GUCEE HD85 4K Webcam im Hands-On: Ein Low Budget Geheimtipp?

Home-Office, Webkonferenzen, Online-Seminare – das alles kommt euch im (Arbeits-)Alltag bekannt vor? Vorausgesetzt ihr nutzt kein Smartphone, dann darf in diesen Fällen eine vernünftige Webcam nicht fehlen. 4K-Webcams bekannter Marken kosten dabei aber schnell weit über 100€. Die GUCEE HD85 4K Webcam gibt’s hingegen für gerade einmal 49,99€. Kann sie im Hands-On überzeugen?

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GUCCI? Äh….nein?

Okay, okay, der Markenname in Anlehnung an eine überteuerte Luxusmarke ist befremdlich und auch ein wenig abschreckend. Aber GUCEE (nicht GUCCI) ist mir tatsächlich schon seit einigen Jahren bekannt. Aufmerksam geworden bin ich auf die Marke durch den 3D-Druck; denn auf der damaligen Suche nach einer preisleistungstechnisch guten Webcam für die Videoüberwachung meines Anycubic i3 Mega S stolperte ich über diese Liste kompatibler Webcams für Octoprint und legte mir daraufhin die GUCEE HD92 mit Full-HD Auflösung und guter Low-Light-Performance.

GUCEE HD85 4K Webcam: breitschultrig unterwegs

Und nun kommt ein „Nachfahre“ dieser Webcam zu mir auf den Prüftisch: Die schwarze GUCEE HD85 4K. Sie wirkt gerade im Vergleich zu meiner sonst üblicherweise genutzten NexiGo N960E (Full-HD, 60 fps) extrem groß – genauer und korrekter ausgedrückt: breit. Denn sie ist mit satten 17 cm so breit, dass sie ungefähr 4x so viel Platz verbraucht wie meine NexiGo. Klar, eine Konferenzwebcam wie die GUCEE wirkt immer etwas breiter, aber naja. Und wenn wir schon bei den Maßen sind: diese betragen konkret 17 x 8 x 4,6 cm inkl. Fuß bei sehr leichten 140 g.

Das steckt in der GUCEE HD85 4K Webcam

GUCEE setzt auf einen 1/2.8 Zoll CMOS-Sensor mit HDR-Support und liefert in Kombination mit einer 6G Linse eine Auflösung von 4K (3840 x 2160 Pixel) bei 8,46 MP. An der Front ist neben der Linse nur ein kleines blaues Status-LED-Licht sowie „4K Ultra HD“, Markenschriftzug (inkl. chinesischer Schriftzeichen), Modellnummer und eine Aussparung für das verbaute omnidirektionale Mikrofon zu sehen.

GUCEE verspricht ein Sichtfeld von 135° und einen 10-fachen Digitalzoom. Die Framerate beträgt leider nur in Full HD 60 fps, bei 4K muss man sich mit 30 fps zufrieden geben. Helligkeit, Kontrast und Co. lassen sich plug and play via USB 2.0 über (in meinem Fall) Windows-Bordmittel einstellen. Für Privatsphäre sorgt ein einfacher loser Kunststoffdeckel, der die Linse verdeckt – und leider recht schwergängig wieder zu entfernen ist.

Was der GUCEE HD85 4K Webcam fehlt

Verzichten müsst ihr in erster Linie auf zwei Features. Da wäre zuerst einmal ein fehlendes LED-Ringlicht, das ich bei meiner NexiGo gerade bei schlechter Zimmerbeleuchtung schätze. Punkt 2, der für den Einen oder Anderen von euch besonders wichtig sein könnte: Es gibt keinen Autofokus. Das Scharfstellen erfolgt ausschließlich über das Drehrad um die Linse herum. Das kann in Situationen, bei denen sich öfters der Abstand zwischen gezeigter Person und Kamera ändert oder ihr aber verschiedene Gegenstände präsentieren müsst, ein K.O.-Kriterium sein.

Beim 3D-Druck hingegen nervt gerade bei „Bettschubsern“, also 3D-Druckern, bei denen sich das Bett ständig nach vorne und hinten in y-Richtung bewegt, nichts mehr als ein sich ständig neu justierender Autofokus. Hier macht der manuelle Fokus durchaus Sinn.

Praxiseindrücke: Überraschend gut…bei Tag

Materialwertigkeit so lala

Gleich zu Beginn des Testes rutscht mir die noch nicht auf meinen Monitor mit dem ausklappbarem Standfuß angepasste Webcam den Monitor herunter auf den Tisch – und schon prangt neben der Linse rechts ein dicker Kratzer. Bei der Materialwertigkeit habe ich mir aber von Anfang an keine großen Hoffnungen gemacht, was sicherlich auch am verschwindend geringen Gewicht der Webcam gelegen haben mag. Die Verarbeitung könnte durchaus besser sein, etwa in Form eines Standfußes, der auf Gummierung setzt. Immerhin: Das Scharnier des Klappfußes ist solide und macht eine gute Figur.

Passable Performance tagsüber

Die Webcam wird per USB 2.0 direkt erkannt und ich nutze die GUCEE HD85 4K Webcam direkt für unseren täglichen Redaktions-Call. Meine Kollegen sehen mich zuerst unscharf bis ich den Linsenfokus entsprechend manuell justiere. Dann aber fällt das Ergebnis durchaus scharf aus (was natürlich auch am Redakteur selbst liegen kann). Das 135° Sichtfeld bildet das gesamte Arbeitszimmer hinter mir ab – nicht schlecht.

Zeige ich dann aber z.B. meine neuesten 3D-Drucke in die Kamera, ist das Bild – natürlich – verschwommen. Hier zeigt sich der bereits erwähnte Nachteil eines manuellen Fokus. Überzeugen kann das eingebaute Mikrofon. Zu jeder Zeit bin ich im Call – und auch in den Video-Meetings danach klar und deutlich verständlich.

Die 4K-Auflösung zaubert ein passables 4K-Bild, obwohl es mir bei der Beispielaufnahme ganz offensichtlich nicht gelungen ist, den manuellen Fokus perfekt einzustellen. Im „Real-Life“ sieht es jedenfalls besser aus. Aber natürlich längst nicht so gut wie bei einer (weitaus teureren) Obsbot Tiny 2 (den Vorgänger haben wir hier besprochen) die wir bei unserem örtlichen Kneipenquiz zum Twitch-Streamen einsetzen.

Probleme bei Low-Light

Wie performt die Webcam in dunklen Umgebungsszenarien? Sie fängt erst einmal verhältnismäßig viel Licht ein, übersteuert dann aber in Sachen Helligkeit auch deutlich. Je dunkler die Umgebung ist umso mehr Bildrauschen tritt auf.

Und wie schlägt sich die GUCEE HD85 4K Webcam am von uns kürzlich getesteten Anycubic Kobra 3 Combo? Auch hier ließ sich die Kamera plug & play anschließen. Anycubic lässt hier aber standardmäßig offensichtlich nur ein Full-HD-Bild zu, Das Ergebnis bei Tag ist gut, bei Nacht auch wegen übersteuerter Helligkeit in Bezug auf die Druckkopf-LED nicht wirklich gut.

Fazit: Passable 4K Webcam – aber nicht für alle Fälle

Ihr wollt eine einfache 4K-Webcam, die ein anständiges Bild in Videokonferenzen bei ausreichend guten Lichtverhältnissen und ein verständliches Mikrofon bietet? Dann ist die GUCEE HD85 4K Webcam eure Wahl. Ihr bewegt euch viel vor der Kamera, präsentiert Gegenstände, die ständig den Abstand zwischen euch bzw. aufgenommenem Gegenstand und Linse verändern, dann ist die Webcam mangels Autofokus nichts für euch. Auch Low Light-Umgebungen einzufangen gehört nicht zu ihren Stärken, dafür holt sie bei ausreichender Belichtung Einiges heraus – auch wegen ihres für eine Webcam großen Sichtbereichs von 135°. Habt ihr andere 4K-Webcams im Bereich von 50€, die ihr uns empfehlen könnt?

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