Deal: Huawei Watch D für 299€ + Geschenk im Blutdruck-Test: Präzise gemessen oder (zu) vermessen?
Alle Leute mit Blutdruckproblemen aufgepasst: Die Huawei Watch D bekommt ihr gerade direkt bei Huawei für 299€ – inklusive der Scale 3 Körperfettwaage als Geschenk.
- präzise Blutdruckmesssung (siehe Test)
- EKG-Funktion
- Schlaf-Tracking
- SpO2-Messung
- Hauttemperatursensor
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. Wenn sie denn ernste gesundheitliche Folgen vermeiden wollen, werden früher oder später viele Leute öfters ihren Blutdruck checken müssen. Das soll mit der Huawei Watch D, die einen Drucksensor und eine Minipumpe nebst aufblasbarer Manschette nutzt, deutlich komfortabler und ähnlich präzise wie professionelle Oberarm-Blutdruckmessgeräte werden. Stimmt das? Wir haben sie in Sachen Blutdruck getestet.
- Huawei Watch D Smartwatch
- bei Huawei für 299€ – inkl. Körperfettwaage Scale 3 als Geschenk | OTTO für 324,99€ | Amazon für 329,50€ | MediaMarkt für 359,99€ | Alza für 362,90€ |
Inhalt
Technische Daten: mehr als Blutdruckmessung?
Hersteller | Modell | Huawei | Watch D |
Display | 1,64″ AMOLED, 456 x 280p, 326 ppi |
Material | Farben | Metall & Kunststoff | anthrazit / schwarz |
Akkulaufzeit | 7 Tage (keine mAh-Angabe) |
Konnektivität | Bluetooth 5.1, GNSS (GPS, GLONASS, Galileo, Beidou) |
Features |
|
App-Kompatibilität | Android 6.0+, iOS 12.0+ |
Wasserresistenz | IP68 |
Abmessungen | Bandbreite | Gewicht | 51 x 38 x 13,6 mm | 30 mm | 40,9 g ohne Band |
Vorne weg: Nur ein Blutdruck-Vergleichstest
Damit es hier nicht zu Missverständnissen kommt: Es handelt sich im Folgenden schwerpunktmäßig um eine nähere Betrachtung der Blutdruck-Funktion der Huawei Watch D. Denn genau das ist es, was diese Uhr so einzigartig machen soll. EKG, Sportmodi und andere smarte Funktionen sind höchstens ausprobiert aber nicht ausgiebig getestet worden. Starten wir also erst einmal mit dem Design der Smartwatch.
Design & Verarbeitung: Klobig gut, alles gut?
Die aus Aluminium gefertigte Watch D ist schlicht in anthrazit gehalten. Bemaßt ist sie mit 51 x 38 x 13,6 mm. Rechts neben dem rechteckigen AMOLED-Display aus gewölbtem 2,5D-Glas befinden sich zwei Tasten, eine rot akzentuierte Health-Taste und eine Home-Taste. Ein Schmetterlingsverschluss hält das feinmaschige Fluorelastomer-Armband (erhältlich in verschiedenen Längen) fest, unter dem sich ein aufblasbares Zwei-Kammer-Luftkissen versteckt. Im Vergleich zu anderen Smartwatches wie beispielsweise der Amazfit GTS 3 bringt die Huawei Watch D aber mit 40,9g (ohne Band) deutlich mehr Gewicht auf die Waage. Die Watch D ist von Huawei gewohnt gut verarbeitet und macht gerade auch in Bezug auf das Luftkissen einen hochwertigen Eindruck.
Nicht ganz so überzeugend finde ich persönlich das viereckige Design. Das hat mehrere Gründe. Zuerst einmal mag ich viereckige Uhren prinzipiell nicht wirklich. Ich könnte mich damit anfreunden, wenn die entsprechende Uhr optisch dezent daherkommt – auch deshalb, weil ich ein verhältnismäßig schmales Handgelenk habe. Das ist bei der Huawei Watch D aber mitnichten der Fall. Sie wirkt massiv und klobig. Warum? Weil sie um das 1,64 Zoll große AMOLED-Touchdisplay eine 4mm breite schwarze Umrandung aufweist, ehe dann der eigentliche 3,5mm starke Rahmen folgt.
Der massige Eindruck der 15,9mm dicken Uhr ergibt sich auch durch das 30mm breite Armband. Wäre die Huawei Watch D nicht so gut verarbeitet, würde ich hier von einem Vorserienmodell bzw. Prototyp ausgehen. Was dann aber wiederum gegen den Prototyp-Eindruck spricht: Die pfiffige Art und Weise der Montage, Längenverstellung und Demontage des Armbands und die einfache, aber bombenfest haltende Luftkissenkonstruktion darunter. Gewechselt wird das Armband durch einen kleinen Knopf auf der Uhrenunterseite, der dann ein Cover bzw. eine Arretierung löst und das Band samt Luftkissen herausnehmbar macht. Gleich daneben befindet sich der knapp 22,5mm große runde Sensorblock.
Lieferumfang: bescheiden
Genauso schlicht und auf das Wesentliche reduziert wie die Verpackung mit bronzefarbenem Firmenschriftzug und -logo ist auch der Lieferumfang: Es erwarten den eifrigen Handgelenk-Blutdruck-Messer neben der Smartwatch eine Garantiekarte, eine Schnellstart– und eine Traageanleitung. Außerdem ist ein Armband inkl. Luftkissen in der Größe M vorhanden, während an der Uhr selbst Armband und Luftkissen in Größe L ab Werk daherkommen. Ob ihr zur Fraktion M oder L gehört, erfahrt ihr mit dem mitgelieferten Maßarmband (dazu später mehr). Zum Schluss ist noch ein schlichtes Ladepad enthalten, das magnetisch an der Hinterseite der Uhr gehalten wird. Ärgerlich: Huawei legt kein Netzteil bei.
Inbetriebnahme: gut erklärt, aber…
Bevor ich die Uhr überhaupt nutzen kann, legt mir Huawei die beigelegte Trageanleitung (Wearing Guide) nahe. Ich verwende den dortigen QR-Code und erhalte dieses gut erklärte Video. Demzufolge muss ich zwischen Armband und Luftkissen in den Größen M und L je nach Größe des Handgelenks wählen. Das funktioniert über das mitgelieferte Maßarmband. Darauf sind Zahlen von 1 bis 15 zu sehen. Jede Zahl steht für eine bestimmte Spanne von Handgelenksumfängen. Von Werk aus eingestellt sind Armband und Luftkissen in Größe L, welche bei der Zahl 9 beginnt. Laut Maßarmband habe ich Größe 12 – bin also im L-Bereich und muss das Armband inkl. Luftkissen nicht wechseln.
Aber: Werkseitig ist Größe 11 beim Armband eingestellt. Das muss ich nun ändern und löse das Luftkissen unterhalb des Armbands an einer Seite ab, indem ich einen Pröppel herausziehe. Darunter ist das Armband von 1 bis 15 nummeriert. Ich öffne also die Arretierung der Rückseite des Schmetterlingsverschlusses und schiebe sie von Nummer 11 auf 12. Ich verschließe besagte Arretierung und befestige den Pröppel des Luftkissens wieder auf der Unterseite des Armbandes -fertig. Für korrekte Messungen soll ich die Uhr fortan ungefähr 2 bis 3,5cm vom Handgelenk entfernt tragen.
Um mit der Watch D aber loszulegen, muss ich sie zuerst mit der Huawei Health App koppeln. Blöd an dieser Stelle: Ich brauche dafür zwingend eine Huawei ID – also eine Registrierung bei Huawei. Zumindest spendiert Huawei bezüglich der weiteren Einrichtung auch dieses Mal ein weiteres Erklärvideo.
Nachdem ich die Watch D eingeschaltet und die Sprache ausgewählt habe, wird mir ein QR-Code zum Herunterladen der App angezeigt – aber nicht aus dem Google Play Store (wir wissen ja: Huawei ist aufgrund von Spionagevorwürfen und US-Embargo Google-freie Zone), sondern aus der Huawei App Gallery. Das macht Probleme auf meinem OnePlus 9 Pro mit Android 13. Zum einen muss ich natürlich zustimmen, dass die heruntergeladene apk-Datei von Drittanbietern potenziell Schäden verursachen kann – ein Hindernis für technisch weniger Versierte – zum anderen: unter Android 13 sind auf der Watch D angezeigte Benachrichtigungen der Huawei Health App (WhatsApp und co) „aus Sicherheitsgründen“ nicht möglich. Hier hilft (Stand: 03.01.2023) nur ein Workaround, wie hier beschrieben.
Ja, Huawei leidet unter den Sanktionen, die Stolpersteine sind groß. Aber: Android 13 gibt es in der finalen Version bereits seit August 2022. Um es also ganz deutlich zu sagen: Das ist für eine 399€-Smartwatch, die explizit auch für Android-Geräte gedacht ist und von einem bekannten Hersteller kommt, schlicht und einfach ein Epic Fail. Aber gut, jeder hat natürlich eine zweite Chance verdient – sagt das doch alles nichts über die Uhr an sich aus, deren Bedienung ich mir daraufhin genauer anschaue.
Bedienung: intuitiv
Watch D: Das Wesentliche an Bord
Einmal eingerichtet ist die Bedienung der Huawei Watch D mittels knackscharfem Touch-OLED-Display wirklich einfach. Der Home-Screen mit dem Standard-Watchface (es lassen sich über die App unzählige kostenpflichtige und kostenlose Watchfaces installieren) zeigt mir Temperatur, Akkustand, Zeit, Datum und besonders präsent natürlich die letzten Blutdruckwerte und den Puls an.
Im Hinblick auf die Gestenlogik ist die Watch D ansonsten mit vielen anderen Smartwatches vergleichbar: Wische ich nach unten, sehe ich die Statusbar mit üblichen Icons für u.a. DND, Bildschirmaktivierung für 5 Minuten oder Wecker. Vermissen tue ich hier die Taschenlampenfunktion (an anderer Stelle im Menü verfügbar). Ich kann die Icons aber nicht anpassen oder ändern.
Ein Wischen von unten nach oben zeigt mir die letzten Benachrichtigungen an (die dank Workaround jetzt funktionieren). Auf eine WhatsApp-Nachricht kann ich entweder mit einem Emoji oder mit vordefinierten aber änderbaren Standardantworten reagieren. Wische ich auf dem Home-Screen nach rechts, erwartet mich eine Wetteranzeige und darunter die Musiksteuerung. Die Huawei Watch D verfügt über keinen eigenen Musikspeicher. Sie lässt sich aber ohne Probleme als Fernbedienung für z.B. Spotify auf dem Handy nutzen.
Ein Wischer nach links führt mich zum Blutdruckfeature, dass direkt beginnt, sobald ich auf „Messen“ klicke (dazu – natürlich – später mehr). Auf den weiteren Screens folgen Herzfrequenz, SpO2-Anzeige, Schlaftracking, Wetter (sehr ausführlich aufgeschlüsselt) und eine Übersicht zum bisherigen Aktivitätsstand (Training, Schritte, etc.).
Der obere der beiden Knöpfe („Home“) an der rechten Seite der Huawei Watch D führt immer wieder zurück zum Home-Screen und von dort dann in das umfangreiche Menü mit 22 Icons von Training, Gesundheitsfunktionen (Blutdruck, Herzfrequenz, EKG, SpO2, Hauttemperatur) über Aktivitätstracking, Stress- und Atemübungen, Musik, Wetter bis hin zu Timerfunktionen, Taschenlampe und Handy-Such-Funktion. Anzahl und Reihenfolge dieser Menüpunkte lassen sich ändern. Der untere Knopf („Health“) ist sozusagen die Direktwahltaste für die Blutdruckfunktion, kann aber auch via App individuell anders belegt werden.
Huawei Health App: umfangreich
Vorweg: Ich finde die Huawei Health App besser als beispielsweise die Zepp-App für Amazfit-Smartwatches. Huaweis App-Lösung ist da ein klein wenig übersichtlicher aber – wie ich finde – längst nicht übersichtlich genug. Der „Health“ betitelte Start-Screen bildet hier eine Ausnahme. Er liefert alle wichtigen Angaben wie Schritte, Training, Blutdruck, Herzfrequenz und Co auf übersichtlichen großen Kacheln. Darüber sind kleine Icons zu sehen, hinter denen sich nützliche und zumeist kostenlose Funktionen wie Intervallfasten, beruhigende Klänge, weißes Rauschen oder Atemübungen befinden. Beim Tippen auf die darunter liegenden großen Kacheln erhält man beispielsweise fein aufgeschlüsselte Informationen zur Blutsauerstoffsättigung oder eben dem Blutdruck.
Hinter der Blutdruck-Kachel verbirgt sich eine Übersichtsgrafik für Tag, Monat und Jahr, Blutdruck-Erinnerungseinstellungen („Messplan“) und die Möglichkeit, an Huaweis „Healthy Living“-Programm teilzunehmen, bei welchem ich pro Tag bestimmte Aufgaben erfüllen muss (z.B. 2x Blutdruck messen). Außerdem liefert mir die App sämtliche gemessenen Werte in einer Liste, denen ich auf Wunsch auch bestimmte Anmerkungen (z.B. „im Stehen“) zuordnen kann. „Toll“, denke ich. Nur…wie kann ich das z.B. irgendwie exportieren beispielsweise wenn ich die Daten oder am besten gleich die abgebildete Übersichtsgrafik z.B. einem Arzt zeigen will? Eine Export-Funktion scheint es hier nicht zu geben. Zumindest habe ich keine gefunden.
Während die Informationen zu meinem Schlafverhalten recht aufschlussreich sind, müsste ich den seltsamen Daten des Sensors zur Hauttemperaturmessung zufolge schon tot sein. Meine Körpertemperatur beträgt nämlich trotz eng anliegendem Armband am Testtag immer zwischen 29,9 und 32,7 Grad.
Neben dem Home-Screen gibt es noch die Reiter „Training“, „Entdecken“, „Geräte“ und „Konto“. Unter „Training“ begegnet mir (wie an vielen anderen Stellen in der App) die Option kostenpflichtige „Stay Fit Pläne“ abzuschließen. Ansonsten kann ich Laufen (Outdoor), Laufen (Indoor), umfangreiche Workouts, Gehen oder Radfahren auswählen. Unter „Entdecken“ kann ich mich mit der Outdoor-Routen-App komoot verknüpfen oder mit der Lauf-, Radfahr- und Wander-App Strava synchronisieren.
Der mit Eigenwerbung überfüllte „Geräte“-Tab eröffnet mir Zugang zur Anpassung der Geräteeinstellungen der Watch D und einiger spezifischer Einstellungen zur Gesundheitsüberwachung. Der „Konto“-Tab ist selbsterklärend, wobei sich hier auch kompakte Übersichten aller meiner Gesundheitsdaten finden lassen.
Features: Was geht außer Blutdruck?
Diese Punkte möchte ich nur kurz abhandeln. Fangen wir mit der EKG-Funktion an. Die kennen wir beispielsweise schon von der Huawei Watch GT 3 Pro. Es handelt sich um ein Ein-Kanal-EKG, bei dem ein Finger auf den unteren „Health“-Knopf gelegt wird, welcher eine Elektrode integriert hat. Das funktionierte im Test einwandfrei. Inwieweit die Werte zuverlässig sind, kann ich nicht sagen.
Die von Huawei angegebene Akkulaufzeit ist erfreulicherweise recht genau – zumindest bei sparsamem Gebrauch. Mit einer vollständigen Ladung (5V, 2A) nach ungefähr 2,5 Stunden komme ich mitsamt aller Testmessungen auf knapp 6,5 Tage. Ausgedehnte GNSS-Nutzung oder aber das vermehrte Nutzen des Sport-Trackings dürfte die Akkulaufzeit aber deutlich nach unten ziehen.
„Gut“ also aus Sicht der Akkulaufzeit, dass ich als Sport-Muffel einen Bogen um die 70 Sport-Modi gemacht habe. Vielleicht wäre ich Schwimmen gegangen. Dafür ist die Huawei Watch D mit einer IP68-Zertifizierung geeignet. Vom Duschen mit heißem Wasser rät Huawei allerdings ab.
Immerhin habe ich die GNSS-Funktion beim Spazierengehen angetestet und kann sagen, dass die von mir zurückgelegte kurze Route von der Post kommend einmal um unseren Wohnblock zuverlässig getrackt wurde. Die Ortung dazu hat im Freien weniger als 8 Sekunden gebraucht. Was leider nicht funktioniert: Nutze ich den Sport-Modus „Gehen (Indoor)“, dann funktioniert das Schrittezählen nur, wenn ich meine Arme bewege. Genau das mache ich mit meinem Walkingpad am Stehschreibtisch aber bis aufs Tippen und Klicken nicht oder zu wenig. Die 7000 Schritte am Testtag wurden folglich nicht registriert.
Die Funktion über die Huawei Watch D zu telefonieren ist nicht vorhanden. Ebenfalls nicht an Bord ist NFC. Kontaktloses Zahlen ist damit nicht möglich.
Blutdruckmessung: Überraschung
Setting
Kommen wir zum Hauptmerkmal dieser Uhr und das, was den Test hier eigentlich schwerpunktmäßig ausmachen soll: die Blutdruckmessung. Ich habe hier einmal einen kleinen Versuchsaufbau gewagt, der weder Anspruch auf Vollständigkeit hat, noch als medizinische Studie auch nur ansatzweise durchgehen wird. Es handelt sich um einen reinen Selbstversuch mit der Ausgangsfrage, wie sich die Huawei Watch D im Vergleich zu einem professionellen 24-Stunden-Langzeit-Blutdruckmessgerät schlägt. Da in meiner Familie jeder Zweite Mediziner ist und wir an Weihnachten sowieso alle zusammengekommen sind, hapert es nicht an Anregungen und Vergleichsmöglichkeiten.
Champ vs. Underdog
Auf der rechten (Oberarm-)Seite des hypothetischen Blutdruckmessgerät-Boxringes: der Champion namens Boso TM-2430. Auf der linken (Handgelenks-)Seite: der Herausforderer, die Watch D, deren Hersteller Huawei von einer durchschnittlichen Abweichung von 3mmHg zu einem Oberarmblutdruckmessgerät spricht. Weil der Blutdruck oft auf beiden Armseiten unterschiedlich ausfällt, nehme ich mit dem Boso TM-2430 einige exemplarische Messungen an beiden Armseiten vor. Es stellt sich heraus: Während die Systole (oberer Wert) fast immer gleich bleibt, variiert die Diastole (unterer Wert) um 4mmHg. Das können wir aber als statistische Varianz / Streuung vernachlässigen – ist doch die Blutdruckmessung nie hundertprozentig exakt.
Theorie vs. Praxis
Also ab dafür. Ich lasse mich verkabeln und bereue das aufgrund des ständigen Pumpens alle 15 Minuten (nachts alle 30 Minuten) schnell, weil es mich wirklich im Alltag einengt. Sobald die Blutdruckmessung mit dem Boso am rechten Arm beendet ist, messe ich mit der Huawei Watch D – so die Theorie.
In der Praxis sieht das etwas anders aus. Denn die Huawei Watch D misst nicht automatisch den Blutdruck. Man kann sich an das Messen zwar erinnern lassen, die Messung selbst muss aber manuell durchgeführt werden. Dazu soll man aufrecht mit angelehntem Rücken sitzen, beide Beide auf dem Boden halten und den (in meinem Fall) linken Arm mit Huawei Watch D diagonal vor den Oberkörper mit der Hand unterhalb der rechten Schulter halten. Dabei soll der linke Arm mit der rechten Hand abgestützt werden, während die Uhr ungefähr auf Höhe des Herzens misst. Interessanterweise ist das für mich weniger frickelig und fehleranfällig, als ich es ursprünglich gerade wegen Huaweis penibel genauer Mess-Instruktionen erwartet hätte.
Was in der Praxis dann aber weniger gut funktioniert: In einem Alltag, der viele Ablenkungen bereithält, vergesse ich das manuelle Messen leider ab und an oder kann meinen Arm nicht umständlich still halten, wenn ich beispielsweise Auto fahre oder einen Film schaue. So liegt nicht zu jeder Boso-Messung auch eine Huawei Watch D-Messung vor. Das ist aber irrelevant, weil ich nachts beim Schlafen ohnehin keine manuellen Watch-D-Messungen vornehmen kann und weil ich die Daten später direkt nur auf Basis der Watch-D-Messungen vergleichen werde.
Individuelle Eindrücke
Die Blutdruckmessungen mit der Watch D laufen schneller ab als mit dem Boso-Oberarmmessgerät. Außerdem hört man die Minipumpe de facto nicht. Wenn, dann nur, wenn man direkt mit dem Ohr an der Uhr ist. Das ist beim nicht überhörbaren Boso-Messgerät anders. Bei dessen lautem Pumpvorgang stelle ich mich im Supermarkt bewusst neben die brummende Tiefkühltruhe. Nervig ist auch die Tatsache, dass mir manchmal fast der Arm abfällt, wenn ich mich beim Messvorgang aus Versehen bewege und das Boso deshalb meint, nachpumpen zu müssen.
Ich habe mir von ärztlicher Seite versichern lassen, dass genau dieses Nachpumpen und Brummen in Kombination mit den oft eben doch nicht ganz kaschierbaren Kabeln und Schläuchen für viele Patienten abschreckend oder sogar unbedingt zu vermeiden ist. Hier wäre die Huawei Watch D also tatsächlich eine angenehmere und weitaus dezentere Option, auch wenn die Messung zur Nacht dann fehlt.
Alternativvorschlag
Was ich mich hier frage: Warum kann man nicht das beste aus beiden Welten verbinden? Statt einer Handgelenksmessung, die nur dann aussagekräftig sein kann, wenn sie tatsächlich immer auf Herzhöhe geschieht, könnten sich Wearable-Hersteller doch eine mit einer Smartwatch gekoppelte Bluetooth-Manschette für den Oberarm (klinisch getestet/zertifiziert) ausdenken, die akkubetrieben ähnlich leise ihren Dienst verrichtet, wie die Mini-Pumpe in der Watch D. So gäbe es weniger Kabel, weniger Berührungsängste und – vor allem – eine automatische Blutdruckmessung auf Herzhöhe, welche bei Bewegung dann idealerweise nicht erstmal endlos weiterpumpt, sondern die Messung unterbricht und kurz danach neu ansetzt. Also Huawei & co: bitte umsetzen!
Auswertung
Den vergleichenden Selbsttest habe ich zwischen Weihnachten und Neujahr im Urlaub gemacht. 3 Mal habe ich Messungen mit der Huawei Watch D im Stehen statt im Sitzen machen müssen (unterwegs zwischen 16:00 bis 16:48 Uhr). 1 Mal musste ich dabei die fällige Messung an der Supermarktkasse abbrechen. Ansonsten habe ich mir abends zwischen 19:30 Uhr und 21:00 halbliegend Assassin’s Creed Odyssey gegönnt.
Jetzt aber endlich Butter bei die Fische: Wie schneidet die Huawei Watch D im Selbsttest nun im Vergleich zum Boso ab? Die Messergebnisse habe ich in Excel als Tabelle aufbereitet und als Verlaufsgrafik visualisiert. Daraus geht hervor, dass das Boso 81 Messsungen in 24 Stunden vorgenommen hat, wobei der Blutdruck üblicherweise zur Nacht deutlich abflacht. Es ergibt sich ein Durchschnittswert von 127 zu 80 mmHg mit dem professionellen Blutdruckmessgerät (siehe bräunliche Grafik).
Deutlich wird aber besonders durch die bläuliche Grafik: Ich habe leider nur 28 Messungen der Huawei Watch D, die – das macht die große Lücke im Graph deutlich – wegen der ausschließlich manuell machbaren Messungen nur tagsüber existieren. Die Messwerte ergeben einen durchschnittlichen Blutdruck von 136 zu 89 mit der Huawei Watch D. Klingt nach zu großer Abweichung? Falsch gedacht!
Denn: Ziehe ich die beiden ersten Testmessungen ab, komme ich auf 26 Messwerte. Diesen 26 Werten ordne ich denjenigen des Boso-Messgerätes zu, die zeitlich jeweils unmittelbar vor der Watch-D-Messung abgelaufen sind. So ist zumindest tagsüber eine direkte Vergleichbarkeit der Werte gegeben. Das Ergebnis dieser Gegenüberstellung überrascht mich: Das Boso gibt mir einen Tages-Durchschnittswert von 134 zu 86 an, während die Huawei Watch ganz nah daran bei 136 zu 90 liegt. Das macht eine Abweichung des systolischen Wertes von gerade einmal 2mmHg und des diastolischen Wertes von 4mmHg – Respekt! Das befindet sich nämlich vollkommen in der bereits erwähnten statistischen Varianz.
Fazit: gut mit Optimierungspotenzial
Huawei hat es tatsächlich geschafft, eine recht akkurat messende Gesundheits-Uhr auf den Markt zu bringen. Warum Gesundheits-Uhr und nicht Smartwatch? Der Uhr fehlen einige Features, die beim Preis und den ansonsten üppigen Gesundheitsfeatures eigentlich da sein sollten. Man kann mit ihr nicht telefonieren oder kontaktlos zahlen, sie sitzt aber recht klobig am Handgelenk. Dafür überzeugt sie aber bei ihrem Alleinstellungsmerkmal – der Blutdruckmessung. Diese ist im Vergleich zu einem professionellen Oberarm-Blutdruckmessgerät erstaunlich präzise.
Huawei könnte hier also die Zukunft des (smarten) Blutdruckmessens einläuten. Bis dahin gilt es, noch einige Hausaufgaben zu machen. Die Android 13-Hürden müssen überwunden, das klobige Äußere der Watch D überarbeitet und eine automatische Blutdruckmessung in bestimmten Intervallen inkl. Exportfunktion für den Arzt integriert werden. Wenn dann bald auch eine Version mit batteriebetriebener kabelloser Oberarmmanschette kommt, welche die bestimmte Körperhaltung der Handgelenksmessung hinfällig macht, dann lesen wir uns ganz sicher zum nächsten Test hier bei CG wieder. Hat sich jemand von euch die Huawei Watch D zugelegt und mag Erfahrungen dazu teilen? Immer gerne her damit!
- akkurate Blutdruckmessung (fast lautlos)
- hochwertige & durchdachte Verarbeitung
- EKG-Funktion
- gute GNSS-Funktion (angetestet)
- umfangreiche App
- Android 13 – Probleme
- klobig
- kein Telefonieren über Smartwatch
- kein NFC / kontaktloses Zahlen
Wenn du über einen Link auf dieser Seite ein Produkt kaufst, erhalten wir oftmals eine kleine Provision als Vergütung. Für dich entstehen dabei keinerlei Mehrkosten und dir bleibt frei wo du bestellst. Diese Provisionen haben in keinem Fall Auswirkung auf unsere Beiträge. Zu den Partnerprogrammen und Partnerschaften gehört unter anderem eBay und das Amazon PartnerNet. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
Sortierung: Neueste | Älteste
Kommentare (54)