Haylou Smartwatch für 25€: eine günstigere Bip?
Den Hersteller Haylou kennen wir schon durch ihre Kopfhörer, die GT1 Pro haben uns gerade in Anbetracht des günstigen Preises gut gefallen. Fast so günstig wird jetzt die erste Smartwatch des Herstellers: die Haylou „Smartwatch“ ist schon für rund 25€ zu haben. Dafür ist sie aber natürlich eher ein Fitness Tracker als eine vollwertige Smartwatch. Gelingt der Vorstoß in die Welt der Wearables?
- Haylou LS01 Smartwatch
Inhalt
Technische Daten der Haylou Smartwatch
Haylou Smartwatch | |
Display | 1,3 Zoll farbiges LCD, 240 x 240 Pixel Touchscreen |
Verbindung | Bluetooth 4.2 |
Akku | 210 mAh, bis zu 2 Wochen Laufzeit |
Schutz | IP68 (Duschen, Baden, Schwimmen) |
Funktionen | Schrittzähler, Schlafüberwachung, Pulsmesser, Wecker, Nachrichtenerinnerung, 9 Sportmodi, Atmungstraining |
Gewicht / Maße | 34 g (mit Armband) / 40,9 x 35,7 mm (Uhr), 253,8 x 26,3 mm (Band) |
Eine billige Bip?
„Noch eine Bip?“, war meine erste Reaktion auf die Uhr als ich das erste Bild gesehen habe. Denn die Haylou Smarwatch setzt ebenfalls auf ein fast quadratisches Design, wie es die Amazfit Bip tut. Aufgrund des geringen Preises darf man hier nicht so dünne Bildschirmränder wie zum Beispiel bei der Amazfit GTS erwarten, diese fallen relativ klobig aus. Ein Unterschied ist zudem die Funktionstaste an der rechten Seite, die bei der Haylou Smartwatch länglich und nicht rund ist. Auffällig ist dabei auch, dass das Gehäuse links und rechts davon leicht eingelassen ist.
Die LS01, so der Modellname, ist in zwei Farben erhältlich: Schwarz und Weiß. Die Verbindungsstücke der Uhr mit dem Silikonarmband erinnern schon etwas an die Amazfit GTS, sind aber nicht ganz so filigran. Aufgrund des kleineren Displays kommt man bei der Haylou LS01 Smartwatch auf Abmessungen von 40,9 x 35,7 mm für die eigentliche Uhr. Das Silikonarmband hat eine Länge von 253,8 mm und eine Breite von 26,3 mm und kann leicht gewechselt werden.
Genau wie die Amazfit Bip ist das Fitness-Band mit einem IP68-Rating ausgezeichnet, womit sie gegen Staub und Wasser geschützt ist. Ich konnte damit während des Testzeitraums täglich duschen gehen, aber auch schwimmen gehen sollte kein Problem sein, konnte bis jetzt aber nicht getestet werden.
Tragekomfort & Verarbeitung
Als ich meine GTS gegen die LS01 getauscht habe, habe ich ehrlich gesagt keinen wirklichen Unterschied gemerkt. Mit 27,7 g Gesamtgewicht ist sie noch ein gutes Stück leichter als die GTS, was dem Tragekomfort entgegen kommt. Das zu Beginn etwas steife Silikonarmband gibt gut nach und schmiegt sich meinem Arm an, im Gegensatz zur GTS gibt es hier aber nur eine Schlaufe für das Band. Man vergisst sie schnell am Arm, was für mich immer ein Zeichen für guten Tragekomfort ist.
Trotz des sehr geringen Preises bin ich von der Verarbeitungsqualität positiv überrascht. Haylou wird schließlich oft mit Xiaomi assoziiert und teilweise über deren youpin Shop vertrieben, da muss ein gewisses Produktionsniveau gegeben sein. Die Spaltmaße sind sehr dünn, die Abkantungen sehr fein und die Übergänge zwischen Uhrengehäuse und Silikonband wirken robust. Lediglich die Funktionstaste lässt sich nur sehr schwer drücken, hier hätte ich mir einen sensibleren Druckpunkt gewünscht.
Quadratisches Display
Im Gegensatz zu dem gleich teuren Xiaomi Mi Band 4 handelt es sich hier um ein hochauflösenderes Farb-LC-Display mit einer Bildschirmdiagonale von 1,3 Zoll. Damit ist das Panel minimal größer als das der Amazfit Bip, setzt aber auf eine 240 x 240 p Auflösung. Die Bip bietet im Vergleich „nur“ 176 x 176 Pixel. Das Display bzw. die Displayform ist mir persönlich lieber als das hochkant Display eines Mi Bands, da es gerade für Benachrichtigungen einen Mehrwert liefert. Die höhere Pixeldichte von 261 ppi kommt zwar nicht an die GTS ran, sorgt aber für eine deutlich bessere Schärfe als bei der Bip.
Das vertikale Scrollen ist sehr flüssig animiert und erinnert stark an das Mi Band 4, das horizontale Scrollen ist leider etwas „ruckeliger“. Da es sich um ein Farbdisplay handelt, ist die Bedienung durch das Menü intuitiver, da man sich an den farblichen Icons des Menüs orientieren kann. Allerdings sind diese Farben deutlich blasser als bei dem AMOLED Display des Mi Band 4, wodurch dieser eigentliche Vorteil leider etwas relativiert wird.
Von der Helligkeit bin ich positiv überrascht, für mich persönlich reicht die niedrigste von insgesamt drei Helligkeitsstufen im Alltag aus. Hier hätte ich mir zwar eine etwas flexiblere Einstellungsmöglichkeit gewünscht, für dieses Preissegment geht das aber in Ordnung. Generell ist der Mangel an Einstellungsmöglichkeiten ein Kritikpunkt. Keine tap-to-wake Funktion, keine Möglichkeit zu bestimmen, wann das Display in den Ruhezustand geht und natürlich auch kein Always-On-Display. Dafür funktioniert das Anheben des Handgelenks zum Aktivieren sehr gut. An der sonstigen Funktionalität lässt sich nichts kritisieren, das Touchscreen-Panel reagiert präzise und schnell.
Bedienung
Die Bedienung der Haylou LS01 Smartwatch erfolgt relativ intuitiv und lässt sich zum Beispiel mit der Bedienung der Bip vergleichen, es gibt aber auch kleine Unterschiede. Wischt man nach oben kommt man zu einer Übersicht seiner täglichen Erfolge (Schritte, Distanz, Kalorien) und einer wöchentlichen Übersicht. Ein Swipe nach unten zeigt euch direkt die Benachrichtigungen an – sehr praktisch. Nach links geht es zum Menü, welches acht Menüpunkte umfasst und mit bunten Icons versehen ist. Vom Watchface aus nach rechts zeigt euch Schnelleinstellungen sowie Verbindungsstatus und Akkustand an.
Funktionsumfang
Da es sich hierbei nicht um eine wirkliche Smartwatch, sondern eher um einen Fitness-Tracker bzw. eine Fitness-Uhr handelt, sind Angaben über Prozessor und Speicher hinfällig. Der Funktionsumfang ist deckungsgleich mit wahrscheinlich über 90% aller Fitness-Tracker. Dazu gehören natürlich ein Schrittzähler, Schlaftracking und der integrierte Pulsmesser, der an der Unterseite des Geräts sitzt. Dazu gibt es 9 verschiedene sportliche Aktivitäten.
Sportfunktion
Auch wenn es insgesamt neun verschiedene Sportmodi gibt, ist der Jogging-Modus sicherlich der am häufigsten benutzte. Der erinnert im Grunde an die Sportmodi von den Amazfit-Modellen, im Vorhinein fällt aber auf, dass keine Einstellungsmöglichkeiten bezüglich Zielsetzung vorliegen. Die lassen sich nur über die App einstellen und sind auch sehr rudimentär. Dementsprechend gibt es auch keinen einstellbaren Alarm bei zum Beispiel zu hohem Puls. Während des Laufens sammelt die Haylou Smartwatch folgende Daten: Puls, Zeit, Distanz, Kalorien und Geschwindigkeit (Distanz/Zeit).
Der Uhr fehlt zwar GPS, wodurch kein Streckenverlauf mit aufgezeichnet wird, die gesammelten Daten sind jedoch ziemlich akkurat. Leider wird auch das GPS des Handys nicht benutzt, zumindest in der dazugehörigen Haylou App lässt sich keine Strecke nachvollziehen, es sei denn man startet die Aktivität über die App. Wer eine ähnliche Uhr mit GPS sucht, wird bei der Amazfit Bip fündig. Der große Vorteil der Uhr, auch gegenüber teureren Amazfit-Modellen, ist die Musiksteuerung während des Joggens zu benutzen. Das kennen wir sonst so nur von der Honor MagicWatch 2.
Neben dem Jogging-Modus gibt es noch Fahrrad fahren, Gehen, Laufband, Klettern, Wandern, Spinning und sogar Yoga. Leider gibt es auch keine großartigen Unterschiede zwischen den Sportmodi, der Yoga-Modus misst beispielsweise nur die Zeit und verbrannten Kalorien, fünf der neun Modi beziehen sich auf Laufen und teilen somit die gesammelten Daten.
Etwas merkwürdig ist die Aktivitätshistorie. In diesem Menüpunkt kann man die einzelne Aktivität nicht öffnen, nur im Schnelldurchlauf die relevanten Daten sehen. Das ist leider etwas unübersichtlich, reicht aber für eine grobe Einordnung.
Pulsmesser
Der integrierte Pulsmesser an der Unterseite arbeitet meiner Erfahrung nach relativ akkurat. Ich habe ihn in mehreren Situationen mit dem Pulsmesser meiner Amazfit GTS verglichen und in fast allen Situationen war das Ergebnis sehr ähnlich. Interessanterweise misst die Haylou LS01 die Herzfrequenz in Echtzeit und aktualisiert sich fast permanent. Das kann man in den Schnelleinstellungen aber auch deaktivieren.
Relax-Modus
Komplettes Neuland für mich ist der Relax-Modus, mit Hilfe dessen man sich entspannen können soll. Dabei kann man entweder zwischen einer oder zwei Minuten auswählen und für diese Zeit „Atemübungen“ machen. Die Uhr gibt dabei aber nur Ein- und Ausatmen über eben die ausgewählte Dauer an, was mir persönlich aber nicht viel bringt. Immerhin ist es ganz nett animiert.
Musiksteuerung
Überraschenderweise ist die Musiksteuerung der Haylou LS01 Smartwatch wohl die schnellste Musiksteuerung, die uns bisher untergekommen ist. Sie reagiert nämlich fast in Echtzeit und nicht mit einer ~1-sekündigen Verzögerung wie bei vielen teureren Amazfit-Modellen. Dafür muss man auf die Lautstärkeregelung und den aktuellen Titel verzichten, womit ich jedoch leben kann.
Zeitfunktionen: Wecker, Timer & Stoppuhr
Mit der LS01 von Haylou kann man sich auch wecken lassen, eine Standardfunktion unter den heutigen Fitness-Trackern. Leider kann man die Uhrzeit dabei nicht an der Uhr selbst einstellen, sondern nur über die App. Ist das geschehen, kann man den Wecker aber über die Uhr ein- und ausschalten. Die Vibration ist dabei zum Glück stärker als bei der Amazfit GTS, eine Snooze-Funktion gibt es aber nicht. Darüber hinaus gibt es noch einen sehr rudimentären Timer und eine Stoppuhr.
Benachrichtigungsfunktion
Außerdem gibt es eine Benachrichtigungsfunktion, die relativ gut funktioniert. Wie zu erwarten war, werden zwar auch hier keine Emojis, dafür aber immerhin Umlaute dargestellt, die aber gefettet werden. Positiv hervorzuheben ist, dass die Benachrichtigungsfunktion direkt mit einem Wisch vom Watchface aus zu erreichen ist.
Die App: Haylou Sport
Als App für die Uhr kommt die eigene Haylou Sport App zum Einsatz. Das ist immerhin in der Theorie ein Vorteil gegenüber so vielen anderen Anbietern, die auf eine universale App für ihre Smartwatches und Fitness Tracker setzen. Aufgrund der Nähe zu Xiaomi haben wir uns aber ursprünglich erhofft, dass man auch die Mi Fit App nutzen kann, das funktioniert aber leider nicht. Und leider zerstört die eigene Haylou App die sonst insgesamt recht positive Erfahrung mit der Haylou Smartwatch. Woran hapert es?
Das nervigste zuerst: Die App loggt sich andauernd aus. Man muss sich bei fast jeder Neuöffnung der App neu einloggen. Das heißt auch, dass man sich für die App registrieren muss, alternativ geht das aber auch zum Beispiel über Twitter, Facebook oder Google. Trotz Speicherung der Google-Daten muss man sich neu einloggen, was zumindest in meiner Testphase relativ nervig war. Dazu muss man sagen, dass man die App bis auf das Kontrollieren der Schlafdaten im Alltag nicht wirklich benutzt.
Leider ist die App zudem nicht sonderlich gut auf Deutsch übersetzt. Zwar so gut, dass man es versteht, bei einigen Einstellungen kann sich ein Schmunzeln über die missratene Übersetzung aber nicht verkneifen. Die App scheint zudem nicht sonderlich gut programmiert zu sein, schließlich übernimmt die Uhr nicht alle gespeicherten Einstellungen. Mein Schrittziel wurde erst im zweiten Anlauf gespeichert, die Sprache der Uhr, obwohl Deutsch verfügbar ist, ändert sich bei jedem Login wieder auf Englisch.
Die App ist zudem leider nicht so übersichtlich wie die Mi Fit-App. In dem ersten Reiter gibt es eine Übersicht über die Schritte und das Schlaftracking, der zweite Reiter ermöglicht Aktivitäten zu starten, aber leider keine Übersicht und der dritte Reiter namens „Coldplay“ – Warum? – ermöglicht verschiedene Einstellungen, die aber wie gerade gesagt, nicht immer übernommen werden. Haylou muss hier definitiv noch Arbeit investieren, um das Potenzial der App auszuschöpfen.
Akkulaufzeit durchschnittlich
Interessant ist allerdings der Akku, der mit 210 mAh überdurchschnittlich groß ausfällt. Zum Vergleich: ein Xiaomi Mi Band 4 bietet eine 135 mAh Akkukapazität, die Bip immerhin noch 190 mAh. Damit soll sich aber „nur“ eine Laufzeit von 14 Tagen ergeben, die immerhin noch durchaus vertretbar ist. Im Test kommen wir eher auf eine Zeit von ca. 10 bis 12 Tagen, wohl gemerkt bei größtenteils niedrigster Helligkeitseinstellung. Die Konkurenz von Xiaomi und Amazfit schafft hier in der Regel mindestens das doppelte. Sehr merkwürdig finde ich zudem, dass die Akkulaufzeit leider nicht als Prozentzahl eingesehen werden kann, in keinem Watchface. Nur in der App lässt sich der Prozentstand anschauen.
Fazit: Guter Start mit Luft nach oben
Eigentlich gibt es Fitness Tracker wie diese Haylou „Smartwatch“ wie Sand am Meer. Allerdings war die bisherige Qualität des Herstellers plus die Zusammenarbeit mit Xiaomi ein Argument dafür, sich diese Uhr mal genauer anzugucken. Und ehrlich gesagt bin ich ziemlich positiv überrascht: hochwertige Verarbeitung, gutes Display für diese Preisklasse, ausreichender Funktionsumfang und eine solide Akkulaufzeit. Für rund 25€ bekommt man aber auch schon ein Xiaomi Mi Band 4.
Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Fitness Trackern ist dabei die App. Die Mi Fit App ist wesentlich ausgereifter, die Haylou Sports-App steckt noch in den Kinderschuhen und beschränkt die Nutzbarkeit der Smartwatch. Auch wenn mir die Haylou grundsätzlich gut gefällt, kann ich die LS01 aufgrund dessen nur eingeschränkt empfehlen. Leute, die extrem aufs Budget achten wollen/müssen und ein quadratisches Design bevorzugen, sind im Angebotspreis hier gut bedient. Ansonsten nehmt das Mi Band 4 oder gebt etwas mehr Geld für die bessere Amazfit Bip oder Bip S inklusive GPS aus.
Nichtsdestotrotz ist das ein sehr solider Start in den Wearable-Markt. Wir hoffen, dass Haylou noch Zeit in die App investiert, dann merzt man nämlich die größten Kritikpunkte aus. Interessant ist allerdings, dass uns eine optisch sehr ähnliche Smartwatch bei Amazon aufgefallen ist. Hat jemand zufällig Erfahrungen mit der YAMAY Smartwatch? Handelt es sich dabei um das gleiche Modell?
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