Anycubic Kobra 2 für ~223€: Was bietet Anycubics erster High-Speed-3D-Drucker?
Den hier getesteten Anycubic Kobra 2 könnt ihr nun für umgerechnet ca. 223€ bei Anycubic ordern.
- 250 mm/s
- vollautomatisches Auto-Leveling
- Direct Drive
Anycubic ist in der 3D-Druckszene spätestens seit dem erfolgreichen Anycubic i3 Mega ein Begriff. Auch der Anycubic Kobra sorgte zumeist für positives Echo. Nun bringt der Hersteller mit dem Anycubic Kobra 2 den Nachfolger heraus – und der soll schneller und benutzerfreundlicher sein. Stimmt das? Das finden wir gemeinsam im CG-Test heraus.
- Anycubic Kobra 2 3D-Drucker
Inhalt
Technische Daten: 2 Hauptupgrades
Hersteller | Modell | Anycubic | Kobra 2 |
Bauart | i3 |
Drucktechnologie | FDM (Direct Drive) |
Druckgeschwindigkeit | max. 250 mm/s (Standard 150mm/s) |
Bauraum | 220 x 220 x 250 mm |
Druckbett | beheizbar (bis 110 Grad) |
max. Düsentemperatur | 260 Grad |
Düsendurchmesser | 0,4mm |
Konnektivität | Micro SD, USB-C |
Features |
|
Gesamtmaß | Gewicht | 440 x 435 x 486 mm | 8,4 kg |
Lieferumfang: drei- statt zweiteilig
Da ist sie wieder. Eine dieser ominösen braunen Kisten, in der sie sich befinden soll: die Kunststoff schmelzende Kobra der zweiten Generation. Sie schlängelt sich natürlich nicht alleine aus dem Karton – also los, jetzt wird ausgepackt.
Zuerst fällt mir die PEI-Federstahlplatte positiv auf, darunter verbirgt sich wie gewohnt ein perfekt durch Schaumstoff geschützter 3D-Drucker, der allerdings in 3 Teilen daher kommt: Basis, Rahmen und Druckkopf.
Hinzu kommt neben dem 4,3 Zoll Touchdisplay das übliche Werkzeug samt Ersatzdüse, Micro-SD-Karte und USB-Stick. Gespart wird augenscheinlich beim Filament, denn davon gibt es nur 10 Meter in grau. Das betrifft jedenfalls den Standard-Lieferumfang. Fairerweise muss ich erwähnen, dass Anycubic uns zwei 1Kg-Rollen graues PLA-Filament separat zugeschickt hat.
Design: typisch Anycubic
Der 440 x 435 x 486 mm große und nur 8,4 kg schwere Anycubic Kobra 2 kommt im klassischen i3-Format daher. Der Bauraum beträgt 220 x 220 x 250 mm. Schwarze Aluminiumprofile werden mit herstellertypischen dunkelblauen Kunststoffverkleidungen kombiniert.
Für Eye-Catcher sorgen die knallroten Knöpfe der x- und y-Riemenspanner. Solche roten Akzente finden sich auch auf dem Druckkopf samt Direct-Drive Extruder mit 4:1 Übersetzung wieder.
Mir gefällt das Design sehr gut – bis auf den Fanduct der Bauteilkühlung, welcher ruhig noch stärker an der bis maximal 260 Grad aufheizbaren Düse hätte ausgerichtet sein können.
Auffällig am Druckkopf ist der große induktive Sensor, der Teil von Anycubics neuem vollautomatischen Leveling namens LeviQ 2.0 ist, auf das wir noch zu sprechen kommen werden.
Erfreulicherweise setzt Anycubic beim Kobra 2 auf zwei Z-Achsen, die per Riemen unterhalb der oberen Querstrebe miteinander verbunden sind.
Neu sind auch ein als Abstreifhilfe gedachter weißer kleiner Silikonblock und ein „Trigger-Switch“ (Metall-Druckkopf) für das automatische Einstellen des Z-Offsets beim Auto-Leveling. Beides befindet sich hinten am 220 x 220 mm großen Heißbett, das bis maximal 110 Grad beheizbar ist.
Eine weitere Neuerung betrifft die Aufhängung der X- und Y-Schlitten: Statt auf Gummirollen setzt Anycubic auf SG15 U-Rillenlager komplett aus Metall und entsprechend gewölbte Metallschienen. Metall auf Metall? Hört sich seltsam an, aber der Hersteller spricht hier von einer geschmeidigeren und verschleißärmeren Variante.
Aufbau: easy
Bevor es an den eigentlichen Aufbau geht, schaue ich mir wie gewohnt das Innenleben der Druckerbasis an. Auf den ersten Blick wirkt alles sauber verkabelt und ordentlich verlegt. Die TMC2209-Steppertreiber auf dem 32Bit-Board sind fest verlötet, der Drucker geerdet. Soweit so gut.
Als Neugiernase, die ich nunmal bin, schaue ich mir auch die Stromstecker an, welche zwar gecrimpt, aber gleichzeitig auch verzinnt sind. Das ist nicht ideal, verzichtet man beim Crimpen doch eigentlich auf Lötzinn.
Ich will die Basis des Kobra 2 gerade umdrehen, da fallen mir die leider etwas unsauber angelöteten Stromkabel am Heizbett auf. Zugentlastung hin oder her: An dieser Stelle wirken unsaubere Lötstellen einfach wenig vertrauenserweckend aber nun gut.
Jetzt geht es also an den eigentlichen Aufbau. Und der ist schnell erledigt: einige Schrauben, die den Rahmen mit der Basis verbinden, dazu ebenfalls einige Schrauben für die Befestigung des Druckkopfes am X-Schlitten und des Touchscreens an der Basis – fertig. Naja, okay, fast fertig. Der Filamentsensor muss genauso wie der PTFE-Schlauch noch installiert werden.
Jetzt verbinde ich noch alle vorbildlich beschrifteten Stecker mit ihren entsprechenden Buchsen und befestige den Filamenthalter an der linken Seite. „Befestigen“ heißt hier „klemmen“, was ich etwas befremdlich finde – denn so ist der Filamenthalter recht wackelig.
Ein besonderes Lob verdient der Anschluss des gesleevten Flachkabels oben am Druckkopf. Der wird nämlich nicht nur mit zwei Haken an den Seiten in Position gehalten, sondern zusätzlich mit einer Kunststoffkappe geschützt, die gleichzeitig als Kabelführung fungiert – clever. Kleinere Kunststoffclips halten PTFE-Schlauch und Flachbandkabel in einer Linie fixiert.
Inbetriebnahme: easy hoch 2
Sentimentale Gefühle in Bezug auf meinen alten Mega-S kommen hoch, als ich die typische Anycubic Startmelodie beim Einschalten des Druckers höre. Leider läuft von Beginn an der Lüfter in der Druckerbasis.
Die Menüführung des Touchscreens ist intuitiv und recht spartanisch umgesetzt. Oben links und rechts sind die Temperaturen für Heizbett und Düse zu sehen, ansonsten gibt es 4 zentrale Menüs (Print, Prepare, Tools, System).
Während „Print“ die Druckdateien auf der SD-Karte anzeigt, finden sich unter „Prepare“ die Optionen zum Leveln, Vorheizen und des Filamentein- und auszugs. „Tools“ umfasst die manuelle Achsen-, Temperatur- und Geschwindigkeitssteuerung sowie das Ausschalten der Motoren. Unter „System“ hat man neben Infos zur Firmware und dem Deaktivieren der Startmelodie noch die Option, auf Chinesisch zu wechseln.
Ich wähle zuerst einmal unter „Prepare“ das Auto-Leveling aus. Und das passiert dank Anycubics LeviQ 2.0 vollautomatisch: zuerst heizen Druckbett und Düse auf, hier hat Anycubic gut mitgedacht. Dann fährt der Druckkopf vorne links über das Druckbett hinaus und extrudiert Filament. Nun berührt die Düse zweimal die PEI-Federstahlplatte, ehe der Druckkopf schnell nach hinten fährt und sich über einer viereckigen weißen Silikonauflage zwei mal hin und her bewegt. Auf dem Silikonblock verweilt er dann.
Beginnt jetzt das Auto-Leveling? Noch nicht ganz: Zuerst wird ein „Trigger Switch“ zwei mal von der Druckdüse betätigt. Da dieser Switch – eine Metalloberfläche – auf ungefähr derselben Höhe wie die Druckbettauflage liegt, soll sich damit der Z-Offset-Wert ergeben. Erst dann startet das 25-Punkte-Autoleveling, bei dem weder Düse noch induktiver Sensor die Druckbettoberfläche berühren.
Frei von Schwächen ist Anycubics LeviQ 2.0 nicht. Zwei Punkte fallen hier auf: Erstens: Fast immer bleibt ein Filamentstreifen nach dem Extrudieren von Material auf der PEI-Platte zurück. Der Silikonblock soll als Abstreifhilfe fungieren – davon sieht man aber überhaupt nichts. Warum die Düse dann längere Zeit auf dem Block verweilt, erschließt sich mir auch nicht.
Zweiter Punkt: Der Trigger-Switch als Referenz für den Z-Offset funktionierte bei mir nicht genau genug: Die Düse war zu weit vom Heizbett entfernt. Mithilfe eines Leveling-Tests habe ich den Z-Offset-Wert dann über das Touchdisplay manuell angepasst. Bis auf diese Unzulänglichkeiten funktionierte sonst aber alles wunderbar.
Emissionen: Stromhunger – Lautstärke – Wärme
Im Idle nach dem Einschalten gönnt sich die druckende Kobra der zweiten Generation 8,6 W. Beim Aufheizen des Druckbetts auf 60 Grad sind es dann 298,6 W im Schnitt. Gesellt sich danach noch das Hotend mit einer Zieltemperatur von 195 Grad dazu, liegen wir durchschnittlich bei 159,8 W. Beim eigentlich Drucken (60 Grad Heizbett, 186 Grad Hotend) ist der Anycubic Kobra 2 mit 163,2 W im Schnitt unterwegs.
Zum Vergleich: Der von uns getestete AnkerMake M5 – damals auch mit maximal 250mm/s unterwegs – lag beim Aufheizen von Bett und Düse bei durchschnittlich 274,8 W und beim Drucken bei 147,3 W. Auch im Vergleich zu den anderen von uns getesteten Druckern liegt die Leistungsaufnahme hier mit Ausnahme des Idle-Betriebs eher im oberen Bereich.
Was die Lautstärke anbelangt, so springt der Lüfter in der Druckerbasis zwar wie gesagt direkt beim Einschalten des Druckers an, säuselt aber mit durchschnittlich 56 dB noch ertragbar dahin.
Das ändert sich, sobald während des Drucks dann der recht potente einzelne Bauteillüfter ins Spiel kommt. Anycubic spricht hier von einem 4-Watt Lüfter, der 7000 Umdrehungen pro Minute schafft. Das hört man. Und zwar mit durchschnittlich 70dB viel zu heftig. Anycubic? Sorry, das ist für 150mm/s Standardgeschwindigkeit zu laut.
Die Wärmeverteilung auf dem Druckbett ist wie so oft wenig homogen. Am wärmsten wird es vorne links und in der Mitte des Druckbettes, was das FLIR-Bild recht anschaulich zeigt. In Zahlen heißt das konkret: Vorne links messe ich 58,4 Grad, vorne rechts 56,8 Grad, hinten rechts 57 Grad und hinten links nur 53,9 Grad. In der Mitte sind 57,3 Grad zu verzeichnen. Dank texturierter PEI-Federstahlplatte hatte und habe ich aber dennoch keine Haftprobleme. Während alle übrigen Motoren um die 36 Grad aufwiesen, kratzte der y-Achsenmotor recht nahe an der 60 Grad-Marke.
Software & Druckbeispiele: gut mit Abstrichen
Wow, ein Hersteller, der Slicerprofile bei seinem neuen Drucker mitliefert! Also zumindest für den PrusaSlicer. Denn dafür findet sich ein Profil für PLA auf der SD-Karte. Für Cura bekommen wir von Anycubic auch noch ein Profil nachgereicht. Letzteres liefert aber beim ersten Druck eines Benchys (195 Grad Düse, 60 Grad Bett, Filament: Anycubic PLA grau) bei 150mm/s ein maues Ergebnis. Ein Grund sicherlich: Anycubic hat doch glatt vergessen, in Cura die Retraction Distance von 8mm auf 2mm für den hauseigenen Direct-Drive Extruder zu stellen.
Also drucke ich dasselbe Benchy nochmal mit Anycubics PrusaSlicer-Profil. Denn mit genau ebenjenem sind auch Anycubics Beispieldrucke auf der SD-Karte generiert. Siehe da, das Benchy kommt schon deutlich besser aus dem Anycubic Kobra 2. Leichtes Ghosting ist insbesondere im Bugbereich zu sehen. Hier zeigt sich, was Input Shaping ausmacht. Genauso wie Linear Advance ist das nämlich beim Anycubic Kobra 2 wegen der Marlin Legacy Firmware nicht implementiert.
Als nächstes kommt das übliche Voronoi-Benchy als Torture-Test dran. Nach 1 h 20 m ist es bei 185 zu 60 Grad bei einer Druckgeschwindigkeit von 150mm/s fertig und offenbart Probleme mit der Kühlung bei Überhängen. Viele der Verästelungen führen ins nichts. Hier konnte beispielsweise der Ender-5 S1 deutlich besser performen.
Diese Probleme zeigen sich etwa auch beim mit den gleichen Parametern gedruckten Mini-All-in-One Test: Die Überhänge fangen bereits bei 60 Grad an, unsauber zu werden. Unsauberkeiten sind auch bei den übrigen filigranen Strukturen zu sehen, genauso wie bei der beschrifteten Oberfläche. Dafür sind die Bridging-Eigenschaften ausgezeichnet.
Ich nutze das Anycubics graues PLA-Filament nochmals für eine RC-Sprungschanze, die in einem späteren Hands-On zum Einsatz kommen soll. Fast die gesamte Druckplatte wird hier ausgefüllt. Der Druck ist für den Kobra 2 deshalb schwierig, weil ich auf Support unterhalb der Schanze verzichte. 2x drucke ich die Schanze. Nach jeweils 7 h 20 m ist der Druck fertig. Machen wir es kurz: Ich habe schon bessere Drucke gesehen, aber der Funktionalität wird das keinen Abbruch tun.
Aus Neugier wähle ich während des Drucks einen anderen Geschwindigkeitsmodus, denn im Menü lassen sich 3 verschiedene Modi nutzen: Stable (80%), Standard (100% = 150mm/s) und Sport (120%). Die Freude über den wirklich schnellen Druck im Sport-Modus hält nur kurz: Ein starkes Vibrieren und knarzende Töne aus dem Y-Achsenmotor sorgen dafür, dass ich schnell wieder auf den Standardmodus zurückgehe.
Ich checke nochmal die Exzenterschrauben am Druckbett. Alles läuft geschmeidig, das Druckbett wackelt in keine Richtung. Ich will den Sport-Modus nochmal nutzen, diesmal mit dem iMakr Jenga-Klotz in CG-Orange (Bambu PLA), der sich wegen seiner einfachen Geometrie für Schnelldrucke eignet. In der Theorie muss sich das Druckbett nicht mit großen Ausschlägen bewegen. Und tatsächlich: Im Sport-Modus gibt es diesmal keine Probleme. Bei 120% Geschwindigkeit leidet die Druckqualität aber deutlich.
Wir drucken nun einen Fidgetspinner in CG-Orange. Aber statt des bisherigen Fidgetspinners drucken wir nun einen mit Mehrwert: Toleranzen sind bei den einzelnen gedruckten „Lagern“ von 0,05 bis 0,35 mm vorhanden. Wenn das Drehen dieser Lager mit den Fingern nicht mehr möglich ist, befindet sich auf der Rückseite jeweils ein Schraubenzieherschlitz. Das Ergebnis zeigt: Drehbar ohne Schraubenzieher sind diejenigen Lager mit 0,35 mm (Mitte) und 0,3 mm. 0,25 und 0,2 sind jeweils nur mit Schraubenzieher drehbar.
Fazit: Potenzial, aber Kinderkrankheiten
Der Anycubic Kobra 2 ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängermodells. Auch wenn er mit 250mm/s beworben wird, so sind 150mm/s als Standardgeschwindigkeit hier im jetzigen Entwicklungsstadium anzuraten. Neben der Geschwindigkeit hat Anycubic mit dem LeviQ 2.0 eine solide Option für vollautomatisches Leveling an Bord, die aber immer noch manuelles Feintuning (Z-Offset) benötigt. Ist einmal alles eingestellt, druckt der Kobra 2 laut, aber gut – solange man mit Standardgeschwindigkeit druckt.
Das Problem mit Vibrationen und knarzenden Geräuschen des Y-Achsenmotors muss Anycubic noch in den Griff kriegen. Erfreulich wäre es auch, wenn der Hersteller ein wenig mehr Liebe in die Druckprofile für PrusaSlicer und Cura stecken würde. Mit ein wenig Ghosting muss man wegen Marlin Legacy leben. Schafft man diese Verbesserungen zu realisieren, dann kann der Kobra 2 sicherlich ein rundes Gesamtpaket zum günstigen Preis werden. Was meint ihr? Wäre der Anycubic Kobra 2 etwas für euch?
- einfach aufzubauen & zu bedienen
- zuverlässiger Direct-Extruder
- vollautomatisches Auto-Leveling
- gute Druckqualität bei 150mm/s
- Motorenprobleme (y-Achse) im Sportmodus (Stand: 15.05.2023)
- manuelles Setzen des Z-Offset notwendig
- zu laut
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