Humane Ai Pin: Weiterentwicklung des Smartphones oder KI Quatsch?
Langjährige Apple Mitarbeiter gründen ein neues Unternehmen, mit dem Ziel einen smarten Begleiter wie das Smartphone, ganz ohne physischen Bildschirm zu erschaffen. In Kombination mit OpenAI-KI und futuristischen Laserprojektionen auf die Hand, ist der Hype natürlich vorprogrammiert. Doch ist der Humane Ai Pin wirklich die Zukunft, nur der erste Schritt oder einfach KI-Quatsch?
Inhalt
Laserprojektion auf die Hand
Wie der Name es schon irgendwie vorgibt, befestigt man den Ai Pin ungefähr auf Brusthöhe an der Kleidung mithilfe eines Magneten. So ist er immer präsent und man kann mit ihm interagieren.
Als Humane den Ai Pin das erste Mal gezeigt hat, fiel vor allem die Bildschirmprojektion auf die Hand in den Fokus. Das Unternehmen nennt diese Funktion „Laser Ink Display“ und lässt sich über Gesten steuern. Hat man zum Beispiel gerade eine Playlist laufen, kann man die Hand leicht nach links bewegen, um das Zurückspringen auszuwählen und ein Tippen mit Daumen und Zeigefinger bestätigt die Eingabe. Das ist aber auch nur ein Weg, mit dem Humane Ai Pin zu interagieren.
Tippen & Sprechen
Denn auf dem Gerät befindet sich eine Touchfläche, welche mit bekannten Gesten wie Tippen bedient werden kann. Ein sehr wichtiger Bestandteil der Eingabemöglichkeiten ist aber die Sprachsteuerung. Wie auch schon der Google Assistant oder Apples Siri kann man mit dem Humane Ai Pin sprechen. So kann man Nachrichten verfassen, nach Informationen suchen oder Musik starten.
Das Verfassen von Nachrichten funktioniert dabei ganz klassisch, man sagt halt einfach was man schreiben möchte. Als weitere Möglichkeit kann man durch die Integration von KI, diese Nachricht dann anpassen. Möchtet ihr professioneller oder vielleicht einfach ein wenig begeisterter? Über die Integration mit den KI von OpenAI soll dies möglich sein.
Dabei ist es auch möglich auf die eigenen Textnachrichten Historie zuzugreifen. In einem Beispiel von Humane fragt man zum Beispiel nach dem Namen einer Ausstellung, welche eine Freundin empfohlen hat und führt dann die Konversation mit dem Ai Pin fort, um zu fragen, ob man diese noch besuchen kann.
Musikplaylist von der KI
Musikstreaming ist auch bei vielen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, weswegen man hier mit dem Streamingdienst Tidal kooperiert. Über die Sprachsteuerung kann man natürlich einfach einen Titel starten, aber auch direkt eine Playlist durch die KI generieren lassen. Als Beispiel könnte man da nach der perfekten Playlist für einen Sommerabend im Park fragen und die KI soll einem diese liefern.
Neben der Bedienung soll die Sprachsteuerung aber auch bei Konversationen helfen. Aktiviert man den Ai Pin und wird etwas in einer anderen Sprache gefragt, übersetzt der Pin es einem direkt. Ein weiteres Doppeltippen auf das Gerät und die Beantwortung in der eigenen Sprache und anschließend bekommt der Gesprächspartner es auch übersetzt. Ähnliche Funktionen haben auch Smartphones oder In-Ear-Kopfhörer bereits bekommen.
Hilft euch bei der Ernährungsplanung
Auch bei eurer Gesundheit soll euch der Ai Pin unterstützen können. In eurem Profil könnt ihr eure Nährwertziele festlegen und mit dem Pin tracken. Als Beispiele hat man hier eine Hand voll Mandeln gezeigt, wo der Nutzer nach dem Proteingehalt gefragt hat und anschließend dem Pin mitgeteilt das man die jetzt essen wird.
Ein anderes Beispiel ist der Erkennung einer Drachenfrucht und deren Zuckergehalt und ob diese den eigenen Bedarf sprengen würde. Es gibt sicherlich auch weitere Produkte, die das anbieten, mir fiel aber direkt Samsungs neue Food App ein, die genau dieses Tracking, aber halt mit einem Smartphone, umsetzt.
Bilder und Videos aus eurer Perspektive
Für die Erkennung von Lebensmitteln, braucht man natürlich dann eine Kamera, welche im oberen Teil des Ai Pin sitzt. Mit ihr kann man Fotos und Videos aufnehmen. Ein einfaches Doppeltippen mit zwei Fingern oder das Starten über die Sprachsteuerung reicht dafür aus. Eure Aufnahmen sollen durch die Position so wirken als kämen sie aus eurer Perspektive. Man kann den Pin aber auch abnehmen und so ein Selfie oder Gruppenfoto machen.
Ohne Bildschirm wird es dann aber doch schwierig, die genannten Fotos oder Videos anzuschauen. Dafür hat man das .Center erschaffen, was eine Website ist, die man über einen Browser aufruft. Diese fasst euch Erinnerungen zusammen, wie eure Notizen, Fotos, die ihr gemacht habt oder welche Musik ihr angehört habt.
Eine wichtige Säule des Unternehmens ist, die Technik menschenfreundlicher zu machen und den Alltag nicht zu stören. Deswegen könnt ihr eure Kontakte filtern und so Benachrichtigungen einschränken. So können z.B. Nachrichten und Anrufe eurer Familie immer direkt ankommen, während unwichtigere Gruppenchats & Co. keine Benachrichtigung auslösen. Stattdessen könnt ihr, wenn ihr dafür bereit seid, euren Ai Pin nach einer Zusammenfassung fragen. So spart ihr euch z.B. das Lesen von einer Terminabsprache unter Freunden und bekommt einfach direkt den Ort und Zeit mitgeteilt wo ihr euch trefft.
Technische Details
Gewicht & Akku
Das sind die Möglichkeiten und Funktionen, die einem der Humane Ai Pin bietet. Dafür benötigt es natürlich einiges an Technik und natürlich einen Akku. Der Ai Pin von Humane wiegt 34,2g, während die sogenannten „Battery Booster“ nochmal 20,5 g schwer sind. Diese Battery Booster dienen dazu, um den internen Akku wieder aufzuladen bzw. zu ergänzen. Man gibt keine klaren Werte an, in der Präsentation wird aber klar, ohne diese Booster scheint keine ganztägige Nutzung möglich zu sein. Als Ladepunkt für Booster und Ai Pin, gibt es eine Ladehülle, die an In-Ear-Kopfhörergehäuse erinnert.
Kamera
Bei der Kamera handelt es sich um eine 12 MP 120° Ultraweitkamera mit einer Blende von f/2.4. Fotos werden mit 4208 x 3120 Pixel aufgenommen, zur Videoauflösung sagt man noch nichts. Geschützt Kameraelement übrigens durch Gorilla Glass Victus.
Laser Ink Display & Benachrichtigungs-LED
Die Projektion des Laser Ink Display löst mit 720p auf und kann zwischen 20 und 40 cm entfernt vom Pin dargestellt werden. Die Größe variiert dann nach dem Abstand, bei 30 cm sind 7 cm x 9,6 cm. Damit ihr jederzeit wisst, ob der Ai Pin gerade aktiv ist und das Mikrofon oder Kamera nutzt, gibt es drei LEDs, welche man Trust Light nennt, auf der Oberseite. Mithilfe von verschiedenen Farben, weiß man so Bescheid, welche Sensoren gerade aktiviert sind. Eine weitere Benachrichtigungs-LED zeigt mithilfe von Farben Benachrichtigungen an. Hier muss man wohl erstmal ein wenig Farbcodes lernen, damit man hier durchblickt.
Zur Aufnahme gibt es zwei Mikrofone, mit denen man auch zusätzlich zum Mobilfunk über LTE telefonieren kann. Der Lautsprecher soll eine Art Blase bilden, welche die Ausgabe des Ai Pin auf euch begrenzen soll, wenn ihr es wollt, aber auch laut an die Außenwelt ausgibt.
Weitere Sensoren sind ein Helligkeitssensor, Gyroskop, eine ToF Kamera und auch GPS ist auch vorhanden.
Prozessor von Qualcomm
All das braucht natürlich auch einen nicht näher genannten Prozessoren, welcher von Qualcomm kommen soll und mit 2,1 GHz taktet. Auf diesem sollen sich entsprechende KI-Beschleuniger befinden. Speicher gibt es 4 GB Arbeitsspeicher und 32 GB eMMC Speicher. Mobilfunk gibt es über eine eSIM, man hat seinen eigenen Unteranbieter in Zusammenarbeit T-Mobile, es wird jedoch nur LTE unterstützt. Band 20 ist aber vorhanden 😉. Er verfügt auch über Wi-Fi 5 und Bluetooth 5.1. Als Audio-Codec gibt es SBC, AAC, LDAC und aptX HD.
Einschätzung
Wer unseren Podcast Technisch Gesehen hört, weiß, dass ich eher skeptisch gegenüber diesem Produkt eingestellt bin. Auch nach der richtigen Ankündigung ist diese Skepsis weiter vorhanden. Denn ich schaue mir das Produkt an und finde es als Technik begeisterter Mensch durchaus interessant, alle Funktionen finde ich aber auch irgendwie in meinem Smartphone und manche Funktionen finde ich einfach unpraktisch.
Das ganze Bedienkonzept ist eingeschränkt, ohne die Spracheingabe hat man wenig Möglichkeiten komplexere Dinge zu realisieren. Stehe ich zum Beispiel in einer vollen S-Bahn, hab ich mit dem Ai-Pin wenig Privatsphäre, wenn ich eine Nachricht verfassen will. Sprachsteuerung an sich ist auch schon so etwas, was manchmal gut funktioniert, aber halt auch nicht perfekt ist. Während ich bei der Sprachdiktierung einer Nachricht auf dem Smartphone zum Beispiel ein falsch erkanntes Wort einfach austauschen kann, muss ich bei dem Humane Ai Pin das wohl irgendwie mit der Spracheingabe wieder beheben.
So etwas wie die Übersetzung finde ich auch bei Google Übersetzer oder das Nährwerttracking bei Samsung Food. Auch so etwas Simples wie den Bahnfahrplan nachschauen oder mit Maps navigieren, hört sich soviel einfacher auf einem Smartphone an.
Man muss aber auch sagen, dass das hier das erste Gerät seiner Art ist und man hier sicherlich noch viel weiterentwickeln kann. Als Begleiter für ein Smartphone sehe ich es aktuell schon mehr, als eigenständiges Gerät stelle es mir als eine Einschränkung. Für Einige könnte diese Einschränkung befreiend sein, da es ja nicht Wenige gibt, die sich zu abhängig von ihrem Smartphone fühlen.
Was kostet der Humane Ai Pin & was ist enthalten?
Einen Knaller gibt es noch zum Ende. Es sind zwar nicht die $999 aus der Gerüchteküche, jedoch sind $699 (~655€) auch nicht gerade günstig. Dazu kommt noch ein quasi verpflichtendes $24 (~22,50€) Humane Abo, welches eine eSIM mit Telefonnummer, unlimitierten Daten, SMS und Telefonaten von T-Mobile enthält. Gleichzeitig gibt es Cloudspeicher, die nötigen AI-Services und ein Tidal Musikstreaming-Abo. Zwei Battery Booster sind neben der Ladehülle und eine Kabel im Lieferumfang enthalten. Zusammen mit dem Abo kommt man also doch in die Nähe von $1000 im ersten Jahr, was echt eine Menge Geld für so etwas noch sehr Experimentelles ist. Aber das ist ja nicht unüblich, man erinnert sich an Google Glass oder die ersten VR-Brillen. Das Ganze startet erstmal nur in den USA ab dem 16.11.23, ob und wann das Ganze nach Deutschland findet ist noch offen.
Wie findet ihr das Konzept, könntet ihr euch vorstellen zu nutzen und wie viel wärt ihr bereit dafür auszugeben.
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