Test: TEVO Michelangelo für 167,73€ – Creality Ender-2 Gegner?
Der TEVO Michelangelo kostet momentan 167,73€ bei GearBest mit dem EU-Stecker.
Von dem kleinen Creality Ender-2 schwärme ich nach wie vor und auch bei unseren Lesern kommt er als Einsteiger- oder gar Zweitdrucker sehr gut an. TEVO hat das Potenzial der kleinen 3D-Drucker erkannt und bringt den TEVO Michelangelo für 167,73€ heraus. Neben einem integrierten Netzteil bietet der Michelangelo noch ein paar weitere Vorteile, allerdings hat TEVO bei anderen 3D-Druckern in der Vergangenheit zu leicht Punkte verschenkt. Ist der Tevo Michelangelo eine wirklich gute Creality Ender-2 Alternative?
Tevo Michelangelo 3D-Drucker: winzig, aber ohne beheiztes Druckbett
- Druckfläche: 150 x 150 x 150 mm (Vergleich: Creality Ender-2: 150 x 150 x 200 mm)
- komplett vormontiert (Vergleich: Creality Ender-2: zu 50% vormontiert)
- intern verbautes Netzteil, sehr stabil (Alu-Profile)
- 0,4mm Nozzle, 1,75mm Filament (PLA, ABS, PETG, etc)
- kein(!) beiheiztes Druckbett
Inhalt
Verpackung und Versand
Kurz und schmerzlos: Wir haben bei GearBest via Priority Line (Germany Express) bestellt und 12 Tage (inkl. Wochenende) später war der 3D-Drucker da. Da er zu 100% vormontiert ist, war ich bezüglich der Verpackung etwas besorgt, denn die Achsen „schweben“ frei in der Luft und sind somit ein fieser Hebel. Da unsere lieben Paketdienste auch nicht immer sorgsam bei der Zustellung mit den Lieferungen umgehen, muss eine durchdachte Verpackung her.
Die liefert Tevo auch. Passgenau ist der 3D-Drucker in einem dicken Schaumstoff-Panzer eingelegt. Somit dürften Beschädigungen so gut wie ausgeschlossen sein. Zudem besteht der Michelangelo komplett aus Metall – es gibt keine Acrylteile oder aus Plastik gedruckte Einzelteile/Verbindungselemente – yay! Für diese Preisklasse ist dies eher unüblich.
Denn das hat bei einigen anderen 3D-Druckern aus China immer wieder für Unmut bei mir gesorgt. Diese brechen dann beim Versand mit (sehr viel) Pech doch einmal oder halten Belastungen auf Dauer nicht ausreichend Stand.
TEVO Michelangelo Zubehör
Ach Tevo. Normalerweise knusper‘ ich das Zubehör beiläufig in anderen Kapiteln in meinen 3D-Drucker-Tests ab, aber hier möchte ich mal ein paar Worte mehr verlieren.
- Es liegt kein Filament bei. Nicht einmal 10 Meter. Packt euch also gleich mindestens 200 m bzw. 0,5 kg mit in den Warenkorb. Für mich und meine 25 3D-Drucker ist das nicht wirklich tragisch, ist es jedoch euer erster 3D-Drucker muss man noch einmal ein bisschen Geld investieren bzw. es ist eben kein „All-Inclusive-Set“.
- Es gibt keine Filamentrollen-Halterung. Weder am 3D-Drucker selbst (wie beim Ender-2), noch als externer Halter (wie beim Anycubic I3 Mega). D.h. ihr müsst euch einen selbst drucken, basteln, von einem anderen Drucker nehmen, oder lasst das Filament im Raum „baumeln“.
- Es liegt keine Kabelzange, aka Filamentzange bei. Klar, man kann auch eine Schere nehmen, aber die 50 Cent hätte Tevo schon noch übrig haben, bzw. auf den Preis schlagen können. Hier könnt ihr euch die Zange für 1-2€ mitbestellen. Zudem liegt auch kein Spachtel aka „Filamentkratzer“ bei.
- Die beigelegte SD-Karte (yay!) fasst nur 512 MB (nay!). 512 MB … in welchem Jahrzehnt leben wir denn? 512 MB sind für große GCODE-Dateien, bzw. 3-4 Dateien mehr auf der Speicherkarte einfach zu wenig. Andere Hersteller legen meist ~2 GB bei, was eigentlich reicht. Ich belege so 1 – 1,5 GB. Das ist ein verschenkter Punkt, weil größere Speicherkarten wenige Cent(!) mehr kosten.
Ansonsten liegen die Klassiker bei. Ein paar Inbus-Schlüssel (mäßige Verarbeitung, aber fürs Nachziehen reicht es), ein USB-Kabel für den direkten Druck vom PC (leider nur 40 cm lang – d.h. es ist für Octoprint o.ä. am Einplatinencomputer ausgelegt) und eine englischsprachige Bedienungsanleitung. In dieser wird nur auf zwei Seiten auf den „Aufbau“ bzw. das Festziehen der Zahnriemen eingegangen, der Rest der Anleitung beschäftigt sich mit der richtigen Slicerbedienung.
Das beigelegte Kaltgeräte-Stromkabel verfügt über den EU-Stecker, kann ausgetauscht werden, sodass man ggf. auch die US-Variante des Druckers kaufen kann – sofern diese günstiger ist.
Aufbau und Verarbeitung
Der „Aufbau“, wenn man es denn so nennen möchte, ist in 3 Minuten erledigt. Letztlich müssen nur die vier Gummifüße mit dem beigelegten Schraubendreher unter den 3D-Drucker befestigt werden. Leider ist mein vorderer Gummifuß ein bisschen kürzer als die anderen drei und somit kippelt der 3D-Drucker. Klar, ich lege schnell Pappe drunter, das „Problem“ ist gelöst, aber auch hier werden unnötig Punkte verspielt. (Im Nachgang habe ich dann einfach drei Unterlegscheiben verschraubt.
Was mir gefällt: Die Stabilität. Der Michelangelo ist nochmals stabiler als der Creality Ender-2. Die (sehr) schwere Basis, in dem das Netzteil, Mainboard und die Bedienung verbaut sind, bilden ein solides Fundament. Die Z-Achse ist sogar ein doppelt ausgelegtes Aluminium-Profil. Es wackelt nichts – das lässt auf gute Druckergebnisse hoffen. Insgesamt kommt der „Kleine“ auf knapp 5,5 kg.
Die Kabel sind sehr gut verlegt, aber in harte Plastikschläuche gesteckt. Diese knacken bei schnellen oder großen Bewegungen. Hier wären Netzschläuche wie beim Ender-2 die bessere Wahl gewesen. Das bemängel ich übrigens bei TEVO 3D-Druckern nicht zum ersten Mal …
Die Z-Achse hat einen kleinen Kratzer im oberen Drittel. Gut, für mich ist ein 3D-Drucker ein Gebrauchsgegenstand – dennoch kaufe ich ihn ja „neu“ und nicht „gebraucht“. Ich nehme an, dass dieser vom Testdruck in China (ein Calibration-Cube [ohne Achsenbeschriftungen -> nicht soo aussagekräftig!]) liegt schließlich bei.
Auf dem Display klebte zum Schutz noch eine Schutzfolie, diese zu entfernen ist ein bisschen kniffelig, da sie in dem Gehäuse, wie übrigens auch beim Ender-2, einfach mit eingeklemmt wurde. Leider ist das Display auch alles andere als Blickwinkelstabil – man muss von vorne draufschauen, andernfalls erkennt man sehr wenig. Es handelt sich um das MKS MINI 12864.
Neben dem Display befindet sich das Dreh/Druckrad für die Bedienung, was nicht ganz passgenau ist und der „Beeper“ piept, z.B. beim halbautomatischen Leveln (dazu später mehr) schon nervig.
Was mit gut gefällt: Der vorderseitig angebrachte SD-Kartenslot. Dieser ist immer gut erreichbar und SD-Karten sind noch einmal ein bisschen besser zu „handlen“ als kleine microSD-Karten die bei anderen 3D-Druckern dann seitlich hereingefummelt werden müssen. Nicht ohne Grund drucken sich viele Besitzer Eigenbaulösungen oder kaufen sich SD-Karten-Kabel-Verlängerungen.
Neutral möchte ich den Einbau des Netzteils unter dem 3D-Drucker bewerten. Der Creality Ender-2 hat ein externes Netzteil: Je nach Platz- und Moddingbedarf bringt dies Vor- oder eben Nachteile mit sich.
Schraubt man das Gehäuse auf, sieht man: Das Kabelmanagement ist so „lala“, allerdings wurden z.B. Aderendhülsen verwendet. Bei dem Mainboard handelt es sich um ein MKS Gen_L V1.0. Das Netzteil liefert 5A bei 12V. Das reicht, da wir schließlich kein energiehungrieges Heizbett haben. Insgesamt ist recht viel Platz in dem Gehäuse und ein Lüfter führt die warme Luft auch relativ Leise ab.
Der Druckschlitten bzw. Druckkopf gefällt mir sehr: Zwei Radiallüfter kühlen das Bauteil von beiden(!) Seiten – ein Vorteil im Vergleich zum Ender-2, bei dem die Fangs nicht ohne Grund gedruckt werden.
Die Extruder-Stepper-Lösung (Titan-Klon) wurde von anderen TEVO 3D-Druckern übernommen und hat schon mehrmals gute Dienste erwiesen. Vor allem beim Filamentwechsel.
Die ersten Drucke
Dank dem Menüpunkt „halbautomatischem“ Leveln (der Druckkopf fährt die vier Ecken des Druckbettes automatisch an) und des kleinen Druckbettes ist das Leveln in 3-5 Minuten locker erledigt. Hier könnte man noch bemängeln, dass die Druckbettschraubenköpfe, wie aber bei allen 3D-Druckern(!), zu klein sind und gerade die Schraube vorne-links etwas „fummlig“ zu drehen ist. Hier kann man sich natürlich Aufsätze drucken.
Bevor ich mich um den Calibration Cube bzw. Benchy kümmere, drucke ich immer ganz gerne den beigelegten GCODE – sofern welcher auf der SD-Karte beigelegt ist. Der Grund ist einfach: Hierfür hat der Hersteller (hoffentlich) seinen Slicer der Wahl sehr gut konfiguriert und somit sehr guten, für diesen Drucker passenden, GCODE erzeugt.
Bevor ich also die optimalen Parameter herausfinde, kann ich schon einmal den ersten Druck starten. Warum es gar nicht so einfach ist, die passenden Parameter zu finden, da du mit jedem Filament den Slicer erneut konfigurieren musst, erkläre ich dir übrigens in dem „STL zu GCODE“-Ratgeber.
Es lagen zwei GCODE-Testdateien bei. Bei der ersten Datei fährt der Drucker nur schnell alle Achsen ab. Es sieht ganz nett aus (siehe meine YouTube-Vorstellung), man erkennt wie schnell der 3D-Drucker theoretisch ist, ob alles funktioniert – mehr aber auch nicht.
Der Zweite GCODE druckt euch ein geschwungenes „Whatever“ aus. Leider wurde der Slicer schlecht konfiguriert: Die Druckgeschwindigkeit war viel zu hoch, das Infill zu gering und an der Oberseite fehlten ein paar nötige Schichten.
Naja gut, also doch selbst im Slicer tätig werden. Leider verfügt der TEVO Michelangelo über kein beheiztes Druckbett. Da auf Grund der Druckbettgröße eh nur relativ kleine Drucke möglich sind und nicht jeder mit ABS und/oder PETG drucken möchte ist das dann kein Ausschlusskriterium, aber man sollte es definitiv im Hinterkopf behalten. Ich habe testweise mit ABS gedruckt: Bei kleinen Objekten mit großer Brim hat es funktioniert, größere Objekte haben sich teilweise, trotz Buildtak ähnlicher Folie, gelöst – Stichwort: Warping. Mehr zu dem Thema „Die perfekte Temperatur“ findest du in meinem Ratgeber.
Das Druckergebnis mit PLA-Kunststoff ist sehr gut! Der TEVO Michelangelo schafft gleich gute Druckbilder wie der Creality Ender-2. Auch kleine Arme und Hände sind sehr sauber gedruckt. Keine Überstehenden Plastiknasen, die Oberflächen sind sehr glatt und als gute Druckgeschwindigkeit hat sich bei mir 60mm/s erwiesen. Allerdings habe ich im späteren Testverlauf die Zahnriemen noch einmal ein bisschen festziehen müssen.
Der Vollständigkeit halber will ich auch noch kurz den etwas betagteren Tronxy X1 – ebenfalls mit einer Druckfläche von 150 x 150 x 150 mm – erwähnen. Vom Aufbau ähnelt dieser jedoch noch mehr dem Creality Ender-2, nur erzielt dieser (unmodifiziert) wesentlich schlechtere Druckergebnisse. Der X1 verfügt auch über kein beheiztes Druckbett.
Fazit: TEVO Michelangelo kaufen?
Wie beim Creality Ender-2 ist natürlich deine gewünschte Druckraumgröße ein entscheidender Parameter. Mit 15 x 15 x 15 cm willst du nicht wirklich Helme, Modellbauteile, Lampenschirme – generell größere Teile drucken. Hier bieten sich der Anycubic I3 MEGA (sehr gutes Komplettset), der Creality CR-10 (größer, Community und „Klassiker“) oder der/das TEVO Monster (der Name ist Programm ;-)) an.
Da es kein DIY-Kit ist und du nichts zusammenschrauben musst, ist die Wartung bzw. das Tunen/Modden natürlich nicht ganz so einfach. Hier bietet sich auch der (größere) CR-10 an, oder der TEVO Tarantula, den ich jedoch nicht so toll bewertet habe.
Hast du bereits einen 3D-Drucker und suchst nun etwas „Handliches“? Du willst kostengünstig in das Hobby einsteigen, aber nicht basteln? Einen Drucker, den man auch notfalls ins Wohnzimmer stellen kann? Du druckst eh kleinere Teile? Dann musst du dich zwischen dem Creality Ender-2 oder dem TEVO Michelangelo entscheiden. Die Druckqualität ist bei beiden 3D-Druckern gleich gut. Hier tendiere ich (persönlich!) zum … Creality Ender-2.
Das nicht vorhandene Heizbett ist für mich (persönlich!) ein No-Go. Allerdings nur, weil ich eben auch viele kleine Teile mit ABS und PETG drucke. Wer z.B. ein internes Netzteil unbedingt (ohne zu basteln) möchte und den doppelseitigen Bauteillüfter (out-of-the-box) und einen feinen Extruder-Stepper höher gewichtet, der macht mit dem TEVO Michelangelo defintiv nichts falsch. Zudem lässt sich das Hotbed ja nachrüsten. Er eignet sich sehr gut als: Zweitdrucker, Einsteiger-Drucker, für kleine (PLA-)Teile und kann eben auch „notfalls“ im Wohnzimmer stehen.
Seid ihr gerade mit euch am hadern – meine TEVO Michelangelo Review kann euch vermutlich den ausschlaggebenden Kaufgrund oder die Alternativwahl bringen. Falls ihr (noch) Fragen habt – ab damit in die Kommentare :-).
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