Test: Alfawise U20 Pro 3D-Drucker für 402€ (Creality3D CR-10S Pro Klon)
Der Drucker ist mittlerweile nicht mehr erhältlich. Für aktuellere Modelle schau mal in unsere Themenwelt 3D-Druck.
Na, kommt ihr noch mit? Bisher habe ich hier (neben gut 60-70 anderen 3D-Druckern 😉 ) den Alfawise U30, Alfawise U30 Pro und den Alfawise U20 getestet. Was fehlt? Genau! Der Alfawise U20 Pro 3D-Drucker für aktuell 402€. Wie bei der U30-Serie soll das „Pro“ für ein Update, eine verbesserte Version, bei gleichen Baumaßen stehen. Das hat allerdings beim kleineren U30 Pro nur bedingt geklappt. Schafft es der Alfawise U20 Pro, sich gegen dutzende 3D-Drucker aus China, die inzwischen auf dem Markt sind, durchzusetzen?
- Alfawise U20 Pro 3D-Drucker (Aktuell nicht mehr verfügbar)
- Druckraum: 300 x 300 x 400 mm
- fast fertig vormontiert
- „Relativ“ leise, dank der TMC2208 Treiber (Artikel lesen!)
- Zwei Z-Moteren / Gewindestangen
- Autoleveling, Touchscreen und „fancy LEDs“
Vielleicht geht es euch ja auch so wie mir: Irgendwie erwartet man pauschal, dass der U20 (Pro) entweder kleiner oder älter als der U30 (Pro) ist. Dem ist nicht so. Zudem ist der Unterschied zwischen der U20 und der U30 Serie – unabhängig des „Pro“-Zusatzes – erheblich. Auch der Unterschied des U20 zum U20 Pro ist groß – eigentlich wurde hier mehr beim Creality3D CR-10S Pro als bei vorherigen Alfawise-Modellen abgeguckt. 😉 Die einen empfinden das als Kompliment, die anderen schlicht dreist. Doch starten wir vorne.
Versand, Verpackung und Zubehör
Da Alfawise eine Eigenmarke von GearBest ist haben wir eben bei GearBest bestellt. Nach 17 Tagen ist das Paket aus China bei uns unbeschädigt eingetroffen. Wie inzwischen meistens der Fall ist das Innere auf zwei Etagen Schaumstoff verteilt.
Alfawise hat nicht mit dem Verpackungsmaterial geknausert und so ist wirklich jedes Teil sehr sicher geschützt. So sehr, dass Alfawise sich entschieden hat, auf manche Schaumstoffteile extra Beschriftungen anzubringen, damit man es nicht aus Versehen wegwirft.
Das klingt zwar jetzt komisch, aber guckt beim Auspacken immer noch einmal gründlich in den Karton: Schon oft habe ich losgelöste Schrauben oder Zubehör einzeln in der Kartonritze finden können. Das sind dann meist genau die Teile, die ihr unbedingt für den Aufbau braucht ;-).
Hat man alles vorsichtig ausgepackt, so findet man eigentlich nur zwei größere Teile vor sich. Die Basis, d.h. das Heizbett, Mainboard, Touchscreen und die Y-Achse. So müssen letztlich nur vier Schrauben für den Aufbau eingeschraubt werden.
Abschließend werden noch zwei weitere Schrauben für die Filamentrollen-Halterung reingedreht und die Kabel für die jeweiligen Stepper, Endstops, etc eingesteckt. Der obere Aufbau wird komplett über ein Flachbandkabel wie beim CR-10S Pro versorgt. Das ist sehr bequem, aber auch ein bisschen steif. Somit ist der Aufbau in etwa 20 Minuten komplett erledigt – ein Segen, wenn man keine Lust auf ein DIY-Kit und 3-6 Stunden Aufbauzeit hat.
Die Verarbeitungsqualität und die bereits zusammengebauten Baugruppen würde ich mit einer 2- bewerten. Die Frontblende (mit LEDs, dazu später mehr) und die roten Bauteile wirken etwas billig, einzelne Bauteile wurden nicht fest genug oder nicht rechtwinklig montiert. Einzelne Kabel hätte man besser verlegen können.
Das Zubehör ist „OK“. Wir haben einen Filamentspachtel zum Lösen der Drucke, eine Filamentrolle (dazu später mehr!), ein USB-Kabel (für Firmware-Updates oder Druckserver-Anbindung), eine rudimentäre Anleitung, eine microSD-Karte und ein EU-Kaltgerätestromkabel dabei – eine Filamentzange sucht man jedoch leider vergeblich.
Die Druckqualität des U20 Pro
Nach dem ersten Anmachen leuchten die „cool color-changing indicator lights“ (so steht es in der Beschreibung), d.h. die zwei LED-Augen, auf. Mein erster Gedanke: „Was für ein unnötiger Mist„. Mein zweiter Gedanke: „Ne wirklich, warum …?!„. Es ist ja nicht so, dass auf dem Touchscreen genau die gleichen Informationen und diverse andere Infos stehen würden.
Immerhin lassen sich die LEDs im Menü deaktivieren und so bleibt nur die Anmerkung: Die Cents hätte Alfawise besser investieren können – z.B. für eine Zugentlastung (Nogo!) oder Isolierung für das Heizbett.
Die Bedienung über das Touchscreen ist OK. Manche Elemente lassen sich erst beim zweiten Anlauf exakt treffen, das ist aber verschmerzbar. Der Filamentsensor meldet den Filamentmangel, das halbautomatische, geführte Leveln klappt gut.
Einerseits muss man Alfawise noch einmal (kurz) loben, dass eine 250g Rolle Filament beigelegt wurde (statt wie so oft klägliche 10m), allerdings war meine Rolle mit blauem Filament, schon direkt nach dem Auspacken, extrem brüchig. Es ist im Stepper, PTFE-Tube und Hotend gebrochen. Das führte zu verstopften Düsen, Druckabbrüchen und schlechten Druckergebnissen. Teilweise lag die Schuld auch bei mir: Ich hätte es schneller einfach in den Müll werfen sollen (was mir aber ein bisschen weh tat).
Übrigens: Weil ich immer wieder nach Filament gefragt werde, was ich empfehlen kann: Für diese Testdrucke habe ich unter anderem das 1kg Silberfilament von Geeetech für 19,99€ genutzt. Bei größeren, glatten Oberflächen haut das optisch voll rein. Das Filament erhält in knapp 150 Bewertungen 4,7 von 5 Sterne.
Was beim Druckbeginn sofort negativ auffällt: Die Lautstärke. Zwar ist das Bewegen des Hotends, dank der TMC2208 Stepper-Treiber, schön leise, dafür sind die Gehäuselüfter „schön“ laut. Ziemlich laut. Wirklich: Leute, warum macht ihr das?! Klar, die Treiber sollen auch für ein besseres Druckbild sorgen, aber die extrem reduzierte Drucklautstärke (Stichwort: Resonanzschwingungen) ist doch mindestens genauso toll. Wieso investiert ihr nicht 2,23 Muscheln für vernünftige Lüfter mehr? Es müssen doch nicht einmal Noctua-Lüfter sein, sondern nur „etwas bessere“ als diese China-0815-Lüfter. So röhrt der Drucker dann doch auf verhältnismäßig lauten 62-67 dB! Beim CR-10S Pro habe ich dies auch kritisiert, allerdings war der nicht so laut.
Ich hatte stinknormale 3D-Drucker aus China, die inzwischen knapp zwei Jahre alt sind, die ohne Stepper-Driver, nur etwa 1-2 dB lauter sind. So müsst ihr, sofern der Drucker leiser sein soll, andere Lüfter kaufen und, das ist leider auch Schuld an der Lautstärke, die Lufteinlässe im Gehäuse besser öffnen. Betreibt man die Lüfter ohne den „Schutz“ sind diese schon etwas leiser …
Eine kleine Besonderheit ist für mich die Position der Filamentrollen-Halterung: Häufig befindet diese sich auf dem 3D-Drucker oder es gibt schlicht keine – wie zuletzt beim TEVO Tarantula Pro. Beim U20 Pro ist diese seitlich hinten links angebracht. Dies benötigt zwar mehr Platz in die Breite bzw. Tiefe, dafür wird das Filament jedoch sauber eingezogen. Beim CR-10S Pro muss bzw. sollte man sich Führungen mit Umlenkrolle drucken.
Doch jetzt Butter bei die Fische – wie ist die Druckqualität? Die Druckergebnisse sind, mit dem richtigen Filament und Cura-Parametern, gut bis sehr gut! Schneller als 60mm/s würde ich persönlich, je nach Layerheight und Anspruch, jedoch nicht gehen. Der Creality3D CR10-S Pro hat hier allerdings leicht, wenn auch nur gaaanz leicht, die Nase vorne. Hier gibt es z.B. Deadpool als Zeitraffer für euch:
Leider war bei z.B. diesem Druck der Zahnriemen für das Heizbett etwas zu locker, was mit kleinen „Ghosting-Effekten“ quittiert wurde. Beim Lösen der Umlenkrolle, um den Zahnriemen zu spannen, ist mir dabei aufgefallen, dass diese fest auf/in das Aluprofil geschraubt wurde – d.h. ich musste mir T-Nuts besorgen und somit die Position selbst flexibel ändern zu können. Leider wieder eine kleine Stelle, bei der man merkt: Hier wurde (auch) nicht mitgedacht.
Bei einem weiteren Testdruck, der folgenden Vase, gab es schlicht keinen einzigen Fehler zu sehen. Der Druck sieht richtig gut aus!
Es gab keine Blobs, keine unsauberen Layer, die Oberflächen reflektieren richtig schön im Licht – so soll das sein.
Übrigens: Betreibt ihr den Alfawise U20 Pro über z.B. Octoprint als Druckserver, ist euer Display in einem Bootloop gefangen, d.h. das Display/UI fährt immer wieder hoch. Hier wäre eine Anpassung der Firmware wünschenswert.
Ein großes Manko ist die Firmware bzw. die Community um den 3D-Drucker herum. Die vorhandene ist zwar „OK“, aber vergleicht man dies mal mit der Community und verschiedene Firmwares um „Crealitys 3D-Druckerwelt“, so hat hier Alfwawise klar das Nachsehen. Und da der Alfawise U20 Pro und der Creality3D CR-10S Pro preislich gleich auf sind, ist dies für mich(!) der Dealbreaker.
Fazit: Alfawise U20 Pro
Hinweis: Der Drucker wird exklusiv von GearBest verkauft und ist dort aktuell nicht vorrätig. So gibt es zurzeit keine Möglichkeit, den Drucker zu kaufen.
Ihr kennt es schon aus meinen anderen Tests: Ich kreise erst einmal die potenziellen Interessenten ein – sofern der 3D-Drucker kein kompletter Elektroschrott ist. Preislich liegen wir beim Alfawise U20 Pro schon im gehobenen Mittelfeld der 3D-Drucker aus China.
Nicht jeder will zum Antesten eines neuen Hobbys so viel Geld ausgeben. Auch nicht jeder braucht einen so großen Druckraum. Falls du dich hier wiederfindest, solltest du dir mal den Creality3D Ender-3 mit 220 x 220 x 250 mm Druckraum für schmale 150€ anschauen. Die Community, auch hier bei CG, ist groß und hilft den Einsteigern schnell weiter – das ist sehr angenehm für den Beginn.
Du willst noch genauer drucken, als das es mit dem FDM-3D-Druck überhaupt möglich ist? Dann schau dir mal unsere Tests zu den SLA-3D-Druckern, dem Elegoo Mars und dem Anycubic Photon S an.
Schauen wir uns die Kombination aus verbauten Features, Druckraum und Preis an, so müssen wir den Alfawise U20 Pro (oh Wunder!) mit dem Creality3D CR-10S Pro vergleichen. Und dann geht der Gewinn eindeutig an den Creality3D CR-10S Pro! Sollte der Alfawise U20 Pro jedoch weiter im Preis signifikant sinken und bei ~300€ landen (d.h. ~100€ günstiger), wäre er für mich persönlich eine Kaufüberlegung wert – sofern man auf die Community, Mods und Updates verzichten kann.
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Kommentare (8)