Ecovacs Winbot 920: Wie gut ist der 400€-Fensterputzroboter?
Fensterputzroboter sind in Deutschland noch nicht in den Haushalten angekommen, auch wenn man natürlich auch hierzulande wenig Spaß am Fensterputzen hat. Das in Deutschland wohl bekannteste Modell ist der Winbot X des auf Haushaltsrobotik spezialisierten Herstellers Ecovacs Robotics. Dieser hat mit dem Winbot 920 einen Nachfolger bekommen, der neben hochwertigem Material und praktisch-schickem Tragegriff auch unsere Fenster gut säubern können soll.
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Inhalt
Die Problematik
Neben den ansehnlichen Preisen gibt es noch weitere Gründe, warum nicht bereits jeder von uns einen Fensterputzroboter sein Eigen nennt. Hand aufs Herz: Wie oft putzt man Fenster überhaupt? Einmal im Quartal? Jedes halbe Jahr? Diese wenigen Male sind aber bereits äußerst lästig, sodass die eckigen Helfer durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Nein, es sind die Fensterputzroboter selbst, die ihre eigenen Problembereiche mitbringen:
- Fensterputzroboter können nicht selbstständig von Fenster zu Fenster klettern. Hat man also viele (kleinere) Fenster und keine großen Fensterfronten, ist das häufige Umsetzen zeitraubend. So muss man durchweg vor Ort bleiben.
- Fensterputzroboter sind durch die glatte, durch die Reinigung schmierig werdende Fensterscheibe absturzgefährdet. Daher das Sicherungsseil im Lieferumfang.
- Normalerweise (nicht so beim Winbot X) müssen die Roboter durchgehend mit Strom versorgt werden. Entsprechend liegt je nach Steckdosenanbringung ein meterlanges Ladekabel im Weg herum.
- Der Benutzer muss für jedes Fenster einen einzelnen Sicherungspunkt finden.
- Selber putzen geht bislang immer noch schneller – je nach Haushalt natürlich.
Der erste Punkt bereitet die größten Schwierigkeiten, wodurch Fensterputzroboter in erster Linie für sehr große Fensterflächen gedacht sind. Ansonsten müsste ein Mensch ständig in der Nähe des Roboters bleiben und diesen immer wieder auf das nächste Fenster hieven. Natürlich kann man nebenher staubsaugen, den Boden wischen oder eine Runde puzzeln, den Fensterputzroboter aber nicht wie einen Saugroboter einfach für alle zu reinigenden Bereiche alleine lassen.
Punkt 3 ist besonders kritisch. Der Winbot 920 lässt sich nur mit dem mitgelieferten Ladekabel benutzen und muss durchgehend mit Strom versorgt werden. Immerhin muss sich nicht direkt neben den Fenstern eine Steckdose befinden, da das Ladekabel mit dem ebenfalls mitgelieferten Verlängerungskabel Spielraum über einige Meter bietet.
Seit dem Cop Rose Fensterputzroboter von vor nunmehr dreieinhalb Jahren haben wir uns gesagt: Das mit dem Testen dieser Fensterputzer lassen wir lieber bleiben. Lest nun im Folgenden, ob uns der Winbot 920 umdenken lässt.
Lieferumfang
„Die schönste Tragetasche der Welt“ ist wohl etwas zu reißerisch. Tatsächlich habe ich mich über die einer Laptop-Tasche ähnelnde Tragemöglichkeit aber fast mehr gefreut als über den Inhalt. Bildet euch selbst eine Meinung:
Mir fallen jetzt nicht allzu viele Szenarien ein, in denen man den Fensterputzroboter außer Hauses transportieren wollen würde, bei einem 400€-Roboter kann man aber eine hübsche Verstaumöglichkeit erwarten. In dieser findet Platz:
- der Fensterputzroboter selbst mit bereits angebrachtem Mikrofaserwischtuch und Sicherungsseil
- Netzteil und EU-Ladekabel
- drei zusätzliche Wischtücher
- Reinigungslösung
- kleines Poliertuch
- Bedienungsanleitung in versch. Sprachen, auch Deutsch und Englisch
- Quick Start Guide auf Englisch
Hier liegt einiges an potenziellem Kabelsalat bei, sodass man sich ein wenig konzentrieren muss, nicht bereits vor dem ersten Fenster ellenlange Kabel in der Hand zu halten. Das Sicherungsseil ist 1,5 m lang und das Stromkabel 4,2 m. So ist ein Verlängerungskabel nur in Ausnahmefällen wirklich notwendig.
Design und Verarbeitung passen zum Preis und der schicken Tragetasche, hier gibt es absolut nichts meckern. Der 1,7 kg leichte Haushaltshelfer mit den Maßen 24,8 x 24,7 x 7,8 cm ist ein hochwertiges Gerät aus hochwertigem Material. Und wiegt gefühlt noch weniger als die 1,7 kg, die er auf die Waage bringt.
Vorbereitung des Winbot 920
Folgendermaßen müsst ihr für jedes Fenster einzeln vorgehen, um den Roboter autonom arbeiten zu lassen:
- Winbot-Netzkabel, Netzteil und Stecker zusammenschließen.
- Tiefenreinigung, Punktreinigungsmodus oder Umschalten von Innen-/Außenfenster in der Ecovacs Home App (Android, iOS) wählen.
- Winbot mit dem Sicherungsseil an einem nicht verrutschenden Gegenstand oder Möbelstück sichern.
- Beigelegtes Reinigungsmittel jeweils achtmal auf den zwei Seiten versprühen, die sich nicht direkt bei den Reifen befinden. Zu viel Reinigungslösung kann den Roboter zum Rutschen bringen.
- Um den Winbot sicher zu befestigen, Fläche in Robotergröße mit dem Poliertuch abwischen.
- Netzschalter auf „|“ stellen.
- Winbot am Fenster befestigen. Der 920 beginnt die Reinigung.
Das Sichern des Winbot 920 ist ein elementarer, gleichzeitig auch nervtötender Schritt. Es ähnelt ein bisschen dem Sichern in einer Kletterhalle – nur dass man nicht durchgehend beim Seil stehen muss. Doch wo bringt man das Sicherheitsseil am besten an? Werfen wir einen Blick in die Bedienungsanleitung:
Es wird empfohlen, den Sicherheitsring mit dem Karabiner auf einem festen und sicheren Metallgeländer zu befestigen.
Nun steht natürlich nicht bei allen Fenstern ein Metallgeländer zur Verfügung. Aber: Wer suchet, der findet genügend Möglichkeiten, den Karabiner anzubringen.
Ecovacs wünscht sich, dass man die beigelegte Reinigungslösung verwendet und auf dem Mikrofasertuch versprüht. Laut Hersteller kann die Verwendung anderer Reinigungsmittel oder Leitungswasser zur Beeinträchtigung der Reinigungsleistung führen. Zudem sei darauf hingewiesen, dass die Verwendung anderer Reinigungsmittel zum Erlöschen der Garantie führen kann. Tut es normalerweise nicht, so habt ihr es aber mal gelesen.
App-Steuerung via Ecovacs Home
Um die Tiefen- und Punktreinigung nutzen zu können, muss man zwingend die Ecovacs Home App (Android, iOS) herunterladen, ansonsten steht nur der Automatische Modus zur Verfügung. Sprich, ein etwas weniger intensiver Reinigungsmodus. Außer Bluetooth am Smartphone muss man aber nichts aktivieren und die App-Einbindung geht schnell und simpel vonstatten.
Durch die App-Einbindung ist der Benutzer auch in der Lage, Firmware-Updates herunterladen und installieren zu können. Dadurch können eventuelle Software-Schwierigkeiten seitens des Herstellers behoben werden.
Hier hätte man auch einfach zwei Buttons am Roboter anbringen und sich die App sparen können. Dann würde die virtuelle Fernbedienung zwar fehlen, diese nutzt man praktisch aber nicht. Man möchte selbst ja so wenig wie möglich machen und der Roboter macht das alleine sicher und gut genug. Nur zum Umstellen des Putzmodus eine eigene App-Steuerung verwenden müssen? Nee.
Performance an den Fenstern
Roboter sicher am Fenster angebracht? Dann kann es ja losgehen. Tiefenreinigung ist in der App angewählt, ich schicke den Roboter direkt auf die bei mir zuhause größte Fensterfläche. Über den Button oben am Griff lässt sich die Reinigung pausieren und wieder starten.
Und einmal von der anderen Seite:
Es ist total faszinierend, wie der Roboter über das Fenster gleitet, er zieht dabei von rechts nach links in geraden Bahnen. Es bleibt nur an den Rändern etwas aus, sonst erreicht und fährt er alles ab. Bei den Videoaufnahmen habe ich sogar das Sicherungsseil vergessen, was aber nur ein Problem darstellt, wenn die Scheibe oder Unterseite des Roboters nass und rutschig ist.
Das Reinigungstuch kann man nach der Nutzung simpel unterm Waschbecken auswaschen und dann trocknen lassen.
Das Schallpegelmessgerät vermeldet 60 dB Betriebslautstärke und ist in Räumen entsprechend vom Gefühl her noch lauter. Für eine oberflächliche Reinigung ist der Roboter absolut geeignet, er nimmt beispielsweise Wasserrückstände und Pollen sehr gut auf. Außen konnte er sich nach zwei Fahrten aber immer noch nicht gegen zwei Vogelhinterlassenschaften durchsetzen. Auch waren einige Schlieren erkennbar.
Mein Eindruck nach mehreren Fenstern: Oberflächliche Reinigung ja, alles was tiefer sitzt leider nein. Ich hätte es mir anders gewünscht, da ich schon lange auf der Suche nach einem guten Fensterputzroboter bin. So faszinierend das Geschehen auf den Fenstern auch ist, für oberflächliche Reinigungen ist mir der Aufwand zu groß.
Ecovacs Winbot 920: Ein sinnvoller Kauf?
Gäbe es einen Fensterputzroboter, der ohne menschliches Zutun, wie das Umsetzen auf andere Fensterscheiben, alle Fenster in einem Rutsch erledigen könnte, dann würden sich dafür auch Abnehmer finden. Wahrscheinlich sogar sehr viele. Ich stände wohl auch in der Schlange. Es gibt einen solchen Roboter aber schlicht noch nicht und es ist nicht abzusehen, ob das Problem mit dem Fensterwechsel jemals behoben wird. Alles andere ist einem Hersteller wie Ecovacs zuzutrauen. Warum man allerdings mit dem 920 nach dem kabellosen Winbot X wieder ein kabelgebundenes Modell herausbringt, erschließt sich mir nicht.
Auch wenn man sich nur sehr wenig Zeit im Jahr mit den Fenstern beschäftigt: Die Vorbereitung für jedes Fenster einzeln, die Reinigungszeit und vor allem der Kabelsalat schrecken mich persönlich sehr ab. Dazu gesellt sich ein recht hoher Preis, allerdings ist in den Winbot 920 auch deutlich mehr Entwicklungszeit und Mühe eingeflossen als in so manches 200€-Modell. An Fensterputzrobotern scheiden sich verständlicherweise die Geister, trotz meiner Leidenschaft für Haushaltsroboter greife ich hier doch lieber zum handelsüblichen Fensterwischer. Ohne das ewig lange Ladekabel könnte ich aber schnell anderer Meinung sein.
Was haltet ihr von Fensterputzrobotern?
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