Xiaomi Mi Robot Vacuum-Mop 2 Pro+ mit 3D-Erkennung
Die Produktbezeichnung könnte kaum länger sein – die Liste an verschiedenen Sensoren im neuen Xiaomi-Modell aber auch nicht. Der erste Mi Robot von 2016 gilt heute als Wegbereiter für die Laser-Navigation, der darauf 2019 folgende Mi Robot 1S als Vorreiter in Sachen Navigation. Dann brachte Xiaomi weitere Modelle (alle Modelle hier in der Übersicht) wie den ersten Mi Robot Vacuum Mop Pro+ auf den Markt. Technologisch gut, aber keine Vorreiter dabei.
Nun möchte Xiaomi mit dem Nachfolger neue Maßstäbe setzen. Mit Erfolg?
- Xiaomi Mi Robot Vacuum-Mop 2 Pro+ Saugroboter
- bei AliExpress für 358,75€ (EU-Lager)
- Xiaomi Mijia 1T Saugroboter (chinesische Version)
Es ist nicht offiziell bestätigt, wir sind uns aber sehr sicher, dass es sich beim Mi Robot Vacuum-Mop 2 Pro+ um den vor einigen Wochen angekündigten Mijia 1T handelt (wir berichteten). Identische technische Daten, Design, Produktbilder – die Liste an Indizien ist lang. Beim 1T handelt es sich entsprechend um die chinesische Version des Mop 2 Pro+.
Inhalt
Technische Daten: Vergleich zum Xiaomi Mi Robot 1S
Xiaomi Mi Robot Vacuum-Mop 2 Pro+ | Xiaomi Mi Robot 1S | |
Saugkraft | 3000 pa | 2000 pa |
Navigation | Dual-Gyrosensor mit TOF- und optischem Sensor | Laser-Raumvermessung |
App | Xiaomi Home (Android, iOS) | Xiaomi Home (Android, iOS) |
Lautstärke | 45-68 dB (je nach Saugstufe) | 50-65 dB (je nach Saugstufe) |
Akku | 5200 mAh | 5200 mAh |
Staubkammer/Wassertank | 0,55 l/0,25 l | 0,42 l/ keine Wischfunktion |
Arbeitszeit | 3 h | 2,5 h |
Gewicht | 3,7 kg | 3,8 kg |
Maße | 35,0x 35,0 x 8,1 cm | 34,5 x 34,5 x 9,6 cm |
Steigungen | 15°, bis zu 2 cm | 15°, bis zu 2 cm |
CE-Kennzeichen | ja | nein |
Lieferumfang
Herrlich, das orangene Mi-Logo auf einer weißen Verpackung lässt Fan-Herzen höher schlagen.
Im Lieferumfang findet sich außer dem Roboter:
- Ladestation mit EU-Ladekabel („Zuhause und Büro“ des Roboters)
- 0,25 l großer Wassertank mit angebrachtem Mikrofasertuch
- ein Bürstenkopf (muss an der Unterseite simpel angesteckt werden)
- kleines Reinigungswerkzeug
- Bedienungsanleitung und Quick Start Guide auf Deutsch, Englisch und mehr
Seit dem allerersten Mi Robot 2016 ist der Lieferumfang bei Xiaomi-Saugrobotern derart geringteilig gehalten. Nur das Notwendigste vorhanden, man nennt Xiaomi nicht umsonst das „Apple Chinas“, wobei Apple ja nicht immer alles Notwendige mit in den Karton packt. 😉
So schön das auch wirken mag, fehlt es hier eindeutig an Zubehör und Ersatzteilen. Ein einziger Bürstenkopf? Kein zusätzliches Mikrofasertuch? Das ist mehr als dürftig und gibt auf jeden Fall Abzüge in der B-Note.
Design und Verarbeitung
Ich entschuldige mich jetzt schon einmal für eine Menge Spiegelungen auf den Bildern. Es ist fast unmöglich, den Roboter mit dieser schimmernden Oberfläche ohne Spiegelung zu fotografieren. Optisch erinnert der Saugroboter mit dem langen Namen stark an den ökosysteminternen Konkurrent Dreame F9, nur eben in Schwarz, anders gestalteten Bedienelementen und mit vorne verbauter 3D-Kamera. Aber ansonsten könnten es eineiige Zwillinge sein, was meint ihr?
Durch die 3D-Hinderniserkennung ist die flache Bauweise von 8,1 cm Höhe möglich. Damit ist er aber trotzdem 0,2 cm höher als der Dreame F9, der aktuell den mit Abstand besten Saugroboter unter 200€ und ohne LDS darstellt.
Wie erwartet gibt es bei Betrachtung der Verarbeitung und Materialqualität nichts zu bemängeln. Nichts ruckelt, wo es nicht sollte und der verwendete Kunststoff ist absolut hochwertig. Mich persönlich stört die schimmernde Oberfläche etwas, das ist aber Geschmackssache. Natürlich packt Xiaomi das Mi-Logo auch auf die Oberseite des Roboters. Man weiß ja, was die Fans sich wünschen.
Und auf die Unterseite ein CE-Kennzeichen, damit der europaweite Vertrieb keine Einschränkungen erfährt. Dort findet sich zudem ein einzelner Bürstenkopf, der mittels Rotation Staub und Dreck in Richtung der mittleren Walze schiebt. Diese ist V-förmig und sowohl aus Gummi als auch aus feinen Bürsten gefertigt. So ist die Walze in der Theorie sowohl für Hart- als auch Teppichboden geeignet.
Bis hierhin stören also nur die fehlenden Ersatzeile im Lieferumfang.
Navigation und Arbeitsweise: Vollgepackt mit Sensorik
Die ersten sollten bereits von diesem Artikel abgesprungen sein, weil sie auf dem Bild oben unweigerlich eine verbaute Kamera erkannt haben werden und Kameras datenschutztechnisch „zu unsicher“ für den Betrieb im Haushalt seien. Tatsächlich handelt es sich hierbei um einen 3D VSLAM-Grafiksensor, der die Erstellung einer virtuellen Karte und optimierte Hinderniserkennung ermöglicht (VSLAM = Visual Simultaneous Localization And Mapping). Ganz ohne Laserdistanzsensor.
Dies kennen wir vom Deebot Ozmo T8+, der in Ansätzen bessere Hinderniserkennungsergebnisse lieferte als die starken Modelle mit LDS. Aber der 3D-Sensor soll es noch nicht gewesen sein.
Auf der Oberseite findet sich ein optischer TOF-Sensor (Time-of-flight), den wir etwa vom Mi Robot 1S kennen. Mit diesem optischen Sensor werden Türen und Durchgänge präziser erkannt. Technisch betrachtet misst der Saugroboter mit dem TOF Distanzen mit einem Laufzeitverfahren (Geschwindigkeit + Entfernung). Optische Sensoren sind Geräte, die mittels Licht Gegenstände erfassen und sind nicht zu verwechseln mit Kameras.
Der 3D-Sensor erkennt Möbelstücke und andere Hindernisse als dreidimensionale Figuren und kann entsprechend besser ausweichen als bei eindimensionaler Erkennung. Kleine Hindernisse wie Schuhe, Kabel oder einer Waage sind aber auch für den 3D-Sensor zu klein.
Die Xiaomi Home App
Wer von euch bereits ein smartes Xiaomi-Gadget zuhause hat, hat auch die zugehörige Xiaomi Home App für Android und iOS bereits kennengelernt und auf dem Smartphone. Und kennt auch bereits die Art, Geräte in WLAN und App einzubinden: Bluetooth, Ortung und WLAN an, schon findet die Home App euer smartes Gerät. Sollten dabei Schwierigkeiten auftreten, lasst es uns in der Kommentarfunktion wissen oder schaut in diesen Ratgeber.
Dann empfehle ich noch zwei weitere Schritte: Einerseits checken, ob die Firmware auf dem neuesten Stand ist (s. Screenshot unten links), andererseits eine Verknüpfung für den Startbildschirm erstellen. Dadurch könnt ihr nicht nur schneller auf den Roboter zugreifen, sondern auch auch einige App-Berechtigungen entziehen und die App trotzdem uneingeschränkt nutzen.
Die App meldet nach der Einbindung folgende Hinweise, die es vor und bei der ersten Reinigungsfahrt zu beachten gilt. Als da wären:
- auf dem Boden verstreute kleine Gegenstände wegräumen
- Die Ladestation mit 0,5 m Abstand zu den Seiten und 1,5 m nach hinten an einer Wand aufstellen
- Eine gute Beleuchtung der Innenräume gewährleisten (damit die 3D-Kamera und der optische Sensor auch genügend „sehen“)
Einstellungen innerhalb der App
An sich könnte man nun direkt loslegen. Doch bevor wir den Mop 2 Pro+ von seiner Ladestation aus durch unsere Räumlichkeiten schicken, empfiehlt es sich, noch ein paar Einstellungen vorzunehmen und zu kennen. Darunter vor allem die „experimentelle Funktion“ des „Sparmodus des Wischers“, wie es in der App sperrig heißt. Bedeutet aber nur: Wenn du erstellte Karten speichern, virtuelle Wände ziehen und generell etwas Sinnvolles mit der virtuell erstellten Karte anfangen möchtest – schalt das an!
Aktiviert ihr genannten „Sparmodus“ (wer hat das übersetzt?), bekommt ihr einen Hinweis angezeigt, den ich euch wirklich ans Herz legen möchte. Sonst funktioniert nämlich später mit der Karte alles nicht so, wie ihr euch das erhofft.
Teppich-Boost
Ein Blick in die „Geräteeinstellungen“ ist ebenso von Vorteil. Dort könnt ihr den Teppich-Boost einstellen. Fährt der Mop 2 Pro+ auf einen Teppich, erkennt er diesen automatisch unter sich und schraubt die Saugkraft hoch auf das Maximum von 3000 pa Saugkraft. Funktioniert in der Praxis genau so, wie man es sich erhofft. Sogar auf Badvorlegern oder Yoga-Matten, womit Saugroboter normalerweise immer ihre Probleme haben. Der Mi Robot Vacuum Mop 2 Pro+ schleift diese nicht einmal durch die Gegend.
Kleiner Hinweis: Der Teppich-Boost funktioniert nur, wenn der Roboter nicht auf einem Teppich startet.
Hindernisse wie Teppichkanten oder Türschwellen überwindet der runde Haushaltshelfer bis 2 cm Höhe problemlos. Entsprechend kommt er auch auf die meisten Teppiche und in die meisten Räume. Mehr schaffen nur die Modelle von Qihoo 360. Aber zurück zur App!
Wen die Stimmausgabe des Saugroboters stört – mich nervte Sie bereits beim Anschalten – kann diese komplett ausstellen oder zumindest präzise leiser stellen. Es kann für Saugroboter-Neulinge aber hilfreich sein, die Sprachausgabe angeschaltet zu lassen. So weiß man immer, was den Roboter gerade beschäftigt oder was er tut. Immerhin kann man auch ein deutsches Sprachpaket herunterladen und installieren. Auch Push-Benachrichtigungen stehen zur Verfügung.
Mir fehlt es hier an keiner Einstellungsmöglichkeit. Gehen wir also weiter zum Mapping!
Das Live-Mapping
Immer nachvollziehen können, wo sich der Roboter in den vier Wänden befindet, während man selbst ein Eis essen geht. Herrlich. Nur muss man seine vier Wände bei der Live-Kartendarstellung des Mop 2 Pro+ schon sehr genau kennen, um zu wissen, wo er sich gerade befindet. Das Design der Kartendarstellung ist typisch Xiaomi und so bei nahezu allen Modellen ohne Laser-Raumvermessung zu finden.
Anders als viele Saugroboter nimmt sich der Mop 2 Pro+ nicht jeden Raum einzeln vor, sondern düst nach einigen Quadratmetern im Wohnzimmer schnurstracks ins Schlafzimmer. Vielleicht lagen da ja mehr leckere Wollmäuse.
Man erkennt es zwar nicht am Mapping, welches recht ungenau ist, aber die Hinderniserkennung ist richtig gut und dabei äußerst präzise. Wenn der Saugroboter mal Schwierigkeiten hat, dann nur in sehr dunklen Ecken. Ansonsten fährt er nirgendwo gegen, bremst immer rechtzeitig ab und wirkt durchgehend so, als hätten seine Sensoren alles im Griff. Eines dieser Modelle, die man bedenkenlos arbeiten lassen kann, während man selbst unterwegs ist.
Ein weiteres Modell, das beweist, dass man den Laserdistanzsensor in 2021 nicht mehr zwingend benötigt. Der Mop 2 Pro+ weiß durch seine alternativen Sensoren auch immer, wo er sich befindet. Am Ende fährt der runde Haushaltshelfer noch einmal alle äußeren Wände und Ecken ab, bevor er dann autonom zurück zu seiner Ladestation findet.
Aus meiner Sicht aber ein Riesen-Manko: Die ganzen intelligenten Funktionen in Bezug auf die Karte lassen sich frühestens nach drei autonomen Reinigungsfahrten nutzen. Zum Vergleich: Beim Ozmo 950 sind fast alle schon während der ersten Reinigung umsetzbar. Beim Dreame F9 nach der ersten Fahrt. Ganz ehrlich: Das ist für einen großen Hersteller wie Xiaomi wirklich ein derber Rückschritt.
Die Wischfunktion (warum auch immer wie immer dabei)
Sorry Xiaomi, aber es muss doch nicht immer dieser obligatorische 0,2 l Wassertank mit Wischtuch untendran geklatscht werden. Ich erspare euch mein wehleidiges Geschreibe hier und verweise auf die Wisch-Ergebnisse des Dreame F9. Die Wischfunktion ist wohl so ziemlich identisch. Um angehende Besitzer dieses Roboters aber nicht ganz mit leeren Händen dastehen zu lassen, an dieser Stelle ein Tipp, der sich auf alle Xiaomi-, und die meisten Roborock-Modelle anwenden lässt:
Falls das Wasser mal nicht so schön fließt wie ihr es gerne hättet: Einfach mal das Loch oben, direkt neben dem Loch, in welches ihr das Wasser füllt, mit einer kleinen Nadel durchstechen und somit vergrößern. Schon fließt das Wasser wieder besser.
Und: Wenn es Bodenreiniger sein muss, einen wählen, der extra für Saugroboter konzipiert ist. Und dann nur wenige Tropfen pro Wischvorgang in den Tank! Ich nutze diesen hier (weil nichts verklebt und der Geruch echt frisch ist). Nicht günstig, aber sicher.
Fazit: Das Geld wert?
Wir haben beim Dreame F9 gemerkt, dass ein Saugroboter nicht zwingend über einen Laser-Turm verfügen muss, um gut navigieren zu können. Entsprechend waren die Erwartungen an den Xiaomi Mi Robot Vacuum Mop 2 Pro+ (verdammt, benennt dieses Ding um @Xiaomi!) ziemlich hoch. Einfach gesagt ist das neue Modell ein Dreame F9 mit zusätzlichem 3D-Sensor – das muss doch besser sein! Tja, wie auch immer das möglich ist, er ist nicht besser.
Warum? Er kostet das Doppelte vom Dreame F9, navigiert aber genau so gut. Klar, er bringt 500 pa mehr Saugkraft aufs Scoreboard, hat ne halbe Stunde mehr Arbeitszeit zur Verfügung und kann an sich alles, was der F9 kann. Aber er sollte eben mehr können für das Geld. Und die 3D-Hinderniserkennung fällt in der Praxis kaum auf. Noch dazu hat der Mop 2 Pro+ Schwierigkeiten, im Dunkeln zu arbeiten und bietet erst nach einigen Reinigungsfahrten das volle Mapping-Potenzial.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Der Mop 2 Pro+ ist ein guter Saugroboter. Und er wäre auch weit vorne mit dabei in den Bestenlisten. Aber es gibt eben auch den Dreame F9 und sogar den noch besseren Dreame D9, die beide weitaus weniger kosten und das Gleiche vermögen in den vier Wänden. Es gibt keinen triftigen Grund, mehr auszugeben. Daran kann auch das schöne Mi-Logo nichts ändern.
Könnt ihr bitte alle in die Kommentare schreiben, dass ihr die Produktbezeichnung des Roboters viel zu lang findet? Vielleicht haben wir Glück und Xiaomi überdenkt das dann nochmal für die EU-Version. Oh Mann.
- hohe Saugkraft
- flache Bauweise
- großer Funktionsumfang
- Lieferumfang fehlt es an Ersatzteilen
- smarte Kartenfunktionen erst nach mehreren Reinigungsfahrten
- Wischfunktion
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