Kurz-Test: Khadas VIM2 Max TV Box für 91€ (besserer Raspberry?)
Der komplette Markt der SBCs (Single-Board Computer, Einplatinencomputer) wird eigentlich durch den Raspberry, aktuell der Pi 3B, dominiert. Das ist ziemlich schade, denn Wettbewerb hat bekanntlich nie geschadet – ein bisschen mehr Schwung täte den „Kleinen“ gut. Es gibt mehrere ernst zunehmende Konkurrenten, die teilweise erheblich mehr Leistung bieten. Nach der „Geekbox“ (und den mäßigen Erfahrungen) habe ich der Khadas VIM2 Max für 91€ wieder eine Chance gegeben. Auch, weil sich hierzu keine deutschen Testberichte finden ließen und wir ihn sehr spannend finden.
- Khadas VIM2 Max TV Box (Android, Ubuntu, KODI) für 91€
- Verschiedene Versionen, ab 62€
- CPU: Cortex A53 (Octa Core / ARM)
- 3GB RAM (DDR4), 64GB ROM (eMMC)
- USB-C, 2x Infrarot, 3x Taster, Bluetooth, Gigabit LAN, 20 Pins
- kleiner als Raspberry Pi 3B
Der Khadas VIM2 ist der Nachfolger der VIM1 und somit kein „Schnellschuss“. Wie bei der VIM1 TV Box gibt es drei verschiedene Versionen – wir haben uns für die Max entschieden, was definitiv nicht für jeden Sinn macht. Doch dazu später mehr. Die größten Unterschiede der verschiedenen Varianten liegen in RAM, ROM, WiFi und Bluetooth. Der Fokus liegt bei allen drei Varianten, gerade in Ergänzung mit dem VTV Extension DTV Board, bei Multimedia-PCs.
Bestellt wurde bei GearBest, das Päckchen war nach 14 Tagen da, soweit ist alles beim Alten. Der VIM2 Max selbst steckt in einem schlichten, aber durchaus schönen Karton.
Im Inneren befindet sich, je nach bestellter Version, nur ein USB-C-Kabel und eben die TV-Box. Es kann auch ein Kit mit einer Fernbedienung bestellt werden, oder man packt eine Fernbedienung für ~2,50€ oder 4,20€ mit in die Bestellung. Wir haben uns gegen eine Fernbedienung entschieden, da letztlich jede Infrarot- (und natürlich auch Bluetooth) Fernbedienung genutzt werden kann.
Was beim Betrachten der Artikelbilder und auch auf den ersten Blick nach dem Öffnen des Kartons nicht sofort ersichtlich ist: Das Gehäuse ist mit vier 3-Kant-Schrauben zugeschraubt. WTF. Da konzeptioniert man einen SBC, der auch für Bastler sein soll, und entscheidet sich für eine Schraubenart, für die möglichst wenig Bastler zuhause die entsprechenden Bits/Schraubendreher besitzen? 6-Kant/Inbus oder Kreuzschlitz wäre nicht gegangen?
Nun kann man natürlich argumentieren, dass man ggf. das Gehäuse nicht wirklich öffnen muss (die 40 Pins sind auch so zugänglich), allerdings sind die Schrauben auch nicht wirklich sehr festgezogen und so muss man diese noch einmal festziehen. Ihr werdet vielleicht schmunzeln, aber wieder einmal hat mein 2-3€ „Billigkit“ aus China in der Schublade mir spontan geholfen.
Kommen wir zum Platinen-Layout. Mir persönlich gefällt es ein Stückchen besser als das eines Raspberrys. Das sieht jedoch vermutlich jeder anders. Was ich mag: Es gibt drei Buttons – einer davon ist ein richtiger Power-Button. USB-C für die Stromversorgung (Power-In) finde ich zeitgemäßer, 4 USB-Ports finde ich übertrieben (kostet auch Bauhöhe), Infrarot-Empfänger ist an Bord, einen Klinkenanschluss brauchen 2017 nur noch die Wenigsten.
Die Unterseite des Khadas VIM2 Max besitzt nur den für uns wichtigen Einschub für die microSD-Karte (TF-Card).
Als alter 3D-Druck-Nerd habe ich natürlich auch direkt thingiverse nach alternativen Gehäusen bzw. Mods durchsucht: Das ernüchternde Ergebnis – es gibt nur zwei Cases. Vergleiche ich das Suchergebnis mit den ~4300 Treffern meiner Raspberry-Suche wird schnell klar, welche SBCs die 3D-Druck-Community verwendet. Mein Kali-Distro-SBC-Favorit, der ODROID-C2 erhält immerhin ~100 Treffer.
Die Community ist, wie auch bei anderen SBCs, der wunde Punkt. Mag die Hardware noch so schnell und gut durchdacht sein, mag sie noch so gut im Preis-Leistungs-Verhältnis punkten – ohne die passende Community verpuffen diese Pluspunkte. Für den Raspberry gibt es kaum ein Bastlerprojekt, das es nicht gibt. Das offizielle Khadas Community Forum enthält insgesamt nicht einmal 1000 Threads. Den Profi stört dies nur bedingt (Stichwort: Treibersuche), als Einsteiger fehlen einem aber die exakten Aufbauanleitungen für das zukünftige Bastlerprojekt.
Der erste Start
Das vorinstallierte Android 7.1. bootet zügig und ist nicht mit Bloatware, wie bei so manch anderer Box, zugemüllt. Also schnell die ersten Benchmarks angeschmissen und die Performance ist wie zu erwarten: Oberes Mittelfeld.
Betrachtet man nur die Single-Core-Ergebnisse, ist die Performance maximal im Mittelfeld anzusiedeln, unterstützt unsere App/Prozess jedoch ordentliches Multithreading, kann der Octa-Core ARM Cortex-A53 ein bisschen mehr punkten. Für Android reicht es locker, die Bedienung ist flüssig. Einfachere Spiele bekommt die Mali-T820MP3 GPU noch gestemmt, bei komplexeren Games ruckelt es.
An dieser Stelle muss ich zugeben: Ich gucke gerne und viel Serien/Filme, bin jedoch mit meinem aktuellen Setup zufrieden und habe so, ehrlich gesagt, weder LibreELEC noch das HDMI mit 4K@60Hz getestet.
Ich gehöre eher zur Bastlerfraktion und habe mir direkt das Dual-Boot-Image (Android Nougat & Ubuntu 16.04) auf der offiziellen Seite heruntergeladen und installiert. Ohne Probleme. Das Ansteuern der PINs hat, genau wie das Steuern per Fernbedienung, auch funktioniert. Die Benchmarks unter Ubuntu zeigen auch (bis auf beim RAM) – die Unterschiede zu einem Raspberry sind extrem.
Hier endet dann jedoch auch schon der Kurz-Test. Klar könnte ich jetzt einen Webserver, eine NAS oder einen Videoplayer installieren – das geht aber auch alles mit einem Raspberry (nur die Performance ist nicht so gut). Es täte Khadas in meinen Augen also gut, direkt 2-5 spannende Ideen für Projekte mitzuliefern.
Fazit
Ich weiß nicht was mich bei der Bestellung des Khadas VIM2 Max geritten hat. Hatte ich wirklich die Hoffnung, es gäbe außerhalb des Raspberry Pi auch nur eine ansatzweise so große Community? Leider steht und fällt mit der Community ein Großteil der Einsatzgebiete. Wer dennoch die Performance, oder genau die Anschlüsse des Khadas VIM2 Max braucht, kann ihm eine Chance geben. Ich würde dann jedoch zu einer kleineren Version mit weniger ROM (eine zügige microSD-Karte reicht) raten. „Schlecht“ ist er nicht – er haut mich jetzt aber auch nicht vom Hocker.
Vielleicht hat der Blick über den „SBC-Tellerand“ ja den ein oder anderen von euch auf eine Idee gebracht und vielleicht gebt ihr mir noch ein Testszenario (in dem ein Raspberry keinen Sinn machen würde). Dann ergänze ich den Artikel gerne noch.
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