Bambu Connect: Sicherheitsupdate sorgt für Shitstorm & kommt anders als geplant: Das solltet ihr wissen
Zwischen Freiheit und Sicherheit liegt bekanntlich ein schmaler Grat. Und den scheint Bambu Lab trotz allgemeiner Entrüstung in Foren und Social-Media-Beiträgen zugunsten von Sicherheit nun verlassen zu haben: Der Stein des Anstoßes: Ein neues heiß diskutiertes Sicherheitsupdate für Bambu Lab Drucker, das demnächst kommt – oder doch nicht?
Inhalt
Bambu Lab Sicherheitsupdates: grundsätzlich natürlich notwendig
Bambu Lab setzt für seine 3D-Drucker auf regelmäßige Sicherheitsupdates. Genau so, wie es eigentlich jedes Unternehmen mit Anspruch auf dauerhafte sichere Funktion und Handhabung eigener Produkte tun sollte. Nun gibt es aber einige Spinner, die dem Hersteller und uns Anwendern mit ihren unbefugten Zugriffen und DDOS-Angriffen auf die Bambu Lab Cloud-Dienste einen enormen abnormalen Datenverkehr bescheren und das Leben schwer machen. Bambu Lab spricht hier in der letzten Zeit von bis zu 30 Millionen unautorisierter Anfragen pro Tag. Sensible Operationen wie das Heiz-Management von Bett und Düse können damit z.B. Ziel von Hackern sein, was auch in der Vergangenheit schon für Ärger bei anderen Druckerherstellern gesorgt hat.
Bambu Lab Sicherheitsupdate = neues Autorisierungskontrollsystem
Deshalb hatte Bambu Lab am 16.01.2024 in einem Post angekündigt, ein neues Sicherheitsupdate in Form eines neuen Tools herauszubringen, dass solche unbefugten Anfragen unterbindet: Bambu Connect – eine Software, die als Update zuerst für die X-Serie ausgerollt werden soll, sich aber noch in der Betaphase befindet. Nach Update der Firmware (01.08.03.00 und höher), des Bambu Studios (1.10.02.64 oder höher) und der Bambu Handy Version (2.17.0. oder höher) soll somit ein neues Autorisierungskontrollsystem eingeführt werden. Damit braucht es sozusagen eine offizielle Genehmigung über Bambu Connect um „kritische Operationen“ auszuführen.
Was sind nun aber „kritische Operationen“? Laut Bambu Lab sind das Maßnahmen wie das Binden und Entbinden des Druckers, der Remote-Videozugriff, Firmware-Updates, Online-Druckauftragsübermittlung via LAN oder Cloud und die bereits erwähnte Steuerung wichtiger Druckerparameter wie Bewegungssystem, Heizelementen oder AMS-Einstellungen. Ausgenommen bleiben Statusinformationen vom Drucker (z.B. über MQTT für Home Assistant), der Druck über die SD-Karte und alle weiteren oben nicht genannten Operationen.
Rückschlag für Orca-Slicer und andere Drittanbieter?
Für Drittanbieter-Software wie Home Assistant hätte das bedeutet: Vorerst keine Online-Druckauftragsübermittlung mehr und kein Zugriff auf den Videostream. Hauptleidtragender wäre hier aber der Open-Source Slicer „Orca Slicer“ gewesen. Der Grund: Bambu Lab ersetzt das für die Netzwerk-Druckauftragsübermittlung notwendige Bambu Netzwerk-Plugin durch die eben skizzierte Bambu Connect Client Software. Zwar kündigte Bambu Lab ohne einen zeitlichen Rahmen zu nennen an, mit Drittanbietern zusammenzuarbeiten um damit in Zukunft erneut eine volle Kompatibilität zum Orca Slicer zu gewährleisten. Bis dahin aber – so der Hersteller – sollten Orca Slicer-Nutzern schlichtweg nicht updaten.
In den FAQs ging man auf die Frage ein, warum von der Umstellung auch der LAN-Modus – also die Nutzung der Drucker ausschließlich im eigenen Netzwerk ganz ohne Cloud – betroffen sei. Hier gab man offiziell an, dass ein unautorisierter Fremdzugriff von außen weiterhin möglich sei, wenn es sich um ein öffentliches Netzwerk handele oder andere Schadsoftware (Trojaner, Backdoof-Software, etc.) von vernetzten Geräten (Laptops, Smartphones, usw.) übertragen und für Schaden sorgen würden.
4 Tage später: Bambu Lab rudert teilweise zurück
Nun hat man allem Anschein nach aber nicht mit einem derart großen Aufschrei gerechnet: Seit der Ankündigung des Updates vom 16. Januar sind nur 4 Tage vergangen, bis am 20.01.2025 erneut ein offizielles Statement des Herstellers online ging: Hier bedankt man sich für das „wertvolle Feedback“ – auch von Unternehmerseite – und verurteilt Social-Media-Falschmeldungen. Zudem betont man, nicht Drittanbieter einschränken zu wollen, sondern diese (namentlich: Orca Slicer, Bigtreetech) mit ins Boot zu holen und gemeinsam fit für Bambu Connect zu machen. Der Aufbau dieser neuen Software wird dabei sehr detailliert erklärt. Auch die Integration der Neuerungen in Druckfarm-Management-Software sei bereits im Gange.
Bambu Connect: Das solltet ihr wissen
Zentral für Endverbraucher dürfte Bambu Labs „Klarstellung“ vom 20.01.2025 wohl in folgender Hinsicht sein: Es wird einen aktualisierten LAN-Modus geben, der Benutzerin weiterhin die volle Kontrolle und Flexibilität liefern soll. Bambu Lab schreibt hierzu:
- Standardmodus (Standard): Standardmäßig umfasst der LAN-Modus einen Autorisierungsprozess, der für robuste Sicherheit sorgt. Diese Option ist ideal für die Mehrheit der Benutzer, die Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit priorisieren. Trotz gegenteiliger Behauptungen erfordert der LAN-Modus über Bambu Connect weder Internetzugang noch ein Benutzerkonto. Dies hat sich nicht geändert und wird sich auch nicht ändern.
- Entwicklermodus (optional): Für fortgeschrittene Benutzer von X1, P1, A1 und A1 Mini, die die volle Kontrolle über ihre Netzwerksicherheit bevorzugen, steht die Option zur Verfügung, den MQTT-Kanal, den Live-Stream und FTP offen zu lassen. Diese Funktion muss auf dem Drucker manuell aktiviert werden, und Benutzer, die diese Option auswählen, übernehmen die volle Verantwortung für die Sicherung ihrer lokalen Netzwerkumgebung. Bitte beachten Sie, dass Bambu Lab für diesen Modus keinen Kundensupport bieten kann, da die Kommunikationsprotokolle nicht offiziell unterstützt werden.
Einerseits heißt das an die Adresse aller Home Assistant Nutzer: Volle Kontrolle gibt es weiterhin, aber inoffiziell und ohne Support. Andererseits beweist ein in der aktuellen Mitteilung vom 20. Januar gezeigtes Demo etwa, dass sich Orca-Slicer Nutzer freuen dürfen; denn die Bambu Connect-Einbindung in den Orca Slicer scheint hier schon erfolgt und wird derzeit getestet. Orca-Slicer Nutzer dürften also nicht all zulange warten müssen, bis sie wieder Druckaufträge online übermitteln können. Ob im Orca-Slicer weiterhin auch eine Videoübertragung erfolgt, ist fraglich.
Warum geht Bambu Lab diesen Schritt – und rudert dann wieder zurück?
Hohe unautorisierte Anfragen und entsprechende Systemüberlastungen gibt es nicht seit gestern. Natürlich geht es einem Unternehmen wie Bambu Lab, das ohnehin eher auf „Closed Source“ setzt, also darum, hier eine tragfähige Lösung zu finden um hohe Latenzzeiten und Störungen in den Systemen zu minimieren. Und diese Lösung lautet im Zweifelsfall: Abschottung statt Freiheit. Warum?
Stellen wir Bambu Labs Bemühen doch einmal in einen makroökonomischen Kontext. Das Signal: „Unsere Drucker bieten größtmögliche Sicherheit und verlässliche Performance“ dürfte insbesondere Bambu Labs nächstes angepeiltes Ziel interessieren: Unternehmen. Hier verzeichnet man großes Wachstum, das nicht zuletzt den 3D-Druck-Dinosaurier im B2B-Bereich, Stratasys, zu einer großen Klage „inspiriert“ hat. Es dürfte also darum gehen, bei Unternehmen zu punkten – auch wenn das zu Lasten des Endverbrauches geht, wenn letzterer im Einzelfall nicht gerade ein sehr hohes individuelles Sicherheitsbedürfnis hat.
Heißt das jetzt also „BambuLabGoesEvil“, wie ein vielgenutzter Hashtag dieser Tage lautet? Nein, so einfach ist das nicht. Immerhin verdeutlicht das Zurückrudern des Herstellers eben auch, dass man auf die Community hört – zumindest teilweise. Die nunmehr gefundene Kompromisslösung im Streit um das neue Sicherheitskonzept sorgt für ein kleines Licht am Ende des Shitstorm-Tunnels – insbesondere für Orca-Slicer-Nutzer, die mit einer baldigen Implementierung von Bambu Connect rechnen können – wenn auch leider ohne Kamera-Support.
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