Bambu Lab Streit Runde 2: Orca Slicer lehnt Bambu Connect ab
Die Macher hinter dem Open-Source Slicer „Orca Slicer“ stellen sich gegen Bambu Labs Pläne zur Einführung eines neuen umstrittenen Authentifizierungs-Tools namens Bambu Connect. Dieses soll zur Ausführung wichtiger Druckerfunktionen wie u.a. der Druckauftragsübermittlung als „Gatekeeper“ fungieren, sperrt damit aber Drittanbieter-Software aus, sofern diese nicht Bambu Connect integriert. Was heißt das konkret für Orca Slicer-Nutzer und ihre Bambu Lab Drucker?
Bambu Lab hatte in einem Post auf dem hauseigenen Blog angeblich wegen Sicherheitsproblemen die Einführung von „Bambu Connect“ als Authentifizierungssoftware für wichtige Druckerfunktionen angekündigt (wir berichteten hier). Konsequenz: Druckaufträge erfordern eine Online-Authentifizierung und müssen über die Bambu-Cloud geleitet werden. Drittanbieter-Produkte – allen voran der häufig genutzte Orca Slicer – wären damit ausgeschlossen gewesen, sofern sie Bambu Connect nicht als dazwischengeschaltete Software integrieren würden. Das sorgte für mächtig Gegenwind – zumal Bambu Labs neue Lösung alles andere als sicher war: Bereits nach einem Tag war die damals aktuelle Version von Bambu Connect bereits gehackt.
Nach großer Kritik ruderte der chinesische Hersteller in einem weiteren Blogpost teilweise zurück: Neben dem Lan-Modus solle ein optionaler Entwicklermodus weiterhin volle Kontrolle gewähren mit der Option, den MQTT-Kanal, den Livestream und FTP offenzulassen. Allerdings müsse man dann auf einen offiziellen Kundensupport seitens Bambu Lab verzichten, da die Kommunikationsprotokolle nicht offiziell unterstützt würden.
Bambu Connect: Der Orca Slicer sagt NEIN
Bambu Connect – so zeigte Bambu Lab bereits anhand einer kurzen Demo im zweiten Blogpost – könne mit einem kleinen Umweg auch im Orca Slicer zur Anwendung kommen, um so weiterhin Druckaufträge direkt aus dem Orca-Slicer zu übermitteln. Dazu stünde man mit dem Orca-Slicer-Entwicklerteam in Kontakt. Aus einer derartigen Integration wird aber nichts: Hauptentwickler „SoftFever“ äußerte sich nun offiziell zu Bambu Connect, in welchem kein Mehrwert, sondern eine Einschränkung der Nutzerfreiheit gesehen wird.
Bambu Connect, so SoftFever, würde lediglich als eigenständige Software separat im Orca Slicer gestartet. Ein direkter Zugriff auf den Bambu-Drucker oder aber das Hinzufügen druckerbezogener neuer Orca-Slicer-Funktionen wären damit nicht gegeben. Außerdem sei der bisherige Arbeitsprozess mit Bambu Connect umständlicher.
Den Nutzern solle weiterhin die volle Kontrolle der von ihnen gekauften Hardware überlassen werden, weshalb das Orca-Slicer-Team Bambu Lab offiziell auffordert, die eigene Firmenpolitik noch einmal zu überdenken. Eine Chance dazu besteht durchaus, hat doch etwa die gefundene Lösung mit den Entwicklern der Open-Source-Firmwarealternative „X1 Plus“ unter Vermittlung des YouTubers Michael Laws („Teaching Tech“) in der Vergangenheit durchaus etwas gebracht.
Um den Orca Slicer weiterhin reibungslos mit Bambu Lab Druckern nutzen zu können, spricht SoftFever abschließend die dringende Empfehlung für Orca-Slicer-Nutzer aus, die Firmware ihres Bambu Lab Druckers nicht mehr zu aktualisieren und die Drucker nur im Lan-Modus zu betreiben.
Bambu Labs Motiv: Ein Cloud-Abo-Modell in Zukunft?
Warum macht Bambu Lab das, könnte man fragen. Aus IT-Fachkreisen ist dabei zu hören, dass dies zumindest kein Schachzug aus Sicherheitsgründen darstellt; eher steht die Kontrolle über Drittanbieter-Hard- und Software wohl im Fokus. Immer wieder wird der von Bambu Lab offensichtlich gewünschte „Cloud-Zwang“ zudem als Anhaltspunkt für die Einführung eines zukünftigen Abo-Modells für die Cloudfunktionen gesehen.
Hinzu kommen weitere Vorwürfe im Hinblick auf Bambu Labs nachträgliche Änderungen von Nutzungsbedingungen – ein „hässlicher“ Kniff, den leider viele andere (westliche) Unternehmen auch anwenden und der gerade im Softwarebereich eine Menge Grauzonen aufweist. Andere Täuschungsvorwürfe zur angeblichen Modifikation der umstrittenen Blog-Beiträge von Bambu Lab haben sich währenddessen als faktisch falsch erwiesen.
Orca Slicer bleibt offen, Bambu zieht die Daumenschrauben an?
Orca Slicer bleibt seiner Linie treu und setzt weiter auf freie Nutzung ohne Einschränkungen durch Bambu Connect. Für Nutzer bedeutet das: Wer Bambu-Drucker ohne Cloud-Zwang betreiben möchte, kann weiterhin auf Orca Slicer setzen, muss aber auf Cloud-Annehmlichkeiten wie die Remote-Überwachung oder Appnutzung verzichten.
Bambu Labs Ansatz wiederum erinnert stark an die Strategie großer Konzerne wie Apple, die versuchen, Nutzer stärker an ihr eigenes System zu binden. Doch gerade in der Maker-Community kommt ein solcher sogenannter Vendor-Lock-in selten gut an – erst recht, wenn er von chinesischen Firmen initiiert ist.
Ob Bambu Lab langfristig an seiner Strategie festhält oder sich nach der massiven Kritik zu weiteren Anpassungen gezwungen sieht, bleibt abzuwarten. Fest steht: Der Hersteller sollte dringend an einer besseren PR-Kommunikation arbeiten, um ein derartiges Desaster bei unpopulären Entscheidungen zukünftig besser handhaben zu können. Gerade jetzt sollte die Konkurrenz um Creality & Co. mit gutem Beispiel vorangehen und den Orca-Slicer vollumfänglich unterstützen. Und das bringt uns auch schon zu euch: Erwägt ihr, von Bambu Lab zur Konkurrenz zu wechseln?
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