iRobot Roomba s9+ Saugroboter für 1.499€ (!) vs. China-Topmodelle
Mit über 30 Millionen verkauften Robotern seit 2002 ist der amerikanische Hersteller iRobot Weltmarktführer in der Roboterproduktion für den Verbrauchermarkt. Ihr Flaggschiffmodell, der iRobot Roomba s9+, soll das Maß aller Saugroboter darstellen. Da ihr die chinesischen Modelle immer in Relation zu den westlichen Herstellern gesetzt haben möchtet, haben wir hier den Vergleich für euch. Wer macht das Rennen: USA oder China?
- iRobot Roomba s9+
- mit Absaugstation bei iRobot.de für 1499,99€
- ohne Absaugstation bei iRobot.de für 1199,99€
- Ersatzbeutel für die Absaugstation
- bei Amazon für 19,49€ (3 Stück)
Inhalt
Technische Daten: Vergleich zum Roborock S5 Max
1100€ günstiger und aktuell das wohl stärkste Modell aus China ist der Roborock S5 Max. Entsprechend muss der s9+ hier direkt in den tabellarischen Vergleich.
iRobot Roomba s9+ | Roborock S5 Max | |
Preis ohne Angebot ca. | ~1.500€ mit Absaugstation | ~400€ |
Saugkraft | 2200 pa | 2000 pa |
Navigation | Kamera-Navigation | Laser-Raumvermessung |
App | iRobot Home (Android, iOS) | Roborock (Android, iOS) oder Xiaomi Home (Android, iOS) |
Lautstärke | 65-80 dB (sehr laut) | 50-65 dB |
Akku | 3300 mAh | 5200 mAh |
Staubkammer/Wassertank | 0,55 l/ keine Wischfunktion | 0,46 l/0,29 l |
Arbeitszeit | 1,5 h | 2,5 h |
Ladezeit | 5 h | 5 h |
Gewicht | 4,2 kg | 3,5 kg |
Maße | 31,6 x 31,2 x 9,0 cm | 35,3 x 35,0 x 9,65 cm |
Steigungen | 20°, bis zu 2,3 cm | 20°, bis zu 2 cm |
CE-Kennzeichen | ja | ja |
Features |
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iRobot: Großer Name, kleine Defizite?
Die bekanntesten Haushaltsroboter des amerikanischen Herstellers iRobot sind die Saugroboter der Serie „Roomba“ und die Wischroboter „Scooba„, bzw. „Braava„. iRobot agiert aber auch sehr in der Forschung, stellte etwa einen Unkrautroboter names „Tertill“ her. Ursprünglich stellte iRobot aber Militärroboter her, bis das amerikanische Unternehmen diesem Geschäftsbereich entsagte und mit „Scamp“ einen ersten Saugroboter-Prototypen entwickelten.
Außerhalb Chinas ist iRobot definitiv der spannendste Hersteller, hat sich bei Saugrobotern aber eventuell etwas zu lang auf der Pole-Position ausgeruht. Aus Saugroboter-Sicht die zwei größten Probleme für Verbraucher: Die Modelle navigieren nicht via Laserdistanzsensor, sondern durchweg via Kamera-Navigation. Diese Art der Navigation ist deutlich unpräziser, zudem kann der Roboter nur bei guten Lichtverhältnissen arbeiten.
Darüber hinaus kosten die Topmodelle weit über 700€ aufwärts, haben dafür aber je nach Modell auch eine Absaugstation mit dabei, die die Staubkammer nach einer Reinigung automatisch leert.
Das alles gilt auch für den s9+, weswegen wir testen wollten, wie gut der Saugroboter im Vergleich zu den chinesischen Modellen performt. Der Roboter wurde uns netterweise von den Jungs von Saug-Wisch-Roboter.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Mehr über die wichtigsten Saugroboter-Hersteller findet ihr in dieser Übersicht.
Lieferumfang
Im Lieferumfang findet sich außer dem Roboter selbst:
- Absaugstation mit EU-Ladekabel
- zwei Beutel für die Station
- ein zusätzlicher Filter
- ein zusätzlicher Bürstenkopf (einer bereits auf Unterseite angebracht)
- Bedienungsanleitung auf Deutsch
Ausnahmsweise mal hochkant aufgenommen, einfach weil die Absaugstation so hoch ist:
Hmm, sieht nicht unbedingt nach einem 1.500€-Lieferumfang aus. Möchte man es positiv sehen, könnte man von „minimalistisch“ sprechen. Seit dem Lieferumfang des Conga 5090, der knapp ein Fünftel des s9+ kostet, bin ich aber eher der Meinung, dass weniger hier nicht mehr ist. Man möchte nicht nach wenigen Monaten Nutzung bereits teure Ersatzteile oder Zubehör erwerben, da darf gerne der ein oder andere Bürstenkopf noch mit im Paket liegen.
Selbst bei Xiaomi und Roborock, die auch eher Lieferumfang-Sparflamme fahren, liegt mehr bei. Erstes Kriterium Lieferumfang: China geht in Führung. Torschütze: Der Conga 5090.
Design und Verarbeitung: Vorteile der D-Form
Eine Sache fällt natürlich auch ohne geschultes Auge auf: Der s9+ ist nicht ganz so rund wie wir es von den Haushaltshelfern gewohnt sind. Die Kombination aus D-Form und einem Bürstenkopf vorne nennt iRobot „Perfect Edge„, da der Roboter so optimal in Ecken reinigen können soll. Wenn das die perfekte Lösung für Ecken und Kanten sein soll, stellt sich aber die Frage: Warum bauen nicht alle Hersteller in D-Form?
Es bauen nicht alle in D-Form, weil der Unterschied zu runden Modellen nicht so groß ist, wie man glauben mag. Schaut man sich die Position des Bürstenkopfs und die Arbeitsweise an, wird schnell klar: Es kommt drauf an, wo der Bürstenkopf entlangrotiert, was runde Roboter im Z-Shaped-Reinigungsmodus (gerade Bahnen) auch an den gleichen Stellen wie Roboter in D-Form tun. Entsprechend ist es auch nicht immens wichtig, ob man einen oder mehrere Bürstenköpfe verbaut.
Die D-Form hilft, sodass der Roboter in manche 90°-Ecken besser fahren kann. Aber das war’s auch.
Auch wenn die Navigationsmethode mittels Kamera (später mehr dazu) ihre Nachteile hat, kann man den Roboter ohne LDS-Turm entsprechend deutlich flacher bauen. So kommt der s9+ auf eine geringe Höhe von nur 8,7 cm. Laser-Modelle kommen auf 9,5-11 cm, wodurch der s9+ logischerweise unter mehr Möbelstücke kommt. Es ist dennoch ratsam, ein paar Möbelstücke vor dem Kauf abzumessen, wenn der Roboter darunter saugen soll.
Das Design ist natürlich Geschmackssache, die Verarbeitung aber definitiv äußerst hochwertig. Darf man in der Preisklasse (in der sich weltweit nur ein oder zwei andere Roboter finden) aber auch erwarten. Die Oberseite, die aussieht wie eine Schallplatte, ist aus Metall, der schwarze Rahmen ist aus hochwertigem Kunststoff und gewellt. Echt cool.
Verarbeitung, verwendetes Material, Bauweise … die Runde geht an iRobot, kein China-Modell ist derart ansprechend in Sachen Design und Verarbeitung. Ausgleich, neuer Spielstand 1:1.
Die Absaugstation (Clean Base) des Roomba s9+
Absaugstationen sind Ladestationen und „Entleerer“ der Staubkammer in einem – automatisiert. Fährt der Roboter nach seiner Reinigung zur Station, wird der Akku aufgeladen und der Staub aus der Staubkammer herausgesaugt.
Der aufgesaugte Inhalt der 0,6 l großen Staubkammer landet dann in einem Beutel, den man bei Erreichen der potenziellen Füllmenge einfach entnimmt und in den Müll schmeißt. Alle 30 Reinigungen soll dies laut iRobot geschehen. Je nach Intensität der Nutzung muss man den Beutel demnach nur alle paar Monate rausnehmen.
Mein erster Gedanke beim Auspacken der Station: Sie ist deutlich hochwertiger verarbeitet als die des Proscenic M7 Pro oder Neabot NoMo, die ich vor kurzem noch testete. Aber auch deutlich höher gebaut. Die Station, die gleichzeitig auch die Ladestation darstellt, hat die Maße 48,5 x 38,3 x 29,2 cm und wiegt satte 4 kg – also fast so viel wie der Roboter selbst.
„Reinigt Ihr Zuhause – und sich selbst“ ist der Werbeslogan der Amerikaner. Diese Selbstreinigung hat aber ihren Preis, nicht nur den Kaufpreis. Man zahlt für den Roboter ja bereits ein Heidengeld, iRobot möchte für drei originale Ersatzbeutel aber auch gerne noch 20€ bei Amazon, was man auch gelinde gesagt noch als Wucher bezeichnen muss. Auch wenn dann eventuelle Garantieansprüche verfallen, schaut euch lieber nach günstigeren, nicht-originalen Beuteln um.
Lautstärke und fortgesetzte Reinigung
Die Arbeitszeit von 90 Min. ist gemessen an heutigen Standards fast schon lächerlich. Der Ozmo 950 etwa arbeitet doppelt so lange. Immerhin kann der s9+ zwischenladen und seine Reinigung an der Stelle wieder fortsetzen, wo er aufgehört hat. Das können die meisten neuen Modelle aber auch. Es wird also auch bei Räumlichkeiten bis zu 250 m² alles sauber, aber nicht in einem Durchgang. Und das ist schon schwach, das muss man so deutlich sagen.
Das Bewertungskriterium „Absaugstation“ darf man in Sachen Design und Verarbeitung an iRobot geben, aber durch den Preis (ohne Station kostet der Roboter 300€ weniger) gebe ich die Runde dann doch an China. Schließlich unterscheiden sich die Absaugstationen des iRobot und des Proscenic M7 Pro oder Neabot NoMo funktionell nicht. Wäre die Absaugstation des iRobot merklich leiser als die anderer Modelle, wäre das eine andere Geschichte. Sie ist aber mit 85 dB genauso laut. Gönnt euch mal einen Lauscher, dreht den Ton vorher aber deutlich runter:
China liegt mit 2:1 in Führung.
Navigation, Arbeitsweise und Sensorik
Anstelle eines LDS (Laserdistanzsensor) navigiert der iRobot Roomba s9+ mittels Kamera. Dies bedeutet, dass der Roboter die Umrisse und Maße der Wanddecke scannt. Die Decke wird dann umgerechnet in Grundriss und Fahrtweg. Anders gesagt: Anhand der Decke berechnet der Saugroboter den Boden. Das tut er, da er davon ausgeht, dass die Decke den selben Grundriss hat wie die Bodenfläche (was meistens auch der Fall ist). Hier sammelt die Kamera laut Hersteller 230.400 verschiedene Datenpunkte, die dem Saugroboter helfen sollen, sich in der Wohnung zurechtzufinden. Eine Übersicht über die einzelnen Navigationsmethoden findet ihr in diesem Ratgeber.
Der größte Nachteil an dieser Art der Navigation liegt auf der Hand: Wenn die Decke nicht den gleichen Grundriss hat wie der Boden – etwa wegen Dachschrägen oder wenn der Roboter mal unter ein Möbelstück fährt – hakelt auch die Navigation und das Mapping (Live-Kartenerstellung der vier Wände in der App). Möbel und andere potenzielle Hindernisse oder Gegenstände werden nicht durch die Kamera gescannt, dies geschieht dann in Kombination mit vorne verbauten Infrarotsensoren. Eine Sensorkombination, die funktionieren kann, es aber nicht immer tut.
iRobot empfiehlt, den Roboter unter verschiedenen Lichtverhältnissen einzusetzen, damit man nachvollziehen kann, wie er sich in dunkleren Bereichen schlägt. Je dunkler ein Raum oder eine Ecke, umso mehr Schwierigkeiten hat der s9+. Nachts etwa kann der Roboter nicht arbeiten.
Kleine Randnotiz, nicht besonders wichtig, aber ungewöhnlich: Man kann den s9+ nicht vollständig ausschalten, nur Standby ist möglich.
Zwei Walzen auf der Unterseite
iRobot nennt die hauseigene Navigation iAdapt 3.0 Technologie. Die Kartendarstellung in der App macht der integrierte VSLAM-Algoritmus (Visual Simulationeous Localization and Mapping) möglich. Dieser ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, genauso wenig der einzelne Bürstenkopf auf der Unterseite, der Staub und Schmutz in Richtung der Einzugshaube schiebt, worauf dieser in Richtung der Staubkammer weiterwandert.
Moment, da fehlt doch noch ein Schritt im Ablauf. Und der ist durchaus etwas besonderes.
Auf der Unterseite arbeitet ein „Dual-Brush-System„, was eine marketingtechnisch coole Formulierung für zwei Bodenwalzen ist. Die obere ist v-förmig und aus Kunststoff, die untere aus Gummi. Keine Bürstenelemente zu finden. Vorteil daran: Tier- und Menschenhaare können sich nicht so leicht in den Walzen aufrollen und verfangen. So muss man diese seltener mit einem kleinen Messerchen rausschneiden.
Virtuelle Wände gibt es im amerikanischen Software-Paket noch gar nicht allzu lange, bis vor wenigen Monaten halfen sich Roomba-Besitzer noch mit solchen (überteuerten) Barrieren aus. Da muss man als Saugroboter-Tester schon fast weinen, zum Glück hat iRobot dies mittlerweile implementiert.
Für den Roomba sprechen die beiden Walzen und die technologisch ausgereifte Art der Einsaugung, nicht aber die Art der Navigation. Bevor hier der Performance-Punkt an die USA oder China vergeben werden kann, müssen wir uns noch ein, zwei Dinge mehr anschauen.
Saugkraft, Staubkammer und Hindernisüberwindung
Durch die Absaugstation müssen wir uns mit der 0,55 l großen Staubkammer ja glücklicherweise gar nicht beschäftigen. Es sei denn, man stellt den Saugroboter vor Herausforderungen, die die potenzielle Füllmenge der Kammer überschreiten. Beispielsweise so:
Das passiert natürlich nicht, wenn man in der App eingibt, dass der Roboter selbstständig entscheiden können soll, wenn die Staubkammer an der Absaugstation geleert werden muss. Dazu gleich mehr. Die Saugkraft von 2200 pa (Vergleich Roborock S5 Max: 2000 pa) ist nichts, was erfahrene Saugroboter-Besitzer vom Hocker haut, allerdings ein guter Wert, mit dem man auch auf Teppichen etwas anfangen kann. Für Hartböden aller Art und dünnen Teppichboden völlig ausreichend, für dickflusige Teppiche aber nicht ganz zufriedenstellend.
In dieser Preisklasse sollte man die Teppich-Boost-Funktion erwarten dürfen, sprich, dass der s9+ auf Teppichen automatisch die Saugstufe in die Höhe schraubt. Macht er aber nicht. Immerhin kommt er auf die meisten Teppiche drauf, die maximal mögliche Hindernisüberwindung liegt bei 2,3 cm. Türschwellen oder Kabelabdeckungen stellen (besonders abgerundet) so in den meisten Fällen also keine Schwierigkeit dar. Dafür aber die Beine des Wäscheständers, die mag er nicht besonders. Dies hängt aber eher mit der Hinderniserkennung zusammen.
Die Hinderniserkennung kleiner Gegenstände wie Kabel, Spielzeug oder Schuhe ist nicht im Software-Paket mit dabei. Hier sind chinesische Hersteller wie Ecovacs mit dem T8 AIVI oder Roborock mit dem S6 MaxV Vorreiter. Nicht nur deswegen geht die Performance-Runde an China, die Kamera-Navigation ist einfach nicht so präzise wie die Laser-Raumvermessung chinesischer Modelle. 3:1 für China, aber noch ist der Ausgang offen.
App-Steuerung via iRobot Home
Es beginnt wie immer, wird dann aber richtig gut: Nach der Registrierung via Wegwerf-Mailadresse erwartet uns die aufgeräumteste, optisch ansprechendste und vielleicht auch ausgereifteste App, die ich bei Saugrobotern je sehen durfte. Auf Deutsch, selbst für wenig Technikversierte alles verständlich, simple Bedienung und flotte Einbindung ins WLAN. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ich das mal sage, aber: Die App begeistert mich.
Nach der kurzen Registrierung geht es direkt an die Einbindung ins WLAN. Hierbei ist alles so genau und präzise erklärt, dass ich nicht weiter irgendwas erklären muss. Wer den Roboter hat, kommt mit den Anleitungen in der App klar.
Ich muss wirklich sagen, so begeistert war ich lange nicht mehr von einer Saugroboter-App. Optisch ansprechend, detailliert und präzise erklärt, läuft einwandfrei. So dürfte es gerne immer sein! Die Funktionen bewerten wir separat, für die App hat sich iRobot den 3:2-Anschlusstreffer verdient.
Einstellungen und Funktionen
Vor der ersten Reinigung gibt es einige Einstellungen und Funktionen, die sich einzuschalten lohnen. Besonders das Voreinstellen der Absaugstation ergibt aufgrund der hohen Lautstärke Sinn. Soll der s9+ die Reinigung bei vollem Auffangbehälter unterbrechen oder fortsetzen? Die Staubkammer lässt sich in der App auch per Tastendruck leeren. Auch sinnvoll: Einstellen, wie viele Reinigungsdurchgänge der Roboter machen soll. Ich lasse ihn das selber entscheiden, da er aufgrund der erstellten Karte ja selber weiß, wie groß die Räumlichkeiten sind. Trust your Robot!
Der s9+ spricht viele Sprachen, darunter auch sehr gutes Deutsch – ein sehr intelligentes Wesen. Saugkraft einstellen, Kartierungsfunktion anschalten, an sich ist alles selbsterklärend und bedarf keiner Roboter-Vorerfahrung. In der Preisklasse sollte man eine gewisse Selbstverständlichkeit aber auch erwarten dürfen.
Unter „Pflege und Wartung“ findet man die wichtigsten Verschleißteile des s9+ inklusive Information darüber, wie oft man diese austauschen sollte. Über iRobots offiziellen Shop und Amazon wird man teuer, aber ausreichend versorgt.
Das Einplanen der Arbeitszeiten kennen wir von anderen Modellen bereits, auch die Funktion „Smart Map“ kennen wir bereits unter selektiver Raumeinteilung. Dies ist sehr praktisch, bedeutet schlicht aber nur, dass man den Roboter gezielt in bestimmte Räume schicken kann. Auch in einer bestimmten Reihenfolge.
Dass man bis zu 10 Karten in der App speichern kann, ist natürlich krass und ein echtes Alleinstellungsmerkmal von iRobot. Da könnte man ein gesamtes Wohnhaus mit versorgen. Eine neue Art der Nachbarschaftshilfe? 😉
Mapping und selektive Raumeinteilung
Bevor der Roboter eine visuelle Karte erstellen kann, versorgt die App den Nutzer noch mit einigen Informationen zur Vorbereitung vor einer Reinigungsfahrt.
Wie Modelle mit Lasernavigation auch, erstellt der Roomba s9+ eine virtuelle Karte der Räumlichkeiten – Mapping genannt. Teurere und auch neuere Modelle vermögen es, die Räume auf der Karte selbstständig einzuzeichnen. So auch der s9+, der auch das Verschieben oder Löschen der Raumgrenzen in der App ermöglicht.
Zusätzlich ermöglichen Icons eine bessere Orientierung für den Nutzer, dies kennen wir etwa von den neueren Ecovacs-Modellen (Schlafzimmer = Bett-Symbol, Eingangsbereich = Tür-Symbol usw.). No-Go-Zonen zum Ausschließen bestimmter Bereiche für den Roboter heißen bei iRobot „Schutzzonen“. Wohl weil man bestimmte Bereiche wie etwa die Spielzeugecke vor dem Roboter schützen kann.
Wie sind die einzelnen App-Funktionen zu gewichten – wenn man jetzt vom schicken Design der App mal absieht? Der Roboter kostet 1.500€, das komplette Funktionspaket bietet aber etwa auch der Deebot Ozmo 950 für ca. 420€ und der Roborock S5 Max für ca. 380€. Und stehen dem teureren Modell in nichts nach. Die Runde ist eine China-Runde, der Spielstand und damit auch die Vorentscheidung zugunsten der China-Modelle liegt nun bei 4:2.
Sprachsteuerung via Alexa und Google Assistant
Starten, stoppen, zurück zur Ladestation – alles Pipifax. Der iRobot Roomba s9+ beherrscht zwei Sprachbefehle, die fast allen Saugrobotern im Bereich der Sprachsteuerung noch fehlen:
- vorbestimmte Räume und Zonen einzeln ansteuern („Roboter, reinige das Bad“)
- auch zu bestimmten Uhrzeiten (Arbeitszeiten einplanbar)
Dafür benötigt man den Alexa-Skill „iRobot Home„. Der s9+ hört auf den Rufnamen „Roomba“. Eine Übersicht über die verfügbaren Alexa-Sprachbefehle (das sind einige) findet ihr in der Skill-Beschreibung. Wer Google Assistant nutzt, findet hier eine Anleitung zur Einbindung. Diese wurde seit Ende April etwas umfunktioniert.
iRobot ist auf diesem Gebiet Vorreiter, die ersten beiden erwünschten Befehle werden hier bei Alexa abgedeckt. Zumindest die Roboter der i-, s- und m-Serie. Die Sprachsteuerung ist top und funktioniert einwandfrei. Da in dieser Form, also mit der gezielten Steuerung des Roboters in bestimmte Räume, bislang nur Ecovacs mit der Sprachsteuerung nachziehen konnte, geht diese Runde definitiv an iRobot und den Roomba s9+. Der 4:3-Anschlusstreffer reicht aber leider nicht mehr zum Gesamtsieg. Wobei die Gewichtung der Kriterien bei jedem Menschen natürlich anders auffällt.
Fazit: Ist der iRobot Roomba s9+ 1.500€ wert?
Keine Wischfunktion, eine fast schon traurige Arbeitszeit und Kamera-Navigation. So könnte man das Fazit einleiten, aber auch mit: Äußerst hochwertige Verarbeitung, innovative Sprachsteuerung und eine App, die ihresgleichen sucht. Beides wäre nicht gelogen, doch wägt man die genannten Punkte gegeneinander ab, überwiegen die negativen Punkte.
Mit 1.500€ ist der Roomba s9+ der teuerste Saugroboter auf dem Markt. Da stellt sich durchaus die Frage, wieso Arbeitszeit, Navigationsmethode und Lieferumfang nicht dem aktuellen Industriestandard entsprechen. Ich könnte mir vorstellen, dass iRobot als bekannte Marke einen Saugroboter im Sortiment haben möchte, der alle Grenzen sprengt und sich gar nicht unbedingt gut verkaufen muss. Einfach fürs Portfolio, vergleichbar etwa mit dem Maybach Exelero, den wir Normalsterbliche uns bei einem Kaufpreis von 8 Mio. US-Dollar wohl nicht zulegen. Vielleicht ist der s9+ das „Show-Auto“ iRobots. Und wie oft gehen Konsumenten davon aus, dass teuer immer gut ist? Auch nicht selten.
Meine Testerkollegen kommen zu diesen Ergebnissen:
„Der beste Saugroboter, den wir je getestet haben. Leider mit 1500€ aber auch der Teuerste.“ – Saug-Wisch-Roboter.de
„Im Test schrammt der iRobot Roomba s9+ knapp an der Note „sehr gut“ vorbei.“ – Chip.de
„Sind die Herausforderungen groß, die Ansprüche hoch und das Budget vorhanden, ist der S9+ ein ziemlich perfektes Gerät.“ – Stern.de
Selbst wenn ich über den Preis hinwegsehen könnte, würde ich trotzdem zum Ozmo 950 oder Roborock S5 Max greifen. Einfach weil Navigation und Hinderniserkennung für mich – was ja jeder anders sehen kann – weit über den Vorteilen des s9+ steht.
- Design und Verarbeitung top
- beste App-Steuerung (Stand August 2020)
- Alexa-Sprachsteuerung ausgereift und innovativ
- Preis deutlich zu hoch
- Navigation nicht Industriestandard
- Arbeitszeit extrem niedrig
- sehr teure Ersatz- und Zubehörteile
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