Schnäppchen: Ender-3 S1 Pro für 104€ bei Amazon
Ich bin Lars, 40 Jahre alt. Durch Kristians Beitrag zum Anycubic I3 Mega bin ich 2018 zum 3D Druck gekommen und mittlerweile habe ich fünf Drucker und ein kleines Nebengewerbe in diesem Bereich. Ich habe die Chance bekommen für China-Gadgets als Gasttester den Creality Ender 3 S1 zu testen und habe das Angebot natürlich sehr gerne angenommen. Hier nun mein Testbericht.
Der Creality Ender 3 S1 ist der neue Ableger der sehr beliebten Ender 3 Serie und der erste mit einem Direkt-Extruder. Mit einem Preis von 309€ ist er gerade erschwinglicher, gehört aber nicht zu den günstigsten Druckern. Der Ender 3 V2 ist zum Teil schon ab 200€ zu haben. Schauen wir mal, ob der S1 hält was Creality verspricht.
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Inhalt
Technische Daten des Creality Ender 3 S1
Name | Creality Ender 3 S1 |
Druckvolumen | 220 x 220 x 270mm |
Druckbare Materialien (Hersteller) | PLA, TPU, PETG, ABS |
Extruder | „Sprite“ Direkt Extruder |
Filament | 1,75mm |
Gewicht | Paket: 11,2 kg / Gerät 9,2 kg |
Anschlüsse | USB-C, SD-Card |
Extras | Automatisches Heizbett Leveling „CR-Touch”, Doppelte Z-Achse, Riemen synchronisiert, magnetisches Federstahl Druckbett, PC beschichtet, Riemenspanner an X und Y-Achse |
Lieferumfang und Verpackung
Das Paket kam direkt von TomTop und war innerhalb von 3 Tagen bei mir, das war wirklich fix. Der Drucker kam gut verpackt bei mir an. Der Karton ist stabil und der Drucker ist in mehreren Lagen Schaumstoff sicher untergebracht.
Oben auf lag direkt ein „warmer Tipp“ mit ein paar Hinweisen zu Druckparametern. Das finde ich gut.
Unter einer Schaumstofflage fanden sich dann die Kleinteile des Druckers, darunter der Extruder, Filamenthalter, Kaltgerätestecker usw. In der Schicht darunter befindet sich die Z-Achse und die Basis.
Als Zubehör wird alles mitgeliefert was man für den Start braucht, natürlich in einfachster „China- Qualität“:
- Gabel-Schlüssel
- Innensechskant-Schlüssel
- Spachtel
- Seitenschneider
- 1 Ersatzdüse 0,4mm
- 1 Düsennadel
- SD-Karte und USB Adapter
- 1 Endstop (dazu später mehr)
- Gedruckte Anleitung, auch auf Deutsch
- 1 kleine Rolle Filament
Aufbau: Einfacher geht es kaum
Der Aufbau ist sehr einfach und ist auch in der Anleitung gut beschrieben. Der Kerndrucker besteht nur aus 4 Teilen:
- Basis
- Z-Achse
- Extruder
- Display
Die Z-Achse wird mit vier Schrauben auf die Basis geschraubt. Die Winkel stimmten bei mir, was bei den Ender 3 Modellen nicht immer so war. Dann wird mit vier Schrauben der Extruder am Schlitten verschraubt, der Displayhalter angeschraubt und das Display angesteckt. Die Kabel werden mit den Steckern verbunden, eine Verwechslung ist dabei durch die sehr gute Beschriftung nahezu ausgeschlossen.
Allgemein muss man sagen, dass das Kabelmanagement super sauber gelöst ist. Die Kabel laufen fast komplett in den Profilen, nichts erinnert mehr an die Bastelbuden von früher (Anet A8 und Co.). Der Filamenthalter wird zusammen mit dem Filament Sensor oben auf den Querbalken der Z-Achse aufgesteckt. Was nach dem Aufbau noch unbedingt gemacht werden muss, ist das Einstellen der Laufrollen der X und Y-Achse. Bei meinen vorherigen Druckern waren die zum Teil viel zu fest angezogen, was zu Schäden an den Laufrollen geführt hat. Beim Ender 3 S1 sind diese nun sehr locker, so dass sowohl das Druckbett als auch der Extruder Schlitten spürbares Spiel hatten. Dieses Spiel lässt sich mit dem mitgelieferten Werkzeug mittels Exzenter an den Laufrollen einstellen. An sich sehr gut, da die Rollen dadurch heile bleiben. Nur muss man zwingend daran denken, da sonst so kein Drucken möglich ist.
Verarbeitungsqualität
Die Verarbeitungsqualität ist top. Alles fühlt sich hochwertig und stabil an. Die Löcher passen und die Winkel der Z-Achse stimmen auch. Die Doppelte Z-Achse mit Riemensynchronisierung verhindert ein „Hängen“ der Achse, bei vielen Creality Druckern ein echtes Manko.
Es gibt Riemenspanner an der X und Y-Achse, die immer sehr gerne gesehen sind. In der Front gibt es eine kleine Schublade, die wirklich sehr praktisch ist, um die Anleitung und Kleinteile unterzubringen. Der USB-C und SD-Karten Slot sind sehr benutzerfreundlich an der Front untergebracht.
Das Druckbett ist mit einem Magnetsystem ausgestattet. Als Druckauflage dient ein PC beschichtetes Federstahlblech. Der größte Vorteil ist, dass man andere (magnetische )Auflagen ohne Umbauten verwenden kann. Das Kabel des Druckbetts hat eine Zugentlastung was der Lebensdauer auf jeden Fall zugute kommt. Leider fehlt die Druckbettisolierung, die würde ich auf jeden Fall empfehlen nachzurüsten, um den Energieverbrauch zu senken.
Der Filamenthalter ist oben auf der Z-Achse mitsamt des Filamentsensors angesteckt. Das halte ich für ungünstig, da das Gewicht einer Filamentrolle bei höheren Drucken das Schwingen der Z-Achse verstärken kann.
Die Bedienung erfolgt über ein Farbdisplay, welches wie ein Touch-Display wirkt, aber nur über den Dreh-Drück-Regler gesteuert wird. Parameter wie Temperaturen, Z-Offset, Lüftergeschwindigkeit usw. können während des Druckvorgangs verändert werden. Es ist intuitiv zu bedienen und sehr zweckmäßig. Ein Touch-Display fehlt einem hier nicht.
Der Extruder ist eine Eigenentwicklung von Creality mit dem Namen „Sprite“. Er ist sehr kompakt gebaut und leicht. Das bedeutet auch, dass die einzelnen Teile nicht so einfach zu erreichen und zu tauschen sind. Die Bauteilkühlung ist einseitig und versperrt den frontalen Blick auf die Düse. Von der Seite kann man den Druckbereich aber gut sehen.
Die Düsen scheinen vom Gewinde und der Länge her Standard MK8 Düsen zu sein, wie man sie bei allen Creality Druckern findet. Im Auslassbereich hat man aber Material abgetragen und so die Wandstärke reduziert. Ich benötige in meinen Tests 20-30°C höhere Drucktemperaturen als bei anderen Druckern, was an der dünneren Wandstärke der Düsen im Auslassbereich im Zusammenspiel mit der sehr starken Bauteilkühlung liegen kann.
Leveling
Der Ender 3 S1 hat ein Leveling-System, welches auf den Namen „CR-Touch“ hört. Dabei werden mit einem Sensor am Hotend, der wie ein Z-Endstop arbeitet, 16 Punkte auf dem Heizbett vermessen und daraus ein Mesh Gitter erzeugt, das die Unebenheiten des Druckbettes beim Drucken ausgleicht.
Es liegt auch noch ein klassischer Z-Endstop bei. Für diesen muss man aber wohl eine andere Firmware aufspielen. Aus diesem Grunde betrachten wir diesen hier nicht. Anders als in der ansonsten sehr guten Anleitung beschrieben levele ich das Bett zuerst grob mit einem Blatt Papier und den Einstellschrauben vor und führe dann das Auto-Leveling durch. Das Prozedere lässt sich mit einem Knopfdruck starten und läuft automatisch.
Damit haben wir dann das Mesh erstellt. Dann müssen wir noch den Abstand der Düse an einer Stelle zum Heizbett mittels Z-Offset (in der Anleitung gut erklärt) einstellen und schon ist das Leveling fertig. Eine Schwäche dieser Prozedur ist, dass das Leveling mit kalter Düse und Druckbett ausgeführt wird. Auch wenn ich vorher aufheize, wird sowohl die Bettheizung als auch die Düsenbeheizung abgestellt, sobald ich das Leveling starte. Normalerweise wird ein Leveling immer auf Arbeitstemperatur der Düse und des Bettes durchgeführt, da es aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnung der Materialen des Druckbetts und des Extruders zu unterschiedlichen Abständen kommen kann.
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Dennoch funktioniert es einwandfrei und die Abstände stimmen.
Druckergebnisse
Das erste was ich mache, wenn ich einen Drucker auspacke: ich lege das Originalfilament ganz weit weg. Für die ersten Tests nehme ich immer Filament, von dem ich sicher weiß, dass es funktioniert. Somit kann ich das Filament als Fehlerquelle ausschließen, wenn etwas schief geht. Für meine PLA Tests kam das graue und rote Filament von M4P zum Einsatz. Die Lautstärke des Druckers würde ich auf keinen Fall als leise bezeichnen, zwar sind Silent-Treiber verbaut aber die Lüfter machen – wie meistens – einen ziemlichen Lärm, besonders der nur 3cm große Hotendkühler. Für ein Büro ist er für mich eindeutig zu laut.
Als erstes habe ich den Hasen gedruckt, der vorgesliced auf der SD-Karte zu finden ist, um einen Eindruck davon zu bekommen, ob der Drucker an sich korrekt arbeitet. Nachdem das Teil sehr gut gedruckt wurde, habe ich mir überlegt, dass ich dieses Kapitel aufteile in einen Teil für Anfänger und einen für Fortgeschrittene.
Anfänger
Bei diesem Test habe ich die out of the Box-Qualität untersucht, die für einen absoluten Anfänger wichtig ist. Dabei wollte ich den Creality Slicer von der mitgelieferten SD-Karte verwenden, der ließ sich aber bei mir nicht installieren und brach mit einer Fehlermeldung ab. Ich habe den dann von der Creality Seite runtergeladen, installiert und das hinterlegte Profil ohne jede Änderung übernommen und die optimale Drucktemperatur mit einem Temperatur Tower ermittelt (3D-Drucker: Die perfekte Temperatur für Hotend & Hotbed). Danach habe ich mit diesen Einstellungen einen Benchy gedruckt.
Ich muss sagen, so ein gutes out of the Box-Ergebnis habe ich bisher noch bei keinem Drucker gesehen. Leider hat die Einstellung der Z-Naht in dem Creality Slicer anscheinend einen Bug, weswegen die Z-Naht ein besseres Ergebnis verhindert. Wir haben auch noch etwas Stringing, aber insgesamt ein gutes Ergebnis.
Als nächstes habe ich als Härtetest den Lattice Cube gewählt. Ein Härtetest für die Bauteilkühlung und eine große Anzahl Retracts. Wir haben etwas mehr Stringing und eine etwas unsauber gedruckte lüfterabgewandte Seite, aber immer noch eine gute Qualität.
Auch der Kalibration-Würfel sieht gut aus und misst 20,1 x 20,2 x 20,05 mm (Soll: 20mm). Die Oberfläche legt eine Überextrusion nahe, was die leicht größeren Maße und auch das Stringing bei den vorhergegangenen Tests erklären kann.
Ohne jede Modifikation am Druckprofil ist die Qualität schon sehr gut. Das verwendete Grau ist ein Testfilament, welches jeden noch so kleinen Fehler offenlegt, von daher gibt es dort nichts zu meckern. Out of the Box ist der Drucker schon in der Lage, ohne Frust einen guten Einstieg in den 3D Druck zu ermöglichen. Von dieser Basis aus kann man das Ergebnis optimieren.
Fortgeschrittene
Nachdem der Drucker auch ohne geänderte Einstellungen schon begeistert hat, wollte ich testen was mit den üblichen Einstellungsmöglichkeiten noch rauszuholen ist, ohne die Hardware zu verändern. Nur eins musste ich ändern, die Druckbettauflage. Ich komme mit dem PC beschichteten Federstahlblech nicht klar. Die Haftung ist viel zu stark und levele ich nur etwas höher, ist die erste Lage nicht mehr geschlossen. Ich habe mir dann kurzerhand eine rau PEI beschichtete Federstahlplatte bestellt, wie sie auch beim Ender 3 S1 Pro ab Werk zu finden ist. Damit ist man auch für zum Beispiel ASA gerüstet.
Die Integration in einen Druckserver, in meinem Fall Repetier Server, funktionierte problemlos. Für mich ist das wichtig, da ich so direkt vom Computer die Drucke starten und überwachen kann.
Sehr positiv überrascht war ich, dass neben dem Hotend auch das Heizbett PID gesteuert ist. Ein guter Teil der guten Druckqualität out of the Box kommt daher. Zudem war auch kein PID Tuning nötig, da die Temperaturen sehr stabil waren.
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Zusätzlich habe ich mir in Cura ein Profil gebaut, da Cura die Z-Naht richtig setzen kann. Mittels Temperatur Tower, Retract-Tests und Anpassung des Materialflusses habe ich versucht die optimalen Parameter zu finden. Herausgekommen sind ein Benchy und Lattice Cube in nochmal deutlich besserer Qualität.
Als absoluten Härtetest habe ich eine Katze im Voronoi-Style gedruckt, um den Drucker an seine Grenzen zu bringen und auch die ist sehr gut geworden. Sehr leichtes Stringing ist noch hier und da zu erkennen. Etwas Optimierung ist sicher noch möglich, allerdings schaffen einige Drucker es gar nicht erst dies feinen und komplexen Strukturen überhaupt haltbar zu drucken.
Wer sich schon mit TPU beschäftigt hat weiß, dass das nicht einfach zu drucken ist. Besonders das Stringing ist schwer in den Griff zu bekommen. Der S1 mit direkt Extruder sollte damit gut zurechtkommen. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Das Benchy ist sehr sauber gedruckt und nahezu frei von Stringing, gut gemacht Creality.
Fazit: Für Anfänger und Fortgeschrittene?
Der Creality Ender 3 S1 ist kein günstiger 3D Drucker, wenn man sich die Konkurrenz so anschaut, das ist klar. Ich muss aber sagen, dass die gute out of the Box Qualität und der damit frustfreiere Einstieg in die 3D Druck Welt dagegengehalten werden muss. Wenn man nur drucken möchte ohne viel Bastelei ist man bei diesem Drucker genau richtig. Ich werde ihn auf jeden Fall Anfängern empfehlen, ohne Einschränkungen.
Fortgeschrittene
Auch für Fortgeschrittene finde ich das gebotene Paket sehr gut. Der Extruder macht seine Arbeit wirklich gut, das magnetische Druckbettsystem ist sehr flexibel und anpassbar. Alles Dinge, die man teilweise teuer nachrüsten muss. Ich finde ihn so gut, dass er wohl DER neue Drucker für meine feineren Dinge und meine TPU Drucke wird. Bei mir hat er sich seinen Platz verdient.
- Direkt Extruder
- Magnetische Heizbettauflage auf Federstahl
- Gute Verarbeitung
- Gute out of the Box Qualität
- Doppelte Z-Achse
- Heizbett PID gesteuert
- Funktionierendes Autolevelling
- Nicht ganz günstig
- “Nur” PC statt PEI beschichtete Druckbettauflage
- Levelling findet im kalten Zustand statt
- Keine Heizbettisolierung
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