Huawei: Weitere 90 Tage Schonfrist für den Handel mit US-Firmen
20.08.2019: Nachdem Huawei im Mai erst vom Handel mit US-Firmen gebannt wurde, bekam man ein paar Tage später einen 90-tägigen Aufschub in Form einer temporären Generallizenz, welche gestern auslief. Sie wurde allerdings direkt um weitere 90 Tage verlängert, sodass US-Firmen jetzt bis zum 19. November mit Huawei Geschäfte machen dürfen.
„Die Fortsetzung der temporären Generallizenz soll den Verbrauchern in ganz Amerika die notwendige Zeit geben, um angesichts der anhaltenden Bedrohung für die nationale Sicherheit und die Außenpolitik von Huawei-Geräten wegzukommen.“ sagt das US-Handelsministerium in der Pressemitteilung.
Das Ministerium hat außerdem 46 weitere mit Huawei verbundene Unternehmen auf die schwarze Liste gesetzt, sodass nun über 100 Huawei-Konzernfirmen betroffen sind.
Aktuell kann aber erstmal alles „ungestört“ weiterlaufen. Was sagt ihr zu dem erneuten Aufschub?
Aufgrund des US-Telekommunikationsnotstands hat Google die Zusammenarbeit mit Huawei zwischenzeitlich beendet. Diese Sanktionen wurden Anfang Juli 2019 aber wieder eingestellt, Huawei darf wieder mit US-Unternehmen wie Google zusammenarbeiten und ihre Dienste benutzen. Die beendete Zusammenarbeit zwischen Google und Huawei, haben Alex und Thorben für euch im Video zusammen gefasst. Auch im Artikel findet ihr eine Chronologie der Geschehnisse.
Inhalt
Was ist passiert?
Letzte Woche hat die US-Regierung unter Donald Trump den Telekommunikationsnotstand ausgerufen. In Zuge dessen hat man den chinesischen Telekommunikations-Riesen Huawei auf die schwarze Liste gesetzt. Das hat zur Folge, das es amerikanischen Unternehmen untersagt ist, mit Huawei zu kooperieren. Schließlich geht die Regierung davon aus, dass Huawei versucht Spionage für die chinesische Regierung zu betreiben.
Kann ich mein Huawei-Smartphone weiterhin nutzen?
Die beendete Kooperation betrifft sowohl alle aktuellen Smartphones sowie zukünftige Smartphones. Wenn ihr aktuell ein Huawei- oder Honor-Smartphone besitzt, könnt ihr weiterhin ganz normal das Android-Betriebssystem inklusive aller Google-Dienste nutzen. Allerdings werden diese Smartphones jetzt nicht mehr mit Versionsupdates versorgt! Zumindest aber Sicherheitsupdates kann der Hersteller dank des Android Open Source Projects weiterhin verbreiten. Schließlich ist dieses Projekt von der beendeten Kooperation nicht betroffen.
Noch etwas schwerwiegender fällt dieser drastische Schritt für zukünftige Huawei-Smartphones aus. Google darf den mittlerweile zweitgrößten Smartphone-Hersteller weltweit nicht mehr mit Hardware und Software versorgen. Künftige Smartphones des Herstellers können deshalb nicht mehr auf den Google Play Store und die dazugehörigen Services zugreifen, genauso wenig wie auf Google-Dienste á la Gmail oder Google Maps. Zwar darf Huawei Android als Betriebssystem weiterhin benutzen, da dieses Open Source ist, ohne die essentiellen Google-Services wie den Play Store inklusive Google Play Protect ist dieses aber kaum sinnvoll.
Android ohne Google – funktioniert das?
Wie genau Huawei damit jetzt umgehen möchte, ist bisher noch nicht klar. Man werkelt wohl seit geraumer Zeit an einem eigenen Betriebssystem, ob dieses aber in naher Zukunft an den Start gehen kann, darf bezweifelt werden. Immerhin hat der Hersteller schon einige eigenen Dienste, die auch auf den Smartphones vorinstalliert sind. Sowohl ein eigener App-Store sowie ein eigener Mail-Client etc. sind vorhanden. Damit hat man zumindest eine Grundstruktur, auf der man aufbauen könnte.
Das ist definitiv ein herber Rückschlag für Huawei, die nun im Zugzwang sind, da sie schnell viele Benutzer verlieren können. Schließlich betrifft diese Entscheidung auch Honor, die als Tochtermarke von Huawei mit der gleichen Hardware und Software wie die Huawei-Smartphones ausgestattet sind. Außerdem haben andere US-Unternehmen wie Intel oder Qualcomm die Zusammenarbeit beendet. Dank Huaweis hauseigenen HiSilicon Chips trifft diese Entscheidung im Hardware-Bereich nicht ganz so hart.
Statement von Huawei
Inzwischen hat sich zumindest Huawei Deutschland in einem Statement zu den aktuellen Geschehnissen geäußert.
„HUAWEI hat weltweit bedeutende Beiträge zur Entwicklung und zum Wachstum von Android geleistet. Wir haben als einer der globalen Key-Partner von Android eng mit ihrer Open Source Plattform gearbeitet, um ein Ecosystem zu entwickeln, von dem sowohl die Nutzer als auch die Industrie profitieren.
HUAWEI wird weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden HUAWEI und Honor Smartphones sowie Tablets zur Verfügung stellen. Das betrifft verkaufte und lagerhaltige Geräte weltweit.
Wir werden weiter daran arbeiten ein sicheres und zukunftsfähiges Software-Ecosystem zu entwickeln, um die bestmögliche Nutzererfahrung weltweit zu bieten.“
Hiermit bestätigt man, dass weiterhin Sicherheitsupdates für die bestehenden Geräte geliefert werden. Zudem zeigt es, dass die bisher produzierten Geräte und diese, die aktuell verkauft werden, ebenfalls noch von solchen Updates profitieren. Außerdem scheint man langfristig an einem eigenen Betriebssystem zu arbeiten, um nicht mehr von Google abhängig zu sein.
Systemupdates für folgende Huawei-Geräte
Neuigkeiten von Huawei: Nachdem es einen 90 Tage Aufschub für Huawei gab, hat man nun verkündet, dass sich viele Huawei-Besitzer sich keine Sorgen um das nächste Systemupdate machen müssen. Huawei versichert auf eine extra eingerichteten Huawei antwortet-Seite, dass gerade auch die beliebte Huawei P30-Reihe das Android Q Systemupdate bekommt. Das Huawei Mate 20 befindet sich sogar wohl schon in der Beta-Phase. Hier eine Übersicht aller Geräte, die das Update auf Android Q bekommen sollen:
- P30 Pro
- P30
- Mate 20
- Mate 20 Pro
- PORSCHE DESIGN Mate 20 RS
- P30 lite
- P smart 2019
- P smart+ 2019
- P smart Z
- Mate 20 X
- Mate 20 X (5G)
- P20 Pro
- P20
- Mate 10 Pro
- PORSCHE DESIGN Mate 10
- Mate 10
- Mate 20 Lite.
Darüber hinaus ist der Smartphone-Hersteller sehr bestrebt, keine Panik aufkommen zu lassen. Man stellt klar, dass Android natürlich nicht automatisch deinstalliert wird, die Geräte mit Sicherheitsupdates ausgestattet werden, alle Apps wie gewohnt heruntergeladen werden können und dass alles wie bisher funktionieren wird. Das soll auch für Honor Smartphones gelten, schließlich wurde jetzt der offizielle Marktstart des Honor 20 in Deutschland bekannt gegeben. Dieser wäre ohne das Android Q Update sicher zu haben, sicherlich so nicht umgesetzt worden.
Auch ARM und Microsoft mussten Kooperation beenden
Laut einem Bericht der South China Morning Post hat jetzt auch Microsoft seine Geschäftsbeziehung zu Huawei bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Man nimmt bei Microsoft also keine Bestellungen mehr von Huawei an. Schon verkaufte bzw. bei Händlern auf Lager liegende Huawei-Laptops sind davon allerdings nicht betroffen und werden weiterhin ganz normal mit Updates versorgt. Somit ist nun bei den Laptops die gleiche Situation wie bei den Smartphones eingekehrt. Ein offizielles Statement zu diesen Berichten gibt es von keiner der beiden Firmen.
Nachdem es Software-Probleme durch die fehlende Lizenz von Google gab, folgt nun die Hardware. Huawei verliert die Lizenz zur Nutzung der Produkte von ARM, einem britischen Chip-Hersteller, die grundlegende Technik für die Herstellung von Prozessoren entwickelt. Diese Strukturen nutzt auch Huawei für seine hauseigenen HiSilicon-Prozessoren.
ARM hat seinen Mitarbeitern mitgeteilt, dass sie jegliche Verträge und Abkommen mit Huawei mit sofortiger Wirkung beenden sollen. Als eigentlich britisches Unternehmen drängt sich die Frage auf, warum dieses von den politischen Entscheidungen der amerikanischen Regierung betroffen ist. Dies wird damit begründet, dass die ARM-Chips Technologien beinhalten, die aus der USA stammen. Aber auch hier hat Huawei bzw. ARM eine gewisse Schonfrist, denn der aktuelle Top-Prozessor Kirin 985 dürfte weiter produziert werden. Dieses Verbot bezieht sich also auf zukünftige, noch nicht fertig entwickelte Chips. Die muss Huawei also von Grund auf neu bauen.
Was denkt ihr, wie Huawei darauf reagieren wird? Würdet ihr euch trotzdem ein Huawei-Smartphone besorgen?
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