Test: JGAURORA A3S 3D-Drucker (Vollmetall & Touchscreen) für 216,65€
Der Anycubic I3 MEGA ist einer meiner 3D-Drucker-Favoriten. Extrem schneller Aufbau, sehr gute Verarbeitung und auch sehr gute Druckergebnisse. Ein Touchscreen, die Ultrabase … ich könnte länger diverse Pluspunkte aufzählen. In über 400 Kommentaren ziehen die meisten von euch das gleiche Fazit. Wie schaut es denn eigentlich mit einer Anycubic I3 MEGA Alternative aus? Mit dem JGAURORA A3S wurde ich recht schnell fündig, aber ist er genauso gut? Oder gar besser? Preislich liegen wir auf jeden Fall schon mal etwa 10% unter dem Anycubic 3D-Drucker.
- JGAURORA A3S 3D-Drucker (Vollmetall & Touchscreen) für 216,65€
- Druckfläche: 205 x 205 x 205 mm (Anycubic I3 MEGA: 210 x 210 x 205 mm)
- Nozzle-Durchmesser: 0,4 mm / Filamentdurchmesser: 1,75 mm
- Filament-Material: PLA, ABS, PETG, HIPS, etc.
- DIY, aber fast fertig zusammengebaut
- Besonderheiten: 2 Z-Achsen, Glasscheibe, Touchscreen, Druckfortsetzung (z.B. bei Stromausfall)
Habt ihr meinen Anycubic I3 MEGA-Test gelesen, dürfte euch spätestens nach den ersten Details jetzt klar sein: Es gibt verdammt viele Gemeinsamkeiten. Deswegen werde ich den I3 MEGA auch immer wieder für einen Vergleich heranziehen. JGAURORA bekommt dafür auch keinen „Newbie-Bonus“, schließlich ist der A3S einer von drei anderen Modellen (siehe offizielle Seite) und wir sind nicht im 100€-Bereich.
Wie inzwischen bei allen 3D-Druckern aus China warte ich mit der Veröffentlichung des Tests mindestens einen Monat, um auch Langzeiterfahrungswerte weitergeben zu können. Verzieht sich der Rahmen nach einer Woche? Muss man jedes mal das Hotbed neu leveln? Gehen gar Bauteile/Baugruppen kaputt?
Inhalt
Versand, Verpackung und Aufbau
Wir haben, wie so oft, bei GearBest bestellt und und das Paket war nach 24 Tagen (also eher überdurchschnittlich spät) da. Die Verpackung war, wie bei allen 3D-Druckern sehr gut durchdacht bzw. sehr robust.
Vermutlich würde der JGAURORA aber auch kleinere Tortouren auf Grund des Metallrahmens (dazu später mehr) ohne Beschädigung überstehen. Bei den Acrylframes der Anet A8- und A6-Reihen gab es, wenn auch sehr selten, schon mal ein gebrochenes Bauteil.
Auch wie bei den meisten Paketen, die wir erhalten haben, sind die Elemente in zwei Ebenen und mit Schaumstoff ummantelt verpackt.
Es gibt insgesamt nur 7 Schrauben: 3 für die Filamenthalterung und 4 für das Zusammenstecken der zwei großen Achsen bzw. Baugruppen. Genau das Prinzip kannte ich schon vom Anycubic I3 MEGA. Es ist „idiotensicher“ und in 10 Minuten (maximal) aufgebaut.
So „idiotensicher“, das man es scheinbar nicht einmal für nötig hielt uns eine Aufbauanleitung (und wenn auch nur ein DIN A4 Blatt, wie bei anderen 3D-Druckern) beizulegen. Klar, es ist kinderleicht, aber eine Mini-Mini-Anleitung gibt gerade Einsteigern zumindest Gewissheit beim Aufbau.
Als Zubehör liegt eine 0,25kg Rolle weißes PLA (vorbildlich) und das benötigte Werkzeug bei (Standard). Das externe Netzteil bewerte ich neutral. Persönlich mag ich die Flexibilität, den Traf0 auch woanders zu positionieren, weiß aber auch: Viele wünschen sich ein integriertes Netzteil.
Verarbeitung des JGAURORA A3S 3D-Druckers
Hier gibt es leider ein paar Punkte abgezogen. Fangen wir mit dem Hotbed an: Leider sind die Durchmesser der Schrauben, welche das Glas auf der Halterung halten, zu gering, und so „verlevelt“ sich das Hotbed recht schnell.
Zudem berührt das Kabel, welches für das Erhitzen des Hotbeds zuständig ist, beim Bewegen auf der Y-Achse, die Z-Achse. Das Hotbed lässt sich zwar um 90 Grad drehen, dann ist aber das Kabel zu kurz. Hier hilft es das Kabel mit einem Kabelbinder „unschön“ zu knicken. Definitiv ein Konstruktionsfehler. Zudem ist die Heizplatte nicht eben – dazu später mehr.
Wo ich gerade bei den Kabeln bin. Das Kabelmanagement ist eigentlich durchdacht, es lässt sich alles schön zusammenstecken, allerdings hätten „hier und da“ ein paar Kabelbinder mehr gut getan.
Man hätte alternativ auch einfach ein 20er-Pack Kabelbinder hinzulegen können. Dann hätte ich z.B. den Kabelschlauch und ein paar Kabel selbst fixieren können.
Leider hat das Hotbed an der Unterseite auch keine passende Isolierung, d.h. der Stromverbrauch um die 50-100 Grad zu halten ist entsprechend höher. Die Hitzeisolierung hat der I3 MEGA auch nicht – ich würde sie mir inzwischen aber bei allen neuen Modellen wünschen.
Das Full-Metal-Frame ist von der Metallstärke genau so dick wie der Anycubic MEGA I3 und dennoch fühlte es sich schon beim Auspacken erheblich wackliger an. Hat man die Achsen ineinandergesteckt und verschraubt, kann man ohne viel Kraft den Aufbau (Z- und X-Achse) nach vorne und hinten neigen. Was beim MEGA I3 wirklich bombenfest sitzt, wird bei schnelleren Drucken beim A3S leider zum Problem – auch dazu später mehr.
Die Führungsspindeln (engl. „Rods“) für Z- und X-Achse sind zwar doppelt vorhanden (kein „Durchhängen“ – yay!), allerdings „wobblen“ sie extrem. Das kann nicht wirklich gut sein. Schuld daran sind die nicht ganz genauen 3D-gedruckten Halterungen. So viel dann zu „Fully Metal“.
Der Touchscreen bzw. die obere Schicht klebt in der Mitte unschön auf dem Display. Das beeinträchtigt zwar nicht die Funktion, allerdings … hey … wir haben für den 3D-Drucker 216€ bezahlt!
In anderen Foren liest man z.B. darüber, dass auf der Innenseite der o.g. Folie Fingerabdrücke zu sehen waren. Unnötig wie hier eigentlich coole Features (Touchscreen!) einen faden Beigeschmack bekommen.
Um allerdings auch noch ein paar positive Eindrücke zu schildern: Mir gefällt, dass das Netzteil bzw. Bedienelement im 3D-Drucker – wie beim Anycubic I3 MEGA – im 3D-Drucker integriert ist. Auch gefällt mir, dass das Filament platzsparend am 3D-Drucker aufgehangen werden kann.
Die ersten 3D-Drucke mit dem JGAURORA A3S
JGAURORA legt dem 3D-Drucker zwar keine (micro-)SD-Karte bei, aber einen USB-Stick. In meinem Fall sogar einen original(?) SanDisk Cruzer Blade 16GB. Kurze Performance-Tests deuten tatsächlich auf Originalware hin.
Der Stick kostet aktuell ~9€ bei Amazon, schneidet gut ab, und kann, im Gegensatz zu den Noname-Speicherkarten bzw. Sticks der anderen 3D-Drucker-Hersteller, auch mal für andere Zwecke genutzt werden. Warum keine SD-Karte beiliegt? Der 3D-Drucker hat gar keinen passenden Einschub :-).
Auf dem Stick liegen u.A. ein paar GCODE-Testdateien, ein kurzes Aufbauvideo, ein User Guide.
Also wie so oft mit dem Benchy- und Calibration-Cube-Testdruck angefangen. Die Resultate sind, überraschender Weise, … gut! Warum war ich überrascht? Ein nicht ebenes Hotbed, ein wackliges Frame inkl. Gewindestangen – das kann nicht klappen. Warum hat es dann doch geklappt? Weil die Druckgeschwindigkeit bei „nur“ 30mm/s lag.
Als ich die Druckgeschwindigkeit auf die von JGAURORA vorgeschlagenen 80mm/s erhöht habe, hat mich das volle Programm erwartet: Ghosting, Layer Splittings, Haftungsprobleme, Warping und falsche Dimensionen. Hier kann man mit ein paar Tuningteilen von Thingiverse ein bisschen optimieren, allerdings bietet der A3S (wie nat. auch der I3 MEGA) durch seinen Rahmen eine unpassendere Grundlage, als z.B. der Creality CR-10.
Traurige Erkenntnis nach Stunden der Optimierung in Cura, Slic3r und am 3D-Drucker: Ab 50mm/s lässt die Druckbildqualität rapide nach. Spätestens dann spielt der Anycubic I3 MEGA seine Stärken aus.
Übrigens: Nach dem ~15. Druck gab der obere der beiden Hotend-Lüfter z.T. den Geist auf. Bei niedrigen Drehzahlen gibt dieser jetzt nervige Geräusche von sich. Das kann jedem Lüfter nach einer Zeit mal passieren, fügt sich dann aber irgendwie bei mir nahtlos ins Gesamtbild.
Vielleicht noch zum Abschluss ein paar erfreulichere Eindrücke: Der Farbtouchscreen ist wirklich gut zu bedienen, druckt man viel, allerdings ohne Druckserver wie Octoprint, nervt das primitivere „Drehrad“ anderer China 3D-Drucker schon.
Auch das Weiterdrucken bei einem Stromausfall (+ Filamentsensor!) o.ä. ist ein gutes Feature, wobei man natürlich sagen muss: Wenn die Nozle gerade am Objekt zum Stillstand kommt, schmilzt bei 200°C alles in der Umgebung weg. Beim Infill nicht weiter schlimm, passiert das an den Außenwänden muss man ggf. dennoch einen neuen Druck starten.
Fazit: JGAURORA A3S kaufen?
Versteht mich nicht falsch: der JGAURORA ist eigentlich immer noch ein „netter“ 3D-Drucker. Einerseits werden allerdings vieeel zu leicht Punkte verschenkt. Und andererseits: es gibt eben den Anycubic I3 MEGA als direkten Konkurrenten. Der Anycubic gewinnt diesen Vergleich, meiner Meinung nach, klar. Wenn du also wirklich nicht die 10% Ersparnis mitnehmen musst, würde ich definitiv zum Anycubic I3 MEGA raten. So einfach und knackig kann ein Fazit auch mal ausfallen ;-).
Hier geht's zum GadgetWenn du über einen Link auf dieser Seite ein Produkt kaufst, erhalten wir oftmals eine kleine Provision als Vergütung. Für dich entstehen dabei keinerlei Mehrkosten und dir bleibt frei wo du bestellst. Diese Provisionen haben in keinem Fall Auswirkung auf unsere Beiträge. Zu den Partnerprogrammen und Partnerschaften gehört unter anderem eBay und das Amazon PartnerNet. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
Sortierung: Neueste | Älteste
Kommentare (10)