Oppo Reno 10X Zoom im Test: Smartphone mit Pop-Up Kamera & 10-fach Zoom für 552€
Das Oppo Reno 10X Zoom ist das aktuelle Flagship des Unternehmens und die beste Version der Oppo Reno-Familie. Dabei vereint es die Designkonzepte des Vivo NEX Ultimate als auch das des Oppo Find X in einer Pop-Up Kamera, auch „Haifischflosse“ genannt. Doch, wie der Name es schon verrät, macht es gleichzeitig auch dem Huawei P30 Pro ordentlich Feuer unterm Hintern.
- Oppo Reno 10X Zoom (6/128 GB)
- aktuell nicht erhältlich
Inhalt
Technische Daten des Oppo Reno 10X Zoom
Oppo Reno | Oppo Reno 10X Zoom | |
Display | 6,4 Zoll Full HD+ (2340 × 1080p), 402 PPI 60Hz AMOLED mit Gorilla Glass 6 | 6,6 Zoll Full HD+ (2340 x 1080p), 387 PPI, 60Hz AMOLED mit Gorilla Glass 6 |
Prozessor | Snapdragon 710 Octa Core @ 2,2 GHz | Snapdragon 855 Octa Core @ 2,84 GHz & 2,42 GHz & 1,80 GHz |
Grafikchip | Adreno 616 | Adreno 640 |
Arbeitsspeicher | 6GB / 8GB LPDDR4X | 6GB / 8GB LPDDR4X |
Interner Speicher | 128GB / 256 GB | 128GB / 256GB |
Hauptkamera | 48MP f/1.7 OIS, 5MP (f/2.4) für Tiefeninformationen | 48MP f/1.7 OIS, 6x opt. Zoom 13 MP f/3.0 , Ultraweitwinkel 8MP f/2.2 |
Frontkamera | 16 MP f/2.0 Kamera in Pop-Up-Kamera | 16 MP f/2.0 Kamera in Pop-Up-Kamera |
Akku | 3.765 mAh | 4.065 mAh mit 27W Laden |
Konnektivität | USB-C, WLAN-AC, BT 5.0, LTE Band 20, GPS/GLONASS/BDS, Dual SIM, NFC | USB-C, WLAN-AC, BT 5.0, LTE Band 20, GPS/GLONASS/BDS, Dual SIM, NFC |
Features | Face Unlock, Fingerabdrucksensor im Display | Face Unlock, Fingerabdrucksensor im Display, 10x Hybrid Zoom |
Betriebssystem | Android 9.0 Pie mit ColorOS Oberfläche | Android 9.0 Pie mit ColorSOS Oberfläche |
Abmessungen / Gewicht | 156,6 x 74,3 x 9 mm / 185g | 162 x 77,2 x 9,3 mm / 215g |
Farben | Ocean Green, Jet Black | Ocean Green, Jet Black |
Oppo Reno mit keilförmiger Pop-Up Cam
Schon die ersten Leaks des neuen Oppo-Smartphones haben gezeigt, dass es sich auch hier wieder um ein „full-view smartphone“ handelt, schließlich nimmt das 6,6 Zoll AMOLED Display mehr als 90% der gesamten Frontseite ein. Auf der Unterseite ist noch ein Kinn sichtbar, das erfahrungsgemäß der dickste Bildschirmrand bei einem Smartphone ist. Dafür sucht man vergeblich eine Notch. Dort wo sonst bei fast jedem aktuellen Smartphone die Frontkamera und teilweise zusätzliche Sensoren sitzen, ist beim Oppo Reno noch Display, so wie bei dem Mi Mix 3 von Xiaomi.
Dies erreicht man aber nicht durch einen Slider, sondern durch eine Pop-Up-Kamera. Die ist allerdings anders als bei dem Vivo NEX und fällt wesentlich breiter aus, womit sie ca. 70% der Oberseite des Gehäuserahmens einnimmt. Dabei fährt quasi nur die rechte Seite dieses Keils hoch, auf der die Selfie-Cam zu finden ist. Dieses asymmetrische Design soll wohl für mehr Stabilität sorgen und nicht so anfällig für Schäden sein, wie z.B. die kleine Pop-Up Cam des Vivo NEX. Rein optisch erinnert uns das stark an eine Haifischflosse.
Die Rückseite fällt dementsprechend auch anders als die des Oppo Find X aus dem Vorjahr. Die Triple-Kamera ordnet man relativ zentral und vertikal an, die Periskop-Kamera mit dem rechteckigen Cutout sticht optisch heraus. Interessant ist, dass die Sensoren tatsächlich nicht aus dem Gehäuse herausragen, sondern plan mit der Rückseite sind. Darunter verläuft der Oppo-Schriftzug parallel zu den Längsseiten.
Etwas ungewöhnlich ist dagegen die Positionierung der Lautstärketasten, die wie bei einem iPhone an der linken Seite sitzen. Richtig cool finden wir hierbei die neuen Colorways des Smartphones. Während man schwarz und Lila so schon von anderen Herstellern kennen, ist der Colorway Ocean Green eine willkommene Abwechslung.
Design & Verarbeitung
Beginnen wir direkt bei der Rückseite, die optisch wohl mein bisheriger Liebling unter allen von mir getesteten Smartphones ist. Das Petrolblau ist mir so bisher noch nicht untergekommen und der matte Glanz ist ein richtiger Hingucker – sehr edel, aber auch stylisch. Wegen dem großen Display kommt man auf Abmessungen von 162 x 77,2 x 9,3 mm und auf ein Gewicht von 215 g, womit es fast identisch mit dem OnePlus 7 Pro ist. Damit ist es noch einmal etwas größer als ein Xiaomi Mi 9, das Handling gefällt mir aber trotzdem gut.
Das liegt an den abgerundeten Seiten, auf welche auch Oppo schwört. Dabei ist der Metallrahmen des Gehäuses gar nicht so stark gerundet wie vergleichbare Geräte, was dem Gefühl in der Hand gut tut. Generell leistet Oppo hier unglaublich gute Arbeit, die Verarbeitung ist exzellent. Das darf man von einem über 600€ teuren Smartphone zwar auch erwarten, es sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben. Ausgefallener ist da der „O-Dot“. Das ist der kleine Punkt auf der Rückseite, der minimal aus dem Gehäuse heraus sticht. Warum der da sitzt? So wird die Kamera geschützt, schließlich liegt die Linse so niemals flach auf dem Tisch und könnte verkratzen oder gar kaputt gehen. Sehr smart, Oppo, sehr smart!
Die Haifischflosse: Pop-Up mal anders
0,8 Sekunden trennen einen Oppo Reno 10X Zoom-Besitzer von der Möglichkeit ein Selfie zu machen. So lange braucht die Haifischflosse nämlich, um aus dem Gehäuse zu fahren. Dann bringt sie die Frontkamera, ein Selfie-Licht und die Ohrmuschel auf der Vorderseite und einen LED-Blitz auf der Rückseite zum Vorschein. Die Pop-Up-Kamera ist mit 5 cm in der Länge und 0,55 cm in der Breite deutlich größer als die des OnePlus 7 Pro oder des Xiaomi Mi 9T, dürfte dafür aber auch für mehr Stabilität sorgen.
Das keilförmige Design ist etwas gewöhnungsbedürftig, so eine Asymmetrie ist man bei Smartphones nicht unbedingt gewohnt. Ausnahmen bestätigen ja aber die Regel. Mittlerweile mag ich das Design sogar sehr gerne, das ist aber sicherlich Geschmacksache. Dafür finde ich die Konstruktion der Pop-Up-Kamera sehr gelungen. Nicht nur, dass sie auf der Rückseite auch Platz für den LED Flash bietet, auch die Ohrmuschel befindet sich darauf. Diese ist aber natürlich auch benutzbar, wenn die Kamera eingefahren ist. Auf der sichtbaren Vorderseite befindet sich also nur eine kleine Aussparung, die eigentliche Ohrmuschel mit dem „Gitter“ liegt dahinter.
Falls einem das Smartphone mal hinfallen sollte, merkt das Oppo Reno 10X Zoom was los ist und fährt die Kamera automatisch wieder ein. Das ist zwar auch bei der Konkurrenz der Fall, aber auch hier super umgesetzt und reagiert schnell genug. Dafür wirbt Oppo auch mit einer Geschwindigkeit von 0,8 Sekunden und absoluter Stille beim Herausfahren. Ersteres können wir bestätigen, Zweiteres eher nicht. Der Motor verrichtet nun ein mal mechanische Arbeit und die hört man auch, dafür aber nur relativ leise. Bei Umgebungsgeräuschen fällt das aber nicht auf, selbst die Tastaturgeräusche in der Redaktion übertönen das Geräusch der Pop-Up-Kamera.
Starkes Panel, kaum Einstellungsmöglichkeiten
Wie gerade schon angesprochen, arbeitet das Oppo Reno 10X Zoom mit einem 6,6 Zoll AMOLED Display, womit es definitiv zu den größeren Smartphones gehört. Das AMOLED Panel bietet eine Full HD+ Auflösung von 2340 x 1080 Pixel, welche in einer Pixeldichte von 387 ppi resultieren. Das ist aufgrund des leicht größeren Bildschirms etwas unterdurchschnittlich, immerhin korrigiert das OnePlus 7 Pro das Verhältnis mit einer höheren 1440 p Auflösung.
Nichtsdestotrotz kann mich das Oppo Reno 10X Zoom auch mit dem Display vollends überzeugen. Die Helligkeit ist sehr gut, kann auch im direkten Vergleich locker mit dem OnePlus 7 Pro mithalten und reicht bereits bei 50% der maximalen Einstellung im Alltag aus. Die Farbwiedergabe brilliert mit satten Farben, die Reaktionsgeschwindigkeit ist exzellent und an der Funktionalität ist ebenfalls nichts zu bemängeln. Ich konnte ebenfalls keinen Color Shift feststellen und bin auch mit der Blickwinkelstabilität mehr als zufrieden.
Dazu kommt auch noch, dass das von TÜV Rheinland geprüfte Displaypanel mit Corning Gorilla Glas 6 geschützt wird. Dabei handelt es sich um die aktuellste Generation von Gorilla Glas, die man auch im Samsung Galaxy S10 verbaut hat. Auch einen Always On-Modus gibt es, welchen man in den Display-Einstellungen allerdings erst unter „Off-Screen Clock“ finden muss.
Nicht ganz so perfekt ist die Umsetzung der Software im Bezug auf den Bildschirm. Zwar lässt das Color OS Betriebssystem einige Einstellungen für den Anwender, wie zum Beispiel die Farbtemperatur oder zwei verschiedene Farbmodi, viel mehr hat es aber nicht zu bieten. Der „OSIE Vision Effekt“ wird ausschließlich von chinesischen Apps unterstützt und ein Nachtmodus ist zu Standard um ihn hier extra zu erwähnen.
Reno 10X Zoom mit Top-CPU: Mehr Power geht kaum
Das interessante bei dem Oppo Reno ist, dass es nicht nur ein Smartphone ist, sondern eine Smartphone-Serie. So gibt es zwei Oppo Reno: Eines davon ist das Flagship, um welches es sich bei unserem Testgerät handelt. Entsprechend wird es mit dem Snapdragon 855 ausgestattet, die Top-CPU von Qualcomm, die beispielsweise auch in dem Xiaomi Mi 9 steckt. Als Mittelklasse-Modell gibt es eine Variante mit dem Snapdragon 710, der zum Beispiel in der abgespeckten Version des Vivo NEX Ultimate oder in dem Xiaomi Mi 8 SE sitzt. Außerdem ist wohl noch eine etwas schwächere Variante mit dem Helio P60 in Planung, bisher aber noch nicht veröffentlicht.
Das Oppo Reno 10X Zoom gibt es in drei verschiedenen Speicherkonfigurationen: mit 6 GB RAM und 128 GB internem Speicher, 6 GB RAM und 256 GB Speicher oder mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher. Der Speicher kann sogar per microSD-Karte erweitert werden. Um die Performance auch bei rechenintensiveren Prozessen wie 3D-Spielen beizubehalten, kombiniert Oppo drei Kühltechniken. Man setzt auf mehrere Graphitschichten, ein Kühlgel und Heatpipes, die zusammen die Gerätetemperatur um bis zu 13% senken können.
Und wie zu erwarten war ist die Performance des Oppo Reno 10X Zoom erstklassig. Das Betriebssystem scheint super auf die Hardware abgestimmt zu sein, schon das Navigieren durch ColorOS 6.0 geht erstaunlich flüssig von der Hand. Auch im direkten Vergleich mit dem OnePlus 7 Pro muss sich das 10X Zoom ganz und gar nicht verstecken. Apps öffnen sich teilweise sogar schneller und auch Multitasking ist kein Problem. Da macht natürlich auch PUBG richtig Spaß, gerade wenn man die Grafikeinstellungen auf maximal einstellen kann. Auch nach Maikes Winner Winner Chicken Dinner wurde das Reno kaum spürbar wärmer.
Das bestätigen natürlich auch die Benchmarkergebnisse, die erwartungsgemäß sehr gut ausfallen. Alle Werte liegen in dem Bereich, den auch vergleichbare Geräte wie das Xiaomi Mi 9 oder OnePlus 7 Pro erreichen. Hier spielt der Snapdragon 855 natürlich seine volle Stärke aus.
Oppo kann auch „Kamerawunder“
Für 2019er Flagships gehört es zum guten Ton, nicht nur eine Dual-Kamera, sondern auch eine Triple-Kamera zu verbauen. So kombiniert auch das Oppo Reno 10X Zoom drei Sensoren, wobei der Hauptsensor selbstverständlich der obligatorische 48 Megapixel Sony IMX586 Sensor ist, der mit einer ƒ/1.7 Blende sogar echt lichtstark und mit einer optischen Bildstabilisierung ausgestattet ist. Darunter sitzt ein 8 Megapixel Weitwinkelsensor mit einer Brennweite von 16 mm bei einer ƒ/2.2 Blende. Das Hauptaugenmerk sollte man aber auf die 13 Megapixel Telelinse richten, die einen sechsfachen optischen Zoom ermöglicht. So eine Periskop-Kamera kommt auch in dem Huawei P30 Pro zum Einsatz, Oppo ist also nicht der einzige Hersteller mit so einer Zoom-Kamera.
Und Oppo stiehlt dem Branchenriesen fast die Show. Die Bilder des Oppo Reno 10X Zoom gehören in meinen Augen zu dem Besten, was man aktuell mit einem Smartphone knipsen kann. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gefallen mir die Farben, die das Reno standardmäßig produziert. Die sind zwar nicht ganz so farbneutral wie bei einem Google Pixel, die Farben sind deutlich lebhafter und tendieren schon fast in Richtung Übersättigung. In der Regel passen die Hauttöne aber richtig gut und diese Lebhaftigkeit gefällt mir persönlich gut. Teilweise ist der Orangestich etwas zu stark, das kann man in meinen Augen aber noch verkraften.
Auch der Autofokus funktioniert sehr gut, ein unscharfes Foto zu schießen ist unter normalen Bedingungen relativ schwierig. Ebenso ist die Kamera-App in meinen Augen sehr gut gestaltet, die wichtigsten Features sind direkt zur Hand, etwas weniger genutzte Modi wie den Slo-Mo Modus erreicht man aber schnell über zwei Klicks. Zudem sieht die App mit ihren gelben Akzenten modern aus. Die AI-Szenenerkennung ist fest integriert und funktioniert erstaunlich gut. Egal ob Essen, Pflanzen oder Personen; die App reagiert schnell und passt die Einstellungen leicht an. Wenn man nah an ein Objekt geht, erkennt das Oppo Reno 10X Zoom ebenfalls, dass es sich um eine Makro-Szene handelt.
Der 48 Megapixel-Modus versteckt sich etwas in den Einstellungen, dieser ist nämlich nur bei 4:3 Fotos nutzbar. Sieht man dann einen echten Mehrwert des Sony IMX586 Sensors? In meinen Augen verhält es sich wie bei vergleichbaren 48 MP Kamera-Smartphones. Gefühlt kann man einfach auf dem Handy weiter reinzoomen, ohne dass das System zurückspringt. Zudem sind die Dateien größer. Die Bilder sind natürlich nicht schlechter, aber auch nicht so viel besser, als dass sich der dreifache Speicherplatz lohnen würde. Seht ihr das anders?
Oppo Reno 10X mit 60-fachem digitalen Zoom
Der größte Vorteil des Oppo Reno 10X Zoom liegt aber bereits im Namen: der zehnfache Zoom. Dadurch ist man mit dem Handy natürlich sehr flexibel, schließlich deckt das Oppo Flagship einen Brennweitenbereich von 16 mm zu 160 mm ab – und das ist eine Menge! Fangen wir bei den 16 mm an, dabei handelt es sich natürlich um den Ultraweitwinkelsensor. Der gefällt mir soweit ganz gut, Oppo hat hier aber nicht den besten Sensor für so eine Kamera verbaut. Die Körnung gerade in den Außenbereichen des Fotos ist stark, die Schärfe ist in Ordnung, wobei bei so einer Distanz natürlich der Fokus auch nicht perfekt ist. Der Effekt ist definitiv gegeben, auch wenn ich mir noch eine Verzerrungskorrektur gewünscht hätte.
Spannend wird es beim Zoom. Das Oppo Reno 10X Zoom bietet fünf verschiedene Zoomstufen: Weitwinkel, 1x, 2x, 6x und 10x Zoom. Bei dem sechsfachen Zoom handelt es sich um einen optischen Zoom, dann kommt die Periskop-Kamera auf der Rückseite zum Einsatz. Und der sechsfache optische Zoom ist wahrscheinlich die beste Lösung zwischen Zoom und Qualität, denn die Resultate können sich echt sehen lassen. Objekte und Gesichter lassen sich sehr nah ranholen, die Schärfe ist weiterhin sehr solide, aber nicht ganz perfekt. Dafür passen die Farben und Hauttöne genau wie der Autofokus. Dieser braucht aber Abstand, als Makro-Objektiv kann man die Periskopkamera nämlich nutzen.
Da hört das Oppo Reno 10X Zoom aber noch nicht auf. Hinter dem „10X Zoom“ versteckt sich ein Hybrid-Zoom, ganz genau wie bei dem Huawei P30 Pro. Da dieser nicht komplett optisch ist, ist der Qualitätsverlust etwas größer, allerdings funktioniert dieser Zoom noch so gut, dass man wirklich brauchbare Resultate bekommt. Gerade wenn man Schriften näher ranholen will, kann man damit erstaunlich gut arbeiten. Jeder hat hier vielleicht unterschiedliche Anwendungsszenarien, aber gerade im Urlaub bei bestimmten Sehenswürdigkeiten kann ich mir das als großen Vorteil vorstellen, gerade wenn man nicht die Möglichkeit hat näher an das Ziel heranzugehen. Deswegen bringt es so im Büroalltag kaum Vorteile.
Da hört es aber noch nicht auf, schließlich ermöglicht das Oppo Reno 10X Zoom sogar einen 60-fachen digitalen Zoom – ja, richtig gelesen. Der Qualitätsverlust steigt natürlich graduell, aber gerade bis zu ca. 30-fachem Zoom kann sich das auch noch sehen lassen. Das aber auch nur, weil die Stabilisierung so gut funktioniert wie bei dem Huawei P30 Pro! Stark, dass Oppo das genauso hinbekommt. Man braucht zwar trotzdem noch eine ruhige Hand, mit ein wenig Geduld funktioniert das aber sehr gut. Hier sehe ich im großen und ganzen keinerlei Unterscheide zu dem Fotowunder von Huawei – großes Kino, Oppo!
Starke Portraits, schwacher Nachtmodus
Auch die Software hat Oppo im Gegensatz zu zum Beispiel Lenovo bei dem Z6 Pro nicht vernachlässigt. Gerade der Portrait-Modus gefällt mir insgesamt gut, auch wenn das Bokeh für meinen Geschmack etwas zu stark ist. Dafür funktioniert die Randerkennung überdurchschnittlich gut. Zwar erlaubt sich die Software hier bei feinen Haaren und Brillen noch kleine Fehlerchen, insgesamt sieht das aber sehr gelungen aus ohne dass man dabei auf Schärfe verzichten muss oder mit einem anderen Farbprofil leben muss.
Der Nachtmodus ist dagegen bei weitem nicht auf Höhe des P30 Pro, welches uns im Test damals von den Socken gehauen hat. Aus ganz wenig Licht kann das Reno 10X Zoom zwar noch etwas mehr Licht herausholen, dabei geht die Körnung aber so stark hoch und die Objekte werden so weich gezeichnet, dass man davon nicht viel hat. Schade, hier könnte man definitiv noch etwas nachbessern. Schön ist dagegen, dass das 10X Zoom solche Szenen selbstständig erkennt und die Belichtungszeit dementsprechend anpasst.
Selfies aus der Pop-Up Kamera
In der Haifischflosse sitzt eine 16 Megapixel Kamera mit einer ƒ/2.0 Blende. Das Oppo Reno 10X Zoom beweist, dass die Anzahl an Megapixel relativ wenig über die Kameraqualität aussagt. Schließlich gefallen mir die Selfies im Grunde genauso gut wie die des Xiaomi Mi Mix 3, welches eigentlich mein Lieblingssmartphone für Selfies ist. Eine hohe Schärfe mit einem detailreichen und farbintensiven Profil sorgen für Selbstportraits, die man gerne mit anderen teilt. Wenn man stark reinzoomt offenbaren sich zwar weniger Details als bei dem Mi Mix 3, seine Wimpern zählen muss man aber nun wirklich nicht.
Dazu kommt ein ebenfalls guter Portrait-Modus, der ein natürlicheres Bokeh zaubert als bei der Hauptkamera. Bei schlechten Lichtverhältnissen liefert die Pop-Up Cam noch eine Selfie-LED, die das Bild zusätzlich beleuchtet.
ColorOS: besser als erwartet
In unserem Test zu dem Oppo Find X haben wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem ColorOS OS Betriebssystem gemacht. Bei dem Reno befindet sich das in der sechsten Generation und basiert natürlich auf Android 9. Tatsächlich gab es während unseres Testzeitraums auch ein Update, welches den Sicherheitspatch von April 2019 auf Mai 2019 verbessert hat und einige neue Funktionen wie den 60-fachen digitalen Zoom freigeschaltet hat. Man darf hier also auf eine gute Updatepolitik seitens Oppo hoffen.
ColorOS erinnert mich im Grunde relativ stark an MIUI: App-Drawer deaktiviert, eigene Dienste wie den Breeno-Sprachassistenten, eigener Oppo AppStore, Game Center und weitere Oppo-Dienste. Das ist vertretbar, schließlich handelt es sich um eine China-Version, die komplett ohne Google Dienste auskommt. Dazu ist das Oppo Reno 10X Zoom nur auf Englisch bedienbar.
Google Play Store auf Oppo/Realme Geräten installieren
ABER: Es handelt sich wohl um eine der besten China-Versionen, die wir bisher im Test hatten. Zwar kommt es ohne Google-Dienste aus, Google Play Protect ist aber vorinstalliert. Das heißt, dass ihr den Google Play Store einfach über den Handybrowser als .apk herunterladen könnt und dieser nach der Installation sogar zertifiziert ist! Dann kann man schnell einfach alle anderen Dienste nachträglich installieren und das Handy wie gewohnt einrichten. Die vorinstallierten Dienste lassen sich teilweise über die jeweilige App-Info deinstallieren und sogar der App-Drawer kann aktiviert werden.
Trotzdem ist es fernab von Stock Android; gerade das Design ist stark verändert, mir gefällt es aber eigentlich richtig gut. Zum Beispiel sind die Icons im Kontrollzentrum ziemlich groß und erinnern optisch stark an iOS. An anderer Stelle gibt es die screen-to-off Gesten, die man auch von OnePlus-Geräten kennt. Gut gefällt mir auch die smart sidebar; einen kleinen Button, der sich kaum sichtbar an einer beliebigen Stelle im Rand versteckt und bei Bedarf Platz für Quick-Buttons bietet. Dort kann man reinlegen was man möchte und oft braucht. So lässt sich zum Beispiel ein Screenshot aufnehmen, man kann aber eigentlich jede App hinterlegen.
Wenn man mal Lust auf eine andere Optik hat, ist das ColorOS eine sehr gelungene Abwechslung, die stabil läuft, einige smarte Funktionen bietet, aber bisher leider nur auf Englisch verfügbar ist.
Akkulaufzeit
Wer sich für die größere 10X Zoom Version des Oppo Renos entscheidet, bekommt auch ein wenig mehr Akkukapazität. Die 4.065 mAh sollen die etwas größere Displayfläche und CPU-Auslastung wieder relativieren. Tatsächlich ist der Energieverbrauch des Reno 10X Zoom in Ordnung, eine ganze Runde PUBG auf maximalen Einstellungen im WLAN entzieht dem Akku ca. 10% seiner Kapazität. Einen Tag komm ich mit meiner Benutzung ganz locker aus, je nachdem wie man das benutzt, ist auch etwas mehr drin. Der Akkubenchmark spuckt mit 10:30 Stunden einen leicht unterdurchschnittlichen Wert aus, der aber absolut in Ordnung geht.
Kabelloses Laden unterstützt das Oppo Reno 10X Zoom nicht, dafür braucht das mitgelieferte Ladegerät ziemlich genau eine Stunde um das Handy von 20% auf 100% zu bringen. Sehr ordentlich. Das Ladegerät ist nur mit einem CN-Stecker ausgestattet, für den Heimgebrauch ist also so ein Adapter notwendig.
Konnektivität
Trotz China-Version ist das Oppo Reno 10X Zoom tatsächlich mit LTE Band 20 ausgestattet, die Liste liest sich aber noch länger. Der Vollständigkeit halber hier mal alle LTE Bänder: 1/2/3/4/5/7/8/12/13/17/18/19/20/25/26/28/29/32/66. Dazu kommen Dual Band WiFi, GPS, Bluetooth 5, ein Hybrid-SIM Slot mit Platz für 2 SIM Karten oder eine microSD-Karte plus SIM-Karte, OTG-Unterstützung und NFC. Kontaktloses Bezahlen per Google Pay ist also mit dem Oppo Reno 10X Zoom kein Problem.
LTE-Empfang und Sprachqualität genau wie der GPS-Fix waren absolut zufriedenstellend und lassen kein Zweifel daran, dass es sich bei dem Oppo Reno um ein Flagship-Smartphone handelt.
Neben dem Hybrid-SIM Slot befindet sich der USB Typ-C Slot, auf einen Kopfhöreranschluss man leider verzichten. Das kompensiert Oppo immerhin damit, dass man In-Ear Kopfhörer mit USB Typ-C Stecker mit in den Lieferumfang packt. Das begrüße ich und tröstet etwas über den Verlust der Klinke hinweg.
Face Unlock trotz Pop-Up Cam
Auch wenn die Rückseite sehr schick ist, bietet sie keinen Platz für den Fingerabdrucksensor. Der befindet sich wie für ein aktuelles Flagship üblich unter dem Display. Dieser Sensor arbeitet tatsächlich sehr präzise und bietet eine fast perfekte Zuverlässigkeitsquote. Die Geschwindigkeit ist für einen Fingerabdrucksensor im Display ebenfalls auf Top-Niveau und kann sich fast mit dem des OnePlus 7 Pro messen. Trotzdem ist ein klassischer Fingerabdrucksensor auf der Rückseite immer noch etwas flotter.
Alternativ kann man tatsächlich aber auch Face Unlock nutzen. Dafür muss die Pop-Up-Kamera aber selbstverständlich erst herausfahren und das kostet natürlich etwas Zeit. Dabei ist es so schnell wie das komplette Herausfahren der Kamera, das Reno erkennt das Gesicht schon wenn die Kamera gerade erst aus dem Gehäuse gefahren ist. Das Betriebssystem lässt einem die Wahl ob der Face Unlock sofort bei Drücken des Power-Buttons oder erst nach einem Hochwischen auf dem Display aktiviert werden soll. Außerdem kann man einstellen, dass es mit geschlossenen Augen nicht funktioniert.
Das Oppo Reno 10X Zoom ist tatsächlich mit einem Stereo-Lautsprecher ausgestattet, die Ohrmuschel liefert zu dem Speaker unten zusätzlich noch ein paar Dezibel. Das Handy wird insgesamt ziemlich laut, dabei bleibt allerdings etwas Klangqualität auf der Strecke. Das Reno übersteuert zwar nicht, ein OnePlus 7 Pro ist hier insgesamt etwas stärker. Der Bass des Renos ist für ein Smartphone sehr ordentlich, in den Mitten und Höhen wird es etwas matschig. Insgesamt ergibt sich ein sehr solides Klangbild.
Fazit: Oppo Reno 10X Zoom kaufen?
Es soll mal kein Xiaomi sein? Mal kein Samsung oder Huawei und natürlich kein iPhone? Wie wäre es denn mit dem Oppo Reno 10X Zoom. Für rund 600€ gibt es hier ein extrem hochwertiges Smartphone mit der schönsten Rückseite seit langem, einer sehr guten Kamera, einem einzigartigen Design, gutem Betriebssystem und einer sehr starken Performance. Oppo muss sich vor den Branchengrößen nicht scheuen, denn viel kann man dem Oppo Reno 10X Zoom in meinen Augen nicht vorwerfen, außer eben das Design.
Dieses ist zwar einzigartig, aber birgt mit dem Pop-Up Mechanismus natürlich auch eine potenzielle Fehlerquelle. Dadurch ist eben auch kein Wasserschutz nach dem IP-Rating möglich. Auch auf kabelloses Laden muss man leider verzichten. Die gleichen Kritikpunkte kann man aber auch 1:1 bei dem OnePlus 7 Pro anprangern. Gegen das Oppo Reno 10X Zoom spricht dann nur, dass es keine Global Version gibt.
Für mich war das Oppo Reno 10X Zoom wirklich eine Überraschung, ich hätte mit mehr Kritikpunkten gerechnet. Klar, viele der genannten Features bekommt man auch in einem Xiaomi Mi 9, was mittlerweile schon mindestens 200€ günstiger ist. Da kann auch das Oppo nicht mithalten. Vergleicht man es aber eher mit einem Huawei P30 Pro oder einem OnePlus 7 Pro kommt man hier verhältnismäßig etwas günstiger davon!
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