Vorerst kein Mehrfarben-3D-Druck bei Anker: AnkerMake stellt Multicolorsystem „V6 Color Engine“ ein
Immer wieder wurde ihre Veröffentlichung verschoben, jetzt ist sie ganz begraben worden: AnkerMakes Antwort auf Bambu Labs Multicolorsystem AMS (lite) beim 3D-Drucken: die „V6 Color Engine“. Warum der Hersteller die Reißleine zieht? Einfach weiterlesen.
Inhalt
Das war die V6 Color Engine
Es handelte sich im Grunde um einen 6 Filamentrollen fassenden beheizten Filamentschrank, der wiederum durch 6 PTFE-Schläuche mit einem modifizierten Druckkopf des AnkerMake M5 verbunden war. Auch mit der später vorgestellten „abgespeckten“ Variante, dem AnkerMake M5C 3D-Drucker, sollte das System nutzbar sein.
Konkret beförderten 6 Extruder das Filament in den Druckkopf, in dem jeweils drei Hotends nebeneinander zu finden waren, deren Düsen je nach Nutzung motorisiert ein-oder ausgefahren wurden.
Vorteile gegenüber der Konkurrenz
Die Vorteile gegenüber der einzigen Konkurrenz im Endconsumer-Markt lagen auf der Hand: Statt wie bei Bambu Labs AMS (lite) waren out of the box mit nur einem Gerät 6 statt 4 Farben/Materialen möglich, zweitens wurde das Filament aktiv beheizt bzw. getrocknet und drittens sorgten 6 separate Düsen dafür, dass deutlich weniger Müll beim Mehrfarbendruck entstand.
Entwicklung unter keinem guten Stern
AnkerMake hatte bereits Mitte 2022 ein Multicolorsystem mit Namen „V6 Color Engine“ für den damals ersten 3D-Drucker AnkerMake M5 angekündigt. Anfang 2023 sollte das über Kickstarter finanzierte System dann zu kaufen sein. Immer wieder wurde dann aber die Veröffentlichung bzw. Auslieferung verschoben. Zuletzt sollte die „V6 Color Engine“ im ersten Quartal 2024 erhältlich sein.
Auf der IFA 2023 hatten wir uns die V6 Color Engine einmal genauer angeschaut und ausführlich erklären lassen. Die Hardware machte einen äußerst hochwertigen Eindruck. Gerade der Filamentschrank wirkte edel. Unter anderem eine automatische Materialerkennung, Temperatur- und Feuchtigkeitsüberwachung sowie eine Sensorik zwecks Verbrauchsanalyse sollte integriert sein. Die gezeigten Multicolor-Exponate sahen gut aus, wenn auch bei genauerer Betrachtung damals noch nicht auf dem Niveau von Bambu Labs AMS.
Die Gründe für das Aus
In einem nur für Unterstützer der Kickstarter-Kampagne zur V6 Color Engine einsehbaren Post gab AnkerMake am 19.01.2023 offiziell die Einstellung des Projekts bekannt. Man habe es softwareseitig nicht geschafft, dauerhaft reproduzierbare gute Multicolor-Druckergebnisse ohne Mängel herstellen zu können.
Besonders der erhöhte Kalibrierungsaufwand bei einem 6-Fach-Hotend-Wechsler sei nie präzise genug realisiert worden. Die entscheidende Limitierung sei dabei letztlich die Hardware an sich gewesen. Denn diese hätte massiv aufgerüstet werden müssen, was de facto eine völlige Neuentwicklung bedeutet hätte.
Wie es nun weiter geht
Unterstützer der Kampagne bekommen ihr Geld wieder zurück. Sie können dabei entscheiden, ob sie zusätzlich eine weitere kleine Entschädigung von 30 US-Dollar annehmen, oder aber auf die Rückerstattung ihres Geldes verzichten und stattdessen einen 600 US-Dollar-Gutschein für AnkerMakes nächsten 3D-Drucker annehmen wollen. Bisher ist aber nichts weiter über AnkerMakes neuen 3D-Drucker bekannt. Ein (ungefähres) Releasedatum gibt es ebenfalls nicht.
Alle Ressourcen des gescheiterten Projekts fließen nun in die Entwicklung eben dieses neuen 3D-Druckers. Deshalb wird es ein neues Multicolorsystem von AnkerMake vorerst nicht geben.
Ein herber Rückschlag
AnkerMake hat sich ganz offensichtlich übernommen. Im Kontext des Kickstarter-Hypes zum AnkerMake M5 hat man zu viel zu schnell gewollt. Die offensichtlich viel zu früh angekündigte V6 Color Engine hatte der Hersteller nicht zuletzt uns gegenüber auf der IFA selbst als bessere Bambu Lab Alternative angepriesen – und damit die Erwartungshaltung und damit auch die Fallhöhe selbst höher werden lassen.
Hinter AnkerMake steckt ein recht kleines Entwicklerteam, das sich fortan wohl ausschließlich auf die Ausdifferenzierung des Lineups konzentrieren wird. Mit dem AnkerMake M5 und dessen Low-Budget Variante M5C gibt es dazu eine gute Basis, die aber wegen der nunmehr fehlenden Multicolor-Option unattraktiver wirkt. Der Ruf und das Vertrauen in die Marke haben hier kräftig gelitten – oder sehe ich das zu dramatisch? Wie schätzt ihr das Ganze ein?
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