UmiDigi Z2 Pro im Test: Eine Enttäuschung
Wir waren uns darüber bewusst, dass UmiDigi in der Vergangenheit nicht immer die erwünschte Qualität geliefert hat. Da das Z2 Pro allerdings den neuen Helio P60 Prozessor im Gepäck hat und auch oft vermisste Features wie NFC und kabelloses Laden mitbringen sollte, gaben wir dem Smartphone eine Chance. Was wir bekamen, war ein sehr schönes Handy mit einer fehlerbehafteten Software, die die Benutzung unmöglich machte. Und auch nach mehreren Updates muss ich leider sagen: die 250€ sind bei einem anderen Smartphone wesentlich besser aufgehoben. Warum verrate ich euch im Test.
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Inhalt
Technische Daten
UMIDIGI Z2 Pro | UMIDIGI Z2 | |
Display | 6,2″ LCD IPS Display (1080 x 2246p, 19:9 Seitenverhältnis, 403 PPI) | 6,2″ LCD IPS Display (1080 x 2246p, 19:9 Seitenverhältnis) |
Prozessor | Helio P60 (4x Cortex A73, 4x Cortex A53, @ 2 GHz) | Helio P23 Octa-Core (4 x 2 GHz + 4 x 1,5 GHz) |
Grafikchip | ARM Mali G72 MP3 800MHz | ARM Mali G71 MP2 700MHz |
Arbeitsspeicher | 6 GB LPDDR4X RAM | 6 GB RAM |
Interner Speicher | 128 GB (erweiterbar um 256GB) | 64 GB |
Hauptkamera | Dual-Kamera 16/8 MP ƒ/1.7 Blende, Samsung S5K2P7 | Dual-Kamera 16/8 MP ƒ/2.0 Blende, Samsung S5K3P8 |
Frontkamera | Dual-Kamera 16/8 MP ƒ/2.0, Sony IMX371 | Dual-Kamera 16/8 MP ƒ/2.0, Sony Sensor |
Akku | 3550 mAh, 18 W Fast Charge + 15 W Quick Wireless Charging | 3850 mAh, 18 W Fast Charging |
Konnektivität | LTE Band 1/3/7/8/20, Bluetooth 4.2, GPS, Glonass, Hybrid SIM, USB Typ-C, NFC | LTE Band 1/3/7/8/20, Bluetooth 4.0, GPS, Glonass, Dual SIM, USB Typ-C |
Betriebssystem | Android 8.1 Oreo (Sicherheitsupdate Juli 2018) | Android 8.1 Oreo |
Abmessungen / Gewicht | 153,4 x 74,4 x 8,3 mm / 165 g | 153,4 x 74,4 x 8,3 mm / 165 g |
Die Vorgeschichte: Software zum Verzweifeln
Das Z2 Pro kam bei uns und laut Berichten auch bei Kunden mit einer vollkommen verbuggten Software an, die PINs und Entsperrungs-Muster nicht abspeicherte, sodass wir nach einem Neustart das Z2 Pro nicht mehr entsperren konnten. Nach einem Reset über den (manchmal chinesischen) Recovery Mode haben wir direkt das neuste Update installiert, was zumindest diesen gravierenden Fehler behob. Es gab aber immer noch massig Fehler: Kamera stürzt laufend ab, Fingerabdrucksensor funktioniert nicht, GPS funktioniert nicht, WLAN bricht ständig ab, um nur ein paar zu nennen. Das nächste Update konnte vieles immerhin verbessern, sodass die Kamera nicht mehr abstürzte und sich zeigte, dass der Portrait-Modus auf beiden Seiten nicht funktioniert bzw. fake ist.
Dies wurde zumindest bei der Hauptkamera dann mit dem nächsten Update behoben. Damit sind wir dann auf dem aktuellen Stand, bei dem der Portrait-Modus der Hauptkamera funktioniert (aber nicht wirklich gut ist), auf der Vorderseite bleibt er aber weiterhin fake und ich erwarte auch ehrlich gesagt nicht, dass sich das noch ändern wird. Erst nach drei Updates hat man also ein nutzbares Smartphone in der Hand und selbst jetzt gibt es noch einige sehr nervige Bugs (z.B. WLAN-Abbrüche), die die Nutzung zu einer Tortur machen. Aber dazu später mehr.
Schickes Design & gute Verarbeitung
Die Rückseite ist ein echter Hingucker, erinnert uns aber ehrlich gesagt stark an das Huawei P20. Auch wenn man hier abguckt, weiß das Twilight-Design trotzdem zu überzeugen. Die Besonderheit dabei ist die wechselnde Farbe, die je nach Sonneneinstrahlung mal grün, blau oder lila wirkt. Wem das zu viele Farben sind, würde sich wohl eher mit der Carbon Fiber Variante anfreunden. Sonst befindet sich die Dual Kamera auf der Rückseite, gefolgt von dem Fingerabdrucksensor.
Das Glas ist zu allen Seiten leicht abgerundet und geht schön in den Metallrahmen über. In diesem findet man oben nur ein Mikrofon und links nur den Hybrid-SIM-Slot. Unten sind dann der recht leise Mono-Lautsprecher, ein weiteres Mikro und der USB-C-Anschluss verbaut. Einen Kopfhöreranschluss sucht man leider vergeblich. Power-Button und Lautstärkewippe an der linken Seite wackeln leider etwas, sind damit aber der einzige Kritikpunkt an der sonst sehr guten Verarbeitung des Z2 Pro. Eigentlich ein vielversprechender Einstieg, oder?
Notch-Bildschirm ist nicht der Hellste
Auch UmiDigi hat gefallen an der Notch gefunden und integriert dort die Dual-Front-Kamera, Ohrmuschel sowie Licht- und Näherungssensor. Zwischen der Notch und dem unteren Bildschirmrand erstreckt sich ein IPS LC-Display mit einer Bildschirmdiagonale von 6,2 Zoll. Die Auflösung gibt man mit FHD+ an, was hier dann 1080 x 2246 Pixel sind. Man kommt also auch hier auf die Pixeldichte von 403 PPI, die schön scharf ist und keine einzelnen Pixel erkennen lässt.
Die Farbwiedergabe stimmt und auch die Blickwinkelstabilität ist IPS-typisch gut. Nur die versprochenen Farbtemperatur-Einstellungen und den Lesemodus hat man wohl einfach vergessen. Den angesprochenen Lichtsensor hätte man dann auch weglassen können, denn die Helligkeit wird einfach nicht an die Umgebung angepasst. Stichwort Helligkeit: Hier fehlt es dem Z2 Pro auch etwas für den Einsatz im Freien. Ein Mi A2 wird da schon heller und kostet weniger.
Mehr Power dank Helio P60 CPU
Das UmiDigi Z2 Pro beherbergt den brandneuen Helio P60 Prozessor von MediaTek, was einer der Gründe für die Vorfreude auf das Z2 Pro war. Vier Cortex A73 Kerne und vier Cortex A53 Kerne sorgen mit jeweils 2 GHz Taktfrequenz für ordentlich Leistung. Dazu kommt die ARM Mali-G72 MP3 Grafikeinheit und eine dedizierte Einheit für AI (künstliche Intelligenz). Ein Pendant dazu wäre der Snapdragon 660 Prozessor, der uns im Xiaomi Mi Note 3 und Mi A2 schon sehr überzeugt hat. Die Benchmarks bestätigen dies mit Ergebnissen, die auf dem Niveau der genannten Smartphones liegen.
Im Alltag übertragen sich die Ergebnisse in sehr flüssiges Bedienen des Smartphones ohne Ruckler. Spiele wie PUBG Mobile oder Asphalt 9 laufen auf den mittleren Grafikeinstellungen ohne große Framedrops, sodass Gelegenheitszocker voll auf ihre Kosten kommen. Eine Speicherkombination von 6 GB Arbeitsspeicher (LPDDR4X) gepaart mit 128 GB internem Speicher geben einem genug Spielraum für Multitasking und massig Apps, Spiele, Fotos und Videos. Dank dem Hybrid-SIM-Slot kann man den Massenspeicher sogar noch um bis zu 256 GB erweitern.
Sauberes Android mit massig Fehlern und Optimierungsbedarf
Erstmal das Gute vorweg: UmiDigi setzt auf ein cleanes Android 8.1 Oreo. Lediglich eine Taschenlampen-App und DuraSpeed waren vorinstalliert. Der Sicherheitspatch ist immer noch auf dem Stand von Juli 2018, was bei den vielen erwähnten Updates eigentlich nicht mehr sein muss. Das System ist zu 99% auf Deutsch und bringt alle Google-Services mit. Ergänzt wurden noch ein paar Funktionen, wie Flip to mute, ein QR-Scanner und einige Sonderfunktionen für den Fingerabdruckscanner.
Die Software läuft jetzt im Allgemeinen eigentlich recht gut, besonders nachdem sich Anfangs eine absolute Katastrophe war. Allerdings gibt es immer noch Bugs beim GPS, mobilen Internet, WLAN und in der Kamera, welche das Z2 Pro teilweise unbrauchbar machen. Auf diese gehe ich gleich in den entsprechenden Abschnitten ein.
Kamera: Zu schwach für 250€
Kameratechnisch wollte man nun endlich einen Schritt nach vorne machen. Auf der Rückseite sehen wir eine Dual Kamera, die sich aus einem 16 Megapixel (Samsung S5K2P7) und einem 8 Megapixel Sensor zusammen setzt. Mit ƒ/1.7 ist Blende sogar noch ein klein wenig offener als bei der starken Konkurrenz von Xiaomi.
Die gleiche Megapixel-Kombination kommt theoretisch auf der Vorderseite zum Einsatz, allerdings handelt es sich dabei um einen Sony IMX371 Sensor mit einer f/2.0 großen Blende. Dort ermöglicht die Kamera auch face unlock, welcher aber nicht besonders schnell oder zuverlässig funktioniert. Hier also lieber zum soliden Fingerabdrucksensor greifen.
Hauptkamera mit schlechtem HDR und noch schlechterem Portraits
Die Fotos mit der Hauptkamera sind bei guten Lichtverhältnissen und einem ruhigen Händchen insgesamt noch gut zu gebrauchen. Wackelt man aber auch nur ein bisschen wird das Bild sofort unscharf und bei schlechtem Licht rauscht es stark. Der HDR-Modus sorgt zwar für eine längere Auslösezeit, macht jedoch kaum einen Unterschied beim Endergebnis. Der Autofokus arbeitet leider auch nicht besonders schnell und braucht ca. 1 Sekunde für eine neue Fokussierung.
Der Portrait-Modus funktioniert jetzt zwar, die Kantenerkennung ist aber nicht gut und lässt den Effekt recht billig wirken. Ein besonderer Bug ist dann noch, dass die Ansicht in der App, bevor man das Portrait-Foto macht ein komplett falsches Bild zeigt und scheinbar zufällig Bereiche unscharf macht. Im unteren Screenshot sieht man daher, dass Tims Augen einfach komplett unscharf sind – es bedarf also auch hier weiterer Updates.
Frontkamera mit Fake Dual-Cam und Farbschwierigkeiten
Der Frontkamera fehlt es insgesamt etwas an Schärfe und Dynamikumfang. Gerade der Himmel im Hintergrund macht dem Z2 Pro schwer zu schaffen. Auch der Weißabgleich hat teilweise Probleme, sodass zwei direkt hintereinander gemachte Selfies etwas andere Farben erzeugten. Für einen Schnappschuss sind die Bilder vielleicht noch im Rahmen, aber für 250€ erwarte ich mehr.
Den Selfie-Portrait-Modus sollte ich eigentlich gar nicht erwähnen, denn die zweite Kamera ist wieder einmal fake. Der Bokeh-„Effekt“ ist also nur ein scharfer Kreis in der Mitte mit unscharfen Rändern. Dazu kommt noch, dass die Fotos entweder einen Rot- oder Grünstich haben. Am besten einfach nicht in diesen Modus wechseln.
Akku: Die nächste Enttäuschung
Beim Akku hatte ich mit einer durchschnittlichen Laufzeit gerechnet. Bei einer Akkukapazität von 3.550 mAh und einem 6,2 Zoll LC-Display ist es klar, dass hier nicht unbedingt ein Laufzeitwunder entsteht. Von den 6 Stunden und 3 Minuten bei 50% Helligkeit war ich dann aber doch etwas überrascht, denn das ist im Verhältnis unterdurchschnittlich. Reduziert man die Helligkeit noch weiter auf 30% kommt man auf fast 8 Stunden, aber bei der Helligkeit sieht man tagsüber auch kaum etwas auf dem Bildschirm.
Immerhin lässt sich der Akku dann mit UmiDigis 18 W Fast Charge Adapter aufladen. Damit kommt man in nur 30 Minuten auf gute 42%, nach einer Stunde auf 74% und nach 105 Minuten ist der Akku voll. Außerdem lässt sich der Akku auch kabellos laden, was natürlich langsamer ist, aber ohne Probleme funktioniert.
Konnektivität als finaler Deal-Breaker
Auf dem Papier ist das UmiDigi Z2 Pro in Sachen Konnektivität top ausgestattet, wenn man mal von dem fehlenden Kopfhöreranschluss absieht (Adapter ist beigelegt). Hybrid-SIM, Bluetooth 4.2, WLAN AC, LTE (inklusive Band 20), GPS/GLONASS und sogar NFC sind vorhanden. Allerdings grätscht einem hier wieder die Software (oder doch schlechte Hardware?) in die Parade und sorgt für schlechten mobilen Internetempfang. Indoors bekomme ich im Büro zu 90% nur 3G, wo jedes andere Smartphone 4G empfängt. Die Geschwindigkeiten sind aber auch im 4G-Netz nicht berauschend schnell.
Dann das WLAN, oh das WLAN! Das ist für mich fast der größte Kritikpunkt am ganzen Smartphone, da dadurch die normale Nutzung einfach am meisten eingeschränkt wird. Hat man nämlich Bluetooth aktiviert (z.B. für ein Mi Band 3 oder kabellose Kopfhörer) bricht der WLAN-Empfang regelmäßig ab. Dann muss sich das Z2 Pro erstmal in aller Seelenruhe mit dem Netzwerk verbinden. Das nervt einfach unglaublich beim Streamen von Videos/Musik, beim Laden von Apps, browsen im Web und bei allem, was WLAN benötigt.
Hat man mobile Daten aktiviert, wird bei diesen Ausfällen dann oftmals auch noch das wertvolle Datenvolumen verbraucht. Und selbst wenn man dann mit dem WLAN verbunden ist, ist die Geschwindigkeit unterirdisch. Denn das Z2 Pro möchte sich nicht mit 5 GHz-Netzwerken verbinden und kann somit auch nicht auf WLAN AC zugreifen. In der Praxis bedautet das lange Wartezeiten beim Laden von allem möglichen Online-Content.
Der GPS-Empfang ist leider auch recht sprunghaft. Ein 3D-Fix kommt nur langsam zustande und dann springt die Position gerne durch die Gegend, was man gerade bei der Fußgängernavigation oder auch Pokémon Go merkt. Immerhin funktioniert Bluetooth an sich gut und auch NFC macht keine Probleme.
Fazit: Kauft euch ein anderes Smartphone
Ja, UmiDigi hat es sich schon bei einigen von euch verscherzt. Aber das UmiDigi Z2 Pro sah einfach zu spannend aus, um es außen vorzulassen. Gerade der neue Prozessor machte Hoffnung und er konnte im Test auch abliefern. Leider versaut es sich UmiDigi mit einer erst komplett unbrauchbaren und jetzt immer noch verbuggten Software, die das ganze Smartphone zurückhält. Von der unterdurchschnittlichen Kamera über die schlechte Akkulaufzeit bis hin zum schlechten GPS-Empfang und der grottigen WLAN-Performance ist vieles auf Software und fehlende Optimierung zurückzuführen.
Daher rate ich an dieser Stelle stark vom Z2 Pro ab und zum Xiaomi Mi A2, welches mit dem Snapdragon 660 vergleichbare Alltagsperformance liefert, aber nicht von Fehlern geplagt ist und dank Android One immer die neusten Updates bekommt. Wer mehr Performance will und noch ca. 20€ drauflegen kann, sollte sich mal das Pocophone genauer anschauen.
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