NES Klon „Entertainment System“ mit 500 Retro-Spielen für 12,82€
Den NES Klon mit 500 Retro-Spielen gibt es momentan für 12,30€ bei TomTop im Flash Sale. Eine Anschaffung wert oder lieber in eine richtige Konsole investieren?
Wir haben bereits an anderer Stelle über das System berichtet, und die Meinungen zu diesem Klon gehen weit auseinander. Von „gute Anschaffung für den Preis“ und „kann man immerhin als Raspberry-Gehäuse nutzen“ bis „totaler Schrott“ ist alles dabei. Da wir selber skeptisch waren, wie viel Spaß man mit dem Entertainment System wohl haben kann, haben wir es jetzt einfach selbst mal getestet.
Schon der Game Boy Klon von CoolBaby hatte uns im Test positiv überrascht. Was also bietet diese Konsole, auf der immerhin auch zu zweit gespielt werden kann? Erst einmal müssen wir klären, worum es sich hier genau handelt. Wieder mal ist das kein offiziell lizenziertes Produkt von Nintendo, und genau genommen gibt es nicht mal „den einen“ Klon. Alleine Cafago, von denen wir die Konsole bekommen haben, listet drei scheinbar identische Konsolen von drei verschiedenen Herstellern (unter anderem auch CoolBaby). Unsere Version trägt die einfache Bezeichnung „Entertainment System“, und alle unsere Bewertungen beziehen sich deshalb vor allem auf diese, auch wenn die anderen Modelle größtenteils identisch sein dürften.
Inhalt
Umfang & Verarbeitung
Die Konsole selbst ist sehr kompakt und entspricht ungefähr dem NES Mini und nicht der klassischen NES-Konsole. Beim ersten Anfassen merkt man, dass das Aussehen wirklich nur die Ähnlichkeit zum Nintendo-Original zum Zweck hat – die Box ist sehr leicht und bis auf die nötigste Elektronik innen auch vollkommen leer. Man hätte die Konsole also durchaus kleiner gestalten können, aber dann ginge natürlich der Witz dabei verloren, deswegen nehmen wir ihr das mal nicht übel.
Zwei Controller sind direkt dabei, das Kabel ist jeweils zwei Meter lang. Im Aussehen sind auch sie 1 zu 1 beim Vorbild abgeschaut, die Verarbeitung ist „ok“. Die Tasten lassen sich angenehm drücken, auch wenn sich alles irgendwie billig anfühlt. Insgesamt gefallen die Controller aber, und das Retro-Feeling kommt schon beim Anfassen der Gamepads auf.
Anschluss
Leider deutlich kürzer geraten als das Kabel der beiden Controller ist das Netzkabel mit 80 cm. Die Konsole muss also zumindest in der Nähe einer Steckdose aufgestellt werden, dafür gibt es immerhin einen EU-Netzstecker.
Die Verbindung zum Fernseher erfolgt nur über die drei Cinch-Stecker: Gelb (Video), Rot und Weiß (Audio). Ein HDMI-Anschluss wäre bei der hier vorhandenen Auflösung aber auch zu viel des Guten. Auf einem 60“-TV sieht das Bild auch schon nicht mehr schön aus – für den echten Retro Flair wird der alte Röhrenfernseher aus dem Keller geholt :).
Spiele
500 Spiele klingt nach so verdammt viel. Bei einem Spiel pro Tag sind das ja fast eineinhalb Jahre, in denen man täglich etwas Neues erlebt. Selbst bei fünf Minuten mit nur einem Titel sind das 40 Stunden pure Unterhaltung mindestens, und das alles für zwei Spieler. So viel Abwechslung in einer Konsole, ist das gar der beste Videospiel-Deal überhaupt? Bleiben Playstation und X-BOX ab jetzt im Schrank? Bevor ihr euch jetzt zu sehr mitreißen lasst, hier die Kurzantwort: Nein.
Die längere Antwort auf diese Fragen führt uns durch das bunte Wunderland der NES-Spiele und solcher, die zumindest so aussehen sollen; durch japanische Textfenster und misslungene Multiplayer-Umsetzungen. Und zu Li Ma Shi Dian, meinem neuen Lieblings Glücksspiel-Simulator.
Was ist gut?
Fangen wir mit dem Positiven an: Einige Spiele sind ziemlich genaue Umsetzungen ihrer Vorbilder von vor 30 Jahren. Spiele wie Chip & Chap, Ninja Turtles und das aller erste Donkey Kong spielen sich genau wie damals. Die Steuerung mit den Pfeiltasten ist nicht immer absolut exakt, aber in den meisten Fällen, und wer die Spiele damals mochte, kann sich hier noch mal in die Vergangenheit versetzen lassen. Einziges Problem dabei: Die Spiele müsst ihr in der langen Liste erst mal finden.
Schon hier fällt aber auf, dass viele Spielmechaniken seit über 20 Jahren überholt sind. Speichern kann man die Spiele nicht, nach einem Game Over beginnt es meistens von vorne, und Hitboxen kann man oft nur erahnen. Zu was die Spiele auf jeden Fall taugen, ist, die Entwicklungen der Videospiele in den letzten Jahrzehnten deutlich zu machen.
Aber ob man es glaubt oder nicht, vereinzelt findet man auch ein paar wirklich unterhaltsame Minispiele. Bei mir waren es vor allem ein paar Racing-Games, bei denen ich mehr als nur ein paar Minuten investiert habe, weil ich wissen wollte, wie weit ich es bringe. Hier sind die Geschmäcker natürlich verschieden, aber wer sucht, der wird ein paar solcher persönlicher Highlights finden.
Was ist eher schlecht?
Als erstes fällt die zwar umfangreiche, aber extrem unübersichtliche Liste der Spiele auf. Die Titel sind weder alphabetisch noch nach einem erkennbaren System sortiert, lediglich vereinzelt folgt auf Teil 2 eines Spiels auch Teil 3 der gleichen Reihe. Ihr habt ein Spiel gefunden, das euch zumindest kurzzeitig Spaß macht, aber dessen Position in der Liste vergessen? Dann heißt es suchen. Immerhin kann man mit dem Steuerkreuz durch die Seiten blättern und mit A und B jeweils fünf Seiten überspringen, und erreicht die Plätze 200-300 so etwas schneller.
Kein K.O.-Kriterium, aber ein wenig störend ist die japanische Sprache bei vielen Titeln. Das war schon beim CoolBaby Handheld so, und auch hier ist gefühlt die Hälfte der Titel davon betroffen. Ist es nur der Titel-Bildschirm, ist es fast egal; gibt es eine Story, muss man die eben auslassen. Gibt es aber ein japanisches Menü, durch das man navigieren muss, macht das das Spielen teilweise unmöglich.
Nächster Punkt: Manche Titel sind aus technischen Gründen leider unspielbar. In einem Jump ’n‘ Run steuerte man die Figur mit A und B nach rechts und links, Springen lag auf allen vier Pfeiltasten. Das ist das Gegenteil von intuitiver Steuerung und der Rest des Spiels war es nicht wert, sich auf die ungewohnten Controls umzustellen. Bei Street Fighter kann im VS Mode Spieler 1 geegentlich auch den Kämpfer von Spieler 2 steuern, was einen fairen Kampf unmöglich macht. Manche Spiele stürzten plötzlich ab, was einen Reset der Konsole erzwang, oder ließen gleich von Beginn an keine Eingaben zu. Hier hilft nur ausprobieren, was geht und was nicht. Und manche Spiele sind einfach schlecht.
Neben einigen schlechten Titeln gibt es vor allem sehr viele, die einfach unbekannt sind. Es gibt ca. 100 Sidescroller, in denen man mal ein kleines Kind, mal eine Katze, mal einen Ninja spielt (und bestimmt auch einen mit einer kindlichen Ninja-Katze). Am Ende spielen sich alle ähnlich, und es fällt mir schwer, mich für mir unbekannte, 25 Jahre alte Spiele ohne besondere Eigenschaften auch nur im geringsten zu erwärmen. Die meisten Spiele macht man halt ein mal an, läuft durch Level 1 und lässt es dann auch bleiben.
Und ein paar Highlights, die einfach nur sprachlos machen
Ja, hier kommen wir noch zum eingangs erwähnten Li Ma Shi Dian. Und anderen chinesischen Eigenkreationen, bei denen man sich am italienischem Klempner von Nintendo bedient hat. Ich lasse hier die Bilder für sich sprechen, denn viel sagen muss man dazu eigentlich nicht. Nur so viel: Wir hatten unseren Spaß beim Testen.
Zum letzten Bild muss ich doch noch ein paar Worte verlieren. Dabei handelt es sich um eine chinesische Eigenkreation, und schon im Intro weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll. So wechselt Mario erst die Farbe von grün zu rot (why?), während er stolz das „F“ auf seiner Mütze präsentiert. Das Spielprinzip erinnert an Spielautomaten, nur könnt ihr Credits auf die verschiedenen Symbole setzen, was alles eher zufällig geschieht, da die Tastenbelegung absolut nicht klar ist. Das ganze wird begleitet von sehr aufdringlichen Midi-Sounds, bis nach einem Gewinn schließlich die Melodie der Ode an die Freude ertönt. Wir habe mehr Zeit damit verbracht, als vermutlich angemessen gewesen wäre.
Die chinesischen Mario-Klone sind sicherlich die auffälligsten, aber längst nicht die einzigen eher misslungenen Spiele. Unter anderem gibt es einen sehr (sehr!) bescheidenen Bomberman-Klon. Für genug WTF-Momente ist gesorgt.
Fazit – Warum es trotzdem Spaß machen kann
Ich kann zumindest sagen, ich habe nichts anderes erwartet, und fühle mich somit bestätigt. Das „Entertainment System“ taugt nicht als vollwertige Spielekonsole und verdient die Bezeichnung eigentlich nicht. Wer danach sucht, sollte spätestens hier jetzt aufhören zu lesen und das Thema für sich abhaken. Das alles heißt aber nicht, dass man damit nicht trotzdem Spaß haben kann, wenn man sich darauf einlässt. Lasst mich erklären.
Wir haben uns in der Redaktion teilweise schlapp gelacht, als wir uns durch die Liste der Spiele – und der Fails – gearbeitet haben. Traurig einerseits, wie krass hier kopiert wird, aber lustig, wie sehr das schief geht. In abendlicher Runde mit ein paar Freunden und vielleicht auch dem ein oder anderen Bier kommt bestimmt Laune auf. Spaß am Trash eben. Teurer als ein Kinobesuch ist die Konsole auch nicht, und wer weiß, vielleicht findet man sogar Gefallen an einigen Spielen.
Für die wirkliche Retro-Spiele-Erfahrung, haltet euch an die Originale von Nintendo, auch wenn die leider deutlich teurer sind.
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