Im Test: Tevo Flash 3D-Drucker für 268,32€ (kleiner Druckraum, viele Extras!)
Der Drucker ist mittlerweile nicht mehr erhältlich. Für mehr und neuere Modelle wirf einen Blick in unsere Themenwelt 3D-Druck.
Der chinesische Hersteller TEVO hat sich mit seinen 3D-Druckern bereits einen Namen in der 3D-Drucker-Branche gemacht. Mit den von uns getesteten Tornado, Tarantula, Michelangelo und dem großen Delta-Drucker, dem Little Monster, hat TEVO solide 3D-Drucker geliefert – wenn auch mit ein „paar“ Schwachstellen. Der TEVO Flash soll dank Volcano Hotend Klon, leisen Steppern, einer Glasplatte und paar anderen Features für tolle 3D-Drucke sorgen. Dabei ist der Preis mit ~270€ durchaus auf dem ersten Blick attraktiv. Nach gut sieben Monaten Nutzung geht nun der Test raus – Schande über mich ;-).
- Tevo Flash 3D-Drucker
- bei Banggood (nicht mehr erhältlich)
Inhalt
Tevo Flash: die Fakten
Modell: | Tevo Flash 3D-Drucker |
Geschwindigkeit: | maximal 150 mm/s (Laut Hersteller), realistisch: 40 – 90 mm/s |
Druckfläche: | 235 x 235 x 250 mm (Vergleich Ender-3: 220 x 220 x 250 mm) |
Filamentdurchmesser: | 1,75 mm (0,4 mm Nozzle) |
Besonderheiten: | Fast fertig vormontiert |
Extras: |
|
Auf dem Datenblatt lassen sich also eine Menge neuer Features entdecken – insbesondere in dieser Preisklasse. Warum habe ich also nicht zügig einen Testbericht rausgeschoben? Weil mein Fazit zwiegespalten ist – dazu jetzt mehr. Starten wir jedoch erst einmal mit den Basics.
Verpackung und Lieferumfang
Der TEVO Flash kommt in einem mittelgroßen Karton an. Darin sind die Einzelteile schichtweise in Schaumstoff eingelegt. Das Besondere hierbei ist, dass bereits größere Teile vormontiert sind. Was zusätzlich noch positiv auffällt: Jedes Einzelteil hat seinen eigenen Platz und ist gut durch den Schaumstoff ummantelt. Einige von den Einzelteilen sind außerdem noch einzeln in Plastiktüten verpackt, wie zum Beispiel die Z-Koppler.
Nun könnte man meinen, dass die Verpackung inzwischen echt kein Problem mehr darstellen sollte, allerdings hat uns der Anet A8 Plus zuletzt leider eher negativ überrascht. Dort flogen Teile durch die Kiste oder fehlten einfach schlicht. Wer so viel Geld ausgibt, sollte natürlich ein unbeschädigtes Komplettset erhalten.
TEVO hat sich definitiv Mühe beim Verpacken des ~270€ teuren Druckers gegeben. Auf den ersten Blick lassen sich auch keine Mängel erkennen.
Im Lieferumfang enthalten sind:
- Aufbau- und Bedienungsanleitung
- Montagematerial + Werkzeug
- Spachtel
- SD-Karte
- EU-Netzkabel
Wie man an der Auflistung sehen kann, fehlen einige nützliche Extras. Es ist kein Seitenschneider und kein Filamentrollenhalter enthalten. Das letztere kann man zur Not auch selbst drucken (hier von Thingiverse) – dennoch gehört gerade dieses Zubehör für mich dazu (für den Test haben wir den Filamentrollenhalter vom Anet A8 Plus ausgeliehen ;-)). Außerdem lag unserem Drucker auch kein Filament bei, daher solltet ihr dies am besten direkt mitbestellen. Die Versandzeit betrug übrigens bei GearBest 17 Tage.
TEVO Flash: Aufbau und Qualität
Zum Aufbau will ich dieses Mal nicht viele Worte verlieren. In der beiliegenden Aufbau- und Bedienungsanleitung ist Schritt für Schritt erklärt, wie man den TEVO Flash zusammensetzt. Sowohl für die DIY-Version als auch für die fast fertig vormontierte Version. Man schraubt die Achsen aneinander, befestigt es auf der Bodenkonstruktion und verkabelt alles miteinander. Alle Kabel sind hierbei beschriftet, sodass man (eigentlich) nichts falsch machen kann.
Ein Blick in das Innere des 3D-Druckers zeigt Gutes. Die Verkabelung ist anständig, alles sitzt fest an seinem Platz und es herrscht auch kein Kabelsalat. Alles ist schön geordnet. Übrigens: Der TEVO Flash arbeitet, wie z.B. der TEVO Little Monster oder der TEVO Michelangelo, mit optischen End-Stops. D.h. es gibt kein mechanisches Klicken beim Erreichen des Achsenendes – das war aber auch schon der Unterschied. Für die Genauigkeit ergibt sich kein Vorteil.
Der TEVO Flash besitzt einen Titan-Bowdenextruder- und einen Volcano Hotend-Klon. Letzteres ist mit drei Lüftern ausgestattet, um für eine bessere Kühlung zu sorgen. Die Teile sind fest angebracht und wirken relativ stabil. In späteren Tests wird sich zeigen, wie gut die TEVO-Klone arbeiten.
Vielleicht auch mal etwas Subjektives: Ich bin vom schwarz-roten Design des TEVO Flash angetan und finde, dass es zu den schönsten mittelgroßen 3D-Druckern zählt. Allerdings hätte ich mir einen größeren LCD-Monitor gewünscht. Der eingebaute ist leider etwas zu klein und wirkt billig.
Der Aufbau hat etwa 30 Minuten gedauert – inkl. dem Überprüfen aller Winkel und Schrauben. Insgesamt bin ich also mit der Verarbeitung und dem Zusammenbau zufrieden. Soweit so gut.
Der erste Start
Vor dem ersten Druck wird natürlich das Bett gelevelt und hier kommt leider es schon zu dem ersten Problem mit dem TEVO Flash. Der mechanische BLTouch-Sensor, der für das automatische Leveln des Bettes zuständig ist, erkennt nach jedem Durchlauf beim erstellen der 3×3 Matrix andere Distanzen. Das ist relativ bescheiden, denn er soll uns ja nun mal beim automatischen erkennen von Distanzen bzw. Unebenheiten das Leben leichter machen.
Leider habe ich dieses Problem (und nach Recherche im Internet bin ich leider nicht der einzige) auch weiterhin – selbst nach dem Firmware-Update auf Marlin 1.1.9. Ich empfehle euch das Autoleveling zu deaktivieren und/oder gleich die andere Tevo Flash Variante ohne Sensor zu bestellen.
Vielleicht eine Kleinigkeit, aber mir gefällts: TEVO verwendet weiterhin SD-Karten. Diese sind nicht so „fummelig“ wie microSD-Karten oder verschwinden mit Pech im Gehäuse, wie zuletzt beim Anet A8 Plus. Zudem wird die SD-Karte bequem vorne neben dem Display eingesteckt und nicht an der Seite. Leider ist das Display allerdings recht betagt und nicht wirklich blickwinkelstabil.
Wer also viel händisch durch das Menü navigieren will, weil viele Kleinteile gedruckt werden und/oder kein Druckserver benutzt wird, wird sich vermutlich relativ schnell einen Touchscreen, wie z.B. beim Creality3D CR-10S Pro wünschen. Wer wiederum z.B. Octoprint nutzt pfeift generell auf das Display ;-).
Die ersten Drucke
Bevor was „Richtiges“ gedruckt wird, drucke ich wie immer auch erst einmal den Calibration Cube und Benchy. Mithilfe dieser Testdrucke kann man Feintuning vieler Metriken, wie Schichthöhe, Temperatur, Geschwindigkeit etc., im Slicer-Programm betreiben. Übrigens: Der Slicer meiner Wahl ist Cura, aber natürlich könnt ihr auch Simplify3D oder einen anderen Slicer benutzen. Meines Erachtens ist aber Cura einer der einsteigerfreundlichsten Slicer.
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Wie man an den Werten des Calibration Cubes sehen kann, wird an den Einstellungen definitiv noch etwas Feintuning benötigt. Bei schnelleren Druckgeschwindigkeiten (ab ca. 80 mm/s) bemerkt man leider sofort den starken Qualitätsverlust und das trotz des Volcano Hotends Klones, welches das Bauteil von zwei Seiten kühlen soll. Zudem zieren noch vereinzelte Z-Scars und Ghosting-Effekte das Druckbild. Ein richtig gutes Druckbild (Note 2) bekomme ich nur bis 60 mm/s hin. Leider lassen sich die Ghostingeffekte bei mir nie ganz eliminieren.
Das Heizbett ist krass. Es heizt dank der 220V (nein, nicht 12V oder 24V!) in ungefähr 50 Sekunden auf 60 Grad Celsius. Positiv ist auch die von Werk an auf die Unterseite des Heizbettes angebrachte Isolierung. Dadurch kühlt das Heizbett nicht so schnell ab – die Temperatur wird konstant gehalten. Man hätte jedoch die Levelrädchen etwas größer ausfallen lassen können.
Dennoch hatte ich Schwierigkeiten hinsichtlich der Druckbetthaftung. Viele meiner Drucke wollten einfach nicht auf der Glasplatte halten. Hier sollte man schon etwas Erfahrung mitbringen und entsprechend mehr Zeit bei der Konfiguration der ersten Layer, Z-Offset, Brims, Haarspray, etc. mitbringen. Mit PLA bei 50 Grad war das noch einfach machbar, bei ABS mit bis zu 80 Grad Heizbett-Temperatur war es schon etwas nervig (Stichwort: Warping), wenn man schnell mal was drucken möchte. Leider lässt sich die Glasscheibe nicht schnell durch z.B. einen rauen PVC-Untergrund tauschen.
Während den ganzen Testdrucken machte der Drucker stets einen stabilen Einruck (wenn es mit der Haftung denn passte) und die Lautstärke war angenehm. Was natürlich natürlich auch an dem eingebauten TMC2100-Treiber liegt, der dafür sorgt, dass sich die Geräuschentwicklung im Rahmen hält. Nur die Lüfter finde ich etwas zu laut. Wer das Mainboardgehäuse öffnen will (und gleich einen Raspberry reinpackt), kann den Lüfter aber auch abklemmen ;-).
Auch die fortgeschrittenen 3D-Drucker-Nerds kommen auf ihre Kosten. So ist der TEVO Flash aktuell der einzige 3D-Drucker von TEVO der über eine vernünftige Konfiguration für die alternative Firmware Klipper verfügt. Diese ermöglicht in Kombination mit z.B. einem Raspberry nochmals schnellere/bessere 3D-Drucke.
Lobend will ich auch abschließend die Federlösung erwähnen. Der Titan Feeder Clone macht das Austauschen des Filaments zu einem Kinderspiel. Dennoch: Das Entscheidende, die Druckqualität, würde ich bei einer 2-3 ansiedeln. Zu schlecht für die 200-300€-Liga.
Fazit: TEVO Flash kaufen?
Der TEVO Flash liefert, gerade für den inzwischen niedrigen Preis, eine Menge Features. Nicht alle sind nötig oder für den Einsteiger nützlich. So ist z. B. die Glasscheibe für Einsteiger wirklich tricky: Bei der Haftung sollte, gerade bei großen Oberflächen, mit Haarspray oder Prittstift nachgeholfen werden. Leider ist die Scheibe nicht ohne Weiteres austauschbar. Mit 235 x 235 x 250 mm ist der Druckraum auch nur unwesentlich größer als bei dem Einsteiger-3D-Drucker, dem Creality Ender-3 (220 x 220 x 250 mm) für ~160€. Wer größere Teile druckt (und auch viele Features will) greift lieber zum Creality3D CR-10S Pro.
Der BLTouch ist witzlos – genauso wie der Zahnriemen, der die beiden Z-Achsen (obwohl beide Achsen einen eigenen Stepper haben) verbindet. Die beidseitige Hotend-Kühlung bringen keinen Vorteil, auf den Vorteil des sehr schnell erhitzen Hotbeds (240V Anschluss) kann ich auch verzichten. Bei 24V muss ich zwar drei Minuten länger warten, aber bei stundenlangen Druckorgien fällt das nicht wirklich ins Gewicht. Die nicht vermeidbaren Ghosting-Effekte (wenn auch gering auftretend) habe ich nie wirklich 100%ig in den Griff bekommen. Die Community nimmt den TEVO Flash auch eher verhalten auf – so gibt es z.B. bei Thingiverse mal gerade knapp 150 passende Drucke für den 3D-Drucker.
Aber: Wer genau mit diesen Bauraum arbeiten und die Lautstärke in Grenzen halten will, kann beim TEVO Flash richtig liegen. Der Fortgeschrittene kann mit der Glasscheibe umgehen und flashed sich entweder stetig die neuen Marlin oder gar Klipper Firmwares. Man muss aber gewillt sein, noch einiges an Zeit zu investieren. Knappes Fazit: Schade, teilweise (zu) viel Potenzial verschenkt. Ich kann den TEVO Flash nicht empfehlen.
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