Test: Cheerson CX22 Quadrocopter (CX-20 Nachfolger) ab ~580€
Wenn ein Quadrocopter aus China 2014 wie eine Bombe eingeschlagen ist, dann war es der Cheerson CX-20 für sportliche 250€ – knapp 600 Kommentare unterstreichen dies nur. Ein günstiger Preis, eine Open-Source-Plattform und zahlreiche Features haben den Copter schnell einiges an Ruhm eingebracht. Klar, das Cheerson daran anknüpfen will und bietet mit dem brandneuen CX-22 einen Nachfolger an, der zwar auf dem CX-20 basiert, aber zahlreiche neue Killerfeatures bietet. An dieser Stelle seien nur FPV und der Followmode genannt.
Wir sind die ersten in Europa, die den neuen Copter erhalten haben (danke GearBest!) und wollen euch den großen Cheerson CX22 Quadrocopter Test natürlich nicht vorenthalten. Sind die neuen Features den Preis von über 600€ wert? Anschnallen und Abfahrt!
- Cheerson CX22 – Nachfolger des beliebten CX-20
- Daten:
- zwei GPS-Systeme um Genauigkeit zu erhöhen
- FPV out of the box – Störoungsfreie Übertragung dank 5,8GHz
- längere Flugzeiten, dank besserer Propeller und Akkus
- Follow Me Modus: der Quadrocopter fliegt dir einfach hinterher
Inhalt
Cheerson CX-22 – die Einleitung
Man kann die Quadrocopterpiloten u.A. in drei verschiedene Lager aufteilen. Die Einsteiger, die wir mit z.B. dem Cheerson CX-10 für nur 15€ in das neue Hobby begleiten, die Bastler die ihren FPV-Racingcopter aus 20 Komponenten selbst zusammenbauen (bzw. löten) und die Piloten die einfach unkompliziert loslegen wollen. Für die letzte Gruppe war der Cheerson CX-20 schon eine tolle Basis, aber z.B. die Kamera, das Gimbal und ein eventuelles Streamingsystem musste nachgekauft werden.
Dazu hat nicht jeder Lust. DJI hat dies erkannt und bietet mit der Phantom-Serie schon lange „All-Inclusive-Copter“ an, die alles out-of-the-box bieten. Wer die 5000€ hat, kann mit dem Inspire 1 Pro z.B. das High-End-Modell erwerben. Dies hat sich Cheerson nun als Vorbild genommen und bietet alles was man für tolle Videoaufnahmen braucht, aus einer Hand an. Das hat natürlich auch seinen Preis.
Verpackung, Verarbeitung und Zubehör
Wer über 600€ für einen Copter aus China ausgibt, will natürlich auch wissen, dass das neue Gadget den Versand heil übersteht. Hier hat sich Cheerson nicht lumpen lassen und verpackt den CX-22 in einen schönen Hartschalenkoffer, der im Inneren passgenau mit Styropor ausgelegt ist. Falls man also viel Unterwegs ist, kann man auch später schnell die Rotorblätter und Kufen abbauen und den Copter inkl. Zubehör (auch Fernsteuerung) sicher verpacken.
Leider hätten wir uns an dieser Stelle gewünscht, dass die Kufen mit einer Art Schnellverschluss befestigt bzw. demontiert werden können, da es auf Dauer dann einfach doch lästig ist jedes mal acht Schrauben für das Verpacken zu lösen bzw. festzudrehen. Dennoch: selbstsichernde Rotorblätter aufdrehen, Kufen und Gimbal anschrauben – das war der Aufbau! Apropos Kufen: beim CX-20 mussten wir (und auch andere Kommentatoren) bemängeln, dass diese häufig gebrochen sind. Einmal zu unachtsam gelandet und schon war mindestens eine Kufe in 2-3 Teile zerlegt. Schuld daran war eine „Sollbruchstelle“ die durch 2 zusätzliche Schräubchen gehalten wurde. Diese gibt es beim CX-22 nicht mehr und nun muss kein Panzertape mehr verwendet werden ;-).
Die Verarbeitung ist weiterhin wie bei Cheerson, aber auch z.B. WLToys, auf einem sehr guten Niveau, d.h. alles ist solide verschraubt, es gibt keine scharfen Kanten und das Set hinterlässt einen durchaus wertigen Eindruck. Es wird den CX-22 in Zukunft in sechs verschiedenen Farben geben, von denen aktuell aber bei allen China-Shops nur zwei (blau und orange) auswählbar sind.
Der Akku, ein 3S 11.1V 5400mAh LiPO, wird nicht mehr mit einem XC-60 Connector reingefriemelt, sondern ähnlich wie bei DJI nur noch in einen Schacht geschoben. Bei einfachem Druck auf den Schalter, zeigt der Akku seinen Ladestand an. Dabei steht jeder Strich für 25% Restkapazität. Voll aufgeladen liegt die von uns erreichte Flugzeit bei etwa 20 Minuten (nicht wie angegeben 25min), was ein ordentlicher Wert ist. Eine große Kapazität bedeutet im Umkehrschluss auch: lange Ladezeiten. Die liegt für eine komplette Ladung bei sportlichen drei Stunden.
Bei uns hinterlässt die Farbauswahl, sowie der Akku den Eindruck, als ob man sich so ein bisschen an die „Hippster“ richten möchte. Alles ist „einfacher“. Klar, es ist cool (viele Farben) und bequem (Akku), aber so wirklich nötig ist dies nicht und im Zweifelsfall macht es den Akku nur unnötig teuer. Einen normalen LiPO Akku kann man vielleicht schon mal nicht mehr verwenden/austauschen/günstig neukaufen? Ähnliches praktizieren ja seit längerem Apple und Co.. Ich hoffe sehr, dass sich Cheerson den preisbewussten Bastlern in Zukunft so nicht verschließt.
Mit dabei liegt auch relativ günstig verarbeitetes Werkzeug (reicht und es ist kein weiteres nötig), zwei Netzteile (für den Monitor- sowie Copterakku), eine Treiber-CD (aktuelle Versionen gibt es eh im Internet) und eine Englischsprachige Bedienungsanleitung. Die 8GB noname microSD („TF Card“) ist nicht die Schnellste, aber es reicht um das Video flüssig wegzuschreiben. Wer keinen SD-Karten-Leser hat, freut sich über den beigelegten USB-Leser.
Gerade über das kleine Handbuch waren wir sehr glücklich, denn zur Zeit gibt es einfach noch keinerlei Informationen im Netz zu all den Funktionen und diversen Einstellungen. Wer aber diesen Artikel aufmerksam verfolgt, wird alle Infos aber auch Tipps und Tricks hier finden.
Mächtig: die Cheerson CX-22 Fernsteuerung
Wer noch nicht größere Modelle geflogen ist, wird sicherlich von all den Schaltern, Wippen und Knöpfen etwas erschlagen sein, aber im Endeffekt hat man sich relativ eng am Design und am Aufbau der CX-20 Fernbedienung gehalten. Nicht ohne Grund, denn im Flug sind alle Elemente gut zu erreichen und das Steuern klappt ohne Probleme.
Neu hinzugekommen sind zwei neue Switches (SWC und SWD) zum Wechseln in weitere neue Modi, eine GPS-Antenne (dazu später mehr) und ein Display, welches jetzt diverse Metriken (Restspannung, Flughöhe, etc) anzeigt.
Man sollte sich unbedingt vorher(!) die Bedienungsanleitung angeschaut haben, damit man während des Fluges sofort die Flugstatus-LEDs und Werte richtig zuordnen kann! Das Trimmen per Schalter sollte eigentlich, wie beim CX-20, nach gutem anfänglichen Kalibrieren, nicht nötig sein.
Zudem ist natürlich auch der Monitor für den FPV-Flug verbaut. Insgesamt hält man so schon einen relativ großen und schweren „Klopper“ in der Hand – gut das man sich die Funke per Lanyard auch um den Hals hängen kann. Die Reichweite soll bei etwa 800m liegen, was wir bisher auf Grund der Rechtslage (immer Sichtkontakt halten!) nicht testen konnten.
Rein subjektiv muss ich sogar sagen, dass die Fernsteuerung in meinen Händen besser liegt, als der König der China-Fernsteuerungen – der Taranis X9D (Plus). Dies ist natürlich jedoch von der Handgröße und den vorherigen Erfahrungen abhängig. Was unbestreitbar ist, ist die sehr gute Verarbeitungsqualität: die Switche „klacken“ richtig schön, es gibt keine scharfen Kanten und das Steuern ist mit den Sticks sehr präzise möglich.
FPV – das Livebild direkt auf dem Bildschirm
Der 7 Zoll Bildschirm kann durch Schrauben nach eigenen Wünschen gedreht und geneigt werden. Mit dabei liegt auch eine Sonnenblende, damit man auch bei gutem Wetter noch etwas erkennen kann. Bei einer Auflösung von üblichen 800 x 400 Pixeln kann man nicht meckern. Leider pfeift der Bildschirm (ggf. ein Transistor) ganz leise. Das stört nicht wirklich, aber bei der Preisregion …
Gimbal und Kamera
Im Gegensatz zum CX-20 oder anderen günstigeren China-Coptern ist beim CX-22 das 2D-Gimbal (also die Halterung die dafür sorgt, dass die Kamera immer senkrecht zum Boden zeigt – siehe Kardanische Aufhängung bei Wikipedia) und die FullHD-Kamera schon beim Kauf dabei. Das nimmt einen zwar die Flexibilität frei eine Kamera zu wählen, aber dieser Posten kostet im Nachkauf auch mal locker mindestens 120€. Aktuell (Stand September 2015) würde ich wohl mindestens zu einer Xiaomi Yi (etwa 70€) und diesem günstigen 2D Gimbal (etwa 50€) greifen.
Das Neigen der Kamera über die AUX-Kanäle läuft sehr flüssig und ohne Ruckler, sodass man wirklich schöne Videos erhält. Auch die Videoqualität kann überzeugen. Ich bin für euch mal 13 Minuten durch Leverkusen gecruised und das Video ist dabei entstanden:
Bedenkt bitte: ich habe auf Schnitte, Effekte und Sounds verzichtet, damit ihr vom „Rohmaterial“ (1080p @30fps) einen Eindruck bekommen könnt. Ein paar Feststellungen, die euch beim aufmerksamen schauen ggf. auch Auffallen werden:
- Das Gimbal kippt leicht nach rechts weg, d.h. mitten im Flug musste ich es über das AUX2 neu ausrichten. Nach einem Reset ist es aber wieder gut horizontal ausgerichtet.
- Beim Drehen um die eigene Achse ruckelt das Video leicht
- Das Fliegen geht wirklich sehr präzise von der Hand (man kann sogar unter ~40cm hohen Metallstangen durchgleiten) 😉
Insgesamt bin ich positiv überrascht.
Standardmäßig ist die Kamera schon vernünftig vorkonfiguriert (d.h. die Bild- bzw. Videoauflösung ist aufs Maximum gestellt), sodass man höchstens noch den Timestamp auf die aktuelle Uhrzeit einstellen oder gleich ganz entfernen will. Die Bedienung ist jedoch etwas „frickelig“. Ihr habt die drei Tasten an der Kamera, die Belegung ändert sich je nach Menütiefe, das Gimbal versucht gequält eure Tastendrücke wieder auszubalancieren und das Ergebnis der Einstellungen seht ihr dann auf dem Monitor. Einmal „Reset“ zu viel gedrückt und ihr dürft die Einstellungen noch einmal machen.
„Immerhin“ gibt es nicht so viel einzustellen, sodass man dies vermutlich nur 1-2x machen muss. Zwischen Video und Bildaufnahme-Modus wechselt man mit der Schultertaste. In die andere Richtung gekippt wird ein Bild gemacht oder die Videoaufnahme gestartet bzw. gestoppt.
Der erste Start und Flug
Der CX-22 ist natürlich kein Indoor-Copter mehr und braucht natürlich richtig Platz. Da viel auf GPS gestütztes Fliegen gesetzt wird, sollte der Blick gen Himmel nicht bedeckt sein. Beim erstmaligen Finden des GPS-Signals (Coldfix) gehen vor dem Abflug etwa 3-5 Minuten ins Land – nehmt euch bitte die Zeit. Denn erst nach dem Fund von 5 oder mehr Satelliten wird der Startplatz auch als „Home“ markiert und für den Fall eines Problems kann der Copter dann Dank der RTH-Funktion (Return to Home) sicher nach Hause zurückfliegen.
Danach geht das Finden der Satelliten aber innerhalb von 20-30 Sekunden über die Bühne. So ist es kaum verwunderlich, dass Cheerson mit dem CX22 die kleinen Mankos (z.B. die Kufen) des CX20 ausbessert und darüber hinaus noch krasse Features on top verbaut. FPV über das störungsfreie 5,8GHz Band, ein passender Bildschirm an der Funke, sowie ein Gimbal ist standardmäßig an Bord. Die FPV-Kamera filmt zudem auch gleich in FullHD – in diesem inoffiziellen Video sieht es schon mal sehr gut aus:
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