ThiEYE Dr. X: 1080p-Kameradrohne für 47,58€ – Alternative zur Ryze Tello?
Die Marke ThiEYE ist uns durch ihre Actioncams bereits ein Begriff. Die ThiEYE T5-Modelle schnitten im Test bereits sehr gut ab, jetzt hat der chinesische Hersteller eine eigene Drohne auf den Markt gebracht. Das auffälligste Merkmal: Eine Full HD-Kamera zu einem Preis von nur rund 50€! Das Fazit nach dem Test: Ernüchternd!
Modell | ThiEYE Dr. X |
Maße | 110 x 110 x 41 mm |
Gewicht | 85 g |
Akku | 3,7 V 650 mAh LiPo <8 Minuten Flugzeit |
Kamera | Fotoauflösung: 8 MP Videoauflösung: Full HD (1080p) @30fps |
Features | Optical Flow-Sensor, Altitude Hold, EIS |
Inhalt
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Die Drohne ist auch deswegen spannend, da man hier ganz klar ein Konkurrenzprodukt zur Tello und zur Mitu Drohne von Xiaomi baut. Und das Erstaunliche: Rein von den Zahlen her muss sich die Dr. X nicht vor den anderen Drohnen verstecken. Die Kamera bietet sogar eine höhere Auflösung. Während Videos in Full HD aufgenommen und in 720p auf das Smartphone gestreamt werden, haben Fotos eine Auflösung von 8 MP.
Design – So sieht’s aus
Von der Größe her unterscheiden sich die Drohnen (wie oben zu sehen) nicht all zu sehr. Die Dr. X ist dennoch die Größte der drei, mit 11 x 11 cm ohne und ganzen 20 x 20 cm mit installierten Propguards. Trotzdem bleibt sie natürlich eine vergleichsweise kompakte Drohne, die mit Propguards sogar nur 1 g schwerer ist als die Tello. Die Protektoren kann man natürlich auch weglassen; sie werden einfach nur angesteckt.
Das Aussehen ist allerdings Geschmacksache. Klar, die ungefähre Form ist bei jeder Drohne die gleiche. Das rote Mittelstück fällt hier aber schon nachmal besonders auf. Keine Rundungen, sonder klare Kanten zeichnen die Form aus; vorne befinden sich außerdem zwei blaue LEDs, die an Augen erinnern.
Hinten befindet sich der Einschub für den Akku. Darunter der SD-Karten-Slot und ein Micro-USB-Anschluss, über den der Akku geladen wird. Auf der Unterseite befindet sich der Optical-Flow-Sensor, und vorne an gewohnter Position die Kamera.
Die App – Bonuspunkte für den Umfang
Die Drohne wird ausschließlich per App gesteuert und die findet man ganz einfach im Play Store oder in Apples App Store. Der Name der App ist einfach ThiEYE Dr. X. Beim ersten Starten der App wird man direkt von einem Tutorial begrüßt, das erfahrene Piloten locker überspringen können, das Anfängern aber eine Hilfe sein dürfte. Das Tutorial kann jederzeit wieder vom Hauptmenü aus angesehen werden. Außerdem werden hier gesondert noch mal alle Funktionen der Drohne, vom Einrichten des WIFIs über den Start bis hin zu Fotoaufnahmen erklärt. Das ist fast schon mehr, als irgendjemand an Erklärung brauchen dürfte, aber natürlich trotzdem ein großer Pluspunkt der App.
Insgesamt ist die App sehr übersichtlich gehalten. In der Ansicht der Steuerung gibt es wenige Optionen, die jeweils mit großen Icons angezeigt werden. Auch hier findet man sich schnell zurecht. Die Steuerung funktioniert dann wie in allen anderen Drohnen-Apps auch. Wer mag kann sogar zwischen Mode 1 und Mode 2 (hier amerikanische und japanische Einstellung genannt) wechseln.
Etwas gibt es aber dennoch zu bemängeln. Die WiFi-Verbindung klappt nicht immer auf Anhieb. Oft wird mehrmals eine nicht vorhandene oder schwache Verbindung angezeigt, ehe sich die Drohne endlich verbindet und auch starten kann. Zu Abbrüchen während des Fluges kam es aber nie.
Flugeigenschaften – Ein bisschen „meh“
Hier war ich zu Anfang etwas verwirrt. Die Steuerung ist nämlich wie bei der Zerotech Dobby verdreht, also darauf ausgelegt, dass die Kamera zum Piloten zeigt. Für Fotos (Selfies) ist das sogar besser, man muss nur eben erst mal darauf kommen. Schön: In der App kann man zur „normalen“ Steuerung wechseln, wenn man sich mal nicht selbst aufnehmen möchte. Natürlich wird die Flughöhe selbstständig gehalten, besonders zum Filmen und Fotografieren ist das essentiell. Anstatt GPS gibt es zur Kontrolle der Position einen „Optical Flow-Sensor“.
Auffällig ist, dass die Steuerung sich sehr träge anfühlt. Man kann zwischen zwei Stufen wechseln, und auf der höheren fliegt sie zumindest nicht mehr langsam. Trotzdem bleibt sie hinter den beiden Vergleichsmodellen zurück. Was auf beiden Stufen nur sehr träge funktioniert, ist die Drehung um die eigene Achse. Das ist zum Filmen nicht mal schlecht, da man keine zu hektischen Drehbewegungen machen kann; es kann im Flug aber schon mal nervig sein.
Die maximale Flughöhe wird mit 20 Metern, die Reichweite mit 50 Metern angegeben. Beiden Werte werden in der Praxis nur selten erreicht. In dieser Höhe erkennt man erstens die Drohne nicht mehr gut, zweitens macht der stärkere Wind gute Aufnahmen unmöglich. Und 50 Meter sind mit einer WLAN-Verbindung (ohne Repeater) quasi nicht zu erreichen.
Insgesamt fliegt die ThiEYE mit Abstand am schlechtesten im direkten Vergleich mit Mitu und Tello, die sich beide hervorragend steuern lassen. Hier zeigt sich einfach, dass Xiaomi und vor allem DJI (die mit Ryze die Tello entwickelt haben) einfach mehr Erfahrung haben. Beide Drohnen sind aber eben auch deutlich teurer als die Dr. X, was man ebenfalls nicht vergessen sollte.
Die Kamera bleibt hinter den Erwartungen zurück
Hach ja … *seufz*. Ich hatte hohe Erwartungen und habe mich auch ein wenig blenden lassen von dem erneuten Versprechen, eine vernünftige Full HD Kamera in eine Mini-Drohne zu packen. Hier direkt mal zwei Fotos, in kurzem Abstand mit der Dr. X und mit der Tello aufgenommen.
Hier spielen natürlich mehrere Faktoren mit hinein. Die Tello kommt mit dem leichten Wind, der herrschte, besser klar, weswegen das Bild weniger verwackelt. Und fairerweise muss man sagen, dass die Lichtverhältnisse bei der Aufnahme mit der ThiEYE etwas schlechter waren, die Sonne kam kurz durch. Trotzdem: Der Unterschied ist viel zu groß. Bedenkt vor allem: Die Dr. X nimmt Fotos in höherer Auflösung auf und speichert sie direkt auf der SD-Karte, die Tello nur auf dem Handy.
Ich hätte vielleicht eine andere Aufnahme zum Vergleich wählen können, aber: Nicht alle Fotos wurden gespeichert. Wie auf dem Screenshot unten zu sehen (in der kleinen Vorschau am unteren Bildrand) habe ich bei diesem Flug auch Fotos von mir selbst gemacht – die aber danach nicht auf der SD-Karte zu finden waren.
Zum Vergleich hier auch noch mal ein Foto vom Vortag. Hier ist die Aufnahme weniger unscharf, und die Farben gefallen mir viel besser, dafür sieht man deutlich die Verzerrungen durch die Vibration der Motoren (man achte u.a. auf die Fahnenstangen). Insgesamt ist mir noch keine Aufnahme gelungen, bei der nicht irgendetwas zu beanstanden war.
Videoaufnahmen
Die Videos leiden vor allem darunter, dass die Drohne, außer bei absoluter Windstille, sehr unruhig in der Luft liegt. In der (schnellen) Vorwärtsbewegung hat die Dr. X außerdem das gleiche Problem wie die Tello, nämlich, dass die Kamera dann schräg nach unten zeigt. Möglich sind eigentlich nur seeehr langsame Kamerafahrten. Berauschend ist die Qualität trotzdem nicht.
Akku
Dass der Akku mit nur 650 mAh schwächer ist als der der Tello und auch der Mitu war schon vorher klar. Immerhin will man auch eine „Dr. X Plus“ genannte Version der Drohne anbieten, die mit zwei Akkus ausgeliefert wird.
Laut Hersteller soll das für acht Minuten Flugzeit reichen. Der Wert wird aber in der Praxis nicht erreicht. Eine seltsame Eigenart des Akkus ist es zudem, dass die Drohne bereits bei knapp unter 20% Akkustand von selbst landet. Es gibt eine erste Warnung erst wenige Sekunden vorher. Somit endet der Flug jedes mal sehr abrupt, außerdem verliert man über eine Minute Flugzeit ohne erkennbaren Grund.
Fazit – Nicht der große Wurf für ThiEYE
Während die Mitu-Drohne aus verschiedenen Gründen nicht wirklich den Anschluss in Europa findet, erfreut sich die Tello immerhin mäßiger Beliebtheit. Das ThiEYE im Markt dieser Selfie-Drohnen nun mitmischen will, ist aus Käufersicht eine gute Entwicklung. Leider gelingt das mit der ersten Drohne noch nicht so überzeugend. Für den Preis ist sie zwar nicht unbedingt schlecht, bleibt aber definitiv hinter den Erwartungen zurück. Die Kameraauflösung von 1080p ist vollkommen unnötig, und es hapert am Flugverhalten und am Akku.
Empfehlen kann ich die Dr. X so nicht. Mit der Tello macht ihr nach wie vor nichts falsch, wenn ihr vor allem Fotos mit der Drohne machen möchtet. Wenn es euch vor allem um den Flugspaß geht und ihr eine Kamera gar nicht braucht, kommt ihr deutlich günstiger weg. Als Einstieg bietet sich hier die E010 für unter 10€ an.
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