Kabelloses Laden: Alles was du wissen musst!
Ihr habt ein neues Smartphone, welches kabelloses Laden unterstützt, wisst damit aber nichts anzufangen? Wir bringen Licht ins Dunkel und entschlüsseln den Begriffswirrwarr für euch. Das heißt, ihr erfahrt was Qi-Laden eigentlich bedeutet und ob ihr wirklich ein 30 Watt Ladegerät braucht.
Inhalt
Was ist kabelloses Laden eigentlich?
Kabellos aufladen wirkt wie eine große Innovation, ist im Grunde aber gar nicht so neu. So wird jeder, der eine elektrische Zahnbürste nutzt, diese genauso induktiv laden, wie es aktuelle Smartphones machen. Dabei ist in dem Ladegerät eine Spule versteckt, die durch Wechselstrom ein Magnetfeld aufbaut. Damit das Smartphone laden kann, muss auch im Smartphone eine solche Spule verbaut sein. Sobald diese ins Magnetfeld gelangt, fließt durch die Spule im Smartphone Strom und der Akku wird aufgeladen.
Der ganze Vorgang nennt sich dann induktives Laden und funktioniert, ohne dass das Handy an ein Kabel angeschlossen werden muss. Da sowohl im Ladegerät als auch im Smartphone eine Spule verbaut sein muss, kann kabelloses Laden auch nicht einfach per Softwareupdate aktiviert werden. Wer trotzdem nicht aufs induktive Laden verzichten möchte, kann den Ladestandard allerdings per Handyhülle nachrüsten. Dabei gibt es beispielsweise bei Amazon passende Modelle. Der Nachteil hier ist, dass euer USB-C-Anschluss dann dauerhaft belegt ist und das Handy etwas dicker wird.
Immer mehr neue Smartphones – zumindest ab der Oberklasse – unterstützen kabelloses Laden. Ihr müsst also inzwischen kein Flagship von Samsung und Co. mehr kaufen, um kabelloses Laden zu erhalten. Achtet beim Kauf aber trotzdem immer drauf, ob der Hersteller kabelloses Laden als Feature anpreist. Die Technik ist nämlich auf dem Vormarsch, aber noch immer nicht Standard und gerade in der tieferen Preisklasse noch sehr selten.
Begriffe: Wo liegen die Unterschiede?
Bei den Bezeichnungen für kabellose Ladestationen gibt es schon den ersten Grund zur Verwirrung. So sehen die Titel nicht selten mal so aus:
Dabei möchte der Händler einfach nur über alle verschiedenen Suchanfragen gefunden werden. Die einzelnen Begriffe bedeuten dabei aber eigentlich alle das Gleiche.
Kabelloses Ladegerät / Wireless Charger
Die wohl gängigste Bezeichnung für die Modelle ist dabei „kabelloses Ladegerät“. Das ist einfach nur die wörtliche Übersetzung des englischen Begriffs Wireless Charger. Über die Leistung wird dabei keine Auskunft gegeben. Ein kabelloses Ladegerät ist dabei immer auch ein induktives Ladegerät, da das nur die Bezeichnung für die Funktionsweise ist. Alle kabellosen Ladegeräte laden induktiv auf.
Qi-Ladegerät
Die größte Verwirrung entsteht wohl durch den Zusatz „Qi-Ladegerät“ (gesprochen Tschi / ˈt͡ʃiː). Qi ist chinesisch und bedeutet wörtlich übersetzt (Lebens-)energie. Das heißt: Qi ist weder ein geschützter Begriff von einem Hersteller, noch eine Anforderung, die nur bestimmte Geräte erfüllen. Bis vor einigen Jahren gab es neben dem Qi-Laden auch noch Rezence und Powermat. Diese sind nach anfänglicher Konkurrenz aber inzwischen alle gegenseitig kompatibel, wobei Qi-Ladegeräte zum anerkannten Standard geworden sind.
Letztendlich bekommt ihr also bei einem Wireless Charger, Qi-Ladegerät und induktiven Ladegerät immer das Gleiche geliefert. Lasst euch also nicht von den verschiedenen Bezeichnungen verwirren, dabei geht es eher darum, möglichst viele Kunden zu erreichen. Unterschiede gibt es unter den Ladegeräten trotzdem noch, wobei sich inzwischen zwei Varianten durchgesetzt haben – dazu gleich mehr.
Welche kabellosen Ladegeräte gibt es?
Bei den kabellosen Ladegeräten gibt es (Stand Juni 2020) zwei marktführende Varianten. Das Ladepad gibt es von vielen verschiedenen Herstellern (zum Beispiel von RAVPower), der Ladevorgang funktioniert dabei immer gleich. Ihr müsst die Station in die Nähe einer Steckdose stellen bzw. legen, denn sie muss natürlich immer noch irgendwie mit Strom versorgt werden. Meistens passiert das über einen Micro-USB oder USB-C-Anschluss. Das Netzteil müsst ihr dabei leider meistens noch extra bestellen, ein Micro-USB oder USB-C Kabel ist bei den meisten Angeboten schon im Lieferumfang.
Von dem runden Pad gibt es auch viele verschiedene Designs, wobei das Prinzip dabei natürlich immer gleich bleibt. Außerdem gibt es noch die sogenannten „Ladeständer“. Preislich unterscheiden diese sich kaum vom Ladepad, lediglich die Anwendung unterscheidet sich. Ihr könnt euer Handy immer vertikal aufladen. Bei einigen Modellen (zum Beispiel bei Anker) könnt ihr dank einer zweiten Spule auch horizontal laden – was durchaus seine Vorteile hat. So könnt ihr dann auch Filme schauen und das Handy währenddessen aufladen.
Wer sich nicht entscheiden kann, kann bei Amazon von Anker auch ein Bundle bestehend aus beiden Geräten bestellen. Inzwischen wird der Qi-Ladestandard sogar schon in Musikboxen integriert, was dabei mehr oder weniger gut funktioniert. Überzeugt hat uns im Test die Anker Soundcore Wakey Box, die mit 10 Watt laden kann und zusätzlich guten Klang abliefert.
5 Watt, 10 Watt oder sogar 30 Watt – was brauche ich?
Reichen 10 Watt beim kabellosen Laden denn? Kurz gesagt: ja. Die anfänglich normalen 5 Watt-Ladegeräte sind inzwischen eher selten, der kleine Aufpreis für 10 Watt lohnt sich da schon. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die schneller laden können:
- 20 Watt: Xiaomi Mi 9 und Mi 9 Pro
- 27 Watt: Huawei P40 Pro
- 30 Watt: Xiaomi Mi 10, Mi 10 Pro, OnePlus 8 Pro (nur mit dem eigenen OnePlus Warp Charge 30 Wireless Charger mit 30 W aufladbar, sonst maximal 10 W)
Im Einzelfall solltet ihr für euer Smartphone nochmal nachschauen, denn selbst 10 Watt Laden wird noch lange nicht von allen Modellen unterstützt. iPhones laden beispielsweise auch nur mit 7,5 Watt auf. In der Regel kommt ihr also mit den „normalen“ 10 Watt Qi-Ladegeräten aus. Wenn ihr eins der genannten Modelle besitzt, könnt ihr euch mal das 30 Watt Ladegerät von Xiaomi anschauen, die Auswahl ist hier aber (noch) sehr überschaubar.
Die Preise steigen natürlich mit der Leistung, wobei die einfachen Ladestationen bei circa 10€ beginnen. Im Normalfall erkennen die Ladegeräte auch, welches Gerät angeschlossen ist und regeln dementsprechend die Leistung. Wenn ihr also beispielsweise ein iPhone auf ein 10 Watt Ladegerät legt, wird dieses automatisch mit dem maximal möglichen 7,5 Watt aufgeladen.
Das richtige Ladegerät ist entscheidend
Je höher die Leistung vom kabellosen Ladegerät, desto komplizierter wird es leider. Es reicht also nicht ein 20 Watt Ladegerät zu kaufen und dann euer normales Netzteil anzuschließen, hier müsst ihr etwas genauer aufpassen. Durch den Energieverlust vom Ladepad ist die Wahl des richtigen Netzteils nämlich nicht mehr ganz so einfach.
Beispiel: Xiaomi 20W Qi-Ladegerät:
- Effektive Ladeleistung: 20 Watt
- Dafür benötigter Leistungseingang: 27 Watt
Durch den Energieverlust muss euer Netzteil also schonmal mindestens 27 Watt stark sein. Da kabellose Ladegeräte eine hohe Spannung (V) und eine niedrige Stromstärke (A) benötigen, funktioniert die Verbindung nicht mit jedem Adapter. Das bedeutet konkret:
- ❌ Netzteil mit 9V und 3A (= 27 Watt) funktioniert nicht
- ✅ Netzteil mit 20V und 1,35A (= 27 Watt) funktioniert
Bei kabellosen Ladegeräten mit 30 Watt Leistung wird das ganze dann noch schwieriger und ihr solltet also im besten Fall direkt ein passendes Netzteil und Ladekabel im Lieferumfang haben. Bei OnePlus ist das beispielsweise der Fall und das Netzteil ist direkt fest verbunden. Ansonsten ist der Frust aber groß, wenn das Ladepad gar nicht erst funktioniert.
Können nur Smartphones geladen werden?
Praktisch wird das kabellose Laden natürlich gerade, wenn mehr als nur Smartphones damit geladen werden. Das ist theoretisch auch kein Problem, so ist es rein technisch möglich, die entsprechende Spule auch in Tablets oder ähnlichem zu verbauen. Das ist aber leider noch die Ausnahme, beispielsweise das neue Amazon Fire HD 8 Plus ist aber mit kabellosem Laden ausgestattet. Auch Kopfhörer, beziehungsweise die entsprechenden Ladeboxen unterstützen Qi-Laden schon, hier sind die Aukey EP-T10 Kopfhörer als kostengünstiges Beispiel zu nennen.
Bei Smartwatches ist kabelloses Laden noch wenig verbreitet, einige Modelle kommen aber auch hier schon mit Qi-Ladestandard. Die Moto 360 Smartwatch beispielsweise unterstützt kabelloses Laden, sonst ist dieses Feature aber noch eher rar gesät. Interessant wird induktives Laden außerdem, wenn das Smartphone auch „Reverse Wireless Charging“ fähig ist, also auch wieder kabellos Energie abgeben kann. Dabei könnt ihr heute schon mit dem Samsung Galaxy S20 eure Samsung Galaxy Watch Active 2 laden.
Fazit
Kabelloses Laden ist längst keine Zukunftsmusik mehr und auch durchaus erschwinglich geworden. Durch den Energieverlust ist das übliche Laden per Kabel aber noch deutlich schneller, gerade wenn euer Smartphone QuickCharge unterstützt. Bei der Geschwindigkeit müsst ihr bei kabellosem Laden – mit wenigen Ausnahmen – also leider noch deutliche Einbußen hinnehmen. Die Technologie hat aber großes Potential und wird wohl in Zukunft auch in günstigeren Preisklassen verbaut sein.
Xiaomi und OnePlus sind dabei mit 30 Watt Ladegeräten durchaus Vorreiter und liefern schon schnelle Ladegeschwindigkeiten. Das geht aber aktuell noch mit einem höheren Preis einher. Abzuwarten bleibt, inwieweit schnelles kabelloses Laden über die Hersteller hinweg kompatibel sein wird, hier gehen die Hersteller nämlich leider eigene Wege.
Vorteile & Nachteile von kabellosem Laden
- Kabelsalat fällt weg
- Mehrere Geräte kompatibel (Android & iPhone)
- Die Handyhülle kann dran bleiben (je nach Gerät bis 5 mm)
- USB-Anschluss wird geschont
- Ladestationen schon ab 10€ zu haben
- Die Ladegeschwindigkeit ist durch den Energieverlust geringer als mit einem Ladekabel
- Bedienung vom Handy (beim Ladepad) schwierig
- Die Ladestation selbst ist kabelgebunden und daher nicht flexibel
- Kabelloses Laden entwickelt mehr Hitze
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