Akku Zendure Solarflow: Unausgereifter Stromspeicher fürs Balkonkraftwerk

Ein Akku für ein Balkonkraftwerk soll dabei helfen, die erzeugte Energie selbst zu nutzen. Doch beim Test des Solarflow von Zendure haben wir viel Strom verschenkt.

Ein Praxistest von veröffentlicht am
Der Zendure Solarflow hat unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt.
Der Zendure Solarflow hat unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt. (Bild: Friedhelm Greis/Golem.de)

Wie sinnvoll ist der Betrieb eines Balkonkraftwerks ohne die Möglichkeit, nicht selbst verbrauchte Energie in einem Akku zu speichern? Um diese Frage zu beantworten, haben wir in den vergangenen sechs Wochen die Steckersolaranlage Anker Solix um den Batteriespeicher Solarflow von Zendure erweitert. Das Ergebnis war etwas ernüchternd, was nicht nur an dem wenig sonnigen Wetter gelegen haben dürfte. Jedoch ließe sich das System mit mehr Akkus und zusätzlichen Überwachungsgeräten wohl deutlich verbessern.

Wie in unserem Test des Balkonkraftwerks beschrieben, haben wir ohne einen Pufferspeicher den größten Teil des Solarstroms verschenkt. Von den erzeugten 115 Kilowattstunden (kWh) wurden 65 kWh kostenlos ins Netz eingespeist. Das entspricht einem Anteil von 56 Prozent. Mit Hilfe des Batteriespeichers ist es möglich, die Einspeisung gleichmäßiger über den Tag zu verteilen. So weit die Theorie.

Irreführende Angaben auf der Website

Für den Test hat uns Zendure die Basisversion mit einem Akku (0,96 kWh) zur Verfügung gestellt. Die mechanische Installation des Systems gestaltet sich recht problemlos. Zunächst werden dazu die beiden Solarpanels von dem Wechselrichter getrennt und mit dem Steuergerät, PV-Hub genannt, verbunden.

Dieses verteilt den Strom je nach Einstellung auf die angeschlossene Batterie sowie den Wechselrichter des Balkonkraftwerks. Laut Zendure lassen sich "fast die meisten Solarmodule und Mikrowechselrichter auf dem Markt" mit dem Solarflow verwenden. An einer anderen Stelle ist sogar von 99 Prozent die Rede.

Weiterhin heißt auf der Webseite: "Wir stellen vor: Solarflow, ein Balkonkraftwerk mit Speicher, das die Kraft der Sonne nutzt, um Ihnen zu helfen, mehr Strom zu sparen." Das ist gleich doppelt irreführend. Denn zum einen ist der Solarflow eben kein Balkonkraftwerk, sondern nur ein Akkusystem. Zum anderen spart man dadurch an sich keinen Strom. Ob man durch die Nutzung Stromkosten spart, muss sich erst einmal zeigen.

WPA3 wird nicht unterstützt

Die Inbetriebnahme des Systems über die Software hat ihre Tücken. Das liegt zum einen daran, dass die WLAN-Antenne nicht fest eingebaut ist, sondern nachträglich angeschraubt werden muss. Wer das vergisst, dürfte Probleme haben, das Steuergerät in das heimische WLAN einzubinden. Selbst mit Antenne ist die Einbindung über die Zendure-App (iOS, Android) ein bisschen nervig.

Die nächste Tücke ist jedoch schwieriger zu meistern und gravierender. Denn der PV-Hub unterstützt derzeit nur den Verschlüsselungsstandard WPA2. Wenn man seine Fritzbox beispielsweise so konfiguriert, dass als Modus "WPA2 + WPA3" eingestellt werden, verbindet sich das Steuergerät nicht. Das funktioniert nur mit der Einstellung "WPA2 (CCMP)" oder "WPA + WPA2".

Nach Angaben von AVM liegt das daran, dass der sogenannte WPA3-Transition-Mode (WPA2 + WPA3) für Verbindungen mit WPA2-Verschlüsselung höhere Sicherheitsanforderungen vorsieht als bei WPA2 (CCMP) üblich. "Einige Geräte können keine WLAN-Verbindung herstellen, wenn der WPA3-Transition-Mode aktiv ist. Dies betrifft z.B. iPhones und iPads mit iOS älter 12.1.1, ältere WLAN-Drucker, IP-Kameras und WLAN-Steckdosen", schreibt der Hersteller.

  • Das Steuergerät des Zendure Solarflow wird in der Nähe der Panels montiert, möglichst im Schatten. (Foto: Friedhelm Greis)
  • Die LFP-Akkus sind stapelbar. Jeder verfügt über eine Kapazität von 0,96 kWh.  (Foto: Friedhelm Greis)
  • Über den Smart Plug lässt sich die Einspeisung je nach Verbrauch steuern. Bei dem Test klappte das noch nicht. (Foto: Friedhelm Greis)
  • Der Solarflow muss zunächst in die Zendure-App eingebunden werden. (Screenshot: Golem.de)
  • Das funktioniert derzeit jedoch nur unter dem Verschlüsselungsstandard WPA2. (Screenshot: Golem.de)
  • In die App lassen sich noch weitere Zendure-Geräte einbinden, darunter auch der Smart Plug. (Screenshot: Golem.de)
  • Wenn das System läuft, wird der Strom aus den Panels zwischen Akku und Haus verteilt. (Screenshot: Golem.de)
  • Die Stromerzeugung und Einspeisung lässt sich detailliert in der App abrufen. (Screenshot: Golem.de)
  • Bei diesem Verlauf wird sichtbar, dass die Erzeugung gedrosselt wurde, weil der Akku voll war und die Entladegrenze überschritten wurde. (Screenshot: Golem.de)
  • Die Einspeisung wird in die Abendstunden gestreckt. (Screenshot: Golem.de)
  • Ein zweites Akkupaket hätte an manchen Tagen wohl ebenfalls noch geladen werden können. (Screenshot: Golem.de)
  • Die Werte lassen sich rückwirkend noch abrufen, was etwas merkwürdig programmiert ist. (Screenshot: Golem.de)
  • Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Einspeisung zu steuern. (Screenshot: Golem.de)
  • Im Batterieprioritätsmodus lässt sich die Einspeisung innerhalb eines bestimmten Zeitraums begrenzen. (Screenshot: Golem.de)
  • Der Smart Plug ist für den intelligenten Matching-Modus erforderlich. (Screenshot: Golem.de)
  • Die App zeigt auch an, wie viel Strom schon erzeugt und wie dieser verteilt wurde. (Screenshot: Golem.de)
  • In unserem Testzeitraum wurden angeblich 85 kWh erzeugt, aus dem Wechselrichten kamen jedoch nur 72 kWh. (Screenshot: Golem.de)
  • Das Laden der Energiewerte dauert manchmal recht lange. (Screenshot: Golem.de)
  • Durch eine Änderung der Firmware lädt und entlädt der Akku nicht mehr so kleinteilig. (Screenshot: Golem.de)
  • Die App fasst die Eigenschaften von Golem.de-Redakteuren ziemlich gut zusammen. (Screenshot: Golem.de)
  • Die Schere zwischen Erzeugung und Einspeisung ist durch den Batteriepuffer nicht kleiner geworden. (Grafik: Golem.de)
  • Beim Test des Solarflow war die eingespeiste Energie meist deutlich niedriger als vorher, was nicht nur am Wetter lag. (Grafik: Golem.de)
Das Steuergerät des Zendure Solarflow wird in der Nähe der Panels montiert, möglichst im Schatten. (Foto: Friedhelm Greis)

Das bedeutet: Wer seine Geräte normalerweise mit WPA3 einbindet, muss bei der Nutzung des Solarflow auf diesen Standard verzichten. Eine Alternative besteht darin, den Akkuspeicher mit WPA2 zu konfigurieren und dann wieder auf WPA3 zu wechseln. Dann lässt sich jedoch nicht mehr über die App detailliert verfolgen, wie viel Strom die Panels erzeugen und wie dieser auf Akku und Hausnetz verteilt wird. Die eigentliche Einspeisung lässt sich dann zumindest über die App des Balkonkraftwerks beobachten.

Doch was passiert mit Käufern, die das nicht akzeptieren wollen?

Zendure räumt überforderten Support ein 
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jes77 04. Aug 2023

...ist purer Egoismus: "Bevor ich was verschenke, kaufe ich lieber für sehr viel Geld...

trapperjohn 03. Aug 2023

Die Kiste hier ist natürlich viel zu teuer - aber bei größeren Akku Paketen ist der...

fg (Golem.de) 03. Aug 2023

Hallo! Wir haben den Hinweis von AVM noch im Artikel ergänzt. Danke und Grüße

ChMu 02. Aug 2023

Habe vor kurzem einen 20kWh Akku als Erweiterung zu meinem 30kWh Akku bestellt. Kosten...


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