Test

ELEGOO Centauri Carbon im Test: Der große CoreXY-Wurf für ELEGOO?

Wir haben den mit Spannung erwarteten ELEGOO Centauri Carbon nun getestet und unsere Erfahrungen im Praxistest unmittelbar vor dem Fazit festgehalten. Viel Spaß beim Lesen!

ELEGOO Centauri Carbon auf einen Blick:

  • Sehr einfacher Aufbau & Inbetriebnahme
  • hochwertiges Design
  • zuverlässiges stromsparendes Drucken
  • sehr günstiger Preis (Enthüllung am 17.02.2025)
  • lauter als die Konkurrenz
  • noch Inkonsistenzen beim Input Shaping & recht langsamen Auto-Leveling (zudem kein adaptives ABL)
  • mäßige LED-Beleuchtung
  • Druckergebnisse gut, aber nicht auf Top-Niveau

ELEGOO kündigt auf der Formnext 2024 erneut den Centauri Carbon und damit den für das Unternehmen ersten CoreXY 3D-Drucker an. Dieser erinnert sowohl optisch als auch in puncto Modellbezeichnung an das offensichtliche Vorbild namens Bambu Lab P1S. Nun haben wir ihn endlich im Test. Stellen wir ELEGOOS neuen Hoffnungsträger also auf den Prüftisch.

ELEGOO Centauri Carbon Aufmacher

ELEGOO spricht von neuem Industriestandard

Chris Hong, der Gründer und CEO von ELEGOO, hat den neuen 3D-Drucker ELEGOO Centauri Carbon auf der diesjährigen RAPID+TCT vorgestellt. Mit Superlativen hat der CEO dabei nicht gegeizt und den neuen Flagschiff 3D-Drucker seines Unternehmens als „neuen Industriestandard“ betitelt. Dieser „Game-Changer“ soll die Einstiegshürden im 3D-Druck senken und richtet sich an eine breite Zielgruppe – von Hobbybastlern bis hin zu kleinen Unternehmen. Aber was konkret hat der neue 3D-Drucker zu bieten?

ELEGOO Centauri Carbon Filamenthalter

ELEGOO Centauri Carbon: Das sind die Specs

Der Centauri Carbon besticht durch ein vollständig geschlossenes Gehäuse aus Aluminiumdruckguss und eine integrierte Kamera. Der Bauraum richtet sich nach dem „Vorbild“ Bambu Lab und ist damit 256 x 256 x 256 mm groß. Der Drucker ist verhältnismäßig kompakt, mit Gesamtmaßen von 398 x 404 x 490 mm bei 17,5 kg Gewicht. Der Topspeeed des Centauri Carbon beträgt 500 mm/s (realistisch: 250 mm/s), wobei 20000 mm/s² angegeben sind. Er setzt auf ein bis zu 320 °C heißes Schnellwechselhotend mit 0,4 mm Düse aus gehärtetem Stahl und Direct-Drive-Extruder. Das Heizbett mit doppelseitiger PEI-Federstahlauflage kommt hingegen auf 110 °C Maximaltemperatur.

ELEGOO Centauri Carbon Tuer geoeffnet

Ein vollautomatischer Kalibrierungsprozess inklusive Auto-Leveling durch 4 verbaute Wägezellen ist genauso dabei wie der obligatorische Filamentsensor und die Powerloss-Recovery-Funktion. Der Centauri Carbon setzt auf Closed Loop Motoren u.a. für die Kinematik, den Bauteilhilfskühler (hinten) und den Regulierungslüfter für die Bauraum-Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Ein 4,3 Zoll Touchscreen an der unteren rechten Front, USB-Slot und Wi-Fi Konnektivität sind gegeben.

ELEGOO Centauri Carbon Bauraum

Softwareseitig setzt man auf den ELEGOO Slicer, mit dem auch eine direkte Druckauftragsübermittlung über Wi-Fi möglich ist. Auf Nachfrage denkt ELEGOO aber darüber nach, den Drucker ebenfalls über den unterstützten Orca-Slicer per Wi-Fi ansteuerbar zu machen. Bei der Namensgebung hat der Hersteller sich vom Science-Fiction-Roman „Die drei Sonnen“ (engl. „Three-Body-Problem“) und damit vom Sternensystem Alpha Centauri inspirieren lassen.

ELEGOO Centauri Carbon Druckkopf

ELEGOO Centauri Carbon: DAS ist besonders

Ein weiterer Klon der Bambu Lab P1 und X1-Serie – das kommt einem beim Anblick des schicken ELEGOO Centauri Carbon in den Sinn. Und das ist sicherlich auch so – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass es sich nach bestätigter Aussage von ELEGOO NICHT um ein weiteres Klipper-Gerät handelt. Das dahinterstehende „ELEGOO OS“ sei – übrigens wie bei Bambu Lab selbst – eine Eigenentwicklung, wie man uns gegenüber auf der Formnext betonte. Das jedenfalls hebt den Drucker dann doch hervor im Vergleich zu seiner Klipper-basierten Konkurrenz.

ELEGOO Centauri Carbon Display

So könnte man sich dann wiederum auch erklären, warum der Hersteller nach wie vor Zeit mit dem endgültigen Release lässt. Es scheint hier eine ausgiebige Testphase im Gange zu sein. Über den Preis ist bisher nichts bekannt. ELEGOO-typisch dürfte der sich aber unter der Konkurrenz befinden, also unterhalb von 1000€. Allein schon deshalb, weil man „etwas spät zur Next-Gen-CoreXY-Party“ ist. Die ersten Druckergebnisse des Centauri Carbon konnten sich jedenfalls sehen lassen.

Praxistest: So performt ELEGOOS erster CoreXY-Drucker

Unboxing & Lieferumfang: Weniger ist mehr

So kompakt der ELEGOO Centauri Carbon gebaut ist, so kompakt gehalten ist auch seine Verpackung – ganz nach dem Motto: Keep it simple: lediglich ein wenig Schaumstoff oben und unten, eine Tüte mitsamt Drucker, die es herauszuziehen gilt und dann noch eine kleine Drucker-Innenraumpolsterung inklusive Zubehörbox, das war es auch schon. Schnell noch den Pappschutz um den Druckkopf entfernt und die obligatorischen drei Heizbett-Fixierschrauben gelöst – fertig ist man mit dem Auspacken.

Das Resultat: Ein Drucker mitsamt einer Zubehörbox, in der sich Filamenthalter, das übliche Werkzeug, Kaltgerätekabel, Schmierfett und Druck-Klebestift sowie Düsenreinigungsnadel, Abstreif-Ersatzpad und USB-Stick befindet. Achja, und eine verschwindend geringe Filamentbeigabe, die gleich für die Tonne ist.

Lobend erwähnen muss man hier die bebilderte und in gutem Deutsch verfasste Gebrauchsanleitung mitsamt Drucktipps und Mainboard-Schaltplan.

Aufbau & Inbetriebnahme: E wie einfach

Nach dem schnellen Auspacken geht’s ans schnelle Aufbauen: Filamenthalter in die Aufnahme an der rechten Seite hereindrehen, Glasdeckel aufsetzen und Display einstecken. Letzteres ist wegen der direkt am Display integrierten Verkleidung mit hoher Bautiefe etwas frickelig aber machbar. Das war es auch schon mit dem Aufbau.

Die Inbetriebnahme läuft über das Touchdisplay, dessen Winkel leider nicht verstellbar ist. Mich begrüßt der Einrichtungsassistent, der mich sehr schnell zum Selbsttest bringt – mich aber seltsamerweise nicht nach einer Wi-Fi-Verbindung fragt.

Der Selbsttest dauert satte 30 Minuten. Dabei besteht er aus genauso vielen Komponenten wie bei der Konkurrenz auch: Düsen-& Heizbettcheck, Sensorencheck, softwareseitige Vibrationskompensation (Input Shaping) und eben automatisches Bett-Leveling (ABL). Und genau letzteres frisst enorm viel Zeit. Um es deutlich zu sagen: Das ABL ist einfach zu langsam – sowohl das Probing als auch das Fahren zur nächsten Messposition. Das Problem kenne ich schon von Creality. Dass es schneller geht, zeigt Bambu Lab.

Dann ist der Drucker fast einsatzbereit – fast deshalb, weil ich über das Menü erst noch sozusagen manuell Wi-Fi einrichten muss. Dann erst wird auch (erfreulicherweise automatisch) ein Firmwareupdate gezogen. Und hier muss ich ELEGOO loben: Ich habe noch keinen Drucker gehabt, der sein Update (FW-Version: 1.1.4) dermaßen schnell aus dem Netz zieht, entpackt und installiert. Das Ganze war innerhalb von maximal 30 Sekunden erledigt.

ELEGOO Centauri Carbon Menue1

Menüführung: Wie Bambu Lab und Creality?

Das Display reagiert auf Toucheingaben zwar nicht besonders reaktionsschnell, erfüllt aber seinen Zweck. Mir gefällt die Menüführung in Anlehnung an Bambu Lab und Creality: Links vertikal angeordnete übergeordnete Menüs, rechts oben dann Detaileinstellungen in jedem Menü.

Auffällig: Die tief in die UI integrierte und später auch während des Drucks im Menü zu findende Auswahlmöglichkeit der verwendeten Bauplatte: Entweder eine texturierte oder eine für PLA optimierte glatte. Hintergrund ist die Tatsache, dass ELEGOO eine Kombi-Platte mit texturierter (A-Seite) und glatter Oberfläche (B-Seite) mitliefert.

Trotzdem könnte die Menüführung nochmal intuitiver und bedienfreundlicher gestaltet werden: Statt die Hälfte des Homescreens mit einem Bild des Centauri Carbon zu zieren, könnten dort mehr nützliche Alltags-Optionen untergebracht werden – etwa eine Filamentlade- und entladefunktion inklusive Presets für PLA und ABS. Laden und Entladen gibt es zwar, allerdings über das vertikal angeordnete dritte Icon links und dem Tab „Extruder“ – also etwas umständlicher gelöst.

ELEGOO Centauri Carbon Homescreen

Design: Klare Handschrift

Eines muss man ELEGOO lassen: Egal, ob Saturn, Mars, Neptun-Serie oder aber nun beim ELEGOO Centauri Carbon: Der Hersteller hat mittlerweile eine ganz klare Designsprache , die sich durch Kanten und klar definierte Schrägen einerseits und markante weiße Linien-Führungen mitsamt Modell- und Herstellerschriftzug andererseits definiert. Damit wird auf einen Blick klar: Es handelt sich um einen ELEGOO-Drucker. Das gefällt mir.

Da der Drucker an sich nicht sonderlich groß ist, hätte ich mir das Display oben an der Front gewünscht. Die Positionierung erinnert mich an den Creality K1, dessen Max-Version bei uns gegenüber im Maschinenraum steht. Im Vergleich zum Creality K2 Plus, neben dem er direkt seinen Platz findet, wirkt er geradezu winzig.

ELEGOO Centauri Carbon Groessenvergleich

Der Innenraum wirkt aufgeräumt, die Abstreifhilfe neben dem Abfallschacht („Poop Chute“) hinten verhältnismäßig klein. Neben einem Filtersystem setzt ELEGOO zudem nicht auf einen seitlich angebrachten Bauteilhilfskühler, sondern – genauso wie auch schon beim Neptune 4 (Pro) auf einen Bauteilhilfskühler hinten, der fast die gesamte Heizbettbreite abdeckt.

Den Bastel-DIY-Look vergangener FDM-Drucker hat man abgelegt. Der voll eingehauste Centauri Carbon wirkt mit seinem Metall-Kunststoff-Glas-Mix deutlich hochwertiger, wenngleich die Materialbeschaffenheit und -verarbeitung nicht ganz an Bambu Lab oder Creality herankommt. Und trotzdem: ELEGOO macht hier insgesamt einen großen Sprung.

Emissionen: Lautstärke – Strom – Temperatur

ELEGOOs FDM-Drucker waren bisher nicht für ihre leisen Lüfter (oder gute Dämmung) bekannt. Das ändert sich beim ELEGOO Centauri Carbon leider auch nicht wirklich. Während andere voll eingehauste CoreXY-Drucker wie der jüngst getestete Creality K2 Plus im unteren 60dB-Bereich werkeln, kommt der Centauri Carbon aus einem Meter Entfernung während des Druckes (PLA, Bauteilkühler auf 100%, Hilfskühler aus) auf durchschnittlich 67dB – ein merklicher Unterschied, auch, weil das Lüftergeräusch zwar gleichmäßig aber hochfrequenter ist. Schaltet sich der Bauteilhilfskühler auf 100% hinzu, kommen wir auf 68dB im Schnitt. Das ist dann im Nebenraum umso deutlicher hörbar.

ELEGOO Centauri Carbon Lautstaerkemessung e1738258621586

Stromtechnisch zeigt sich ELEGOOS erster CoreXY-Drucker von seiner guten Seite. Im Standby gehört der Drucker zu den wenigen Exemplaren, die nicht extra einen Lüfter dauerhaft am Laufen haben. Wir sprechen hier konkret im Idle also nur von 4.5 W. Während des Drucks kommen wir dann durchschnittlich auf einen ebenfalls sehr guten Wert von 151,8W. Damit gehört der ELEGOO Centauri Carbon zu den bisher sparsamsten Druckern auf dem Prüftisch.

ELEGOO Centauri Carbon Stromverbrauch

Die Wärmeverteilung auf dem Druckbett bei voreingestellten 60°C für 15 Minuten ist okay bzw. im Rahmen. Der Wärme-Hotspot ist zum einen in der Mitte, ansonsten aber eindeutig auf der rechten Heizbettseite zu finden. Mit 1,6°C hat das Heizbett hinten links die höchste Abweichung. Dennoch: Die Verteilung geht absolut in Ordnung.

ELEGOO Centauri Carbon FLIR

Software: ELEGOO Slicer aKa Orca Slicer

Der ELEGOO Slicer ist ein umgelabelter Orca-Slicer: Einmal mehr stellt sich die Frage, welchen Vorteil das konkret haben soll Denn der Orca-Slicer ist derzeit in der Community einfach der Slicer-Standard. Gerade in Druckumgebungen, wo mehr als ein Drucker unter Umständen von einem anderen Hersteller zu Anwendung kommt, ist EIN Slicer für ALLE Drucker absolut wünschenswert. Weshalb ich aber nicht den Orca-Slicer nutze, liegt an zwei Aspekten. Erstens der Tatsache, dass noch keine Centauri-Carbon-Druckprofile für Orca existieren, zweitens, dass die Online-Druckauftragsübermittlung (noch) nicht funktioniert. Denn dafür bedarf es statt Octoprint/Klipper „ELEGOO Link“. Immerhin kann ich die Weboberfläche des Druckers unter Eingabe der IP-Adresse im Orca-Slicer einsehen.

Also wechseln wir zum „Klon“ ELEGOO Slicer. Der hat in der Version auf unserem USB-Stick erst Probleme, den Druckauftrag zu übermitteln und meldet dabei zwei verschiedene Fehler. Das bessert sich aber mit der Version 1.1.6.2 auf Basis von Orca 2.2.0. Jetzt klappt das Senden von Druckdateien. Auch die Weboberfläche ist einsehbar, muss aber noch deutlich aufpoliert und sprachlich komplett ins Englische (und später Deutsche) übersetzt werden. Was mir im ELEGOO Slicer gut gefällt: Der Hersteller hat neben den Druckprofilen gleich noch eine ganze Reihe an vordefinierten Filamentprofilen hinterlegt. Und die sind schon einmal recht gut abgestimmt. Eine App zur Drucküberwachung gibt es von ELEGOO derzeit noch nicht.

ELEGOO Centauri Carbon Orca Slicer Geraete Tab

Impressionen: Input Shaping, Auto-Leveling, Kamera, Licht

Bei unserem Testexemplar fiel beim Input Shaping eine zusätzliches Rumpeln auf, dem wir noch genauer auf den Grund gehen müssen. Vielleicht mag das auch der Grund dafür sein, dass es bei besonders schnellen Drucken zu leichtem Ringing/Ghosting in der Außenhaut von Druckobjekten kommt. Etwas inkonsistent ist auch das ABL (Auto-Leveling), welches mich an den K1 Max erinnert: Manchmal ist ein Druck zu nah am Druckbett, dann wieder ein My zu weit entfernt. Die Drucke gelingen zwar, aber im Zweifelsfall darf man mit dem Schaber an die Druckplatte. Außerdem sollte ELEGOO zeitnah ein adaptives ABL einführen, damit das volle Druckbett nicht vor jedem noch so kleinen Druck gelevelt werden muss.

ELEGOO Centauri Carbon Leveling Issues

Kleinere Bugs treten während des Druckens hier und da auf, sind aber alle durch zukünftige Updates behebbar. Beispiel:  Da wäre das eigenartige Verhalten, erst einen neuen Online-Druckauftrag anzunehmen, wenn man auf dem Menü die Erfolgsmeldung eines gedruckten Objektes wegklickt und hier etwas befremdlich statt auf „beenden“ auf „abbrechen“ drücken muss. Die Option neben „abbrechen“ wäre ein wiederholter Druck. Der Druck an sich funktioniert beim ELEGOO Centauri Carbon aber absolut zuverlässig.

Auch die Kamera ist zuverlässig und sie wäre an sich völlig okay – wenn sie denn nicht ständig unter einer mangelnden Beleuchtung leiden müsste. Denn das unter ihr integrierte LED-Licht ist einfach nur eine Funzel. Hier wurde definitiv am falschen Ende gespart. Der kleine Lichtkegel reicht vorne und hinten nicht, um ein Druckobjekt adäquat auszuleuchten. Hier sollte man sich eine Bastellösung einfallen lassen.

ELEGOO Centauri Carbon Webcambild

Druckergebnisse: Solide, aber noch nicht auf Top-Niveau

Der ELEGOO Centauri Carbon druckt solide. Und er druckt zuverlässig. So viel sei bereits jetzt schon verraten. Wir legen wie immer zur Offenlegung kleinster Druckfehler ein mattes graues PLA Basic von Bambu Lab ein, führen das Filament durch den außen angebrachten Filamentsensor und laden es.

Jetzt starten wir unseren Druckobjekt-Testparcours wie immer mit einem 15-Minuten-Benchy, das sich auf dem USB-Stick (auf dem Gerätespeicher gibt es nichts) befindet. Dieses Benchy ist dann auch tatsächlich nach knapp 15 Minuten gedruckt (I’m talkin‘ to you, Creality!). Das Ergebnis ist solide, aber im oberen Bugbereich ist klares Ringing zu konstatieren. Neben etwas Stringing in der Fahrerkabine fällt aber vor Allem die schlecht gedruckte Z-Naht am Heck und am Turm auf dem Dach auf. Das erinnert mich an Bambu Studio, welches vor einiger Zeit ein ähnliches Problem hatte.

Etwas besser, aber immernoch mit leichtem Ringing an der Bugpartie, ist da schon das Benchy, welches nach dem Slicen mit dem ELEGOO Slicer nach knapp 31 Minuten aus dem Drucker kommt. Wir nutzen dasselbe PLA-Filament mit Standardeinstellungen (210°C Düse, 60°C Bett mit texturierter PEI-Beschichtung = Platte A). Dieses Mal gibt es eine deutlich sauberere Z-Naht und weniger Stringing in der Fahrerkabine.

Dann folgt ein Toleranztest in Form eines Fidgetspinners, dessen „Rädchen“ Auskunft darüber geben, bis zu welcher Toleranz der Drucker die Rädchen drucken kann, damit sie (maximal unter Zuhilfenahme eines Schlitzschraubenziehers) noch frei drehbar sind. Nach knapp 20 Minuten (selbes Filament, selbe Einstellungen) kommt ein Toleranztest heraus, der uns zeigt: Bis zu einer Toleranz von 0,15mm lassen sich die Rädchen frei drehen. Das ist ein Wert, der absolut im grünen Bereich liegt.  Die Druckqualität ist okay, wenngleich sich auf der Unterseite die bereits angesprochene Inkonsistenz des Auto-Leveling zeigt: Hier ist die Düse initial definitiv zu weit weg vom Druckbett.

Nächster Testdruck ist der Mini-All-in-One-Test, der ebenfalls mit Standardeinstellungen rund 1h01m dauert, ehe er fertig ist. Hier zeigt sich eine gute Kühlung bei Überhängen bis einschließlich 70° sowie ein gutes Bridging. Die Außenwand der Turmstrukturen könnte glatter sein. Die Schrift ist komplett lesbar, was sehr gut ist. Allerdings ist die Oberflächen teils nicht komplett geschlossen – ein Zeichen dafür, dass hier minimal unterextrudiert wird und noch ein wenig Tuning nötig ist.

Genug PLA gedruckt, kommen wir zu…ABS! Hier nutze ich Nobufil ABSx StoneGrey für ein Ersatzteil für einen Skischuh, welches ich zuvor mit dem Revopoint Miraco eingescannt habe. Die sehr feinen Innenstrukturen hat der Scanner zwar nicht hundertprozentig erfasst, das Ergebnis kann sich nach 1h 48 min aber wirklich sehen lassen. Mit einer Menge Baumstruktur-Support (von mir extra so gewollt) druckt der ELEGOO Centauri Carbon ABS absolut humorlos im ersten Anlauf.

Das Leveling ist aber diesmal zu nah am Bett: Resultat: Die Stützstrukturen bekomme ich kaum noch vom Druckbett ab. Das ist schlecht. Gut hingegen ist das fertige Druckobjekt. Weder Warping noch sonstige Probleme sind aufgetreten. Geändert habe ich am „Generic ABS“-Profil von ELEGOO lediglich die Heizbetttemperatur, die ich von 90 auf 105 Grad gestellt habe. Sehr gut!

Zeit, den Drucker mit dem Overture High Speed TPU 95A in transluzentem Rot zu füttern, denn dieses Filament hatte beim Creality K2 Plus ein geniales Ergebnis gebracht. Die ersten Anläufe am Abend, den Drucker damit zu füttern, scheitern. Aber der Morgen ist bekanntlich klüger als der Abend. Am nächsten Tag also probiere ich zuerst härtetes TPU von Extrudr (Flex Hard. D58) und das klappt auf Anhieb. Jetzt probiere ich nochmal das 95A TPU von Overture und siehe da: Es funktioniert. Ratsam ist es auch hier, den PTFE-Tube am Druckkopfeinlass beim Filamenteinfädeln etwas senkrecht zu halten.

Das Ergebnis nach 2h 14m bei einer maximal empfohlenen Druckgeschwindigkeit von 90mm/s (Düse: 230°C, Bett: 50°C) ist ein sehr gut gedruckter TPU-Blasebalg. Die Qualität würde ich  minimal unter dem Niveau des zuvor getesteten Creality K2 Plus einordnen. Soll heißen: ein schöner TPU-Druck! Genau wie beim Creality-Boliden ist das Rohr nicht ganz so glatt gedruckt wie der Rest, dafür habe ich diesmal nicht vergessen, den Füllwert („Infill“) auf 0% zu stellen, damit man den kleinen „Puster“ auch richtig nutzen kann.

Fazit: Es reicht noch nicht zur Spitze

Einfacher Aufbau und Inbetriebnahme, schönes und hochwertigeres Design als bisher; dazu ein zuverlässiges, wenn auch nicht perfektes Drucken: Das liefert ELEGOOs erster CoreXY-Drucker, der zudem stromsparend daherkommt. Er ist dabei kein leiser Drucker und hat vorerst noch mit kleinen Kinderkrankheiten zu kämpfen. Da wäre ein (zumindest bei unserem Exemplar) zu konstatierendes Ringing, das auf ein nicht perfektes Input Shaping oder eine weitere Vibrationsquelle schließen lässt und ein etwas inkonsistentes, langsames ABL, das noch nicht adaptiv funktioniert. Kleinere Softwarebugs wird der Hersteller sicherlich beheben. Eine optimiertere Menüführung wäre wünschenswert. Sagen wir es also so: Der ELEGOO Centauri Carbon hat viel Potenzial, kommt aber an die Ergebnisse der anderen Branchengrößen noch nicht heran. 

One last thing wäre da noch: Und das ist der Preis. Über den hält sich ELEGOO offiziell noch bis zum 17. Februar in Schweigen. Uns war es aber möglich herauszubekommen, dass zumindest der US-Preis für einen CoreXY-Drucker dieses Kalibers fast schon absurd günstig sein wird. Wir halten euch diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden.

4d60a3bce53d43fa82410e82a29834b2

Wenn du über einen Link auf dieser Seite ein Produkt kaufst, erhalten wir oftmals eine kleine Provision als Vergütung. Für dich entstehen dabei keinerlei Mehrkosten und dir bleibt frei wo du bestellst. Diese Provisionen haben in keinem Fall Auswirkung auf unsere Beiträge. Zu den Partnerprogrammen und Partnerschaften gehört unter anderem eBay und das Amazon PartnerNet. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Profilbild von Thommy

Thommy

Wenn ich nicht gerade mit Familie und Freunden unterwegs bin, findet man mich im Bastelkeller. Dort tüftele ich zwischen Multiplex Easystar-Klonen, Impeller-Jets, RC-Crawlern und insbesondere meinem geliebten Anycubic Mega S, dem möglichst bald noch weitere 3D-Drucker folgen sollen.

Sortierung: Neueste | Älteste

Kommentare (4)

  • Profilbild von Polakmaly
    # 28.06.24 um 18:39

    Polakmaly

    150mm/h passt nicht ganz bei der Geschwindigkeit oder?

  • Profilbild von Gunther
    # 26.11.24 um 23:07

    Gunther

    Der scheint eine Generation zu spät dran zu sein, schade.

  • Profilbild von Pornault Preau du Cente
    # 27.11.24 um 13:17

    Pornault Preau du Cente

    Was soll denn der Vorteil von diesem "ELEGOO OS" sein? Ich sehe das erstmal als Nachteil und würde ein quelloffenes Betriebssystem mit einer großen Community auf jeden Fall bevorzugen.

    "Über den Preis ist bisher nichts bekannt. ELEGOO-typisch dürfte der sich aber unter der Konkurrenz befinden, also unterhalb von 1000€." (Zitat aus dem Artikel)
    Ich sehe den Preis eher deutlich unterhalb 500€ für das, was da geboten wird (Bambu Lab P1S z.Z. 549€).

    Bin mal gespannt, ob da noch was kommt, was bei dem Drucker positiv zu erwähnen wäre. Bis jetzt sehe ich da nur Marketing-Blabla, aber keine Features oder Specs, die für mich interessant wären. Im Gegenteil, wenn ich lese "auf Nachfrage denkt ELEGOO aber darüber nach, den Drucker ebenfalls über den unterstützten Orca-Slicer per Wi-Fi ansteuerbar zu machen", dann fehlen da aktuell anscheinend noch wichtige Features.

Kommentar schreiben

Name
E-Mail
Diese E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht

Mit Absenden des Formulars akzeptiere ich die Datenschutzerklärung und die Nutzungsbedingungen.