Wer Technik liebt, braucht ein Flip-Smartphone
Falt- und Flip-Smartphones sind nicht erst seit diesem Jahr einer der Trends im Smartphone-Bereich. Der größte, rein praktische Vorteil ist ein deutlich größeres Display bei so gut wie gleicher Größe eines normalen Handys. Die Konstruktion bringt aber auch einige Nachteile mit sich, zumal Faltdisplays noch immer in einer Entwicklungsphase stecken und nur langsam besser werden. Ich nutze jetzt seit knapp drei Monaten ein solches Falt-Smartphone – das Samsung Galaxy Z Flip 5. Meine Gründe für das nicht ganz billige Gerät, welche Vorteile es mit sich bringt und welche Nachteile des Displays ich jeden Tag bemerke, will ich an dieser Stelle teilen.
Es soll an dieser Stelle gar nicht primär um das Z Flip 5 gehen. Genau genommen ist es nicht mal ein „klassisches“ (wenn man das Wort schon benutzen kann) Falt-Smartphone, sondern nochmal eine Nummer kleiner und wird ja genau deswegen auch nicht „Fold“ genannt. Für Details zu den technischen Daten einer etwas sachlicheren Betrachtung könnt ihr außerdem einen Blick in Thorbens Artikel zum Smartphone werfen, denn auch er konnte das Handy bereits ausprobieren. Da es sich aber das generelle Prinzip inklusive der typischen Knickfalte im Display mit anderen Foldables teilt und ich aus Erfahrung eben nur von diesem Modell sprechen kann, soll das Z Flip 5 hier dennoch als Beispiel herhalten.
The good…
Wie ich überhaupt dazu komme, mir so ein Handy zu kaufen, wurde ich mal gefragt. Die Frage ist berechtigt, zumal jeder, der mich kennt, weiß, dass ich noch nie im Leben mehr als 300 oder 400 Euro für ein Smartphone ausgegeben habe. Dass ich hier einen Aufpreis für Hardware zahle, auf die ich normalerweise keinen Wert lege, hat einen einzigen Grund: Das ganze Konzept ist einfach so verdammt cool. Das mag persönliche Präferenz sein, aber während die Falt-Handys der frühen 2000er bei Einigen heute eher für ein Schmunzeln sorgen, hatten sie in meinen Augen immer auch etwas ästhetisch Schönes.
Ich hatte damals ein Nokia 2720 und von all den Handys, die ich über die Jahre benutzt habe, ist mir das am positivsten in Erinnerung geblieben. Dass ich hier die Chance hatte, ein neues Smartphone zu bekommen, das diesen Retro-Charme einfängt, hat bei mir am Ende den Ausschlag gegeben. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde die Tatsache, dass man ein Display überhaupt biegen kann, bis heute einfach unfassbar faszinierend. Viel futuristischer wird es eigentlich erst bei wirklich transparenten Displays oder Hologrammen.
Dass das Smartphone definitiv etwas Anderes, ja etwas Besonderes ist, zeigen auch die Reaktionen all derer, die es zum ersten Mal sehen. Als Einstieg in eine Konversation kann ich es auf jeden Fall empfehlen, ich habe kaum jemanden getroffen, der hier nicht neugierig wurde. Nicht, dass ich extrem Wert darauf lege, mit meinem Handy angeben zu können, aber über die neugierigen Blicke freut man sich ja schon irgendwie. Wenn ihr mit eurem Handy angeben wollt, dann holt euch kein neues iPhone, sondern ein Falt-Handy.
Praktisch ist es außerdem dann, wenn wirklich mal ein großes Gruppenfoto gemacht werden muss. So war es vor einer Weile auf einem Kindergeburtstag, als die Eltern auf einmal ein Foto aller Gäste machen wollten und versucht wurde, ein Smartphone irgendwie auf einer selbst gebauten Konstruktion aus Stühlen und Pizzakartons zum Stehen zu bekommen. Das Ganz hielt mehr schlecht als recht, bis mir einfiel: Ich habe da eigentlich die perfekte Lösung dabei. Es mag selten sein, dass man es wirklich gar nicht anders lösen kann, aber dass man Falt-Smartphones so einfach auf fast jedem Untergrund aufstellen kann ist für Fotos wirklich so gut, wie es einem die Werbung verspricht.
Was mir am Z Flip 5 am besten gefällt ist aber das Frontdisplay, und das sowohl für das schnelle Checken und beantworten von Nachrichten, die Musiksteuerung und auch Selfies mit der viel besseren Hauptkamera. Das Front-Display ist nun kein unbedingtes Merkmal von Falthandys, aber bei sehr vielen Modellen zu finden, nicht nur bei Samsung. Es ist schwer vorstellbar, wie schnell man sich daran gewöhnt, diesen zweiten Screen für alle möglichen kleinen Anwendungen zu haben. Ich kann mir aktuell nicht mehr vorstellen, zu einem normalen Smartphone zurückzukehren – mal sehen, wie das in ein paar Jahren sein wird.
The bad…
Womit aber alle Foldables irgendwie leben müssen, ist der Knick im Bildschirm. Der bringt ein paar Probleme mit sich, die noch nicht alle gelöst wurde und mit denen man sich daher abfinden muss, wenn man ein solches Gerät nutzt. Zu aller erst ist da die sichtbare und spürbare Falte im Display. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass sie mich gar nicht stört. Im Querformat beim Schauen eines Videos ist sie zwar kaum sichtbar, und man umgeht das Problem ein bisschen, wenn man mit dem Finger nur über die untere Bildschirmhälfte scrollt. Aber die Falte ist da, man spürt sie und ich kann sie auch nach wochenlanger Benutzung nicht ausblenden.
Hinzu kommt der Faltmechanismus. Ich vertraue dem Hersteller hier, diesen ausgiebig getestet zu haben; wie haltbar er am Ende ist, kann ich erst in zwei oder drei Jahren beantworten. Ich kann aber jetzt schon sagen: Die Angst, dass etwas kaputt geht, die verschwindet so schnell nicht. Da das Display nicht aus Glas besteht ist es anfällig für Kratzer, das heißt Staub oder gar gröberen Schmutz zwischen den beiden Displayhälften will man unbedingt vermeiden. Ich bekomme auch nicht das Bild aus meinem Kopf, was passieren würde, wenn ich das Scharnier quasi „überdehne“ und den Screen an der Stelle in die andere Richtung biege. Eine irrationale Angst? Vielleicht, aber sie ist da.
Und eine Hoffnung, die ich vor dem Kauf hatte, hat sich ebenfalls nicht bestätigt: Das Handy nimmt nicht weniger Platz in der Tasche ein. Ja, es ist zusammengeklappt kleiner und sehr gut in einer Hand zu halten. Es ist aber auch deutlich dicker, was dazu führt, dass ich es in der Hosentasche viel mehr bemerke als mein altes Smartphone. Und ich habe nur das kleine Flip-Handy, bei den großen Fold-Smartphones wird das noch mehr auffallen.
Bei mir überwiegt die Begeisterung und Freude an der Technologie, aber wer ein einfach und unkompliziert zu handhabendes Smartphone sucht, wird mit einem Falthandy nicht glücklich werden. Selbst, wenn ihr den Klappmechanismus ja eigentlich ganz nice findet, fragt euch, ob das auch noch der Fall wäre, wenn ihr es täglich zwanzig oder sogar fünfzig mal aufklappen müsst.
… and the not so ugly
Woran man bei neuen Smartphones ja nicht immer denkt, ist die eigentlich obligatorische Schutzhülle. Ich weiß ja nicht, ob ihr zu den risikofreudigen Menschen gehört, die ihr Handy ohne Case nutzen. Auch wenn mir meine Handys selten bis gar nicht herunterfallen halte ich ein Case bei einem Smartphone, das fast tausend Euro kostet, für absolut zwingend. Dadurch verliert das Z Flip 5 leider einiges von seiner Schönheit. Das gilt zwar für jedes andere Handy auch, aber hier finde ich es extra schade.
Speziell beim Z Flip 5 finde ich die Frontkamera ziemlich überflüssig. Da man Selfies mit der Hauptkamera und dem Frontdisplay machen kann, habe ich sie kein einziges Mal benutzt. Und ich war seitdem im Urlaub und habe wirklich viele Selfies damit gemacht.
„Überflüssig“ ist überhaut das Wort der Wahl, wenn man über dieses Handy spricht. Die sonstige Hardware wie etwa die sehr gute Kamera, den Top-Prozessor und alles rund um das Betriebssystem lasse ich hier mal außen vor. Aber wenn es rein um den Faltmechanismus geht, dann muss ich ehrlicherweise auch zugeben:
Niemand „braucht“ ein Falt-Smartphone
Am Ende kommt es wie so oft auf persönliche Präferenzen an. Wow, ganz schön viel Text für so ein Fazit. Okay, noch ein paar Sätze dazu. All die Vorteile, die ich aufgezählt habe, sind eigentlich keine, und alle Nachteile stören einfach in der Benutzung, manchen mehr, manchen weniger. Abgesehen davon, dass ich das Handy für gelegentliche Fotos einfacher aufstellen kann und der praktischen Selfie-Kamera des Z Flip 5 gibt es nichts, was das Falthandy im Alltag praktischer macht. Bei anderen Foldables kommt noch der größere Screen hinzu, dabei bringt ein quadratisches Display für Videos nur halt mal gar nichts. Ich halte schon von Tablets nicht viel, daher sehe ich auch nicht ein, dass das Faltdisplay zum Arbeiten hilfreich sein soll.
Was ein Falt-Smartphone aber spannender macht, ist, dass es einfach endlich mal eine Innovation ist. Ob ein Prozessor im Benchmark-Test besser abschneidet oder eine Kamera 20 Prozent besser bei Nacht fotografiert ist mir alles herzlich egal. Aber mit dem Falt-Display habe ich das Gefühl, endlich mal wieder ein neues Stück Technik in der Hand zu halten, was mir bei fast allen anderen aktuellen Geräten einfach fehlt. Für mich ist es das erste Smartphone, dass sich nach etwas Neuem anfühlt und mir wirklich Spaß macht. Ich bin sehr gespannt, wohin die Entwicklung noch geht… und hoffe trotzdem, dass das Scharnier hält und ich nicht nach einem Jahr gezwungen bin, ein neues Handy zu kaufen.
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