Tag) ist überzeugend, und der Home Hub ermöglicht die lokale Speicherung ohne Cloud-Zwang – versagt aber dank App-Bug beim Download von 4K-Aufnahmen.

Reolink Argus PT Ultra Bundle Karton

Die Flexibilität des Akkubetriebs erkauft man sich jedoch mit Kompromissen: Features wie automatisches Objekt-Tracking oder die Aufnahme von Momenten vor einem Ereignis fehlen. Die Einbindung in Smart-Home-Systeme jenseits von Alexa/Google Assistant ist stark limitiert, NAS- oder NVR-Support gibt es nicht. Wer eine einfach zu nutzende PTZ-Kamera mit lokaler Speicherung sucht und auf erweiterte Smart-Funktionen verzichten kann, findet hier ein solides System. Für tiefere Integration oder lückenlose Aufnahmen sind Modelle mit fester Stromversorgung die bessere Wahl.

Wie wichtig sind euch Features wie Auto-Tracking oder NAS-Anbindung bei einer Überwachungskamera? Und welche Erfahrungen habt ihr mit Akku-Kameras und Solarpanels gemacht? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Thommy

Wenn ich nicht gerade mit Familie und Freunden unterwegs bin, findet man mich im Bastelkeller. Dort tüftele ich zwischen Multiplex Easystar-Klonen, Impeller-Jets, RC-Crawlern und insbesondere meinem geliebten Anycubic Mega S, dem möglichst bald noch weitere 3D-Drucker folgen sollen.

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