Open-Source Retro-Konsolen: Was bieten sie und ist das eigentlich legal?
Der Retro-Konsolen und Spielemarkt boomt in den letzten Jahren, doch die Konsolen selbst sind oft nicht gerade billig. Viele Spiele sind aufgrund von niedrigen Auflagen außerdem extrem schwer zu finden und wenn, dann liegen die Preise teilweise in astronomischen Höhen, beispielsweise bei Clay Fighter Sculptors Cut für den N64 liegen die Preise zum Teil bei mehreren 1.000 €! Auch die großen Unternehmen wie Nintendo oder Sony sind mit der NES Mini und der Playstation Classic auf den Zug aufgesprungen – beide allerdings mit begrenztem Spiele-Line-Up.
Gerade deswegen bringen immer mehr Hersteller ihre eigenen Open-Source Retro-Konsolen auf den Markt. Auch gibt es die Möglichkeit sich solche Konsolen, mit einem Raspberry Pi selbst zu bauen oder so einen Bausatz zu kaufen. Diese bieten einem, mit relativ niedrigen Preisen, eine riesige Auswahl an Spielen von verschiedensten Retro-Konsolen. Ein Beispiel dafür ist etwa der RES2k. Aber lohnen diese sich wirklich und ist das überhaupt legal?
Inhalt
Was sind Open-Source Retro-Konsolen eigentlich?
Im Prinzip ist das ganz einfach erklärt. Open-Source Retro-Konsolen bedienen sich an Emulatoren, die auf Betriebssystemen von verschiedensten Konsolen basieren und bieten einem so die Möglichkeit, alte Spiele für wenig Geld wieder spielen zu können. Von C64 bis Xbox ONE, es gibt für quasi jede bekannte Konsole einen Emulator, den man auf diesen Open-Source Retro-Konsolen installieren kann. Damit kann man auf eine riesige Bibliothek an Spielen zurückgreifen. Dabei handelt es sich allerdings nicht immer um Original-Titel, oft sind es Klone oder schlechte Kopien, die zum Teil auch nur schlecht oder gar nicht funktionieren.
Was sind Emulatoren und ROMs
Ein Emulator ist, speziell in Bezug auf Open-Source Retro-Konsolen, ein Programm, das das Betriebssystem einer Konsole möglichst genau kopieren soll. So ist es möglich, die Spiele oder andere Programme von diesen Konsolen zu starten. Teilweise werden auch die BIOS der Konsolen 1 zu 1 übernommen, das kann allerdings problematisch werden, da das nicht legal ist. Viele Open-Source Retro-Konsolen sind direkt mit mehreren Emulatoren ausgestattet, um eine möglichst große Spanne an Spielen zu bieten.
ROMs (Read-Only Memory) sind demnach die Kopien der entsprechenden Spiele, welche man mit dem Emulator spielen möchte. Diese sind, im Gegensatz zu den Emulatoren, fast immer Raubkopien der originalen Spiele.
Sind Emulatoren/ROMs illegal?
Hier bewegt man sich schnell in einer Grauzone. Die Emulatoren sind grundsätzlich nicht verboten, außer der Emulator verwendet das exakte BIOS der jeweiligen Konsole, die emuliert werden soll. Ist das nämlich der Fall, dann ist das Programm illegal, da es sich um eine Raubkopie handelt. Als Endkonsument ist das allerdings nur schwer nachzuvollziehen.
Bei den ROMs ist das schon wieder etwas anderes. Diese sind nämlich nichts anderes als Raubkopien und daher grundsätzlich verboten. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass man sich diese ROMs herunterladen darf, wenn man eine physische Kopie des Original-Spiels besitzt. Das ist allerdings nicht der Fall! Man darf sich aber eine Kopie des Spiels für den privaten Gebrauch ziehen, es sei denn, man muss dafür einen bestehenden Kopierschutz umgehen. Also dasselbe Prinzip, das auch bei CDs, DVDs oder BluRays gilt. Diese Kopie darf man dann aber weder verbreiten, noch in einen Emulator einbinden.
Obwohl man sich also strafbar macht, gibt es, trotz der Popularität von Emulatoren und ROMs, erstaunlicherweise kaum Berichte darüber, dass Privatpersonen strafrechtliche verfolgt wurden. Aufpassen muss man aber, wenn man diese Dateien online zur Verfügung stellt. Da sind die Unternehmen (gerade Nintendo) nämlich sehr schnell mit einer Abmahnung oder sogar Klage dabei.
Ausnahmen gibt es aber natürlich auch. Viele Spiele-Entwickler, gerade aus dem Indie-Bereich, stellen ihre Spiele frei zur Verfügung. Wenn diese also online frei erhältlich sind und kein Kopierschutz oder ähnliches umgangen werden muss, können diese Spiele ohne Angst vor rechtlichen Folgen in Emulatoren eingebunden werden. Das betrifft dann aber meistens nur aktuellere Titel.
Die Vor- und Nachteile einer Open-Source Retro-Konsole
Der wohl größte und offensichtlichste Vorteil ist natürlich der Kostenfaktor. Emulatoren für den PC oder das Smartphone sind in den meisten Fällen kostenlos und man findet eine riesige Auswahl an Spielen. Auch Konsolen, die auf Emulatoren basieren, sind um ein vielfaches günstiger als die Alternative, sich alle Original-Konsolen und Spiele zu kaufen. Von 10€ bis zu mehreren 100€ ist hier die Auswahl enorm groß.
Genauso liegt auch der größte Nachteil auf der Hand. Man macht sich oft einfach strafbar, bewegt sich aber mindestens in einer rechtlichen Grauzone. Ob das nun Folgen haben wird oder nicht und wie man das mit sich selbst vereinbart, ist wieder eine andere Baustelle. Auch die Qualität der Konsolen lässt oft zu wünschen übrig, egal ob in Bezug auf die Verarbeitung oder die Software und Spiele.
Pro | Kontra |
✅ günstig zu haben | ⛔️ teilweise illegal |
✅ große Auswahl an Spielen | ⛔️ teils schlechte Verarbeitung |
✅ viele verschiedene Modelle und Anbieter | ⛔️ Software/Spiele funktionieren nicht immer |
⛔️ „Retro-Charme“ geht schnell verloren |
Verallgemeinern kann man alle Punkte aber auch nicht. So gibt es auch einige sehr gut verarbeitete Konsolen, auf denen auch die meisten Spiele vernünftig laufen. Die wenigen guten Modelle zwischen dem Schrott zu finden ist die Schwierigkeit dabei.
Worauf muss man also achten?
Eine Faustregel gibt es da leider nicht. Von den Angaben der Hersteller oder Shops sollte man sich auf keinen Fall beeindrucken lassen. Aussagen wie „10.000 Spiele“ oder „HD Grafik“ sind oft irreführend oder ganz einfach gelogen. Schaut genau auf die technischen Daten: wenn laut diesen das Display 240 Pixel groß ist, aber mit HD-Screenshots geworben wird, dann solltet ihr misstrauisch werden. Wenn es gar keine Daten-Tabelle gibt, dann lasst es direkt ganz bleiben.
Das Beste, was man wahrscheinlich machen kann, ist nach Reviews suchen. Wenn man sich also für eine bestimmte Konsole interessiert oder einfach generell überlegt sich eine zuzulegen, dann gibt es etliche Videos oder Blog-Artikel die sich im Detail mit verschiedensten Modellen auseinandersetzen und diese auf Herz und Nieren testen.
Wir haben selbst den LDK oder das Coolbaby getestet und auch auf YouTube ist die Szene sehr stark vertreten. Bei NerdsHeaven.de oder Greg’s RPG HeaveN werden regelmäßig Konsolen wie der GPD XD oder das RG350 getestet.
Sollte man sich also eine Open-Source Retro-Konsole kaufen?
Die meisten Fans und Sammler von Retro-Konsolen und Spielen sind immer interessiert an Möglichkeiten, diese zu spielen. Gerade die Open-Source Retro-Konsolen sind da eine tolle Option um das zu tun, ohne Unmengen an Geld auszugeben. Ein Großteil davon leidet allerdings unter schlechter Verarbeitung und einer Software, mit welcher die Spiele nur bedingt bis gar nicht laufen. In Kombination mit der Frage zur Legalität, schmälert das natürlich den Spaß und den Anreiz sich so eine Konsole anzuschaffen. Trotzdem sind die meist niedrigen Preise sehr verlockend.
Informiert euch vor dem Kauf so gut wie möglich. Auch hier auf China-Gadgets.de haben wir schon solche Konsolen getestet, und weitere werden noch folgen. Wie steht ihr zu der Thematik? Spielt ihr gerne auch ältere Spiele, und wenn ja, auch welcher Konsole/Plattform?
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