Test: Creality Ender-2 3D-Drucker (Winzig & Bowden-Extruder)
Nach etwas längerer 3D-Drucker-Aufbaupause wurde es mal wieder Zeit: Dieses mal habe ich mir den (verhältnismäßig) kleinen Creality Ender-2 für gerade mal 134€ ausgesucht. Die Größe in Kombination mit dem Preis ist übrigens auch definitiv die Stärke des 3D-Druckers – man freut sich den Kleinen „mal schnell in Betrieb zu nehmen„. Für Einsteiger bzw. Zweitbesitzer ist es ggf. der 3D-Drucker schlechthin? Mein Creality Ender-2 Testbericht, inkl. Fazit nach etwa 50 Drucken (~3 Monate im Besitz).
- Creality(?) Ender-2 3D-Drucker
- bei Banggood für 169,14€
- Druckfläche: 150 x 150 x 200 mm (Vergleich: Creality CR-10: 300 x 300 x 400 mm)
- 0,4 mm Nozzle, 1,75 mm Filament (PLA, ABS, HIPS, etc)
- Bowden-Extruder, Aluminium-Profile
- ext. Netzteil mit max. 120W
- 50% vormontiert, restliche Aufbauzeit: 25 – 40 Minuten
Drei wichtige Hinweise, bevor ihr direkt bestellt, ohne den Ender-2 Testbericht komplett durchzulesen.
- Bestellt via „Priority Line“, d.h. der 3D-Drucker kommt erfahrungsgemäß ohne Umwege in 10-14 Tagen zu euch.
- Es liegen nur 10m Filament bei. Das ist viel zu wenig. Packt euch mindestens 200m bzw. 0,5kg gleich mit in den Warenkorb. Das erspart viel Warterei.
- Es gibt den Ender-2 mit EU- oder US-Plug. Nehmt die EU-Variante und ihr braucht kein Kabel oder Adapter nachkaufen. Kostet die EU-Variante jedoch signifikant mehr, kann man natürlich auch ein Kabel für 1-2€ zusätzlich kaufen.
Mehr muss man bei diesem „All-Inclusive-Paket“ tatsächlich nicht beachten. Das benötigte Werkzeug und alle Daten (Anleitungen und erste Druckdateien) liegen bei. Ich nehme euch jetzt mit durch Aufbau, die ersten Drucke und mein Fazit nach etwa drei Monaten und 50 Drucken.
Inhalt
Verpackung und Versand
Machen wir es kurz: Es gibt nichts zu meckern. Das gut verpackte Paket war nach 12 Tagen bei mir und der Inhalt sehr gut verpackt. Da der Drucker größtenteils aus Aluminium-Profilen (und nicht aus Acryl, wie z.B. der Anet A8 oder Anet A6, besteht) und das Hotbed relativ klein ist, dürfte das Beschädigungsrisiko sehr klein sein. Bei größeren Druckern bricht schon mal (sehr sehr selten!) z.B. das Acryl-Gehäuse oder die Scheibe, auf der gedruckt werden soll.
Für den Aufbau liegt das komplette Werkzeug bei: Schraubendreher, Maul- und Inbusschlüssel, sowie eine Filament-Zange, Prittstift (das erste Mal!), Kreppband und Spachtel für spätere Drucke. Ja, das Werkzeug ist – wie immer – nicht das beste, es reicht jedoch um den Drucker zusammen zu bauen, sowie ein bisschen daran herum zuschrauben.
Ender-2 Aufbau
Da der Creality Ender-2 als „DIY-Kit“ betitelt wird, habe ich mich auf einen etwas längeren Aufbau eingestellt, doch packt man die wenigen Einzelteile aus, wird einem klar: Der Aufbau wird schnell gehen. Das Aufbau-Video liegt auf der beigelegten microSD-Speicherkarte (8GB Noname) bei und dauert ~25 Minuten. Je nach Talent und Erfahrung ist man entsprechend in 25 Minuten, oder mit paar Pausen, in 40 Minuten fertig.
Das Video ist zweckmäßig, jeder Schritt ist gut erkennbar und klärt alle Ungewissheiten. Einzig der Stepper für die Z-Achse wird, im Unterschied zu den Bildern, vom chinesischen Bastler um 90 Grad gedreht am Rahmen befestigt, was jedoch komplett egal ist. Bei anderen 3D-Druckern aus China führte das häufiger mal zu Problemen, da der Hotbedschlitten dann zu oft am Stecker vorbei „geschrammt“ ist.
Ich brauchte z.B. das Aufbauvideo nur an einer kurzen Stelle, da ein Großteil (Halterungen, Board, etc) bereits vormontiert war und es nur eine logische Einbauart geben konnte. Letztlich braucht man also ein paar Minuten mehr, als bei z.B. dem Creality CR-10 (nicht der Rede Wert), aber ist weit von dem 5-Stunden-Marathon beim Tronxy X3, Tevo Tarantula oder den Anet A8/A6 entfernt.
Wer also partout keine Lust oder Zeit auf einen langen Aufbau hat, macht mit dem Creality Ender-2 schon mal nichts falsch. Es gibt jedoch auch 3D-Drucker die noch(!) schneller aufgebaut sind, wie z.B. der Anycubic I3 MEGA.
Der erste Eindruck
Gut schaut er aus! Beim Bestellen habe ich mir ehrlich gesagt etwas Sorgen gemacht, dass die X-Achse etwas durchhängen (es gibt halt nur eine vertikale Achse) und so das Druckbild leiden könnte. Unbegründet. Die X-Achse wird durch die drei Räder sehr stabil auf der Z-Achse gehalten. Durch die kleinen Abmessungen spart man sich somit die zweite Z-Achse, mitsamt des Steppers, Spindel und Kabel. Nett. Natürlich funktioniert dieses Prinzip nur bei 3D-Druckern mit entsprechend kleinen Heizbetten bzw. Hebeln.
Auch das Heatbed sitzt sehr fest. Es klappert nichts. Der Ender-2 steht, trotz seiner eher kleinen Abmessungen, bombenfest. Das hätte ich nicht gedacht.
Da noch Folie auf meinem Display und diese leicht zerkratzt war, konnte ich es nicht lassen und habe das Gehäuse geöffnet um mir auch die Verkabelung des (winzigen) Mainboards anzuschauen. Auch hier gibt es augenscheinlich keine Beanstandungen.
Kabelbinder halten die Kabel an Ort und Stelle, das Mainboard ist sehr fest angeschraubt, die Lötstellen sind sauber und ein kleiner (und wie sich im späteren Verlauf herausstellt, leiser) Lüfter sorgt für die Kühlung.
Nach dem Verschließen des Gehäuses habe ich noch schnell mit den beigelegten Kabelbindern die Stepper-/Endschalter-Kabel etwas fixiert und … fertig! Mit gerade mal 35 x 35 x 55 cm nimmt der Ender-2 kaum Platz weg und kann so auch abseits des Bastlerkellers, sofern die bessere Hälfte die Zustimmung gibt, in der Wohnung Platz finden.
Das externe Netzteil kann mit insgesamt über 2m Kabellänge bequem beim Drucker, aber auch an anderer Stelle einen Platz finden. Wer nochmals etwas Platz sparen will, kann die Filamentrollen-Halterung am oberen Ende abschrauben und spart noch einmal 15 Zentimeter (+5-8cm je nach Filamentrolle). Somit findet der Ender-2 auch in vielen Regalen Platz.
Je nach Rollengröße (250g aufwärts) würde ich eh dazu raten, um Vibrationen auf der Z-Achse zu vermeiden. Eine schöne Abdeckung, inkl. nicht wirklich nötiger Führungsspindel-Stablisierung, kann man sich hier von Thingiverse ausdrucken.
Der erste Druck mit dem Creality Ender-2
Bevor es an den ersten Druck geht, muss das Heatbed natürlich richtig gut gelevelt werden. Süß! Das Heizbett ist so klein, sodass es nur drei, statt der üblichen vier oder gar sechs, Schrauben hierfür gibt. Da die Druckfläche wesentlich kleiner als üblich ist, ist das Leveln innerhalb von 2-3 Minuten erledigt. Auch mal ganz angenehm ;-).
An der Unterseite des Ender-2 Heizbetts befindet sich keine Thermo-Isolierung. Das ist bei dieser Größe nicht wirklich tragisch, ich würde mir jedoch wünschen, dass dieses Addon, was den Hersteller letztlich nur wenige Cent mehr kostet, zum Standard wird. Die Temperatur wird konstanter gehalten und man spart auch nicht unerheblich Strom.
Man kann nach dem Zusammenbau direkt loslegen. Es liegt alles bei. Allerdings solltet ihr euch am besten direkt weiteres Filament mitbestellen, denn mit 10m schafft ihr meist nur so +/- 3 Calibration Cubes.
Wie es sich für einen Einsteiger-3D-Drucker gehört liegt auch eine Filament-Zange, Spachtel und microSD-Karten-Adapter bei. Sogar ein Pritt-Stift für eine verbesserte Haftung der Drucke liegt im Paket. Klar, das ist jetzt kein „teures Highlight“, zeigt aber: Hier wurde mitgedacht. Leider verschenken andere 3D-Drucker-Hersteller hier schnell Punkte, die man für paar Cent(!) Mehrkosten mitnehmen könnte.
Das Druckbild ist überraschend gut! Wirklich. Der Ender-2 hält out of the Box mit dem Anycubic I3 MEGA mit. Eventuell, weil ich beim Aufbau schon die typischen Fehlerchen kenne, aber sicherlich auch, weil man aufgrund der wenigen Bauteile nicht so viel falsch machen kann bzw. überprüfen muss.
Wie immer starte ich mit dem Calibration Cube und Benchy über die beigelegte microSD-Karte. Oh man – bestimmt schon mein Zweihundertster Cube :-).
Die Seiten sind seeehr sauber gedruckt. Einzelne Layer sind mit dem bloßem Auge kaum zu erkennen, die Fläche ist spiegelglatt, sodass ich nur im „Schatten“ fotografieren konnte, sodass das Licht nicht zu stark reflektiert. Zwei (Mini-)Sachen fallen jedoch auf:
- Das beigelegte grüne Filament hält den Farbton nicht konstant. Es gibt verschiedene Grünnuancen (nat. bei gleicher Drucktemperatur)
- Auf den seitlichen vier Würfelseiten gibt es jeweils in der Mitte einen „vertikalen Strich“. Dies ist nicht einmal der äußerste Layer, sondern ein innerer Layer scheint durch das halbtransparente Filament durch. Streicht man über die Außenseite, ist diese spiegelglatt.
Die vertikalen Striche konnte ich sogar auch wegbekommen. Ich habe die Belts (Zahnriemen) noch einmal nachgespannt und alle Schrauben festgezogen. Wo das „Mini-Problem“ letztlich lag? Keine Ahnung.
Auf der Oberseite könnte man bei einer pingeligen Betrachtung von einer leichten Overextrusion sprechen. Dies habe ich entsprechend im Slicer angepasst (Flow: 95%). Nice – der „Kleine“ macht seinen Job, sofort und ohne Tuningmaßnahmen, richtig gut.
Bedenkt bitte, wie bei allen 3D-Druckern: Ihr kommt nie ganz um die Konfiguration eures Slicers herum. Spätestens bei einem Filamentwechsel, müsst ihr wieder an den Zahlen schrauben. Deswegen machen weitere Testdrucke bzw. Fotos hier nur bedingt Sinn.
Es ist nicht die beste Qualität die ich bei China 3D-Druckern je gesehen habe, aber sie spielt tatsächlich im vorderen Drittel mit. Übrigens: mir „reicht“ diese Druckqualität locker für meine Einsatzzwecke und so habe ich mir bis heute, drei Monate später, keinerlei Tuning-Teile ausgedruckt.
Fazit: Soll ich mir den Creality Ender-2 kaufen?
Auch hier erst einmal anders herum. Für wen ist der Creality Ender-2 definitiv nichts: Falls du größere Objekte drucken willst – nimm nicht den Ender-2, sondern z.B. den Creality CR-10, oder gar das TEVO „Monster“. Die 15 x 15 x 20cm eignen sich nämlich definitiv nicht für Helme, Modellbau-Flügel, Lampenschirme oder ähnliche Monsterdrucke.
Bist du Bastler und willst ewig an deinem 3D-Drucker herumschrauben? 3D-Druck Tuning ist dein Ding? Andere, mehrfarbige Extruder, Gehäuse, etc.? Zwar gibt es bei Thingiverse über 270 passende Dateien, aber der Platz ist dann doch zu sehr beschränkt. Andere 3D-Drucker bieten hierfür ein besseres „Fundament“ bzw. Ausgangslage, wie z.B. der TEVO Tarantula, den ich persönlich jedoch als nicht so gut durchdacht empfinde.
Ist das Budget beschränkt, du hast aber keine Lust auf 5 Stunden Bastelarbeit (Anet A6 für ~140€) oder du hast einfach nicht viel Platz oder du hast bereits einen großen 3D-Drucker – der Ender-2 ist definitiv sein Geld wert. Bei mir hat der Ender-2 seinen Platz im privaten Arbeitszimmer gefunden – deswegem sieht man manchmal auf den Bildern den Holzfußboden im Hintergrund ;-). Dort drucke „ich mal schnell“ herunterskalierte Testdrucke, wie z.B. 3D-Scans oder selbstentworfene Designs.
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