Lenovo X1 Saugroboter mit selektiver Raumeinteilung
Jeder Tech- oder Haushaltshersteller möchte aktuell auch Saugroboter im Portfolio haben. Erst vor kurzem berichteten wir darüber, dass auch der chinesische Computer- und Smartphone-Hersteller Lenovo jetzt runde Haushaltshelfer herstellt. Den Anfang macht der nun erhältliche Lenovo X1. Wird der Roboter dem guten Ruf des Herstellers gerecht – und ist der Roboter überhaupt „made by Lenovo“?
- Lenovo X1 Saugroboter
- nicht mehr verfügbar
Ein paar Worte des Lobes vorab: Lenovo ist einer der wenigen Hersteller, der (Stand jetzt) chronologisch mit ihren Modellbezeichnungen vorgeht und das allererste Modell auch „X1“ tauft. Bei der Konkurrenz hätte der X1 vermutlich X37 geheißen…
Inhalt
Technische Daten des Lenovo X1
Lenovo X1 | Roborock S6/T6 | |
Saugkraft | 2000 pa | 2000 pa |
Navigation | Laser-Raumvermessung | Laser-Raumvermessung |
App | Lenovo Cleaner X1 (Android, iOS) | Xiaomi Home (Android, iOS) |
Lautstärke | 50-67 dB (niedrigste Saugstufe auf 50, höchste auf 67 dB) | 58 dB (auf höchster Saugstufe) |
Akku | 3000 mAh | 5200 mAh |
Staubkammer/Wassertank | 0,57 l/ 0,17 l | 0,48 l/ 0,16 l |
Ladezeit | 3 h | 3 h |
Arbeitszeit | 1,5 h | 2,5 h |
Gewicht | 3,68 kg | 3,6 kg |
Maße | 35 x 35 x 10 cm | 35,3 x 35,0 x 9,65 cm |
Steigungen | 20°, über 2 cm | 25°, über 2 cm |
Features |
|
|
Die Datenblätter machen deutlich: Vor starken Modellen muss sich der X1 nicht verstecken. Das darf man aus unserer Sicht auch erwarten. Dennoch passierte während der Testphase etwas, das wir so nicht erwartet hätten…
Okay, ich halte es nicht so lange aus und möchte euch nicht zu lange auf die Folter spannen – selbst wenn das vielleicht nur Saugroboter-Nerds spannend finden. Überspringen wir an dieser Stelle den sonst etatmäßigen Überpunkt des Lieferumfangs und versorgen euch mit einer Info:
Lenovo Saugroboter = Qihoo 360?
Als der X1 von Lenovo angekündigt wurde, schrieb ich in einem Ankündigungsartikel hier:
Die optische Ähnlichkeit mit dem S5 und auch 360 S7 ist verblüffend. Klar, Saugroboter als solches bieten wenig Design-Spielraum, aber wer weiß, wohin Lenovo geschielt hat. Eventuell fungiert Qihoo hier sogar als Original Design Manufacturer (ODM), das ist aber nur Mutmaßung.
Nun haben wir Gewissheit: Lenovo lässt seinen ersten Saugroboter von Qihoo 360 (alle Infos zum Hersteller) produzieren. Wie es zu der Feststellung kam? Wenn man sich in der App registriert, muss man seine E-Mailadresse auch bestätigen. Und siehe da, was landet im Postfach? Eine freudige Botschaft von Qihoo 360, dass man sich soeben in ihrem Universum registriert habe. Weitere Bestätigung: Die App des Lenovo X1 ist nahezu identisch mit der von Qihoo 360 und den Modellen S5, S6 und S7. Mehr zur App dann im Folgenden.
Verrückt, ich bin tatsächlich davon ausgegangen, dass Lenovo selbst produziert. Aber genug davon, was kann der Lenovo X1?
Lieferumfang
Der Saugroboter wird in einem standardmäßigen, braunen Karton geliefert. In diesem befindet sich außer dem Saugroboter selbst:
- Ladestation (kennen wir von den Qihoo-Modellen, baugleich)
- Augen-Sticker zum Aufkleben (cool!)
- Ladekabel mit vier verschiedenen Adapter-Aufsätzen (auch EU-Aufsatz)
- Wassertank mit angebrachtem Mikrofasertuch
- Wasserauffangmatte (vorbildlich)
- kleine Filter für den Wassertank
- kleines Reinigungswerkzeug unter der Klappe
- Bedienungsanleitung auf Deutsch und Englisch
Ein besonderes Highlight im Lieferumfang sollte eigentlich die Wasserauffangmatte sein, mit welcher man verhindert, dass nach dem Einsatz der Wischfunktion Pfützen auf dem Boden entstehen:
Das wahre Highlight aus meiner Sicht ist aber diese Beigabe in Form von zwei Minion-Augen für den Lenovo X1:
Tatsächlich empfinde ich den X1 als etwas zu schick, um einen vollständigen Saugroboter-Sticker auf ihn zu kleben. Aber die zwei Minion-Augen nehmen nicht ganz so viel Platz ein, dass es das gesamte Design zerstören würde. Wird nach der Testphase aufgeklebt!
Design und Verarbeitung: Baugleich mit 360 S7?
Antwort: Fast. Um es hundertprozentig sagen zu können, warten wir noch die Bestätigung seitens einer der Hersteller ab. Faktisch sind die Farben beim X1 anders gewählt (Schwarz-Gold vs. Weiß-Rosé), ansonsten finden sich in der Bauweise keinerlei Unterschiede zum Qihoo 360 S7. Mit allen Vor- und Nachteilen. Vorteile: hochwertige Verarbeitung, 0,57 l große Staubkammer, CE-Kennzeichen und das verwendete Material ist hochwertig. Die Ladekontakte sind entsprechend auch hinten am Roboter.
Nachteil: Mit den Maßen 35 x 35 x 10 cm ist der Saugroboter nicht nur vergleichsweise breit, sondern auch recht hoch. Entsprechend muss man bei einigen Möbelstücken vor dem Kauf nachmessen, ob der Roboter unter das Sofa, die Kommode etc. passt.
Die – zumindest sehr sehr ähnliche – Bauweise eröffnet aber auch Möglichkeiten: Lenovo vertreibt seine Laptops und andere Produkte ja auch hierzulande – eventuell kann man den Roboter oder Zubehör und Ersatzteile für die 360-Modelle auch einfach hier im Laden kaufen. Wir werden sehen.
Ladestation und Arbeitszeit
Da die Ladestation baugleich zu der des 360 S7 ist (wenn auch in Schwarz statt Weiß), fassen wir uns hier mal kurz und schicken euch für mehr Informationen dazu zum Testbericht zum 360 S7. Lassen wir lieber ein paar Bildeindrücke sprechen:
Auf der Unterseite der Ladestation finden sich Gummierungen, die ein Wegrutschen der Station verhindern. Zumindest dann, wenn der Roboter rückwärts an seiner Station einparkt.
Arbeitsweise und Sensorik des Saugroboters
Der auf der Oberseite verbaute Laser-Turm samt Laserdistanzsensor (LDS) macht den Roboter zwar etwas höher als Modelle mit anderen Navigationsmethoden, dafür werden die Räumlichkeiten aber deutlich präziser gescannt als bei vergleichbaren Navigationsarten. Durch den integrierten SLAM-Algorithmus (Simultaneous Localization and Mapping) ist das Erstellen einer visuellen Karte in der App möglich. Diese beinhaltet die Umrisse der Räumlichkeiten, Möbel, Hindernisse etc.
Die auf der Unterseite verbauten Kollisionssensoren verhindern frontale und seitliche Zusammenstöße, außerdem auch Abstürze von Höhen wie Treppenstufen. Wie bei den Qihoo-, Roborock- und Xiaomi-Modellen arbeitet der Lenovo X1 mit nur einem Bürstenkopf auf der Unterseite. Solange die Navigation stimmt, ist es irrelevant, ob auf der Unterseite ein oder zwei Bürsten Staub und Dreck in Richtung Einzugshaube und mittiger Hauptbürste „pinseln“. Durch einen Filter landet der aufzusaugende Schmutz dann in der Staubkammer.
Der X1 fährt die äußeren Wände und Hindernisse ab, bevor er den so eingerahmten Bereich dann abfährt. Dadurch lässt er nur wenige Bereiche aus, in Ecken hat er durch die Bauweise natürlich ein paar Schwierigkeiten. Ein Akkustaubsauger sorgt da für Abhilfe.
Dadurch, dass der X1 auch rückwärts fahren kann, waren auch die Beine des Wäscheständers für ihn kein Problem. Er entschied sich smarterweise gegen das Überwinden dieser und manövrierte rückwärts wieder raus.
Die angegebenen 2200 pa Saugkraft lassen sich im Test nicht bestätigen, hier kommen wir auch auf die 2000 pa des 360 S7 (maximale Saugstufe). Dennoch eignet sich die Saugkraft auch für die Reinigung etwas dickflusigerer Teppiche. Hindernisse überwindet der X1 bis zu einer Höhe von 2 cm, wodurch die meisten Türschwellen kein Problem darstellen. Ansonsten baut/ kauft man sich eine kleine Rampe, Technikversierte lösen das im Zweifel mit dem 3D-Drucker.
Saugstufen und Lautstärke
Der Roboter ist auf der niedrigsten Saugstufe mit einer Lautstärke von 50 dB zwar recht leise unterwegs, auf den höheren Saugstufen erreicht er dann aber auch an die 65 dB Betriebslautstärke am Schallpegelmessgerät. Vier Saugstufen lassen sich in der App einstellen, hier mit entsprechender Lautstärke kurz aufgelistet:
- Quiet Mode (1200 pa Saugkraft, 50 dB Betriebslautstärke)
- Standard Mode (1400 pa, 54 dB)
- Max Mode (1800 pa, 60 dB)
- Powerful Mode (2000 pa, 67 dB)
Wir Menschen unterhalten uns in einer durchschnittlichen Lautstärke von 60 dB. Da der Roboter ja etatmäßig arbeiten soll, während wir unterwegs sind, könnte man seine Werte hier vernachlässigen, erfahrungsgemäß werkelt er dann aber doch mal in unserer Anwesenheit. Teppiche erkennt der X1 unter sich nicht immer so zuverlässig wie er sollte, manchmal dauert es ein paar Sekunden, bis er automatisch auf die höchste Saugstufe hochschraubt.
App-Steuerung via Lenovo Cleaner X1
Die App hört auf den gleichen Namen wie der Roboter selbst: Lenovo Cleaner X1 (Android, iOS). Bis auf optische Elemente wie etwa die Farbwahl erkennen wir hier die Qihoo App „360Smart“ (Android, iOS) genau wieder. Nach der Registrierung via Wegwerf-Mailadresse (man muss Mail abrufen können für den Abschluss des Registrierungsvorgangs) fordert die App zig völlig unsinnige Berechtigungen seines Nutzers. Muss ein Roboter auf die Telefonie und Bilder zugreifen können? Ich denke nicht. Glücklicherweise lassen sich alle Berechtigungen ohne Folgeeinschränkungen ablehnen.
Bei der Verbindung mit dem WLAN muss beachtet werden, dass der Roboter auf ein 2,4 GHz Netzwerk zugreifen können muss. Zumindest in meinem Fall war die Verbindung problemlos möglich, ohne dass ich das 5 GHz Netzwerk ausschalten musste. Mehr zur Thematik hier.
Aktuell ist die App leider nur auf Englisch verfügbar. Da Qihoo 360 bei seinen Modellen aber nach längerer Zeit auch Deutsch als Sprache via Firmware-Update nachgeliefert hat, darf man hier auch hoffen. Es liegt an Lenovo, ob sie unsere Sprache für relevant genug empfinden.
Einstellungen und Funktionen in der App
Nach der Einbindung ins Netzwerk erwartet uns ein aufgeräumtes Interface – und eine Fülle an Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten. Es lohnt sich, einen Blick in die Einstellungen zu werfen, bevor man den Roboter zum ersten Mal auf die Reise schickt. Besonders die Sprechlautstärke des Roboters ausschalten zu können, empfand ich als ziemliche Wohltat.
Die wichtigsten Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten aufgelistet:
- Saugkraft variieren (Quiet, Standard, Powerful, MAX Mode)
- Teppicherkennunng ein- und ausschalten: Erhöht die Saugkraft)
- Arbeitszeiten einplanen
- Zonenreinigung (Go-To-Zonen, Roboter an vorgegebene Stellen schicken mittels „Viereck-Einzeichnung“)
- No-Go-Zonen und Nicht-Wisch-Zonen in die erstellte Karte einzeichnen
- Reihenfolge vorgeben, in der der Roboter die erkannten Räume abfährt
- Räume einzeln benennen (Küche, Schlafzimmer etc.)
- Saugroboter zurück zur Ladestation schicken
- Karte um 90° drehen
- Wasserabgabe einstellen (Niedrig, Mittel, Hoch)
- Lautstärke der Sprache des Roboters einstellen, Sprache wechseln (Deutsch, Englisch und mehr)
- Roboter finden (meldet sich per Stimme, sodass man ihn lokalisieren kann)
- Fernbedienung zur manuellen Steuerung
- LEDs am Roboter ein- und ausschalten
Mapping und selektive Raumeinteilung
Der Lenovo X1 bringt wie alle LDS-Modelle mit App-Steuerung das Live-Mapping mit, wodurch sein Besitzer jederzeit nachvollziehen kann, wo sich der Roboter auf einer visuell erstellten Karte befindet und was er noch an Weg vor sich hat. Das Mapping ist zwar nicht immer hundertprozentig live, dafür aber sehr präzise. Bereits nach einer Umdrehung kennt der Lenovo X1 seine direkte Umgebung. Seht selbst:
Was ich bei anderen Saugrobotern bislang vermisste und mir am X1 sehr gut gefällt, ist, dass man bereits während der allerersten Reinigung No-Go-Zonen und Nicht-Wisch-Zonen vorgeben kann (jeweils zwei rote und blaue Vierecke einzeichnen). Vermutlich jeder hat zuhause einen Bereich, der für einen Roboter nicht allzu geeignet ist, wodurch man ihn von diesem Bereich fernhalten kann. In meinem Fall die TV-Kabelecke.
Bevor man diese nutzen kann, muss der Roboter ALLE Räumlichkeiten selbstständig (ohne Hochheben oder ähnliches) von der Ladestation aus abgefahren sein – und autonom wieder zur Station zurückgekehrt sein. Ansonsten lässt sich die Karte auch nicht speichern und die damit verbundenen Annehmlichkeiten nicht nutzen.
Für die Räumlichkeiten kann man auch Namen vorgeben und behält so den Überblick. Nun kann man für die Räume eine Reihenfolge festlegen, in der der Roboter diese reinigt. Bis zu drei Karten kann der Lenovo X1 speichern, entsprechend lässt sich der Roboter auch auf mehreren Etagen nutzen. Dazu muss man die Karte unter „Select Map“ nur als Favorit festlegen, damit diese nicht überschrieben wird.
Performance ohne App
So arbeitet der Lenovo X1 auch ohne WLAN- und App-Einbindung, macht genauso sauber und navigiert nicht bedeutend schlechter (verbessert seine Route ohne Karte natürlich nicht). Das Problem ist aber, dass dadurch Funktionen, Firmware-Updates und somit neue Features wegfallen.
Wer ihn dennoch ohne App nutzen will, kann ihn über die beiden Bedienelemente auf seiner Vorderseite steuern.
Über den Power-Button schaltet man den Roboter an und aus, startet und stoppt den Roboter. Der Button mit dem Ladekabel-Symbol schickt den Roboter zurück zur Ladestation.
Wer mehr über die Wischfunktion erfahren möchte, schaut in den Testbericht zum Qihoo 360 S7 – da sind keine Unterschiede zu vermerken.
Fazit zum Lenovo X1 Saugroboter: Kommt der Lenovo-Takeover?
Lenovos Produkte erhält man in Deutschland in nahezu jedem Elektronikfachhandel. Die Preise sind überwiegend günstig, die Leistung überwiegend gut. Doch der nun angestrebte Markt ist ein sehr umkämpfter und undurchsichtiger. Landesinterne Konkurrenz dominiert aktuell den Markt, hier sind besonders Xiaomi, Roborock und Ecovacs zu nennen. Um einen Überblick über die einzelnen Hersteller zu haben, schaut in unseren Übersichtsartikel mit allen wichtigen Herstellern. Kann der X1 hier bestehen?
Hierzulande ja. Es gibt am Roboter nicht viel zu bemängeln – im Gegenteil: Die Funktionsvielfalt in Kombination mit der guten Hardware machen den Lenovo X1 zu einem starken und konkurrenzfähigen Saugroboter. Die Unterschiede zum Qihoo 360 S7 sind marginal – durch die bereits bestehende Etablierung der Lenovo-Marke wird der Otto-Normalverbraucher aber zum X1 greifen. Insbesondere auch deswegen, weil sie preislich bereits sehr nahe beieinander liegen.
Wird der Lenovo X1 auch hierzulande in den Elektronikfachgeschäften angeboten, könnte er durchaus ein Verkaufsschlager werden. Aus Tester-/Nerd-Sicht sind wir von der Qihoo-Produktion zwar überrascht worden, müssen die anfängliche Lenovo-Euphorie aber etwas abmildern. Wir haben hier durchaus noch mehr erwartet als einen Nachbau eines bereits existierenden Modells. Aber die Euphorie kann sich mit dem nächsten Modell ja wieder aufbauen.
Was erwartet ihr in diesem Bereich zukünftig von Lenovo?
- zig App-Funktionen, sehr detailliertes Mapping
- Navigation und Arbeitsweise top
- No-Go-Zonen auch für die Wischfunktion
- CE-Kennzeichen
- Teppicherkennung funktioniert nur teilweise
- Wischfunktion naja
Wenn du über einen Link auf dieser Seite ein Produkt kaufst, erhalten wir oftmals eine kleine Provision als Vergütung. Für dich entstehen dabei keinerlei Mehrkosten und dir bleibt frei wo du bestellst. Diese Provisionen haben in keinem Fall Auswirkung auf unsere Beiträge. Zu den Partnerprogrammen und Partnerschaften gehört unter anderem eBay und das Amazon PartnerNet. Als Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.
Sortierung: Neueste | Älteste
Kommentare (38)