Cubot X20 Pro für 136€: Ein neues Maß an Mittelmäßigkeit
Schon bevor das neue iPhone von Apple vorgestellt wurde, konnten wir auf der IFA in Berlin einen Blick auf das neue Cubot X20 Pro werfen. Das sieht dank der Triple-Kamera nämlich fast aus wie das neue iPhone 11 Pro. Doch der gewaltige Qualitätsunterschied – auch zu anderen Smartphones dieser Preisklasse – offenbart sich relativ schnell.
- Cubot X20 Pro
Inhalt
Technische Daten des Cubot X20 Pro
Cubot X20 Pro | |
Display | 6,3 Zoll 19,5:9 Full-HD+ (2340 x 1080 Pixel) LC-Display (409 PPI) |
Prozessor | MediaTek Helio P60 @2 GHz |
Grafikchip | ARM Mali G72 |
RAM | 6 GB |
Interner Speicher | 128 GB |
Kamera | 12 Megapixel SONY IMX486 + 8 Megapixel Ultraweitwinkel + 20 MP Sony IMX350 Tiefenkamera |
Frontkamera | 13 Megapixel |
Akku | 4.000 mAh |
Konnektivität | Bluetooth, USB Typ-C, GPS, 3,5 mm Klinke, LTE Band 20 |
Features | Face Unlock |
Betriebssystem | Android 9 |
Maße | Gewicht | 15,71 x 7,43 x 8,5 mm | 250 g |
Triple-Kamera fast wie bei Apple
Auf der Vorderseite zeigt sich der chinesische Hersteller etwas moderner als Apple. Wie die meisten Smartphones zurzeit ist auch das X20 Pro mit einer Waterdrop-Notch ausgestattet. Ebenfalls wie die meisten Smartphones zur Zeit setzt Cubot auf ein 6,3 Zoll Display. Überraschenderweise fallen die Bildschirmränder tatsächlich ziemlich klein aus, auf der Unterseite sind es auch nur ca. 4 mm, genau wie bei der Konkurrenz von Xiaomi. Ebenfalls wie bei Xioami fällt auch die Waterdrop-Notch über dem Bildschirm aus, welche mit dem leicht geschwungenen Design an ein Xiaomi Mi 9 Lite erinnert.
Im Gegensatz zu dem iPhone oder sogar Realme positioniert man die Lautstärketasten auf der rechten Seite über dem Power-Button. Der SIM-Slot liegt auf der gegenüberliegenden Seite, auf der Unterseite befindet sich der USB Typ-C Port sowie der Lautsprecher und das Mikrofon.
Auf der Rückseite wird dann der naheliegende Vergleich zum iPhone 11 Pro deutlich. Die Triple-Kamera ist nämlich ähnlich angeordnet wie bei dem iPhone, allerdings erinnert die Position der drei Linsen mit Blitz eher an eine „4“ auf einem Würfel. Die Asymmetrie übernimmt man nicht und ordnet eine Kamera oben an, die anderen beiden Sensoren horizontal darunter. Zusammen ergeben sie aber ein Kameramodul, das dem von Apple ähnelt. Neben dem schwarzen Colorway bietet Cubot für das X20 Pro auch noch Rose Gold und Ocean Blue an.
Handling & Verarbeitung
Eine Sache fällt bei dem Cubot X20 Pro sofort auf: es ist schwer! Das Gewicht von 234 g ist relativ schwer zu rechtfertigen, damit ist es immerhin sogar schwerer als das fast gleich große Xiaomi Mi Mix 3, welches sogar noch einen Slider-Mechanismus verbaut. Wir haben es auch hier mit Abmessungen von 15,71 x 7,46 x 0,85 mm zu tun, die nicht überdurchschnittlich ausfallen. Dabei setzt das Cubot auf ein ähnliches Design wie ein iPhone, der Gehäuserahmen ist nach außen gewölbt, was auch für eine relativ gute Ergonomie sorgt. Im Gegensatz zu einem teuren Apple Handy fällt hier nur der Kunststoffsockel für das Display deutlich dicker aus.
Auch wenn das Cubot X20 Pro leider einfach zu schwer ist, ist es vielleicht auch gerade deswegen relativ gut verarbeitet. Mir sind die Druckpunkte der Tasten etwas zu weich, das liegt aber noch im Rahmen. Kritisieren würde ich nur das Kamera-Modul auf der Rückseite, welches erstens etwas weit aus dem Gehäuse ragt und zweitens ziemlich scharfkantig ist. Leider legt der Hersteller kein Case mit in den Lieferumfang, mit dem man das ausgleichen könnte.
Unfunktionales 6,3 Zoll Display
Wie schon gesagt beträgt die Bildschirmdiagonale 6,3 Zoll. Dabei setzt der Hersteller auf ein IPS Panel mit einer Auflösung von 2340 x 108o Pixeln, das resultiert in einer Pixeldichte von 409 ppi. Das Panel ist deutlich kühler als das IPS LC-Display des Realme 3 Pro, die Schärfe ist aber im Prinzip genauso gut. Icons und Schriften werden gut angezeigt, auch die Blickwinkelstabilität ist insgesamt in Ordnung. Auf voller Helligkeit hat man auch keine Probleme mit direkter Sonneneinstrahlung, jedoch würde ich persönlich nicht tiefer als 50% des Maximums gehen. Da verliert das Cubot X20 Pro leider eindeutig gegen das Realme 3 Pro.
Der Funktionstest offenbart, dass das Cubot X20 Pro Multitouch nur fünf Finger gleichzeitig unterstützt, was allerdings verschmerzbar ist. Wie so oft bei so einem puren Android Betriebssystem hat man leider kaum Einstellungsmöglichkeiten. Hier sind die angepassten Oberflächen von Xiaomi und Realme etwas ergiebiger.
Erweiterbarer 128 GB Speicher
Allerspätestens bei einem Blick ins Innere offenbart sich dann ein großer Unterschied zwischen den Geräten. Trotzdem hat Cubot hier mit dem MediaTek Helio P60 eine gute Wahl getroffen. Die Octa-Core CPU hat auch im UMIDIGI F1 für eine mehr als zufriedenstellende Leistung gesorgt. Dazu kommen hier 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB interner Speicher, der Massenspeicher ist sogar per microSD-Karte erweiterbar.
Die Performance des Cubot X20 Pro ist insgesamt in Ordnung. Es ist weder unglaublich schnell noch nervig langsam, sondern genau in der Mitte. Ab und zu hakt mal eine Animation, manchmal braucht eine App etwas länger als man möchte, teilweise geht dafür Multitasking überraschend gut. Die Hardware-Voraussetzung ist gut, die Software ist aber kaum optimiert worden. Das Cubot X20 Pro verliert sich da etwas in der Mittelmäßigkeit, das kann man aber auch noch ändern. Entwickleroptionen freischalten, dann alle Animationszeiten auf 0,5 anstatt 1 stellen und schon fühlt sich das X20 Pro etwas reaktionsfreudiger und schneller an.
Dabei fallen die Benchmarkergebnisse insgesamt ziemlich gut aus, liegen aber in dem erwartbaren Spektrum. Sie sind absolut vergleichbar mit den Resultaten des UMIDIGI F1 mit der gleichen CPU. Dementsprechend sind sie auch auf einem Level mit den Ergebnissen des Redmi Note 7 mit dem vergleichbaren Snapdragon 660 CPU. Im direkten Vergleich muss man allerdings sagen, dass MIUI aber einfach noch etwas besser auf schnelle Performance optimiert wurde.
Kamera: Au weia
Am meisten haben wir uns im Vorfeld natürlich von der Triple-Kamera erhofft. Die ist aber auch keine „richtige“ Dual Kamera, nur zwei der drei Sensoren sind eigenständig nutzbar. Die Hauptkamera setzt auf den Sony IMX486 Hauptsensor mit einer 12 Megapixel Auflösung. Den Sensor nutzt Xiaomi zum Beispiel auch im Xiaomi Mi A2, Potenzial für solide Aufnahmen ist also durchaus gegeben. Dazu kommt eine 8 Megapixel Ultraweitwinkelkamera mit einem 125° Aufnahmewinkel sowie ein relativ großer 20 MP Tiefensensor, ebenfalls aus dem Hause Sony.
Leider ist die Kamera bisher die schlechteste, die ich im Jahr 2019 in einem Smartphone gesehen habe. Zwar hat Cubot noch ein Update diesbezüglich versprochen, darauf warten wir bis jetzt aber noch vergeblich. Die Aufnahmen mit der Hauptkamera haben leider sehr merkwürdige Farben, komische Hauttöne und sind übermäßig kontrastreich. Es kommt uns so vor, als ob der Weißabgleich hier komplett misslingt, anders kann ich mir das nicht erklären. Dazu kommt eine relative langsame Auslösezeit und der Autofokus greift so gut wie gar nicht. Die wenigsten Fotos sind scharf. Nur in einem Foto von Julian ist seine Brille scharf, sonst sucht man einen vernünftigen Fokuspunkt vergeblich.
Das wird im Ultraweitwinkelmodus tatsächlich noch schlechter. Dieser verzerrt nicht an den Seiten wie sonst bei dem Fish-Eye Objektiv, sondern in der Mitte. Dadurch wirken die Fotos unrealistisch, dazu kommen wieder die komischen Farben. Die Bilder bekommen einen starken Lilastich. Das wird im Portrait-Modus leider auch nicht besser. Die Randerkennung ist auf Minimalniveau, ein leichter Bokeh-Effekt ist aber immerhin gegeben. Trotzdem umgibt das Objekt im Vordergrund ein leichter „Rahmen“, das ist leider nicht so gut gelöst.
Die Frontkamera in der Notch setzt auf den Sony IMX214 Sensor mit einer 13 Megapixel Auflösung, dieser ist aber leider schon etwas veraltet und das merkt man. Keine Schärfe, wieder einmal komische Farben, kein Fokus, viel zu viel Kontrast und ein schlechter Portrait-Modus enttäuschen jeden Fan von Selbstportraits.
4.000 mAh großer Akku
Das Cubot X20 Pro ist sogar mit einem 4.000 mAh Akku großen Akku ausgestattet, der dem aktuellen Standard entspricht. Wenn man es allerdings mit dem F1 von UMIDIGI vergleicht, offenbart sich ein Unterschied von über 1.000 mAh. Ob Cubot das durch eine gute Softwareoptimierung wieder ausgleichen kann? Nein. Im Benchmark hat das Handy leider nur einen mehr als unterdurchschnittlichen Wert von sechs Stunden und 30 Minuten erreicht. Damit sollte man gerade so durch den Tag kommen, vergleichbare Handys dieses Preissegments schaffen in etwa 10 Stunden unter gleichen Voraussetzungen.
Positiv zu erwähnen ist, dass Cubot hier einen USB Typ-C Port verbaut, um das Handy wieder aufzuladen. Im Lieferumfang liegt leider nur ein 5V2A Ladegerät, was in einer Ladeleistung von 10W resultiert.
Starker LTE-Empfang
Für mobiles Internet implementiert man auch LTE Band 20, sowie LTE Band 1,3,7 und 8 bei dem Cubot X20 Pro. Auf das bald wichtige LTE Band 28 verzichtet man leider. Auch Bluetooth, GPS und WiFi sind mit an Bord, die jeweiligen Versionen werden vom Hersteller aber leider nicht weiter spezifiziert. Überraschenderweise gibt es neben dem USB Typ-C Port keinen 3,5 mm Klinkeneingang, obwohl dieser von den Shop-Seiten beworben wurde. Auf der offiziellen Cubot Seite ist davon aber auch nicht die Rede. Der Hybrid-SIM-Slot an der linken Seite bietet Platz für wahlweise zwei Nano-SIM-Karten oder eine Nano-SIM Karte und eine microSD-Karte.
Gar keine Probleme gibt es dagegen bei dem LTE Empfang, der ist überraschend gut. Im O2 Netz haben wir im Ballungsgebiet sofort LTE und wirklich sehr schnelles Internet. Eine Testdatei von 30 MB wurde in wenigen Sekunden heruntergeladen, Videostreams starten schnell und auch Surfen kann man mit dem Cubot X20 Pro flott. Neben dem Kopfhöreranschluss muss man leider auch auf NFC verzichten.
Kein Fingerabdrucksensor?
Ansonsten ist es sehr überraschend, dass Cubot keinen Fingerabdrucksensor verbaut. Warum genau man das macht, ist schwer zu sagen. Dieser ist eigentlich absoluter Standard, weswegen wir hier nicht von einem Kostengrund ausgehen wollen. Das akzeptieren wir bisher nur bei dem Redmi 7A, welches im Angebot aber auch nur halb so teuer ist wie das Cubot X20 Pro. Zum Entsperren kann man immerhin Face Unlock nutzen. Auch der Mono-Lautsprecher ist nicht der beste, er klingt relativ dumpf und ist nicht besonders laut. Zum Musik Hören würde ich dann lieber auf Bluetooth-Kopfhörer wie die TaoTronics Soundliberty 53 zurückgreifen.
Stock Android 9
Der für manche wohl größte Vorteil des Cubot X20 Pro ist das relativ pure Android Betriebssystem. Auf dem Android 9 Betriebssystem sind alle Google Dienste vorinstalliert, es wird sogar auch Face Unlock unterstützt. Der Sicherheitspatch ist glücklicherweise von August 2019, immerhin kommt es mit einem aktuellen Sicherheitspatch auf den Markt, das war auch bei Cubot nicht immer der Fall. Tatsächlich lässt Cubot das Betriebssystem relativ pur, bis auf eine App für die Gesichtsentsperrung ist nicht vorinstalliert worden.
Wie schon erwähnt lässt das Betriebssystem nicht all zu viele Einstellungsmöglichkeiten. Darunter leiden zum Beispiel die Displayeinstellungen, aber auch sonst hat Cubot hier nichts zusätzlich implementiert. Dafür ist das OS von Anfang an auf Deutsch, ab und zu findet man noch einzelne Einstellungen, die auf Englisch sind, das stört aber nicht weiter. Das größte Problem, welches wir sehen, ist die Updatepolitik. Hier haben wir bisher zu wenig Cubot-Smartphones getestet, um eine zuverlässige Angabe zu machen. Wenn ihr da selbst schon Erfahrungen gesammelt habt, postet es gerne in die Kommentare.
Cubot X20 Pro: Verloren in der Mittelmäßigkeit
Cubot verfolgt die Strategie, die sich viele China-Hersteller zu Eigen machen: fake it til you make it. Das Cubot X20 Pro sieht wegen der Rückseite ein bisschen aus wie ein iPhone, ist aber deutlich besser ausgestattet als die typischen No-Name iPhone-Fakes. Trotzdem kann ich das X20 Pro leider keinem empfehlen. Bis auf den großen Speicher für den Preis gibt es nichts, was das Cubot besser machen würde als irgend ein anderes Smartphone in diesem Segment. Das Handy ist okay, mehr aber auch nicht. Die Performance ist in Ordnung, die Verarbeitung ist solide und die Software ist immerhin stabil.
Die Kamera ist dafür grausig, es hat keinen Fingerabdrucksensor, die Updatepolitik ist fraglich, das Display ist nur unterdurchschnittlich und die Akkulaufzeit ebenso. Tut euch selbst den Gefallen und greift zu einem Redmi Note 7, das in allen Bereichen besser ist, oder zu dem Realme 3 Pro, welches etwas teurer ist oder von mir aus zu dem UMIDIGI F1, wenn ihr pures Android wollt. Alle drei Handys sind in allen Belangen besser als das Cubot X20 Pro. Cubot hat allerdings versprochen, dass ein Update kommt, welches gerade die Kamera noch verbessern soll. Das müsste aber ein grundlegendes Kamera-Update sein, es scheitert leider nicht an Kleinigkeiten. Von daher sind wir skeptisch, werden das aber in Zukunft noch einmal neu bewerten.
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