Retro Konsole PocketGo V2 mit Emulatoren
Der PocketGo V2 ist mittlerweile nicht mehr erhältlich. Es gibt aber viele andere Retro-Handhelds, von denen du eine Auswahl hier findest.
Wir hatten die Möglichkeit, den PocketGo direkt vom Hersteller für einen Test zu erhalten. Vielleicht hat der ein oder andere mein Video dazu gesehen, in dem ich aber nur meinen ersten Eindruck wiedergegeben habe. Nachdem ich ihn nun ein paar Wochen immer mal wieder ausprobieren konnte, haben wir auch den Nachfolger „Pocket Go V2“ mit größerem Display bekommen. Hier möchte ich nun beide Versionen miteinander vergleichen und meine Erfahrungen sowie abschließendes Fazit mit euch teilen.
Als jemand, der selbst gerne und viel sowohl Retro-Games als auch neuere Spiele in 8/16-Bit-Grafik spielt, sind mir solche Konsolen immer auch eine Herzensangelegenheit. Mehr noch als andere Gadgets probiere ich sie auch deswegen aus, weil ich persönlich einfach wirklich Bock darauf habe.
Es gibt eigentlich nur zwei Punkte, in denen so eine Konsole überzeugen muss: Die Bedienbarkeit der Hardware (damit sind Haptik und Optik gleichermaßen gemeint) und die Spielbarkeit der Software (von Installation bis Framerate). Zu beiden Punkten gehören natürlich noch viele Details und Unterpunkte, die ich im Folgenden durchgehen möchte.
Inhalt
Das Design – Zurecht eine “Pocket”-Konsole
Meine erste Reaktion nach dem Auspacken (der ersten Version) war: “Habe ich mir irgendwie größer vorgestellt.” Der Pocket Go ist tatsächlich ziemlich klein geraten, was sich sowohl auf die Bedienung als auch auf das Display auswirkt. Irgendwie fühlt sie sich in meinen Händen zu winzig an; es lassen sich zwar alle Tasten erreichen, aber wirklich “natürlich” fühlt sich der Griff nie an.
Etwas besser geeignet ist es für Kinderhände. Wer also seinen Nachwuchs auch für ältere Spiele (anstatt etwa einem Nintendo DS) begeistern kann, hätte hier zumindest ein Gerät in der richtigen Größe.
Das macht die neue Version deutlich besser. Nicht nur liegt sie besser in der Hand, das größere Display sieht auch einfach um Welten besser aus. Die Verarbeitung ist insgesamt gut bis okay. Die Kunststoffverkleidung fühlt sich durchaus wertig an und die Spaltmaße sind nicht zu groß geraten. In die Hosentasche passt der PocketGo V2 trotzdem noch so gerade.
Beide Versionen ähneln sich ansonsten optisch und sind an das Design des Super Nintendo Controllers angelehnt. Die Tasten ähneln dabei eher den Farben der nordamerikanischen Version der Konsole. In Europa hatte der Controller des SNES vier verschiedenfarbige Tasten in Rot, Blau, Grün und Geld. Beim kleinen Pocket Go liegen diese Tasten auch bei; wer mag, kann sich den Handheld also auch umgestalten. Das benötigt allerdings ein paar Handgriffe, da dafür die Konsole geöffnet und die komplette Platine entfernt werden muss.
Verarbeitung der Tasten
Pocket Go
Vom Steuerkreuz abgesehen sind aber alle Tasten etwas wackelig, allerdings nicht so, dass das stören würde. Auf den rechten Tasten (A, B, X, Y) gefällt mir der Druckpunkt nicht besonders gut; die Tasten lassen sich danach etwas zu weit eindrücken, was besonders schnelle Eingaben (“Spam” einer Taste) etwas schwer macht. Alle anderen Tasten gefallen mir insgesamt aber gut.
Pocket Go V2
Auch hier ist das Steuerkreuz die am besten funktionierende Taste. Die A/B/X/Y-Tasten wackeln hier nicht mehr so sehr wie beim kleinen Modell, haben aber wie zuvor einen nicht ganz guten Druckpunkt. Man gewöhnt sich zwar daran, für meinen Geschmack muss man sie aber etwas zu fest/tief drücken, was gerade zu Beginn oft dazu führt, dass die Eingabe nicht erkannt wird.
An den Schultertasten habe ich nichts auszusetzen. Anders als beim Vorgänger gibt es nun auch insgesamt vier Tasten. Alle sind gut zu erreichen, vor allem, weil die innen liegenden Tasten etwas höher sind. Auch der Widerstand ist angenehm.
Ein kompletter Reinfall ist leider der Analogstick. Der ist sehr kurz, was präzise Bewegungen schwerer macht. Kennt ihr den Unterschied zwischen dem Stick der Joy-Cons und dem Pro Controller bei der Switch? Dann wisst ihr, was ich meine, nur dass der Stick hier noch mal kleiner ist als der der Joy-Cons.
Noch nerviger ist aber, dass der Stick extrem schwerfällig ist. Man braucht viel zu viel Kraft, um ihn zu bewegen, was auch dazu führt, dass er regelmäßig verrutscht, wenn man ihn nicht mit viel Druck festhält. Hinzu kommt auch noch, dass der Stick zu tief sitzt und mit dem Daumen nicht bequem zu erreichen ist.
Insgesamt war mir selbst bei 3D-Spielen das Steuerkreuz immer lieber als der Analogstick, den man maximal in Ausnahmefällen benutzen kann.
Über zwei Tasten auf der Oberseite kann man die Lautstärke einstellen. Leider ist bereits die niedrigste Stufe so laut, dass ihr in einem ruhigen Raum nicht spielen könnt, ohne dass es jeder mitbekommt. Glücklicherweise gibt es auch einen Kopfhöreranschluss, damit ihr auch in der Öffentlichkeit nicht auf den Ton und die wunderbar nostalgische 8-Bit-Musik verzichten müsst.
Hardware
Auch in Sachen Hardware hat man beim New PocketGo gegenüber dem Vorgänger etwas zugelegt. Waren im kleineren Modell noch eine Allwinner F1C100S CPU und mahere 32 MB RAM verbaut, gibt es im New PocketGo nun einen JZ4770 Dual-Core mit 1 GHz sowie ein Upgrade auf 512 MB RAM. Beides tut der Konsole gut, und selbst 3D-Spiele laufen jetzt deutlich flüssiger als zuvor.
Außerdem gibt es nun auch einen internen Speicher von 32 GB neben dem Micro-SD-Slot, das fehlt in der ersten Version noch. Und SD-Slots gibt es hier gleich zwei.
Display
Am Display des PocketGo gibt es grundsätzlich nicht viel auszusetzen: Die Farben sind kräftig, die Auflösung von 320×240 für die meisten Retro-Spiele in Pixelgrafik absolut ausreichend. Leider ist das Display mit 2,4 Zoll etwas zu klein. Das mag dem ein oder anderen ausreichen, und bei der Größe der Konsole ist wohl auch nicht viel mehr drin, aber auch für meinen Geschmack dürfte es etwas mehr sein. Schön, dass man dieses Problem mit der neueren Version angegangen ist.
Anstatt der 2,4 Zoll beim Vorgänger bekommt der New PocketGo ein 3,5 Zoll-Display spendiert. Die Auflösung bleibt auch hier 320x240p, da sich aber die Auswahl der Spiele nicht wesentlich geändert hat, reicht das auch hier aus. Schöne Farben und eine ausreichend hohe Helligkeit sorgen für eine insgesamt sehr gute Darstellung.
Betriebssystem
Beide Geräte laufen mit verschiedenen Versionen von OpenDingux mit der GMenu2-Oberfläche. Auf dem New PocketGo sieht das Ganze etwas aufgeräumter und hübscher aus, der Aufbau ist aber der gleiche auf beiden Geräten. Neben den eigentlichen Spielen gibt es eine Menge Zusatzfunktionen, Einstellungen, Kalender, Taschenrechner… viel Kram, von dem man das meiste nicht braucht und von dem auch nicht alles immer funktioniert.
Mit den Schultertasten navigiert man durch die verschiedenen Menüs. Unter Games finden sich einige vorinstallierte Spiele, bei denen es sich teils um Originale, teils um Kopien bekannter Titel handelt. Unter Emulatoren finden wir eine Liste der verschiedenen Programme, und darunter jeweils eine Liste der schon installierten Spiele.
Es ist auch möglich alternative Firmware zu installieren. Das habe auch ich gemacht – allerdings etwas aus der Not heraus, da ich die SD-Karte mit der Original-Firmware formatiert habe. Unter der Rogue CFW lassen sich dann zusätzliche Emulatoren und auch Spiele über eine zweite SD-Karte installieren. Das ist auf den ersten Blick etwas umständlich, gelingt aber relativ leicht, wenn man es einmal gemacht hat.
Firmware und Emulatoren liegen auf der SD-Karte, dort aber in einer zweiten (Linux-)Partition. Diese wird von Windows nicht korrekt erkannt, weshalb ihr zum Formatieren der Karte aufgefordert werdet. Macht das nicht, falls ihr die Konsole weiter nutzen wollt, da ihr sie sonst komplett neu aufsetzen müsst.
Wie spielen sich die Spiele auf dem Pocket Go?
Vorinstalliert sind wie erwähnt sowohl viele Emulatoren als auch jeweils mehrere Spiele. Die Qualität ist hier durchaus unterschiedlich, nicht alle Spiele laufen gleich gut oder laufen überhaupt, und auch die Darstellung variiert je nach Konsole und nach Spiel. Vorhanden sind Emulatoren für die alten Nintendo-Konsolen NES und SNES sowie GB und GBA, sowie weitere Retro-Konsolen wie das Sega Megadrive oder Atari 2600. Es gibt auch einige Arcade-Games und PC-Ports.
Wie erwähnt sind nicht alle Spiele auch spielbar. Die Gründe sind unterschiedlich: Mal weist das Spiel auf einen Kopierschutz oder eine Urheberrechtsverletzung hin, mal ist die Steuerung nicht vernünftig portiert, mal starten Spiele auch gar nicht oder stürzen nach dem Start ab. Ich konnte unmöglich alle Spiele ausgiebig testen, meiner Einschätzung nach sind aber die wenigsten Titel davon betroffen.
Besonders häufig sind es PC- oder Playstation-Titel, die aus verschiedenen Gründen nicht spielbar sind. Tomb Raider 1 etwa startet und spielte nach dem Hauptmenü sogar die Introsequenz ab, danach blieb der Bildschirm aber schwarz. Andere Playstation-Titel, etwa Spyro the Dragon sind ohne größere Einschränkungen spielbar, sogar die Framerate bleibt dabei in einem angenehmen Bereich.
Unter den SNES und GB Spielen fand ich aber so gut wie keines, das nicht spielbar wäre. An vorinstallierten ROMs sind etwa einige Titel der Mario-, Donkey Kong- und Zelda-Reihe dabei. Aber auch Klassiker wie Street Fighter oder Metal Slug.
Fazit
Der PocketGo hatte mir bereits gut gefallen und ist im Grunde genommen für die meisten alten 8-Bit-Spiele auch vollkommen ausreichend. Durch das kleinere Gehäuse und Display so wie der bei anspruchsvolleren Spielen schwächelnden Hardware fühlt er sich noch nicht ganz rund an. Ich würde ihn maximal für Kinder empfehlen, so die denn ein Interesse an den alten Klassikern bekunden.
Der New PocketGo ist dazu ein absolut sinnvolles und auch gelungenes Upgrade. Das Handling ist besser und durch das größere Display und die stärkere Hardware machen Spiele einfach mehr Spaß. Auch hier laufen nicht alle Spiele, vor allem, sobald es in Richtung PS1 geht. Wer einfach ein fertiges Produkt mit vorinstallierten Spielen haben will, wird auch nicht unbedingt glücklich werden: Zwar stehen mehr als nur ein paar Titel zur Auswahl, wer etwas anderes spielen möchte, muss sich mit der Software auseinandersetzen und in Kauf nehmen, dass nicht jeder Titel auf Anhieb (oder überhaupt) auch läuft.
Wer dazu aber bereit ist, und vor allem Bock auf die Titel der Prä-3D-Ära hat, der bekommt mit dem PocketGo V2 eine meiner Meinung nach wirklich gute Retro-Konsole. Ein vergleichbares Modell ist das ebenfalls sehr gute RG350, das wir vor kurzem auch getestet haben. Schaut auch hier gerne mal in den Erfahrungsbericht.
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