3D-Drucker im Test: Tevo Tarantula Pro für 85,48€ aus EU-Lager
Den Tevo Tarantula Pro bekommt ihr gerade für nur 85,48€ aus dem EU-Lager von Banggood.
Vor über zwei Jahren habe ich den Tevo Tarantula 3D-Drucker für uns getestet. Inzwischen hat sich viel getan und seit dem Sommer 2019 gibt es den Tevo Tarantula Pro für etwa (verhältnismäßig) schmale 200€. Der 3D-Drucker ist jetzt definitiv keine Revolution (ich erinnere mich immer noch gerne an das Tevo Little Monster!), aber nach einigen Monaten im Test soll nun mein Tevo Tarantula Pro Test folgen.
- Tevo Tarantula Pro 3D-Drucker
- bei Banggood für 85,48€ (EU-Lager)
- Druckraum: 235 x 235 x 250 mm (Vergleich: Ender-3 mit 220 x 220 x 250 mm )
- DIY-Kit: Aufbauzeit sollte mitbedacht sein
- Extras: „Volcano Hotend“, MKS Gen L V1.0 Mainboard, Stepper Treiber (TMC2100) und vieles mehr
Äußerlich ähnelt der „neue“ Tevo Tarantula Pro eigentlich wesentlich mehr dem kurz vorher erschienenem Tevo Flash, den ich im Mai 2019 getestet habe. Allen Modellen gemein sind die netten Farbakzente; ich vergleiche die Marke Tevo immer gerne mit Razer. Interessant war es für mich, zu sehen, ob die Bausatzqualität weiterhin hoch ist und man aus den vorherigen Fehlern gelernt hat. Für unter 200€ bietet der Tevo Tarantula Pro auf dem Papier äußerst viele nette Features!
Versand, Verpackung und Zubehör
Bestellt und versendet wurde mit/über Banggood und innerhalb von 8 Tagen ist das Paket unbeschädigt eingetrudelt. Im Gegensatz zu den meisten China 3D-Druckern haben wir hier wieder einen richtigen Bausatz vor uns – d.h. wir dürfen schon mal erheblich mehr Zeit für den Aufbau einplanen. Wobei ich das gleich relativieren möchte: Einerseits sind einige Teile doch vormontiert, andererseits ist die Aufbauanleitung wirklich gut. Die Bauteile befinden sich sicher, in Schaumstoff verpackt, auf zwei Ebenen.
Beim Auspacken fällt auf: Kein Bauteil ist krumm bzw. beschädigt und die Bauteilqualität ist wieder einmal, zumindest auf dem ersten Blick, gut. Selbst die Pulleys („Zahnräder“ für die Zahnriemen) sind aus ordentlichem Metall. Die Aluprofile sind schön von allen Seiten schwarz eloxiert.
Was mir, wie bei Tevo üblich, wieder sehr gefällt: Die für die einzelnen Bauschritte benötigten Teile (d.h. Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, etc.) sind in beschrifteten Tüten verpackt. Die Aufbauanleitung zeigt einem zu jedem Bauschritt, welche Tüte man benötigt.
Insgesamt würde ich der Aufbauanleitung eine Schulnote „2“ geben. Es gibt ausreichend viele Aufbauschritte, das Englisch ist gut, der Einbau der Zahnriemen oder des Feeders wurde jedoch z.B. vergessen. Wer zum ersten Mal einen 3D-Drucker aufbaut, wird kurz grübeln müssen. Die Anleitung liegt nur in digitaler Form auf der NoName SD-Karte bei. D.h. ihr baut den 3D-Drucker in der Nähe eines Bildschirms auf. Mir ist eine digitale, dafür aktuelle Aufbauanleitung jedoch lieber, als eine veraltete unverständliche ausgedruckte Zettelwüste (*hüstel* Tronxy *hüstel*).
Die 512 MB NoName SD-Karte beinhaltet … hätte jedoch gerne etwas größer ausfallen dürfen. Je nach GCODE und „Sammelwut“ wird man schnell an der Grenze sein.
Wie eingehend erwähnt: Im Groben und Ganzen gefällt mir die Bauteilqualiät sehr. Zu oft hatte ich leider schon zu dünne Halterungen, verbogene oder bereits zerkratzte Bauteile – nicht bei TEVO.
Was ich allerdings schade finde – und das dürfte in der Herstellung nur ein paar Cent mehr kosten: Nicht alle Bauteile wurden aus Metall gefertigt. So sind die Entstopp-Halterungen aus Acryl und die obere Halterung für die Z-Gewindestange „okay“ 3D-gedruckt.
Versteht mich nicht falsch: Die erwähnten Teile stehen unter keiner großen mechanischen Belastung, werden also locker halten, allerdings trübt das Sparen an den falschen Stellen den Gesamteindruck.
Während des Aufbaus fallen noch ein paar Sachen positiv auf: So ist die Unterseite des Heizbetts isoliert (Temperatur wird besser konstant gehalten, was auch Strom spart), es verfügt auch über eine Zugentlastung (andernfalls könnte sich das Kabel nach tausenden Bewegungen lösen) und die Levelräder verfügen über eine Zahlenbeschriftung (kleines smartes Feature).
Weiterhin gefällt mir, dass man die SD-Karte (keine kleine fummelige microSD-Karte) bequem vorne einstecken kann – nicht wie bei vielen anderen 3D-Druckern an der Seite oder gar hinten. Die Bedienung bzw. das Display wird, so viel vorweg, gut bzw. zweckmäßig sein. Für den Preis erwarte ich kein Touchscreen, freue mich aber über Standardkomponenten mit großer Fanbase. Hier wurde das MKS MINI12864 (Version 2.0) verbaut.
Nach all des Lobes nun auch wieder ein paar unschönere Punkte: Man verwendet zwar das Makerbase MKS Gen L (Version 1.0) und TMC2100 Stepper Treiber, allerdings ist die Unterseite komplett offen. So kann man sich zwar einen (im China-Zweifel lauten) Lüfter sparen, muss aber höllisch aufpassen wo bzw. wie man den Drucker abstellt, um nicht Kabel zu knicken, rauszuziehen, Pins umzubiegen etc.
Hier hätte ich mir 2019 ehrlich gesagt ein geschlossenes Gehäuse gewünscht. So solltet ihr definitiv eure Kabel ordentlich fixieren – nichts darf „herumfliegen“. Immerhin liegen dafür genug Kabelbinder bei. Einen fetten Minuspunkt möchte ich dem Netzteil bzw. der nicht wirklich vorhandenen Netzteilhalterung geben. Dies wird nämlich nur an der Rückseite befestigt und hängt somit zur Mitte durch. Es liegt dann sogar auf dem Boden auf – die Gummifüße sind somit nutzlos. Vibrationen werden wieder übertragen und mit Pech zerkratzt man sich auch noch die Werkbank (= egal) oder Omas Glastisch von 1903 (= Erbe in Gefahr?).
Weiterhin möchte ich bemängeln: Es fehlt die Filamentzange, eine Halterung für die Filamentrolle und für den Aufbau ein passender Maulschlüssel (die Muttern besitzen verschiedene Durchmesser), sowie Kreuzschlitz-Schraubendreher. Das ist schade, denn so haben wir hier definitiv kein „ready-to-print Kit“, wie es beworben wird. Auch ist das beigelegte Filament mit etwa 10 Metern doch sehr dürftig.
Ihr merkt (hoffentlich) an der Ausführlichkeit dieses Abschnitts: Inzwischen ist die Verarbeitungsqualität und die verbauten Komponenten des 3D-Druckers der eigentlich wichtige Punkt bzw. das Kaufkriterium. Die eigentliche Druckqualität, dazu später mehr, ist inzwischen bei den meisten China 3D-Druckern bei einem ähnlich gutem Niveau.
Drucken mit dem Tevo Tarantula Pro
Die kurze Antwort: Nach noch etwa 120-180 Minuten Tuning ist das Ergebnis gut bis sehr gut. Bis dahin musste die Position der End-Stopps verschoben, die Z-Rod (Gewindestange) neu fixiert, schrauben gelöst und neu festgemacht werden. Da Cura kein fertiges Profil für den Tarantula Pro besitzt (auch nicht in der aktuellsten 4.3.0) und im Internet auch nichts Brauchbares zu finden war, muss man sich mit dem Calibration Cube, Heattowern und Benchies weiter an ein gutes Ergebnis herantasten.
Leider ist bei meinem Modell das Heizbett sehr uneben. So gibt es Abweichungen von teilweise 1-2 mm – die durchaus beim ersten Layer kritisch sind. Da wir über keinen Autolevelsensor und Meshleveling verfügen, kann das gerade bei großen Drucken mit hohen Temperaturen (ABS als Filament) zum Problem werden. Dies konnte ich nur mit dem guten, alten Prittstift (= mehr Haftung) und einem/einer ordentlichen Brim in den Griff bekommen. Schade.
Was ich vor zwei Jahren noch positiv hervorgehoben habe war der Feeder, der schon teilweise sehr an dem Titan E3D Extruder angelehnt ist. Allerdings gestaltet sich das Nachfüllen von Filament als etwas fummelig und das Plastikgehäuse fühlt sich nicht so wertig, wie z.B. der Vollmetall Feeder des Creality3D CR-10S Pro, an. Hier hätte ich mir, in all den Jahren, einen gewissen Fortschritt gewünscht.
Das 24V-Netzteil leistet, in Kombination mit der Heizbett-Isolierung, ganze Arbeit: So erreicht man die 50/200 Grad in etwa 4 Minuten, auch die benötigte Temperatur für ABS-Drucke wird „schnell“ (etwa 8-10 Minuten) erreicht und stabil gehalten. Ich hatte schon so manche China 3D-Drucker die sich mit solchen Temperaturen schwer getan haben.
Die eingehend erwähnte Druckqualität ist mit einer 2+ zu bewerten. Sie ist, zumindest bei meinen Vergleichen, mini-minimal besser als die des Creality3D Ender-3. Der Grund ist relativ schnell gefunden: Die zweiseitige Bauteil-Kühlung des Tevo Tarantula Pro (Volcano Hotend) kühlt eben von einer Seite mehr – Überhänge und das Bridging gelangen auf Anhieb besser.
Dennoch sind die ersten Layer (ggf. nur bei mir, wegen dem gewellten Heizbett) etwas tricky. Auch die oberen Layer kommen qualitativ nicht an die Ergebnisse des (zugegeben: wesentlich teureren) Creality3D CR-10S Pro heran. Für etwa 200€ bin ich jedoch sehr zufrieden. Man darf den Preis einfach nicht vergessen.
Fazit: Tevo Tarantula Pro kaufen?
Sortieren wir erst einmal aus. Für wen ist der Tevo Tarantula Pro nichts? Du möchtest eher kleine Bauteile (Brettspiele, Halterungen, Schrauben, Deko, …) drucken? Die Qualität soll jedoch noch einmal (deutlich) besser sein? Dann stößt der FDM-3D-Druck leider an seinen Grenzen. Nimm einen SLA 3D-Drucker, wie z.B. den Elegoo Mars für 250€ oder den Anycubic Photon S für 330€.
Du brauchst einen größeren Bauraum als 235 x 235 x 250 mm? Du willst ein richtiges Arbeitstier, das sehr viel drucken soll? Dann schau dir unbedingt den Creality3D CR-10S Pro mit 300 x 300 x 400 mm für ~420€ an. Der Druckraum kann ein bisschen kleiner sein, aber du willst noch einmal etwas sparen? Dann nimm den Creality3D Ender-3 für 150€. Gerade für Einsteiger ist der Ender-3 der beliebteste China-3D-Drucker.
Ihr merkt: Es gibt, bei anderen Anforderungen, gute Alternativen zu denen ich raten möchte. Dennoch, der Tevo Tarantula Pro ist ein solider 3D-Drucker, der in der Masse der 3D-Drucker aus China aktuell nur leider etwas untergeht. Hätte es die erwähnten Problemchen nicht gegeben, wäre der 3D-Drucker zu dem Preis und den Features ein echter „No-Brainer“ gewesen! Dennoch: Falls du Spaß am Basteln hast, die kleinen Fehlerchen verzeihst und später auch definitiv ABS-Filament drucken willst: Der Tevo Tarantula Pro ist eine gute Wahl.
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