Huawei Nova 4: Smartphone mit Hole-Punch Display für 418€ im Test
Neben dem Slider-Mechanismus des Xiaomi Mi Mix 3 oder den zwei Displays des Vivo NEX Dual Displays ist das Hole-Punch Display, sprich die Frontkamera im Display, eine beliebte Methode zur Unterbringung der Frontkamera. Da das Samsung Galaxy S10 ebenfalls auf den Trend setzt, wollen wir uns einen Konkurrenten aus China, das Huawei Nova 4, genauer anschauen. Aber wo liegen die Unterschiede zur Version der Tochterfirma, dem Honor View 20?
- Huawei Nova 4 (8/128 GB)
Inhalt
Technische Daten des Huawei Nova 4
Display | 6,4″ LC-Display (2310 x 1080p), 398 ppi |
Prozessor | HiSilicon Kirin 970 |
Grafikchip | ARM Mali G72 |
Arbeitsspeicher | 8 GB LPDDR4X RAM |
Interner Speicher | 128 GB UFS 2.1 |
Hauptkamera | 48 MP mit ƒ/1.8 Blende + 2 MP + 16 MP Weitwinkelsensor |
Frontkamera | 25 MP mit ƒ/2.0 Blende |
Akku | 3,750 mAh Akku, 18W Laden |
Konnektivität | LTE Band 1,3,5,7,8, WLAN AC, GPS, A-GPS |
Features | Fingerabdrucksensor | USB Typ-C | Kopfhöreranschluss |
Betriebssystem | EMUI 9 , Android 9 |
Abmessungen | 157 x 75,1 x 7,77 mm | 172 g |
Huawei Nova 4: Unboxing & Hands-On
Wir haben das Huawei Nova 4 von dem Shop Etoren.com bekommen. Dabei handelt es sich um die China-Version, die mit 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internem Speicher ausgestattet ist. Auf dem schlichten, weißen Karton befindet sich kein CE-Kennzeichen, was den Import nach Deutschland durchaus erschweren kann. In der Box befindet sich neben dem Smartphone selbst ein weißes USB Typ-C Ladekabel, ein 18W USB-Ladegerät mit CN-Stecker, ein transparentes Silikon-Case, ein bisschen Papierkram und tatsächlich sogar weiße Halb-In-Ear Kopfhörer!
Das erste Smartphone mit Hole-Punch Display
Huawei Nova 4 oder Honor View 20? Das fragt man sich, wenn man das Nova 4 zum ersten Mal sieht. Schließlich sind die Rahmenbedingungen und viele Specs identisch. In der Optik ähneln sie sich schon durch die 6,39 Zoll Bildschirmdiagonale. Der Hingucker ist aber das so genannte Punch-Hole Display. Das bedeutet eigentlich nur, dass sich die Frontkamera quasi in dem Display befindet, und zwar in der oberen, linken Ecke. Bei dem Samsung Galaxy S10 ist das ebenfalls der Fall, da sitzt die Kamera allerdings oben rechts.
Diese ist genauso gut in das Displaypanel integriert wie bei dem View 20. Die Kamera sitzt nicht ganz perfekt in der Ecke, sondern etwas asymmetrisch rechts. Um das „Loch“ herum sind die Pixel marginal abgedunkelt, das fällt aber wirklich nur bei ganz genauer Betrachtung aus. Insgesamt gefällt mir Huaweis Lösung hier gut und fügt sich sehr gut in den Gesamteindruck ein.
Auf der Rückseite bekommt man die gewohnte Huawei Optik. Das 3D Glas auf der Rückseite ist zu den Seiten hin stark abgerundet und sorgt für einen angenehmen Halt in der Hand. Optisch sorgt der bekannte Twilight-Effekt für einen juveniles Design, schließlich gelingt dadurch eine Gratwanderung zwischen Grün, Blau und Lila. Es sei denn man entscheidet sich für das etwas unaufgeregtere Schwarz. Uns gefällt die bunte Version des Huaweis gut, es ist tatsächlich ein Hingucker, da die Farbe je nach Lichteinstrahlung wechselt.
Verarbeitung
Mit Abmessungen von 157 x 75,1 x 7,77 mm und einem Gewicht von 172 g liegt das Nova 4 gut in der Hand, die Abmessungen und das Gewicht sind mit dem des Xiaomi Mi 9 vergleichbar. Tatsächlich könnte ich blind nicht unterscheiden, welches von den beiden Smartphones ich in der Hand habe. Die Verarbeitung des Huawei Nova 4 ist tadellos, es ist genauso ein „Handschmeichler“ wie das Mi 9.
Die abgerundeten Seiten sorgen auch über längere Dauer für einen angenehmen Grip in der Hand, genauso wie das gut austarierte Gewicht. Da merkt man einfach, dass sich Hersteller wie Huawei und Xiaomi fernab von dem einst schlechten Image von China-Smartphones bewegen.
Das Display: Muss es immer AMOLED sein?
Huawei setzt bei dem Nova 4 überraschenderweise nicht auf ein AMOLED Panel, sondern auf ein LC-IPS Display. Die Displaydiagonale beträgt 6,4 Zoll, ein Standard, der sich aktuell etabliert. Die Auflösung ist dementsprechend natürlich groß, 2310 x 1080 Pixel ergeben auf dieser Größe eine Dichte von 398 Pixel pro Zoll. Dass man 16,7 Millionen Farben unterstützt und 96% Farbsättigung erreicht, ist geschenkt. Genauso wie die Unterstützung für 10 Finger Multitouch.
Viel wichtiger ist: Wie schlägt sich das Display im Praxistest? Insgesamt ziemlich gut! Während des Testzeitraums habe ich Spaß an den bunten Farben des EMUI Betriebssystems gehabt, die Darstellung ist insgesamt wirklich gelungen. Die Blickwinkelstabilität ist durchschnittlich und an der Funktionalität gibt es nichts zu meckern. Auch lässt das Betriebssystem einiges an Einstellungsmöglichkeiten. Die Farbtemperatur kann per Farbpalette individualisiert werden, dazu gibt es zwei verschiedene Farbmodi. Außerdem kann man wieder die Smart Auflösung, die je nach Anwendung automatisch zwischen HD+ und Full HD+ Auflösung switcht, aktivieren und die Notch, also den Kameraausschnitt, sogar deaktivieren.
Im direkten Vergleich zu dem Xiaomi Mi Mix 3 machen sich aber Unterschiede bemerkbar. Unterschiede, die auf dem technischen Unterschied zwischen IPS und AMOLED Panel zurückzuführen sind. Das Mix 3 ist noch einmal kontrastreicher, die Farben sind etwas knalliger und die Schärfe ist minimal höher. Dazu kommen Möglichkeiten wie der Always On-Modus. Das macht das Display des Huawei Nova 4 nicht schlecht, aber eben nicht ganz so gut wie das des Mi Mix 3/Mi 9.
Mit dem Kirin 970: Aber warum?
Bei der Prozessorwahl trifft Huawei eine etwas überraschende Entscheidung. Hier kommt der HiSilicon Kirin 970 zum Einsatz, die Top-CPU aus dem Jahr 2018, die z.B. auch in dem Honor Play oder dem Honor 10 sitzt. Das ist kein schlechter Prozessor, keine Frage, aber der Kirin 980 ist schon länger auf dem Markt und sitzt zum Beispiel auch in dem Honor View 20, dem Hole-Punch Smartphone der Tochterfirma. Dazu kommen aber immerhin 8 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Speicher.
Hier stellt sich die Frage: „Reicht“ der Prozessor im Jahr 2019 noch? Ja, tut er. Klar, er ist nicht der Allerschnellste, das beweisen auch die Benchmarks. Aber trotzdem ist die Performance wirklich gut. Egal ob ein Kaltstart der Apps, Multitasking oder das Zocken von anspruchsvollen Spielen wie PUBG auf HDR hat die CPU nicht in die Knie gezwungen. Bei PUBG gab es zwar durchaus zwei oder drei Lags, die den Spielspaß aber nicht minderten, und eine erhöhte Temperatur der Rückseite. Wenn man aber hier nur auf „HD“ spielt, läuft das immer noch wirklich gut.
Man ist also im Alltag auch mit dem Kirin 970 noch flott unterwegs. Das steht außer Frage. Wenn man aber auf den Preis blickt und die, auch interne, Konkurrenz in die Betrachtung zieht, ist die CPU für diesen Preis nicht gerechtfertigt, obwohl sie gut ist.
Triple-Kamera mit 48 MP Sensor: Mi 9 Konkurrent?
In puncto Kamera werden die Parallelen zu dem eben genannten View 20 aber wieder deutlich. Schließlich verbaut der drittgrößte Smartphone-Hersteller der Welt ebenfalls den 48 Megapixel Sensor Sony IMX586, der z.B. auch im Xiaomi Mi 9 sitzt. Dieser ist mit einer ƒ/1.8 Blende ausgestattet, dazu kommen aber noch zwei weitere Kameras. Ein 2 MP Sekundärsensor mit ƒ/2.4 Blende und ein Ultraweitwinkelsensor mit einer 16 Megapixel Auflösung und ƒ/2.2 Blende. Das kennen wir so schon von dem Honor Magic 2 und hat uns da sehr gut gefallen.
Um im direkten Vergleich mit dem Honor View 20 punkten zu können, war ich im Vorfeld gespannt auf die Kameraqualität des Huawei Nova 4. Und ehrlich gesagt bin ich von der Hauptkamera mit dem 48 Megapixel Sensor sehr angetan. Huawei schafft es ein sehr neutrales Farbprofil zu benutzen, welches mir sehr gefällt. Die Hauttöne und Farben sind gut getroffen, die Schärfe ist gut, aber nicht perfekt. Allerdings beansprucht die Kamera die 48 Megapixel Auflösung nicht bei jedem Foto, das muss extra in den Einstellungen auswählt werden. Aber selbst 12 Megapixel Fotos sehen auf einem großen Bildschirm gut aus.
Sekundär- & Drittsensor
Was mir dafür aber leider gar nicht gefällt, sind Portrait-Aufnahmen mit dem Huawei Nova 4. Hier versagt die Software leider ziemlich und schafft nur einen sehr unnatürlichen Bokeh-Effekt zu kreieren, der erstens nicht gut aussieht und zweitens ungenau in der Randerkennung ist – schade!
Dafür macht die Telekamera insgesamt ziemlich gute Aufnahmen, die mit ausreichend Schärfe und einem zügigen Autofokus und Auflösezeit gut zu benutzen ist. Im Vergleich zu dem Mi 9 muss sich das Nova 4 aber klar geschlagen geben, auch wenn es besser abschneidet als das Honor View 20. Hier merkt man den Unterschied zwischen einem optischen Zoom bei dem Mi 9 und dem Digitalzoom des Nova 4.
Ein weiterer Vorteil des Nova 4 ist der dritte Kamerasensor, bei dem es sich um eine Ultraweitwinkelkamera handelt. Diese ist nicht im Honor View 20 vorhanden, aber zum Beispiel in dem Xiaomi Mi 9. Das Feature gefällt uns echt gut, bei dem Nova 4 erreicht man aber einen krasseren „Action-Cam-Look“, da die Verzerrungen extremer sind. Zusätzlich ist der Aufnahmewinkel bei dem Nova 4 etwas größer, der Unterschied zum Mi 9 ist aber nicht ausschlaggebend.
Die Frontkamera gefällt mir leider nicht so gut, hier fehlt es irgendwie an Schärfe und dem richtigen Fokus, wodurch die Bilder oft sehr „flach“ wirken. Flach ist ebenfalls das Farbprofil, die Hauttöne sind sehr kalt. Ob hier nur der Weißabgleich versagt oder Huawei einem viel Platz für Nachbearbeitung lassen möchte, ist schwer zu sagen. Trotzdem: Selbst ein Pocophone F1 für weniger Geld macht hier deutlich bessere Selfies.
Akkulaufzeit
Die Akkukapazität beträgt 3.750 mAh, was in Anbetracht des großen Displays relativ durchschnittlich ist. Zum Aufladen unterstützt das Handy schnelles Aufladen mit 18W, den Quick Charge 3.0 Standard unterstützt es offiziell nicht, da das Nova 4 nicht mit einem Qualcomm Chip ausgestattet ist, welcher ein notwendiges Kriterium dafür wäre. Trotzdem lädt es binnen einer Stunde und ca. 45 Minuten komplett auf, wenn man das mitgelieferte USB-Ladegerät und Kabel benutzt. Auf kabelloses Laden muss man leider verzichten.
Die Laufzeit ist ebenfalls nur durchschnittlich. Bei moderater Benutzung kam ich so auf gut 7 bis 8 Stunden, der Benchmark schafft immerhin fast zehn Stunden. Hier merkt man, dass kein AMOLED verbaut wurde und nicht der neueste Prozessor mit besserer Energieffizienz benutzt wurde.
Selbst Global Version ohne Band 20
Das Huawei Nova 4 ist mit ac-Dual Band WiFi, Bluetooth 4.2, GPS, A-GPS, LTE Band 1/3/5/6/7/8/19 ausgestattet ist. Auf LTE Band 20 müssen wir damit also verzichten, sogar auch bei der beworbenen Global Version. Das ist etwas schade, aber verständlich. Schließlich ist das Nova 4 eigentlich nicht für den europäischen Markt gedacht. Trotzdem merkt man bei unserem Bürostandort in einem Ballungsgebiet in NRW tatsächlich keinen Unterschied zu einem gewöhnlichen Smartphone mit Band 20. Aber hier können und wollen wir nicht verallgemeinern, das sieht schließlich in anderen, gerade ländlicheren, Regionen in Deutschland anders aus.
Leider verbaut man kein NFC-Modul, wodurch kontaktloses Bezahlen per NFC leider nicht möglich ist. Dafür gibt es einen 3,5 mm Klinkenanschluss auf der Oberseite, wobei Kopfhörer sogar Teil des Lieferumfangs sind. Auf der Unterseite befindet sich ein USB Typ-C Slot mit USB 2.0 Support. Auf der linken Seite sitzt zudem der Dual SIM-Slot, der leider keine Möglichkeit zur Speichererweiterung bietet.
Deutsches EMUI 9 OS
Allerdings ist das auf Android 9 basierende EMUI 9 auch komplett in Deutsch verfügbar. Außerdem war auch der Google Play Store vorinstalliert und ist sogar zertifiziert, hier hat man also keine Probleme. Das EMUI 9 OS ist zwar nicht mein absoluter Favorit, aber bietet insgesamt auch hier wieder viele Funktionen und sollte relativ regelmäßig mit Updates versorgt werden. Der Sicherheitspatch ist von Februar 2019 und in dem Testzeitraum wurde ein nachträgliches Update angeboten.
Zur Entsperrung des Smartphones setzt Huawei auf den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite und Face Unlock. Beide Arten funktionieren gut und verhältnismäßig schnell. Trotzdem kann man auch hier den Vergleich zu dem Mi 9 ziehen, welches immerhin einen Fingerabdrucksensor im Display verbaut. Hier muss sich das Nova 4 also geschlagen geben, wenn man das Maß an Innovation als Kriterium heranzieht.
Fazit: Huawei Nova 4 kaufen?
Das Huawei Nova 4 ist eigentlich auf der Höhe der Zeit, aber dann auch irgendwie doch nicht. Für mich steckt dieses Huawei Nova 4 voller Fragen. Warum benutzt man den alten Prozessor, obwohl es früh genug für die neue CPU auf den Markt kam? Warum verbaut man kein NFC bei einem Top-Smartphone von über 400€? Warum veröffentlicht man das fast identische Honor View 20, das scheinbar etwas stärker ist als das fast gleiche Handy des Mutterkonzerns?
Insgesamt ist das Nova 4 schon ein wirklich gutes Smartphone. Es sieht echt schick aus, ist top verarbeitet und mit einem guten, wenn auch nicht außergewöhnlichem, Display ausgestattet. Das Hole-Punch Design ist tadellos umgesetzt, aber definitiv Geschmackssache. Die Performance ist zwar nicht auf Spitzenniveau, reicht aber dennoch für eigentlich jeden aus! Richtig gut gefällt mir die Hauptkamera, die fast auf einem Niveau mit dem Xiaomi Mi 9 liegt. Dazu gibt es auch noch eine coole Ultraweitwinkelkamera, die das fast identische Honor View 20 nicht hat.
Kritisieren muss man das fehlende LTE Band 20, das fehlende NFC, was in dieser Preisklasse fast schon ein Fauxpas ist und die dann doch ziemlich durchschnittliche Frontkamera. Auch die Prozessorwahl kann ich nicht hundertprozentig nachvollziehen, da man diese CPU auch im fast 200€ günstigeren Honor Play bekommt. Angesichts des Preises kann ich das Huawei Nova 4 nur empfehlen, wenn man die etwas bessere Kamera und die Ultraweitwinkelkamera braucht, ansonsten ist man mit dem Honor View 20 besser beraten. Das Xiaomi Mi 9 wäre in dieser Preisklasse allerdings die beste Wahl.
Was sagt ihr zu dem Nova 4? Gäbe es einen Grund für euch bei dem Smartphone zuzuschlagen?
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