LEMFO LEM10: Apple-Watch Klon für 120€
Der Name LEMFO ist euch sicherlich schon einmal begegnet, wenn ihr nach einer Smartwatch aus China gesucht habt. Wir hatten davon auch schon die überdimensionierte LEMFO LEM X sowie die LEM 7 im Büro. Die LEMFO LEM10 versucht sich jetzt an dem beliebten, quadratischen Apple-Watch Design, ist aber alles andere als elegant.
- LEMFO LEM10
Inhalt
Technische Daten der LEMFO LEM10
Display | 1,81 Zoll mit 360 x 320 Pixel |
Prozessor | MediaTek MT6739 Quad-Core CPU |
RAM | 1/3 GB |
Interner Speicher | 16/32 GB |
Akku | 700 mAh |
Kamera | 2 Megapixel |
Konnektivität | SIM-Slot, WiFi, Bluetooth 4.0, GPS |
Betriebssystem | Android 7.1 |
App | Android 5 / iOS 9.0 |
Abmessungen / Gewicht | 28 x 4 x 1,50 cm / 58,8 g |
Eine Apple Watch, bitte!
Der Hersteller hat offenbar ein Faible dafür, seinen Smartwatches überdurchschnittlich große Bildschirme zu spendieren. Das Display der LEM X misst nämlich 1,82 Zoll in der Diagonale und bietet eine Auflösung von 360 x 320 Pixeln. Allerdings schafft LEMFO es nicht, den Rand zwischen Display und Uhrengehäuse so klein zu halten wie Apple, nach oben und unten sind es ca. 6 mm und nach links und rechts sind es gut 1,5 bis 2 mm. Das resultiert in einer sehr großen Uhr, über dem Display positioniert der Hersteller schließlich noch eine Kamera.
Das Uhrengehäuse ist aber wie bei Apple leicht nach außen gewölbt. An der rechten Seite befinden sich die zwei Funktionstasten, einer mit drehbarem Rand und eine normale Taste. Auf der linken Seite befindet sich der SIM-Slot und ein Lautsprecher. Während der Rahmen wirklich aus Metall zu sein scheint, ist der Boden der Uhr aus schwarzem Kunststoff. Dort befindet sich der Pulsmesser und die Goldkontakte für das magnetische Ladekabel. Ein CE-Kennzeichen sucht man vergeblich.
Das Armband, welches LEMFO hier an der Uhr benutzt, ist schon fast eine Frechheit. Dieses wirkt wie ein übrig gebliebenes Stück Klettverschluss, bietet immerhin aber einen auch einen Magnetverschluss. Glücklicherweise legt LEMFO noch ein Lederarmband mit in den Lieferumfang, welches auch optisch besser zu der Uhr passt. Bei diesem hat man aber wohl versäumt die Pins freizulegen, so ist ein Wechseln des Bandes etwas mehr Fummelarbeit.
Verarbeitung & Tragekomfort
Leider habe ich das schon im Vorfeld schon erwartet, aber die LEMFO LEM10 ist dick – zu dick, um ehrlich zu sein. Mit 1,5 cm in der Dicke schmiegt sich die Uhr leider nicht so angenehm an das Handgelenk an und wirkt gerade auf etwas dünneren Handgelenken sehr klobig. Zudem ist die aufliegende Fläche relativ klein, wodurch dieser Effekt noch etwas verstärkt wird. Mit einem Gewicht von 58,8 g ist die Uhr relativ schwer, aber zumindest für mich noch nicht zu schwer. Trotzdem gefällt mir der Tragekomfort leider nicht, da die Uhr einfach zu groß ist und man sich daran einfach nicht gewöhnt.
Auch die Verarbeitung ist insgesamt okay, für den Preis bekommt man von Amazfit aber zum Beispiel hochwertigere Uhren. Richtig problematisch sehe ich neben dem Armband nur die untere Funktionstaste, die bei unserem Testgerät sehr wackelig ist und nur einen relativ kleinen Druckpunkt hat. Dafür sind zumindest die Slots für die SIM-Karte und den Lautsprecher sauber gefräst.
Smartwatch oder Smartphone?
Dass solche China-Smartwatches wie die von LEMFO für viele so interessant sind, liegt an der üppigen Hardware. Im Inneren der LEM 10 arbeitet der MediaTek 6739 Quad-Core Prozessor, der tatsächlich auch in Smartphones zum Einsatz kommt. Die CPU ist aus dem Jahr 2017 und bietet eine Taktfrequenz von bis zu 1,5 GHz. Dazu kommen wahlweise 1 oder 3 GB Arbeitsspeicher und wahlweise 16 oder 32 GB interner Speicher, genau wie in einem Low-Budget Smartphone wie dem Redmi 7A.
Die Performance der LEM 10 ist insgesamt in Ordnung, sie ist nicht so schnell wie man es sich von einem so verhältnismäßig starken Prozessor erhofft. Ab und zu sind die Reaktionen etwas träge, für eine Smartwatch ist das noch in Ordnung. Sie ist in etwa auf einem gleichen Level wie zum Beispiel die Ticwatch C2 mit Snapdragon CPU und WearOS.
Nicht nur das, dazu kommt noch ein Akku mit einer Kapazität von 700 mAh. Zum Vergleich, die Amazfit Verge Smartwatch von Huami bietet zum Beispiel „nur“ 390 mAh. Die LEMFO verfügt außerdem über eine 2 Megapixel Kamera, die sich oberhalb des Bildschirms befindet und erlaubt auch einiges an Verbindungsmöglichkeiten. Sie unterstützt Dual Band WiFi, GPS, GLONASS und auch LTE, tatsächlich sogar LTE Band 20 sowie LTE Band 1,3,4,5,8 und 12 über den Nano-SIM-Slot. Für die Verbindung zu dem Smartphone implementiert man natürlich auch Bluetooth 4.0.
Als App dient hier WiIWatch 2 (Download: Android | iOS), eine App, die nicht nur für LEMFO Smartwatches zum Einsatz kommt. So eine allgemeine Lösung bietet zwar die Grundfunktionen, es ist aber auch nicht besonders auf diese Uhr zugeschnitten. Im Test hat die Verbindung mit dem Smartphone reibungslos funktioniert. Wie das geht, erklärt euch die Uhr bzw. die App von selbst, alternativ könnt ihr hier in unserem Unboxing noch einmal nachschauen.
Funktionsumfang & Betriebssystem
Auf der LEMFO LEM10 hat der Hersteller nicht WearOS (Googles Smartwatch-Betriebssystem) vorinstalliert, sondern das „normale“ Android 7.1. Das Phänomen beobachten wir häufiger bei China-Smartwatches und sind daher grundsätzlich eher abgeneigt, diese zu testen. Auch wenn es Android ist, könnte man zunächst denken, dass sich hier Apples WatchOS auf der LEM10 befindet. Die Oberfläche hat LEMFO hier inklusive Weltkugel-Hintergrundbild ziemlich ähnlich nachgebaut.
Bedienung
In diese wabenförmige Menüstruktur kommt man mit einem Wisch nach links, dort sind alle Apps aufgeführt. Diese Ansicht kann man aber auch in eine Matrix-Darstellung ändern. Ein Wisch nach rechts öffnet das Benachrichtigungsfenster, in der WiiWatch-App lässt sich einstellen von welcher App auf dem Smartphone man Benachrichtigungen erhalten möchte. Swiped man nach oben öffnet eine Schnellansicht aller relevanten Fitnessdaten wie dem Schrittzähler oder dem Kalorienverbrauch. Zu den Schnelleinstellungen wie der Bildschirmhelligkeit, den aktuellen Verbindungsstatus und der Musiksteuerung kommt man mit einem Wisch nach unten.
Hauptsächlich steuert man die LEM 10 über den Touchscreen, der insgesamt zuverlässig und präzise reagiert. Allerdings greift man auch immer wieder auf die Funktionstasten rechts zurück. Der untere Knopf holt die Uhr aus dem Ruhezustand und bringt sie auch wieder in selbigen, wenn man auf dem Watchface ist. Außerdem fungiert sie als Home-Screen Taste. Die runde Taste darüber ist der Zurück Button, der auch jeweils einen Menüpunkt zurück bringt. Das integrierte Rädchen bleibt leider ohne Funktion – schade!
Funktionsumfang
Da das Android 7.1 Betriebssystem grundsätzlich offen ist und es sich hierbei nicht um ein proprietäres OS wie bei vielen Amazfit Smartwatches handelt, ist der Funktionsumfang theoretisch riesig. Vorinstalliert sind Apps wie Kontakte und Telefon, aber auch ein Musikplayer, eine Wetter-App und eine Fitness-App. Diese bietet einen Jogging-Modus, einen Fahrrad-Modus und einen Laufband-modus, aber auch extravagantere Modi wie Basketball, Fußball und Tischtennis. Das ist leider nur ziemlich unsinnig, da jeder Modus (bis auf den Jogging-Modus) die gleichen Werte, nämlich Puls und Kalorienverbraucht, misst. Beim Joggen wird immerhin noch die Geschwindigkeit, genannt Pace, gemessen.
Tatsächlich befindet sich auch eine Kamera-App auf der Uhr, mit dem 2 Megapixel Sensor lassen sich Fotos und Videos aufnehmen. Wie zu erwarten, sind diese Aufnahmen kaum zu gebrauchen und allerhöchstens ein Gimmick.
Interessanter sind da eher die vorinstallierten Google-Dienste wie Google Maps, der Google Übersetzer oder der Google Play Store. Google Maps funktioniert dank der Sprachfunktion sogar noch ziemlich okay und dank dem quadratischen Display werden auch keine wichtigen Informationen am Bildschirmrand abgeschnitten. Es ist trotzdem nicht auf diese Bildschirmgröße optimiert und ist die gleiche App wie auf deinem Smartphone.
Leider konnten wir im Test unsere SIM-Karte irgendwie nicht aktivieren und somit keine mobilen Daten nutzen, oder die Uhr zum Telefonieren benutzen. Wenn uns das noch gelingt, reichen wir diese Erfahrungen natürlich gerne nach.
Einschätzung
Die LEMFO LEM 10 gefällt mir leider nicht. Man muss der Uhr zugute halten, dass sie einen großen Speicher hat, im Prinzip auch gut funktioniert und solide verarbeitet ist. Auch der Funktionsumfang ist groß, so viel Features und Hardware bietet eigentlich keine andere Uhr auf dem Markt. Trotzdem fällt sie für mich schon als das durch, was sie ist, nämlich als Uhr. Sie ist einfach zu dick und zu klobig für meinen Geschmack, der Tragekomfort gefällt mir persönlich nicht.
Sie ist in meinen Augen auch fast eher ein Smartphone als eine Smartwatch. Ich verstehe eine Smartwatch als eine sinnvolle Ergänzung zum Smartphone, die gewisse Aufgaben übernehmen kann, wie zum Beispiel Anrufe entgegen nehmen, Benachrichtigungen anzeigen oder Musik steuern kann. Ich verstehe sie nicht als ein unabhängig agierendes Gadget. Ein Smartphone ist in allen Bereichen bis auf die Größe überlegen. Bevor ich mit der Uhr etwas im Browser suchen kann, hab ich das mit meinem Smartphone schon dreimal erledigt. Auch auf die Kamera kann man gut und gerne verzichten.
Vielleicht sehe aber auch nur ich das so. Seht ihr das anders? Habt ihr so eine ähnliche China-Smartwatch oder welches Wearable nutzt ihr? Ich bleib bei meiner Bip, die deutlich besser als Uhr funktioniert und mir nur ein paar Funktionen wie den Wecker oder Benachrichtigungen abnimmt, aber mein Smartphone nicht ersetzt.
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